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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.11.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.11.1889
- Sprache
- Deutsch
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18891123
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6270 Sprechsaal, 273, 23. November 1889. Die »»nütze» Sortiinenter. Man hört vielfach die Klage, es habe keine» Sinn, sich für die Sortimenter ins Zeug zu legen, diese kämen ja auch ihren Pflichten gegen die Bcrlegcr nicht »ach, sie ignorierten vielfach die Vcrlagswerke derselben, arbeiteten nicht gehörig für deren Absatz Das mag ja in manchen Fällen richtig sein. Aber ganz abgesehen davon, daß jede Ver triebsorganisation, welche wir an die Stelle der jetzigen setzen würde», sicher auch nach dieser Richtung ihre Schwächen hätte, muß ich sagen, daß meiner Ansicht nach an dem ungenügenden Absatzerfolg, über welchen sich der Verleger ärgert, in vielen Fällen nicht der Sorti menter, sondern das betreffende Verlags werk schuldig ist. Ich habe diese Erfahrung an mir selbst im eigenen Perlag gemacht. Zunächst glaubt man ja an die Gangbarkeit jedes Werks, das man ausgiebt; andernfalls hätte man es nicht ver legt. Da sich aber auch der vorsichtigste und gewandteste Verleger einmal vergreift, so wird eine Anzahl von Verlagswerken in die Welt gesetzt, welche nun einmal nicht gehen wollen und können. Da man ferner in solchen Fällen natur gemäß lieber anderen als sich selbst die Schuld giebt, so kommt man auf sehr erklärliche Weise zur Klage über mangelnde Pertriebsarbeit und Intelligenz der Sortimenter. Ah habe mich, wie gesagt, selbst schon da bei ertappt. Bestärkt wird man dann vollends in dieser Annahme, wenn hinterher durch ganz außerordentliche Mittel, die in speziellen Fällen der Verleger sich gestatten kann, da, wo der Sortimenter nichts machte, vom Verleger dennoch ein gewisser Absatz erzielt wird. Will man gerecht sein, so muß man sich in solchen Fällen fragen: konnte der Sortimenter gegenüber dem ihm winkenden Nutzen die gleichen oft sehr zeitraubenden und kostspieligen Vertriebs- Mittel wie der Verleger anwenden? Auch wird oft übersehen, die auf das Do mizil und den speziellen Kundenkreis sich gründende Eigenart der Sortimentsgeschäfte gehörig zu be achten; es wird Absatz eines Buches an Orten verlangt, Wo die Verhältnisse denselben unmög lich machen, während er an anderen Orten sich verhältnismäßig leicht erzielen läßt. So mag es häufig genug kommen, daß derselbe Sorti menter, welcher einem Verleger Hunderte von Exemplaren eines populären Buches absetzt, für den Verlag eines wissenschaftlichen Verlegers gar keinen Wert hat, während ein anderer dem letz teren gute Dienste leistet, populären Verlag aber vollständig ignorieren muß. Wenn nun aber für jeden Verleger eine Anzahl von Sortinientern wertlos ist, darf das ein Grund sein, die ganze Einrichtung, die Mehr zahl der Sortimenter bis auf wenige Cchleudcrer zu Grunde gehen zu lassen, was bei unfern jetzigen Post- und Eisenbahnvcrhältnissen jeden falls eintreten muß, wenn die Verleger nicht energische Maßregeln gegen die prinsipielle Schleu dern ergreifen? Ist unser Sortimentsbuch handel wirklich so schlecht, daß wir uns leichthin dieses vorhandenen Bertricbsapparats entäußern könnten, bevor wir noch wissen, was an seine Stelle setzen da nur wenige Verleger in der Lage sind, ihren Verlag im Notfall direkt an die Adressen aller Interessenten im Deutsche» Reich zu bringen? Alles in allem habe ich immer gefunden, daß, wenn man ein die Bedingungen der Gang barkeit in sich