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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1934
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- 1934-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1934
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- Deutsch
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X- 49, 27. Februar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. Dtschu Buchhandel. mehreren hundert Millionen Mark zutage gefördert. Niemals hätte eine Steuer diese Fülle von Geld-, Sach- und Arbeits leistungen mobilisieren können. Erziehung durch Propaganda. Ohne eindringliche Werbung wäre ein solches Werk nicht denkbar und nicht durchführbar. Sie ist jedoch hier nichts anderes als Erziehung zur Gemeinschaftsarbeit, als die Verbreitung von Gedanken und Ratschlägen zur gegenseitigen Hilfe. Es wäre abwegig, in der Propaganda für das Winterhilsswerk eine blosse Werbung für den nationalsozialistischen Staat und in den Lei stungen des Winterhilsswcrkes eine Art von Bestechung des Vol kes zu erblicken. Denn diese Leistungen sind gross und tatsächlich vorhanden. Der »Sozialismus der Tat», der sich im Winterhilss werk zeigt, ist nicht ein angchängter Fremdkörper, der den Na tionalsozialismus schmackhafter machen soll, sondern das wahre Gesicht des Nationalsozialismus. Schwierigkeiten der statistischen Erfassung. Die Vielfältigkeit der Spenden und der Leistungen und der ungeheure Umfang der Organisation machen es fast unmöglich, das ganze Werk in allen seinen Teilen und Auswirkungen zahlen mäßig genau zu erfassen. Man muß bedenken, daß der größte Teil der Organisation erst im Laufe des Winters anfgcbaut worden ist. Die Mehrzahl der lrs Millionen ehrenamtlicher Helfer hat keine kaufmännischen Erfahrungen auf dem Gebiet der Rech nungsführung; viele sind selbst erwerbslos und werden unter stützt. Ein großer Teil arbeitet nur abends nach der beruflichen Tagcsarbeit mit. Daher müssen Formalitäten und Statistiken, auch angesichts der gewaltigen Arbeitsüberlastung, häufig zurück gestellt werden. Außerdem sind viele der Sachleistungen zahlen mäßig schwer zu bewerten, da Preise nicht bekannt sind *). Geringe Unkosten. Uber den Umsang der Spenden und der Leistungen bestehen im Jnlande wie im Auslande zuweilen irrige Vorstellungen. Manchmal werden die Eingänge überschätzt, und man zieht dar aus dann den Schluß, daß die Leistungen zu gering sind oder ein Teil der Mittel für andere Zwecke verwendet wird. Hie und da taucht auch die Behauptung auf, daß der ganze Apparat vor wiegend eine Versorgungsanstalt für Funktionäre der NSDAP, sei. Nicht nur die Sozialdemokratie, sondern auch manche Ein richtungen der früheren Wohlfahrtspflege haben allerdings den Vorwurf verdient, daß sie um ihrer selbst willen da waren. Bei dem Winterhilfswerk ist der Grundsatz der ehrenamtlichen Mit arbeit so bewußt durchgeführt worden, daß nur etwa I v. T. der aufgebrachten Spenden für die Vcrwaltungskosten erforderlich waren. Wenn hauptamtliche Kräfte herangezogen wurden, so lag ihre Bezahlung weit unter den Sätzen der privaten Wirt schaft. In den meisten Fällen sind solche Kräfte vorher arbeits los gewesen; ihre Beschäftigung im Winterhilfswerk war also ein Teil der Aktion selbst. Durch die Straßenbrieflotterie des Winter- hilfswcrkes sind im gesamten Reichsgebiet etwa 19 MO arbeitslose Familienväter für ein Vierteljahr in Arbeit gebracht worden. Der llmsang der Leistungen. Man hat berechnet, daß annähernd 16 bis 19 Millionen Volksgenossen durch das Winterhilfswerk den ganzen Winter hindurch mehr oder minder weitgehend unterstützt wurden. In folgedessen entfällt trotz der Höhe der Spendeueingängc auf jeden Kopf eine verhältnismäßig bescheidene Unterstützung, die aber in der Regel ausreicht, um den Betreffenden vor den schlimmsten Auswirkungen des Hungers und der Kälte zu bewahren. Es dürfte sich um Sachleistungen im Werte von durchschnittlich 4 RM. monatlich je Kopf der Unterstützungsempfänger handeln. Selbstverständlich ist es hier, wie bei jedem Durchschnitt: Im einen Fall waren die Leistungen — und die Bedürftigkeit! — höher, im andern geringer. Auch darf man nicht vergessen, daß so manche Hilfe von Mensch zu Mensch durch die Propaganda des Winterhilsswerks ausgclöst worden ist, ohne daß die Organi sation davon berührt wurde. Die Möglichkeit, von verschiedenen