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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1934
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- Deutsch
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57, 8. März 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Paul Ernst: Erinnerungen.*) Ich war damals sieben Jahre alt. Da hatte ich schon den ganzen Schiller durchgelescn, nicht nur die dichterischen, sondern auch die geschichtlichen und philosophischen Schriften. Was ich mir dabei gedacht habe, weiß ich nicht mehr, nur erinnere ich mich noch, daß den tiefsten Eindruck auf mich die Räuber machten, und dann zwei Gedichte: »Hektars Abschied» und »Die Schlacht». Hektars Ab schied konnte ich auswendig. Ich stellte mich vor die Großmutter, welche auf ihrem Stuhl saß und strickte, und trug ihr das Gedicht vor, indem ich mir dachte, daß sie Andromache und ich Hektar sei, und die Worte der Andromache mit andrer Stimme sprach. Auch die Bibel habe ich damals verschlungen, gleichfalls von Anfang bis zum Ende. Am liebsten waren mir die geschichtlichen Stücke des Alten Testaments, die Evangelien und die Offenbarung, während ich mir aus den Episteln und den Propheten weniger machte. Immerhin kamen auch in den Propheten schöne Stellen vor, wie etwa Ezechiel eben zu den Schnittern aufs Feld geht, um ihnen das Essen zu bringen, und dabei von Gott am Schopf ergriffen und fortgeführt wird, oder wie Daniel seinen Traum hat. Aber solche Stellen waren selten. Meistens zeigte es sich nur, daß die Juden ein verstocktes Volk waren und vom Herrn gezüchtigt werden muß ten. Dann hatte ich noch den preußischen Kinderfreund, der war das Schullesebuch meiner Mutter gewesen. Das Buch muß ja wohl in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zusammen gestellt gewesen sein, aber wie denn damals die Ideen viel lang samer gingen als heute, so war es wohl noch im Geist des acht zehnten Jahrhunderts gehalten; es drückte eine einfach bürgerliche -Sittlichkeit aus und stellte alle menschlichen Verhältnisse, die es berührte, von einem solchen Standpunkt aus dar. Es war natürlich darauf berechnet, im einfachen Volk Liebe und Verehrung für das Königshaus zu erwecken. Das geschah in einer Weise, die dem Volk verständlich war, die auch wohl den Verfassern des Buches die angemessenste sein mochte. Die Könige erschienen als sparsame und tüchtig einfache Landesväter, die für das Wohl ihrer Untertanen besorgt waren, und die Untertanen als ehrbar verständige Leute, die sich von der höheren Einsicht des Herrschers leiten ließen. Wenn ein Feind das Land bedrohte, so standen Volk und Herrscher zu sammen. Da war zum Beispiel eine Geschichte von Friedrich Wil helm III., zu dem kommen die kleinen Prinzen gelaufen und er zählen, daß auf dem Markt Kirschen zu kaufen sind, aber es find die ersten Kirschen und sie sind noch sehr teuer. Der Kaufmann Schulze an der Ecke hat welche für seine Kinder gekauft. Der König antwortet den Kindern: »Wenn der Kaufmann Schulze so viel Geld hat, daß er solche unnützen Ausgaben machen kann, dann ist das seine Sache; ich aber habe nicht mein Geld, sondern das Geld meines Landes, und damit muß ich sparsam sein». Dann war da ein Gedicht auf Blücher und die Schlacht an der Katzbach. Es schloß: »Und nehmt, Ohnehosen, den Walfisch zum Grab«. Ich »j Mit freundlicher Erlaubnis des Albert Langen-Georg Müller Verlags entnehmen wir den nachfolgenden Abschnitt dem Band »Jugenderinnerungen« <Ln>. RM 7.50). Er kann im Nahmen des Wlnterhilfswerks des Buchhandels von der gesamten deutschen Presse nachgedruckt werden. D. Schrlstl. 