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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.12.1893
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.12.1893
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- Deutsch
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292, 16. Dezember 189S Voöert Wohr. Buchhandlung in Wien I, Domgasse Nr. 4. I5178SI DaS „Wiener Fremdenblatt" vom 14. De zember 1893 bringt folgende Kritik über „Pötzl's Weltliches Kloster": „Ein weltliches Kloster." Von Eduard Pötzl. Illustration von Theo Zasche. Wien, Verlag von Robert Mohr 1894 In diesen Tagen sind freundliche Kritiker sehr freigebig mit der Versicherung, dieses oder jenes oder jegliches Buch eigne sich in besonderem Maße für ein Weihnachtsgeschenk. Eine Versicherung der besagten Art dürfen wir mit Zureichendem Grunde und guten Gewissens mit Hinblick auf Eduard Pötzl's neueste exquisit ausgestaltete Veröffentlichung erteilen. Der gefeierte Wiener Humorist hat da wirklich ein Merkchen geschaffen, das bei festlicher Gelegenheit der Mann seiner Frau, die Frau ihrem Manne bescheren sollte, denn auf diesen Blättern steht in eindringlicher Weise geschrieben, daß das beste Glück auf Erden trotz allem und allem in der Ehe, in dem innigen, herzlichen Zusammenleben zweier durch heilige Bande aneinandergeknüpster Menschen zu finden sei. Pötzl ist nicht der Mann, diese Lehre in sentimentaler Form zu verkünden, auch giebt er die Moral, die sich aus seinem Buche ziehen läßt, nicht ohneweiters zu, ja er macht anfangs nicht übel Miene, sie zu bekämpfen, er gehabt sich wie ein Soldat beim Angriffe; er kennt alle Schattenseiten der Ehe-Institution, er zählt die Leiden und Plagen des Ehemanns haar klein her, er schildert die Freuden männlicher Unabhängigkeit verführerisch: aber gerade nach all diesen Präludien wirkt seine schließliche Er kenntnis um so stärker, um so überzeugender. Für einen Ehe-Enthusiasten wird man Pötzl auch jetzt noch nicht halten, ebensowenig für einen Frauen- lob; aber als Philosoph weiß er. daß es in der Welt nur relativ Gutes und Schlechtes giebt, und so findet er sich mit der Ehe als mit dem relativ Besten ab. Was er uns über diesen Gegenstand zu sagen hat, doziert er keineswegs, sondern läßt, als richtiger Erzähler, die einfachen Thatsachen sprechen. Er berichtet von der Gründung eines „weltlichen Klosters" in einer der alten vor nehmen Citystraßen von Wien. Vier geschiedene Ehemänner, vom Gasthause her befreundet, thun sich zusammen, mieten gemeinsam ein Haus und beginnen ein behagliches Junggesellen- Familienleben. Ihr Ideal ist: volle Freiheit, dabei alle angenehmen Verhältnisse des häus lichen HerdeS, die Ehe ohne Hauskreuz. Frauen Fertige Bücher dürfen das „weltliche Kloster" sticht betreten. Aber Gesetze und Statuten sind ja nur da, um umgangen zu werden. Wirklich wagt bald ein weiblicher Fuß sich in die geheiligten Män nerräume, und nach und nach schwindet der Nimstils des „weltlichen Klosters" unter dem Zauber weiblichen 'Einflusses. Von den vier Brüdern werden drei ihren Versprechungen un treu, schwören wieder zu Hymens Fahne, ja einer von ihnen muß sich die Mühe nehmen, seine eigene Frau wiederzuheiraten; ein an derer verbindet sich sogar mit der geschiedenen Gattin Thomayers, des Gründers der welt berühmten Bruderschaft. Nur Thomayer selbst bleibt standhaft; aber er allein kann das Kloster nicht erhallen, es löst sich auf, und nur wie zur Warnung für kommende Ehefeinde hat Pötzl die Chronik des Hauses ausgezeichnet. Die Uebergänge von der einmütigen Ver schwörung zum offenen Abfalle, zur Untreue gegen das ganze Unternehmen, sind, Schritt für Schritt, mit feinen sicheren Strichen dar gestellt, glaubhaft und dabei höchst ergötzlich. Zuweilen regt sich in Plötzl der Lyriker, und dann findet er überraschend zarte Töne dafür, die Entwicklung einer Spätliebe zu schildern. So lesen sich manche Stellen wie Gedichte in Prosa . . . Dabei taucht er aber seinen Pinsel in traulichste Behaglichkeit, so oft er das Verlockende seines „weltlichen Klosters" aus- einanderseKt. Während man liest, was er uns darüber vorfabuliert, möchte man sich kopfüber in ein solches Kloster flüchten; aber er hält uns noch rechtzeitig auf, und ihm, der so unparteiisch ist und alle Gründe pro und contra erwogen hat, ihm dürfen wir glauben; Es geht doch nicht, die Familie durch das „weltliche Kloster" zu ersetzen. Gar mancher hätte die Lust daZÜ, niemand die Fähigkeit... Indessen wird jeder, ob der Ehe gut oder übel gesinnt, Pötzl's Buch als ein seinschmeckerischrs Vergnügen genießen. Wir brauchen kaum zu erwähnen, daß einer der Reize des „weltlichen Klosters" in der wiene rischen Art liegt, die zu Pötzl's Natur gehört. Nach etlichen Zeilen weiß man: Das kann nur in Wien spielen und sonst nirgends. Plötzl hat das Buch nicht bloß zufällig nach Wien ver legt; es ist aus Wien herausgewachsen. Preis elegant gebunden: 3 60 H ord.; 33^o/o u. 7/6 gegen bar! Auslieferungslager in Leipzig bei Eduard Schmidt, Querstraße 31. Hochachtungsvoll Wien, den 14. Dezember 1893. Robert Mohr. 7837 I5165SI 0arl 14«i»miim in belohn. ^6U68t6N VON n LL HL KL r A unä UN einem slplisdetieoiisn Vsrreicii- nis der 8trs88en, eistre, XsnLIs, KebLuds MsnII. oder gemein- nlllrigen Oiisrskisre etv. LlLssstLd 1:20 000 äer llLtürl. I/Lnge. (5 cm Lei Lsits — 1 ^ilomvtor Mtur.) I'orwLt 61x80 ow. In Umsestinx Fskalrt. 80 H orä., 55 H netto, teet 11/10, bsr 7/6 Lxxlrs. naä vordäitoismÜZoig di1Iig8ton L'Ittn von llumdnrx nuä Altona ewplsstlsu. lest bitts La vsrianxeu. OloAan, Uitts vsrembsr 1893. Lori Vlemwinx. X i k
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