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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1892
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- Erscheinungsdatum
- 21.11.1892
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- Deutsch
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270, 21. November 1892. Nichtamtlicher Teil. 7129 großen Publikums freilich, und namentlich der gegenwärtigen Schriftstellerwelt werden sie nicht günstig wirken und leider erneuten Stoff zu befangenen Auffassungen, einseitiger Verurteilung und unbilliger Verallgemeinerung bieten. Auf Einzelheiten mögen'wir nicht eingehen Erwähnt sei nur, daß Heine erst durch seine französischen Verleger, durch seine Veröffentlichungen in der R.svus cko8 äeur monäss und in anderen Zeitschriften, namentlich aber durch den ungeahnten Erfolg der französischen Uebersetzung seiner Dichtungen von den materiellen Nöten befreit worden ist, die der deutsche Verleger ihm nicht ersparen konnte und die ihm, sehr zum Schaden seines Rufes, die angebotene Unterstützung des Ministers Guizot von jährlich 4800 Fr. willkommen sein ließen. Und das konnte bei Heine geschehen, dessen Reisebilder und Buch der Lieder vom deutschen Publikum verschlungen wurden, bei unsterblichen Werken, deren Absatz kein Bundestagsverbot schmälern konnte, bei Heines Liedern und Liedchen, deren Wohllaut und Innigkeit die französische Sprache niemals in gleicher Vollkommenheit wieder geben konnte, wie Heine selber, der sich mit der Übersetzung nie aussöhnen mochte, am sichersten gefühlt und am tiefsten be klagt hat. Die Briefe reichen vom 22. März 1820 bis zum 19. No vember 1855, umfassen also die ganze Zeit seines literarischen Wirkens, seines Sturmes und Dranges und seiner schließlichen Resignation in qualvollen körperlichen Leiden. Der Biograph und alle Verehrer des Dichters lernen viel aus diesen Mitteilungen, die in vertraulichster Unbefangenheit nieder geschrieben sind und die vollste Unmittelbarkeit atmen. Für Buchhändler wird manche Erwähnung eines bekannten Buch Händlernamens von Interesse sein, dessen Träger auf Heines Entwickelung und gesellschaftliche Förderung Einfluß genommen hat; namentlich auch unsere Hamburger Kollegen, deren Leihbiblio theken Heine während seines ganzen Pariser Aufenthaltes unaus gesetzt in Anspruch genommen hat (ohne übrigens jemals be friedigt worden zu sein — eine Klage, die wie ein roter Faden fast das ganze Buch durchzieht —) werden manche geschichtliche Erinnerung aus dem Buche schöpfen können. Die außerordentlich wertvolle Veröffentlichung, die wir der Beachtung der Berufsgenossen dringend empfehlen dürfen, ist mit vier Bildern geschmückt, einem Jugendbilde Heines, das nach dem Zeugnisse Charlottens das ähnlichste seiner Bilder sein soll und ein bartloses, durchgeistigtes, gleichzeitig träumerisches und entschlossenes Antlitz zeigt, einem Bilde seiner Frau, der vielberufenen Mathilde, über deren Wesen wir aus dem Buche überhaupt und zwar von Heine selbst und aus ihren eigenen Briefen mehr Aufklärung er halten, als uns je geboten worden ist, einem Bilde von Heines geliebter Schwester Charlotte und einer Abbildung des schönen Denkmals von Hasselrijs in Rom, das ihm seine hochgestellte Verehrerin, die Kaiserin von Oesterreich, in ihrem Tuskulum auf der Insel Corfu errichten ließ. Möchte das interessante Buch, das beim Publikum zweifel los seinen Weg machen wird, auch im Buchhandel, und zwar für die private Lektüre, diejenige Beachtung finden, die es im vollsten Maße verdient. Vermischtes. Deutsches Buchgewerbe-Museum. — Neu ausgestellt ist eine Auswahl von Initialen, Rahmen, Titeln und Vignetten aus dem Ver lage von I. I. Weber in Leipzig iLeipzig, I. I. Weber). In der vor reiche Zusammenstellung von allerlei Zierat, der zum größten Teil in der Jllustrirten