tragendes Verlagswerk im deutschen Buchhandel zweckmäßig vciserdct und de» Ver trieb in zweckentsprechender Weise sördert, ein überraschend schneller und umfassender Erfolg erzielt wird. Die Kaufkraft des Publikums wird dann von unserm Sortimenterheere — ich möchte -- Sprechsaal. ^ sagen systematisch ausgepreßt wie eine Citronc, so daß faktisch der größünögliche Absatz er reicht wird. Infolge einzelner glänzenden Erscheinungen des französischen und englischen Büchermarkts und besonders seiner über die ganze Welt ver breiteten Romanlitteratur spricht man immer und immer wieder von dem größeren Absatz französischer und englischer Bücher. Nichts ist unrichtiger als das. Der gegen den unsrigen ganz bedeutend zurückstehendc Sortimentshandel Frankreichs und Englands macht eine so er schöpfende, systematische Verbreitung von Büchern wie in Deutschland unmöglich, und ich habe schon französische und englische Verleger mit Neid von unserm wohlorgamsiertcn Sortiments handel sprechen hören. Mag er seine Fehler haben. Zugegeben! Aher was wollten wir Verleger denn an seine Stelle setzen, wenn er einmal ruiniert wäre? Mit den Herren Schleuderern läßt sich trefflich Geschäfte machen, so lange dieAndercn noch da sind und ihrem mühsamen Erwerb weiter nach gehen. Wenn sie einmal gezwungen das Feld räumen, so wird die Situation für die Ver leger eine wesentlich andere werden. Wir werden dann mehr oder weniger auf jene Schleuderer angewiesen sein, welche in dem Kampf aller gegen alle übrig bleiben. Diese werden sich dann in den kleinen Städten wohl auch ihre von ihnen abhängigen Wieder verkäufen und damit einen neuen Zwischen handel schaffen, auf die Verleger aber einen schweren Druck ausüben und überdies den durch das Eingehen des Provinzsortiments ausfallen den Absatz nickt ersetzen. Wer freilich der Ansicht des Herrn Kollegen ist. welcher in Nr. 268 »falsche Auffassungen» berichtigt, und seines Genossen, welcher in einem »Beitrag zur Reformation des Buchhandels- den Sortimentern vorwirft, daß sie das Börsenblatt nicht lesen und alles Verständnis für die Mühen. Geldopfer und Enttäuschungen der Verleger ver loren haben, der wird dem untergehenden deutschen Sortimentsbuchhandel keine Thräne nachweincn, da der Sortimenter nach der Ansicht der be treffenden Herren auf alle Fälle im Unrecht bleib: geht ein Buch, so ist das nicht sein Ver dienst, dann spielt er nur die gänzlich belanglose »Vermittler-Rolle»; dagegen ist er unbedingt schuldig und trägt ausschließlich die Verantwor tung, wenn es nicht geht! Armer Sortimenter! Schreiber dieser Zeilen, welcher vor Jahre» sein Verlagsgeschäft mit mehr als bescheidenen Mitteln gründete, hat sich hcraufgearbeitet wesent lich mit Hilfe des deutschen Sortiments-Buch handels. Denn Wenn dieser ihm auch seine gang- baren Verlagsartikel nicht schuf, — er hätte die selben, auch wenn ihm mehr Mittel zur Ver fügung gestanden hätten, als es der Fall war, nun und »immer in der Weise verbreiten tonnen, Wie es ihm mit Hilfe des wohlorgani sierten, jedem deutschen Verleger, dem großen wie dem kleinen, zur Verfügung stehenden Sor timentsbuchhandels möglich war. Er ist fern davon, durch diese Zeilen irgend Jemanden verletzen zu wollen. Aber wenn er gewisse, zum Teil verbitterte, zum Teil höhnische Ausführungen über unser» Sortimentsbuchhandel liest, so sagt er sich immer: etwas Wahres und Berechtigtes mag ja an denselben sein, aber in vielen Fällen sind es doch wohl Ausflüsse entweder einer erfolglosen Verlagsthätigkeit, welche selbst Engel von Sortimentern nicht zu einer erfolgreichen machen könnten, oder aber — und