Vgl. Werner, Zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Winter- hilsswerks, Nationalsozialistischer Volksdienst Nr. 4, Jan. 1934. Seiten doppelte und dreifache Unterstützungen zu beziehen, wurde durch die Zusammenarbeit aller Wohlfahrtsorganisationen unter Führung der NSV. und die karteimäßige Erfassung aller Unter stützten unterbunden. »Arbeitsbcschassung« durch das Winterhilfswerk. Naheliegend ist die Frage, wieweit das Winterhilsswerk zur »Arbeitsbeschaffung» bcigctragen hat. Durch die vorstehenden Ausführungen ist diese Frage bereits teilweise beantwortet wor den. Das Winterhilsswerk hat im großen Umfange dadurch »Arbeit beschafft», indem es untätige Menschen zu Leistungen aktiviert hat. Sie haben zwar vom Winterhilsswerk keine »Stel lung» bekommen, aber sic haben doch wieder einmal arbeiten und etwas leisten dürfen und auch etwas dafür erhalten. Ander seits haben viele Menschen, die bereits erwerbswirtschaftlich tätig sind, zahlreiche zusätzliche Arbeiten unentgeltlich zugunsten der Bedürftigen geleistet: Die Mühlen haben das von den Bauern geerntete, gedroschene und gespendete Getreide kostenlos vermah len, und die Bäcker haben es unentgeltlich verbacken; der Kohlen handel hat namentlich in den Arbeitervierteln der großen Städte häufig das Mehrfache seines normalen Umsatzes gegen eine ganz geringe Gebühr, die kaum die Transportkosten deckte, für die Be dürftigen hcrbcigeschafft, bcsördert und ausgeliefert. Nicht minder bedeutend sind die Leistungen anderer Handwerkszweige, wie die der Fleischer, der Friseure, der Schneider, des Vcrgnügungs- gewerbcs usw. Die Nähstubcn. Besonders bemerkenswert sind die Nähstuben, die von der NS.-Volkswohlfahrt von den Frauenschaften und ähnlichen Stel len eingerichtet worden sind. Ein Beispiel für viele: Auf Anord nung des Winterhilsswcrkes wurde in der badischen Schwarz- waldgemcinde Kniebis, wo 40 Holzfällerfamilien infolge des rück läufigen Holzabsatzes in die furchtbarste Not geraten waren, eine Nähstubc eingerichtet, in der 35 Frauen und Mädchen freiwillig arbeiten. Die Nähmaschinen stellte die Gemeinde. Der Landes- führer des Wintcrhilsswerkcs hatte 2400 m Flancllstoss, der im Notstandsgebiet am Hochrhein hergestellt worden ist, aus den Kniebis gesandt; fleißige Frauenhände fertigen jetzt unter An leitung der ehrenamtlichen Helferinnen 1200 Bubenhemden, Um legekragen usw. an. Für diese freiwillige Arbeit erhält die Ge meinde eine ansehnliche Menge von Lebensmitteln. Ein ähnliches Beispiel liegt aus dem Amt Schopfheim vor. Hier sind cs besonders das Bernauer Tal, die Gegend von Todt moos, Wieden, Häg und Ehrsberg, wo 8800 Menschen wohnen, meist Holzfäller, Bürstenmacher und Holzschnefflcr, die »Kiwilli- macher», wie sic im Volksmund heißen, die Löffel und Bildwerke schnitzen und bei denen seit Jahren die bitterste Not herrscht. Dort werden in freiwilliger Zusammenarbeit Knaben- und Männer- hcmden aus 13 000 m Flauell angefertigt, den das Winterhilss werk zur Verfügung gestellt hat. Da die Familien vom Winter- hilfswerk schon mit Lebensmitteln versorgt sind, erhalten sie als Gegenleistung 400 Männer- und 200 Kinderschuhe. Diese werden in einem Schopfheimcr Betrieb, der sehr schlecht beschäftigt war und jetzt wieder Leute einstellen kann, hergestellt. An unzähligen andern Plätzen waren solche Nähstuben weniger Produktions und mehr Reparaturwerkstätten, in denen die vom Winterhilss werk gesammelten gebrauchten Kleider durch die Bedürftigen in standgesetzt oder geändert wurden. In Groß-Berlin betreibt die NSV. 197 solcher Nähstuben, in denen etwa 2000 Frauen und Mädchen beschäftigt werden. Manche Arbeiterfrau, manches junge Mädchen hat auf diese Weise überhaupt erst nähen gelernt. Im Bereich des bayerischen Staatsgebietes war im Herbst 1933 zu einem Strickopser aufgerufen worden. Obwohl der Aufruf nur einmal veröffentlicht wurde, haben sich daran mehr als 600 000 Menschen beteiligt, die nahezu 700 000 Einzelstücke im Werte von rund 1,2 Millionen RM. angesertigt haben. Die glänzende Kon junktur in der Strickgarn-Industrie dürfte zu einem erheblichen Teil auf diese Aktion zurückzuführen sein. Auch durch die enge Zusammenarbeit mit der bäuerlichen Selbstverwaltung ist es vielfach gelungen, den verschiedensten Inter essen gerecht zu werden. Im Bereich der Landesbauernschaft Hes sen-Nassau hatten sich die Bauern in hervorragender Weise durch 189
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