war, vom „Mütterchen Rußland" Abschied zu nehmen. Herzzerreißende Szenen spielten sich ab. Manche der Strafgefangenen bekamen Tobsuchtsansälle, rissen und zerrten an ihren Ketten, fluchten, schimpften auf ihre Bedrücker. Andere schluchzten, fielen auf die Knie und flehten zu Gott um Schutz für sich und ihre Hinter bliebenen. Bis ins innerste Mark erschüttert stand ich abseits. Ob ich wohl jemals zurückkehren würde? Bald ging es wieder weiter. Wer Omsk, Nowo- Nikolaiewsk erreichten wir Tonisk, das Endziel unserer Eisenbahnfahrt. Hier stand schon eine Kompagnie Sol daten bereit, die uns ins Eouvernementspolizeige- bäude überführte. Ich wurde in eine Zelle im Keller- gcwölbc eingeschlossen und meine Papiere dem Gou verneur von Tomsk zugesandt, der über mein weiteres Schicksal zu bestimmen hatte. Nach Verlauf von zwei Tagen wurde ich dem Polizeimeister vorgeführt, der mir mitteilte, daß mein Bestimmungsort Mikolsk wäre, doch wußte keiner die nähere Lage des Ortes. Nur so viel erfuhr ich, daß er sich in der unendlichen Narymer Taiga <Urwald) befand. Nach kurzer Zeit erschien ein baumlanger, alter Kalmücke, Iwan Petrowitsch, der die wenig ehrenvolle Aufgabe hatte, die politischen Straf- 9