das ist weit schlimmer — einer Ucberhcbung, eines Hochmuths, der aus Ave Anzahl absolut sicherer Verlagsartilel, auf »die eigene schöpferische und bekanntmachende Thätigkeit- sich stützend, die kleinen Dienste, welche ihm der armselige Sortimenter durch seine Ver wendung leistet, entbehren, ja verachten zu können wähnt. Es weiß aber Keiner, und sei er noch so groß, ob er nicht den Kleinen noch einmal in seinem Leben brauchen kann und ob er den selben nicht doch sehr vermissen würde. Wenn er nicht mehr für ihn da wäre! Auch ein Verlagsbuchhändler. Ter Sortimcnterbund. Wie ich zu beobachten Gelegenheit habe, werden die Bestrebungen dieses Vereins da und dort in Vcrlegerkrciscn unrichtig beurteilt und ausgclegt. Als Unterzeichner der «Erklärung» und Mit glied dieses Vereins fühle ich mich bewogen, kurz meine Auffassung kund zu geben, was ich um so unbefangener thun kann, als ich ja auch Verleger bin. Was die Form der Erklärung anbctrifft, so hätte sic vielleicht etwas glücklicher gewählt wer den dürfen, um alle Mißverständnisse zu ver hüten; die Sache und der Zweck aber sind gut. Warum soll cs nicht im freien Willen des Sortimenters liegen, sich vorzugsweise für den Absatz von Verlag zu bemühen, dessen Besitzer offen sich als unsere Freunde zu erkennen geben, rcsp. solcher Verleger, die das solide, gute Sortiment schützen gegen sogenannte Schleuderfirmen und außcrbnlb des Buchhändler-Vereins Stehende? Kann ein Sortimenter, der treu zu den Vor schriften seines Lokal- oder Provinzial-Vcrbandcs und des Börscnvcrcins hält, glcichgiltig mit an- ichcn, wenn beliebige andere an demselben Ort bestehende oder neu sich etablierende Firmen, moderne Antiquare, Buchbinder, Spielzeug läden re. von angesehenen Verlegern sofort zu den gleichen Bedingungen, resp. mit vollem Rabatt, ganz wie sic selbst, bedient werden? Die Stellung, die der Verleger gegenüber dem Sortimenter einnehmen will, liegt durchaus in seiner Hand. Wir Sortimenter haben kein Recht, uns in seine Gcschäftsprinzipicn zu mischen; nur wahren wir uns anderseits das Recht, unsere Sympathie mehr demjenigen Verleger zuzuwenden, der auch ein Herz und etwelche Rücksichten für uns hat. Zürich, Mitte November 1889. F. Schultheß. Noch einmal der Sortimenterbund. Ein Wort zur Verständigung. Zwei Einsendungen in Nr. 268 d. Bl., die eine von e-, die andere von 8. unterzeichnet, geben uns willkommene Gelegenheit zur Wider legung verschiedener irrtümlicher Ansichten über das Sortiment und den Sortimenterbund, wie sie, weitab von der Sortimenterpraxis, leider immer noch am grünen Tisch mancher Verleger bestehen und hartnäckig sich am Leben erhallen. Beide Einsender nehmen einen speziellen Vor fall zum Anlaß, um daran allgemeine Klagen zu knüpfen und gewissermaßen unserm ganzen Stande einen Vorwurf daraus zu machen, daß es auch unter den Sortimentern Kollegen giebt, für deren brieflichen Verkehr mit den Verlegern man nicht immer die Verantwortung übernehmen möchte. Eine »heimliche Achterklärung» z. B. erklären wir so lange für eine Fabel, bis man uns schriftliche oder gedruckte Gegenbeweise bringt, und wenn ein Sortimenter, der wenig für den Verlag des Herrn 8. thut, sich erlaubt, Bemer kungen zu machen, deren Berechtigung Herr 8. bestreitet, so ist diese, im vorliegenden Falle viel leicht nicht angebrachte »Einsprache in Geschästs- dispositionen» durchaus kein Beweis dafür, daß der Sortimenter nicht trotzdem begründete Ursache hat, sich oft über Rücksichtslosigkeiten gewisser Verleger zu beklagen. Obwohl also unserer Ueberzeugung nach
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