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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-01-27
- Erscheinungsdatum
- 27.01.1934
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- Deutsch
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23, 27. Januar 1934. Redaktioneller Teil. «öis-lM-tt s. d. Mich» Buchhand-I. Geschäft bedeuten koniite. Ich habe mich auch genauestcns an diese Richtlinien gehalten, indem ich, neben zwanzig Neuerscheinungen aus der Universal-Bibliothek, nur die zwei Weihnachtsschlager des Ver lags Reclam (Branchle: »Handbuch der Raturheilkunde« und Czech- Jochberg: »Deutsche Geschichte») in einer geschmackvoll ausgestatteten Koje zur Ausstellung brachte. Der Erfolg hat mir Recht gegeben: noch heute werde ich in meinem Berliner Büro täglich mehrmals angcrusen, um Auskunst darüber zu geben, tu welcher Buchhandlung der auf der Messe gezeigte Brauchte oder Czech-Jochberg zu kaufen ist. Die eindringlichere Propaganda für nur zwei Bücher wirkt sich also aus längere Zeit aus. Leider scheint die neue Richtlinie anderen Verlagen zu spät seitens der Ausftellungsleitung bekanntgegeben zu fein, oder man ist l» der Eile lieber bei dem früheren System geblieben. So wurde die Buchmesse, die das Weihnachtsgeschäft i» Büchern beleben wollte, wiederum eigentlich nur zu einer zwar geschmackvollen, aber ver wirrenden Übersicht über die riesengroße Produktion des deutschen Verlags. Zu 2. Die Verwirrung sin den Köpfen der Leute, welche Bücher kaufen sollten!) wurde dadurch ins ungeheuerliche gesteigert, das; an den Verkaufsständen des Sortiments nicht nur die an den Verlagsständen propagierten Werke zugelassen waren, sondern daß alles, was »wertvoll» ist, ausgelegt werden konnte. So kam es, daß man schöngeistige Bücher, die längst vor dem Kriege erschienen sind, an den Verkaussstänben erblicke» konnte! Wird damit wohl der Zweck einer »Buchmesse» crsüllt? Trotzdem sollen manche Verleger noch immer nicht mit der vom Sortiment getroffenen Auswahl zusrieden gewesen sein und heiße Kämpfe durchgesiihrt haben, um jedes Verlagswerk in den einzelnen Berkanssabtcilnngen anzubringen I Da durch aber boten die Verkanfsstände nichts, was vor dem Käufer die Veranstaltung einer besonderen »Buchmesse» rechtfertigen konnte; denn die Hervorhebung der nationalen, nationalsozialistischen und rassischen Literatur findet man heute ja sowieso ln jedem Schau fenster. Das »Geschäft« wäre zweifellos besser gewesen, wenn der Käufer nicht vor einer verwirrenden Fülle von Büchern gestanden hätte, sondern wenn ihm durch die gemeinsame, stark auswählende Propa ganda von Verlag und Sortiment suggeriert worden wäre, daß er dieses oder jenes Buch sosort kaufen müsse. Zu 3. Die Besucher betraten eine große Halle und verliefen sich dann in den einzelnen Gängen. Nur die wenigsten Besucher wußten die Verlagsstände, wo nicht verkauft wurde, von den Sortl- mentsständen, wo gekauft werden konnte, zu unterscheiden. Täglich ist es mir dutzcndemal in meiner Koje passiert, daß die Besucher das Buch sofort bei mir kaufen wollten, oder daß sie auch beim Be treten der Koje ängstlich äußerten: »aber kaufen will ich heute nichts!« Natürlich habe ich jeden Käufer belehrt, an welchem Stande er das gewünschte Buch erstehen könne; aber ich sürchte sehr, daß er beim Weltergehen inzwischen den Gedanken aufgegeben hat. Gern hätte ich solche liebe Leute direkt zu dem Verkaufsstand begleitet, das war aber auch nur selten möglich, da das in der Koje beschäftigte Personal zur Auskunftserteilung saber auch zur Beobachtung) ge braucht wurde. Vorteilhaft für das »Geschäft« wäre es gewesen, wenn jeder Be sucher sofort beim Betreten der Ausstellung klar erkennen konnte: hier auf dieser Seite kann ich »sehen» und auf dieser Seite kann ich »kausen». Die Austeilung der Verkaussstände nach Wissensgebieten hat s i ch n t ch t b e w 8 h r t. Der Käufer will nicht in ein oder zwei Etagen herumlaufen und herumsragen, wo er denn nun endlich sein Geld anbringen darf. Das Geschäft wäre sicher viel besser ge worden, wenn ein Sortiment den Verkauf von drei oder sllns ihm gegenüberliegenden Verlagen übernommen hätte. Dann wäre cs möglich gewesen, die Käufer sofort an den Einkaufsstand zu bringen. Zu 4. Es ist ohne weiteres einzusehen, daß ein Eintrittsgeld erhoben werden mußte, um die »Straße» sernzuhalten. Das Ein trittsgeld von 3V Ps. wurde jedoch ganz allgemein als zu hoch emp funden: lediglich dafür, daß man Bücher ansehen oder kausen durfte! Die Leute, die wir für das Buch gewinnen wollen, denke» vor läufig noch anders als wir. Anreizend und vorteilhaft wäre cs gewesen, wenn man den Eintrittspreis bei einem Buchkauf inner halb der Ausstellung in Anrechnung gebracht hätte. Eine Ver- rechniingsmöglichkeit dafür hätte sich sicher finden lassen. Zu 5. Die