>5 25, 30. Januar 1934. Redaktioneller Teil. vvrs«n-latt f. Dtschnvuchhaaü«!. Phot. E. Hoenisch Der Präsident der Reichsschrifttumskammer Or. Hans Friedrich Blunck bei seinem Vortrage im Buchhändlerhause völkerungsdichte, die Rasse des Volkes und auch die klimatischen Verhältnisse seines Lebensbezirkes sind hier von großer Bedeu tung. Denn Kulturen sind keine schwebenden Intelligenzen, son dern sind an ein Volk geknüpst, auch an die Lebenstüchtigkeit und Wehrfähigkeit eines Volkes. Wenn man diese allgemeinen Beobachtungen über die Voraussetzungen der Kulturen aus Deutschland anwenden will, so mag man sich hüten, die mannig fachen Unterschiede, die im deutschen Volk heute vorhanden sind, zu übersteigern. Man wird sich gegenwärtig halten müssen, daß nicht nur die Volkseinheit Kultur schasst, sondern auch das Um gekehrte gilt: je stärker unser Volk seine Kultur zu steigern ver mag, um so stärker wird sich auch die Einheit und Reinheit im Staat geltend machen. Vergessen wir niemals, daß Blut allein noch nicht maßgebend ist, sondern daß Glaube an Zeit und Aus gabe hinzukommen müssen. Bon größter Bedeutung aber ist für uns die Bevölkerungsdichte. Wir brauchen, gerade auch kultur politisch betrachtet, eine starke Aussiedlung Deutschlands. In diesem Zusammenhang behandelte Blunck eingehend die Ausein andersetzung zwischen Technik und Volkstum. Wir müssen uns gegen die Übergriffe der Technik auf Gebiete, die uns heilig sind, entschieden zur Wehr setzen; die Landarbeit muß, in weitestem Maße, Handarbeit sein oder wieder werden. Es gilt, die Verstär kung des Kleinbauerntums zu fördern. Wie wichtig für die Kultur des Reiches seine Siedlungspolitik ist, erkennt man am Beispiel der großen Städte, die für ihre Aufgaben nur dann er halten bleiben können, wenn eine Verstärkung der Bevölkerung vor ihren Toren erfolgt. Innerhalb der geistigen Bewegungen, die die Kulturen kennzeichnen, sind die Zeiten der großen Wandlungen die wahr haft sruchtbaren Zeiten. Heute halten wir an einem solchen Ab schnitt und neuen Beginn. Wir standen vor der Entscheidung, ob wir die Zivilisation der Aufklärung sortführcn wollten oder 84 eine neue Lebensform gewinnen, wie sie schon bei Herder und dem jungen Goethe spürbar ist. Wir haben uns für diese ent schieden, denn die geistigen Grundlagen der Märzrevolution von 1933 sind auch die Kräfte, die im deutschen Sturm und Drang, in der Romantik und der Jugendbewegung um 1900 wirkten. Wir stehen noch mitten in der Wandlung, und die Heftigkeit und Raschheit dieser Wandlung allein in dem einen seither verflosse nen Jahr erscheint wie ein Wunder. Wir wenden uns gegen den Rationalismus und gegen allen Dünkel, eine neue diesseitige Frömmigkeit erfüllt uns und der Glaube an die göttliche Auf gabe der Steigerung unseres Daseins, eine Aufgabe, die wir von Bach und Beethoven, vom jungen Goethe und Novalis herleiten. Wir sind in eine Sturmzeit geboren. Es ist nicht nur eine deutsche Wandlung. Mögen Frankreich und England die alten Zeiten fortführen, mag der oder jener sie im Sinne Spenglers heroisch zu Ende leben — wir beginnen neu! Wir sehen in der Kunst gleichsam den Bericht, den ein Volk über Liebe und Treue, über die Vorahnung dessen, was uns über das Irdische hinausführt, der Allmacht erstattet. Wir bekennen uns zur Wirklichkeit unserer Vergangenheit und spüren, daß der Ruf von Blut und Landschaft älter ist als alles das, was uns an »Bil dungsgut» zufloß. Älteste Jahrtausende sind in diesem Jahre in uns rege geworden. Wir bekennen uns zu einer Natursrömmig- keit, die deutsch und germanisch ist. Nach diesen allgemeinen Betrachtungen kam Blunck zur praktischen Kulturpolitik und damit zu der Stellung der vier Künste im neuen Staat. Die Fülle künstlerischen Schaffens muß gewahrt bleiben. Der Staat hat das Recht, unter den frei Schaffenden zu wählen, und die Pflicht, zerstörenden und auf lösenden Strömungen cntgcgenzuwirken. Der Staat soll dabei nicht engherzig sein, vielmehr die Kühnheit auszeichnen, aber die bloße Gesinnungsdichtung und Halbkunst meiden.