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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1934
- Strukturtyp
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- 1934-01-23
- Erscheinungsdatum
- 23.01.1934
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Der Kommissionsbuchhandel in kulturgeschichtlichem Zusammenhang Von Dr. Friedrich Schulze Daß der Verlag an der Entwicklung deutscher Sprache und GeisteSart wesentlich initgcarbeitet hat, bedarf nicht erst der Feststellung. Von der Aufklärung über die klassische Zeit zur Romantik begleitet den Literaturfreund die Namenreihe: Breit kopf, Weidmann, CrusiuS, Nicolai, Bertuch, Göschen, Cotta, Mohr und Zimmer, Georg Andreas Reimer. Diese Verleger haben mit den Dichtern und Schriftstellern ihrer Zeit nicht nur Verträge geschlossen - was an sich schon Aner kennung verdienen könnte-, sondern oft auch Gedanken auS- getauscht und Pläne geschmiedet, so daß ihr Tun über den Beruf des „ehrlichen Maklers" weit hinausging. An mitschöpferischen Verlegern hat cs bis zur Gegenwart nicht gefehlt. In anderer Weise, ohne die unmittelbare Beziehung zu den Größen des Geistes, hat der Sortimenter für den Aufbau des deutschen Schrifttums gewirkt. Empfehlend, beratend ist er be teiligt an manchem wichtigen Buchcrfolg. Es fiel ins Gewicht, wenn gebildete, einflußreiche Sortimenter, wie sie in den Zen tren, aber auch in vielen kleineren Orten niemals fehlten, sich mit persönlicher Liebe für Neuerscheinungen cinsetzten. Demgegenüber erscheint die Rolle des Kommissionsbuchhan dels gering. Es sicht fast so aus, als wäre der Kommissionär der einzige Nurkaufman» iin Buchhandel, als sei die geistige Welt „weggegcben", ohne daß ihn mehr als geschäftliche Fäden damit verknüpften. An solchem Urteil läge Verkennung, der Tatbestand ist allerdings verwickelter als beim Verlag und beim Sortiment. Der Kommissionsbuchhandel erreicht zwar weder den Autor noch den Käufer, dafür fällt ihm aber innerhalb des Buch handels eine nach außen weniger sichtbare Mittlerrolle zu. Vermöge seines Einblicks in die Verhältnisse des gesamten Buchhandels kann er seinen Geschäftsfreunden, die sich in Be rufsfragen aller Art gern an ihn wenden, mit Rat und Tat zur Seite stehen, so daß sich nicht selten aus jahrelanger Zusam menarbeit eine Lebensfreundschaft entwickelt. Auch an Ge legenheiten, zwischen dem Verlag und dem Sortiment auS- gleichend zu wirken, hat cs ihm nicht gefehlt. Die nicht leicht zu überblickende geschichtliche Entwicklung deS Kommissionsbuchhandels kann nur andeutend geschildert wer den. Nach dem Aufhören des alten Tauschverkehrs auf den Büchermcffen, der bekanntlich im „Stechen" von Bogen gegen Bogen bestand, bilden sich in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege allmählich neue Gepflogenheiten. Ein von den Meffe- terminen unabhängiger Bücherzug wird immer stärkere Not wendigkeit und dadurch wird es bedingt, daß die Messeplätze sich mehr und mehr in Stapelorte des Buchhandels verwan deln und daß sich als neues Zwischenglied zwischen den hcr- stellenden und den einzelverkaufenden Buchhändler der Kom missionär einschiebt. Der Kommissionär älterer Zeit hielt sich einen Vorrat gang barer Bücher, aus denen seine Sortimenterkundschaft ihren Bedarf decken konnte. Daneben gewinnt aber eine andere Form immer mehr Bedeutung, daß nämlich der Verleger außerhalb der Messen sein Lager am Mcffeort dem Kommissionär zur Verwaltung übergibt. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wa ren Leipzig, Berlin, Stuttgart, Frankfurt, Augsburg, Nürn berg, ferner Wien und Zürich wichtigere Kommissionsplätze. Von ihnen scheiden in der Zeit der Reichsgründung Frankfurt, Augsburg, Nürnberg völlig aus und auch die übrigen Orte wer den von Leipzig, das seit i8rz Sitz der zentralen Buchhandels- einrichtungen ist, durch seine außerordentliche Entwicklung im Auslieferungsgeschäft überholt. „Der Dezentralisation des deutschen Verlags"-so schildert dies in knappester Form die bekannte Werbeschrift des Vereins Leipziger Kommissionäre: Weshalb verkehrt man über Leipzig? - „stellt die Organi sation des Leipziger Platzes eine wirtschaftlich vorteilhafte Zusammenfassung des buchhändlerischen Waren- und Geld- vcrkehrS gegenüber." Die durch den Leipziger Zwischenbuchhandcl geförderte Ge pflogenheit, daß der Verleger franko Leipzig liefert und daß der Sortimenter lediglich die Frachtkosten von Leipzig ab über nimmt, und nicht weniger die Heranziehung großer Ausliefe rungslager haben für Leipzig eine gewaltige Steigerung seiner buchgcwcrblichen Tätigkeit gebracht, da die Verleger aus Er sparnisgründen gern mit Leipziger Hcrstellungsbctriebcn ar beiten. Aber über den örtlichen Nutzen hinaus war der buch- händlerische Konzentrationsprozeß noch von einer ticfcinschnei- dendcn allgemeinen Wirkung. Konnte eine Denkschrift von 184; noch den Buchhandel als ein „Ganzes von vielen Gliedern" bezeichnen, „die miteinander durch die KommissionSplätze in Verbindung stehen", so mußte man nun sagen: durch den Kommissionsplatz Leipzig in Ver bindung stehen, d. h. eS gab einen gesamtdeutschen Mittel punkt des Buchhandels: Leipzig, und cS gab diesen Mittel punkt vor der Reichsgründungszeit. Das aber ist eine Wirtschaftstatsache, die mehr ist als bloße Wirtschaftstatsache. Das gehört mit Zollverein und Eisenbahn zu den wichtigen Voraussetzungen der politischen Einigung, deren Zusammenhang Friedrich List erkannte, als er Leipzig i8;z zum Ausgangspunkt eines deutschen Eisenbahnsystems ersah, denn es sei: „Herzkammer des deutschen Binnenver kehrs, des Buchhandels und der deutschen Fabrikindustrie". Hatte doch auch schon Goethe, dem das vorwärtsstürmende 7
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