Wut konnte einem packen, wenn man sah, wie zahl lose Besucher der Ausstellung überhaupt die Bücher nicht beachteten, sondern nur Ausschau hielten nach jedem Prospekt, Katalog usw., den sie ergattern konnten. Am schlimmsten trieben es einige Schulen. Ich selbst hielt mich für verpflichtet, einen Lehrer zur Rede zu stellen, weil zwölfjährige Jungen räuberisch über den neben meiner Koje befindlichen, unbcaussichtigten Stand »Geopolitik» herstürzten und 74 einfach alles abräumten, was dort an Prospekten und Probeniimmern auslag. Wenn innerhalb einer Ausstellung gekauft werden soll, muß noch mehr als sonst vorsichtig mit dem Prospektmalerlal umgegangin werden. Das Hamsternkönncn von unbezahltem Lesestofs regt keines falls zum Kaufe anl Ich fasse noch einmal meine Beobachtungen und Erfahrungen aus der Berliner Buchmesse zusammen, indem ich sie zu Vorschlägen für künftige Buchmessen verdichte: 1. Konzentration des einzelnen Verlags auf wenige, neueste Bücher. 2. Konzentration des Sorti ments aus diese wenigen, vom Verlag besonders propagierten Bücher. 8. Für die Käufer leicht erkennbare Unterscheidung der Verlags und Sortimentsstände; räumlich nahe Zusammenlegung der Sicht- und Kaufgelegenheit. 4. Niedriges Eintrittsgeld und Verrechnung des Eintrittsgeldes bei einem Buchlauf innerhalb der Ausstellung. 5. Sparsames und gut überwachtes Verteilen von Prospektmaterial. Hör st Schüttler. Von der Großbuchbinderei Fritzsche - Ludwig K. - G., Berlin, wird uns geschrieben: Es freut uns, im Börsenblatt Ihre Aufforderung zu lesen, Ein drücke und auch osseue Kritiken über die ersten Buchmessen Ihnen mizuteilen. 1. Die so überaus günstige Lage der Ausstellung wurde propa gandistisch absolut nicht ausgenützt. Die Stresemannstraße ist so stark belebt, daß ein quer über die Straße laufendes Transparent bestimmt seine Wirkung gehabt hätte, ganz abgesehen von den Reisen den, die vielleicht dann angeregt worden wären, ihre Wartezeit statt im Cafö des Europahanses in der Buchmesse zu verbringen. Speziell in den Abendstunden war die Ausstellung fast gar nicht aufzufinden, denn sie wurde von den Lichtreklamen des Europahanses vollkommen überstrahlt. 2. Die Messe war doch zweifellos auch dazu bestimmt, die noch in loser und gar keiner Beziehung zum Buch stehenden Menschen an das Buch heranznbringen; demzufolge mußte der Eintritt kostenlos sein. Der Elnwurf, Arbeitslose hätten die Ausstellung als Wärme halle benutzt, ist wohl nicht stichhaltig. Man sollte jedenfalls dem Laien den Eintritt in eine solche Ausstellung, die ihn sowieso durch die Menge der Bücher erschreckt, vielleicht auch ermüdet, möglichst er leichtern, vor allem sie ihm eben durch Gratiseintritt schmackhaft machen. Auch der Einwurs, daß dann Bücher entwendet werden könnten, ist wohl nicht stichhaltig, denn es waren genügend Aufsichts- und Ver kaufspersonen da. Wenn der Besuch der Ausstellung trotzdem be friedigend war, so bedingt das noch immer nicht die Berechtigung des Eintrittsgeldes. 8. Die an sich sehr gute Verkaufsausstellung der Sortimenter hätte deutlicher gegliedert sein müssen, und wir sind überzeugt, baß der damit beauftragte Künstler sicherlich einen Weg gefunden hätte, die Deutlichkeit zu gewährleisten, ohne die allgemeine Wirkung zu zerstören bzw. diese Verkaufsausstellung zu jahrmarktmäßig er scheinen zu lassen. 4. Die Einteilung der einzelnen Gebiete hätte in dem am Ein gang überreichten Prospekt (mit der Westermann-Reklame) enthalten sein müssen, das wäre unseres Erachtens wichtiger und wirkungs voller gewesen als die Ausstellung der Verlage, die natürlich eben falls in dem Prospekt enthalten sein mußte. Schrift, Druck und Sprache*). Von GeorgHaupt. Als letzten Elch im Naturschutzpark bezeichnet Paul Renner den Schreiber. Er nennt ihn pseudomittelalterlich, ohne Bedeutung für die Graphik der Zukunft. Das ist eine erfreulich klare Formulie rung und vom Standpunkt mechanisierter Typographie trifft sie den Kern der Sache. Aber ebenso deutlich läßt sich sagen, daß die Ofsenbacher Arbeit gerade umgekehrt aus der Tätigkeit des Schreibers beruht. Wie William Morris und Cobden-Sanderson war auch die Schriftgießerei Gebr. Klingspor der Ansicht, daß ohne dessen Mit wirkung keine Druckerkunst Bestand hat. Gegenüber allen mechani sierenden Tendenzen schasst der Schreiber den lebendigen Kräften Geltung, die sich im Verhältnis von Sprache und Schrift auswirkeu. Ihrem Ursprung nach ist die Schrift Zeichen, Sinnbild. Sie hat nicht mit dem Buchstaben zu tun, sondern mit dem Geist. Es ist nicht *> Wir entnehmen diesen Beitrag dem Sonderheft »Schrift und Handwerk» der Zeitschrift »Phllobiblon», Januar 1834 sWien, Herbert Reichner), das ganz der Arbeit Rudolf Kochs bczw. der Ofsenbacher Schule gewidmet ist.
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