210 besaß auch ein Buch über Naturkunde, aus welchem Ich neben andern wissenswerten Tatsachen wußte, daß der Walfisch überhaupt keinen Menschen verschlingen kann, weil er eine viel zu enge Kehle hat. Aber das störte mich nicht in meiner vaterländischen Begeiste rung über Blücher, und ich betrachtete die Naturgeschichte als ein niedrigeres Gebiet, dessen Wahrheiten durchaus nicht allgemein ver bindlich sind. Endlich hatte ich noch ein Buch aus dem achtzehnten Jahr hundert, dessen Titel ich vergessen habe. Es muß wohl irgend etwas Unbedeutendes gewesen sein, denn sein Inhalt ist ganz mei nem Gedächtnis entschwunden. Ich weiß nur noch, daß alles, das in ihm geschrieben stand, äußerst klar und vernünftig war, und mich, der ich sehr zum Überschwang der Gefühle und Vorstellungen neigte, sehr ansprach. Wenn ich jetzt die Reihe dieser Bücher vor meinem geistigen Auge sehe, so sage ich mir, daß ein wunderbares Glück sie mir zu geführt hat. Sie haben mich wesentlich gebildet. Aber war dieses Glück ein Zufall? Den Schüler hatte mein Vater sich durch lange Jahre gewünscht und sich dann mit mühsam gespartem Geld ge kauft. Er hatte sechs Thal« gekostet, und damals, als er ihn kaufte, verdiente mein Vater anderthalb Thaler die Woche. Der Kinder- frcund war das Lieblingsbuch meiner Mutter, das sie von ihrer Schulzeit aufbewahrt und mit in die Ehe genommen hatte. Die Bibel war damals das allgemeine Lesebuch der Kreise, in denen meine Eltern lebten. Das, was ich in jenen Jahren las, hing naturverbunden mit meinen Eltern zusammen und mit meiner Umgebung, aus der ich hcrauswuchs, und mein gesamtes kindliches Leben ging in den Grenzen strenger Notwendigkeit dahin, die durch Eltern und Umgebung geschaffen wurde. Internationale Statistik der Geistesarbeit im Sahre 1S32.*) II ll s- Börsenblatt 1934, Nr. 9>. (Die entsprechende Statistik für das Jahr 1931 siehe Börsenblatt 1933, Nr. 20, 56 und 82.) Brasilien. Im Jahre 1929 erschienen in Brasilien: 738 wissenschaftliche Werke 2SI pädagogische Werke 202 der Schönen Literatur angehörige Werke 133 verschiedene Werke Insgesamt 1282 Werke, die von SS Firmen herausgegeben wurden. Im Jahre 1931 erschienen in Brasilien 2959 periodische Veröffentlichungen (Jahrbücher, Kalender usw. inbegrif fen). 216 Zeitungen kamen täglich heraus. (Nach Ludwig Schön rock.) Euba. Im Jahre 1932 erschienen auf Cuba 262 periodische Veröffentlichungen, nämlich 67 Tageszeitungen und 195 andere Blätter und Zeitschriften. Die drei verbreitetsten Zeitungen (Li dluncko, Itiuiio cke la dlarina und Ilbralcko cke Ouba) haben eine tägliche Auflage von je 50 000 Exemplaren. (Nach Ludwig Schönrock.) Italien. Das Lolletiuo ckeile pubblicarioui italiane vom Dezember 1932 enthält die Statistik der während des genannten Jahres er schienenen italienischen Verlagswerke. Trotz ihrer Uuvollständlgkcit kann man annchmen, daß die meisten italienischen Verlagswerkc und auf alle Fälle die wichtigsten von den Florentiner Statistikern festgehalten worden sind. Die Statistik nach Wissenschaftsgebieten ergibt nachstehendes Bild: *) Nach »Ds Droit ck'äutsur«, Bern, Nr. 1 und 2 vom 15. Ja nuar und 15. Februar 1834. Übersetzung von ErtchKoerner.
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