Zeitung seine Verwendung gefunden hat. Sagt auch ein Teil, namentlich der älteren Zierdrucke, unserem heutigen Geschmacke nicht mehr zu, so ist doch anderseits sehr viel von den besten Künstlern herstammendes Material darin enthalten, das ständig seinen Wert be halten wird. Der Druck der Tafeln ist vortrefflich. Genossenschaft-Schriftstellerhaus- inWien. — Der Schrift- stellergenoffenschast -Schriftstellerhaus» in Wien ist vom k. k Ministerium des Innern die Konzession zur Errichtung einer Verlagsanstalt erteilt worden. Plakate. Wir haben bereits mitgeteilt, daß Herr Professor E. Doepler d. I. am 9. d. M. im Kunstgewerbeverein zu Berlin einen lehrreichen Vortrag über das moderne Plakatwesen gehalten hat. Die Grundbedingungen für jedes Plakat wie für jede Reklamearbeit siud nach Doepler: Einfachheit im Figürlichen, Klarheit und Lesbarkeit der Schrift, Beschränkung in den Mitteln. In diesen drei Punkten, be sonders den letzten beiden, sind die Amerikaner uns voraus; ihre Plakate sind auffällig, lesbar auf weite Entfernungen und also zweckdienlich. Die Gegensätze in den Farben sind teilweise schreiend, aber durch den Zweck geboten. Das Figürliche tritt bei den Amerikanern zurück, bei uns in Entwurf von Plakaten sagte. Man finde bei uns die^Wirkung der Schrift zu kalt und suche deshalb durch sinnbezügliches Beiwerk (Embleme, Medaillen u. s. w.) Leben und Wärme in den Entwurf zu bringen Man wähle zunächst die Embleme, ordne sie in einer fließenden Linie an und lasse einen hinreichend großen Raum für die Schrift frei. Bei dem Entwurf von Plakaten sei es eine große Kunst, sich zu Striche man dabei bedürfe, desto besser sei es. Auch in den Farben sei Maßhalten nötig; mit den drei Farben: Rot, Gelb, Blau und einer Konturplatte müsse man alles machen können. Die Landwirtschaft z. B- könne mit einem einfachen Pflug symbolisiert werden; tausend andere Dinge daneben anzubringen, sei deutsche Unsitte. Ueberhaupt werde auf deutschen Plakaten meist zuviel Beiwerk und zuviel Text angebracht. Auf Fabrik-Plakaten müßten stets eine Vorder- und eine Hinter-Ansicht, dann womöglich alle Stockwerke noch mals einzeln, von oben und von unten gesehen, enthalten sein, anders thue der Deutsche es nicht. Auf Konzert-Plakaten werde das ganze Pro gramm abgedruckt, dann Dichter, Komponist, jeder Solosänger einzeln, es werde angegeben, wer den Flügel geliefert, die Kostüme gefertigt, das elektrische Licht eingerichtet habe und dergleichen mehr. Da könne natür lich die Schrift nur klein sein und au besondere Wirkung nicht gedacyt werden. Der Kardinalfehler der Deutschen, zuviel auf eine Drucksache zu bringen, müsse fort und fort gerügt werden. Hierin solle man sich die Engländer zum Muster nehmen. Regelmäßige Ausführung eines Plakats sei nicht zu empfehlen. Das Unregelmäßige, aus dem Rahmen Fallende mache den Beschauer viel eher aufmerksam. Wenn z. B. zu einer Umrahmung zwei Farben an gewandt würden, die eine ringsum, die andere nur an einem Punkte, so werde durch diese Abweichung von dem Gewohnten das Auge angezogen und also durch den kleinen Punkt auf die große Farbe gelenkt. Helle Farbe auf Hellem Grunde und umgekehrt sei ein arger Fehler. Jeder Teil des Plakates, besonders die Schrift, müsse auf eine gewisse Entfernung deutlich erkennbar sein. Der Berichterstatter bemerkt hierzu: -Was Herr Professor Doepler da über Reklame-Arbeiten vortrug, kann mit vollem Recht auf die ganze typographische Ausstattung bezogen werden. Fast alle unsere Acctdenzen sind Neklame-Arbeiten, und sie wurden bisher in einer Weise ausgestaltet, daß Professor Doepler sie noch viel mehr verurteilen würde, als die deutschen Plakate, wenn er sie vorliegen gehabt hätte. Einfachheit, Klarheit, Selbstbeschräukung, und zwar — von den Engländern lernen, das muß für die alte Schule eine Zur Veranschaulichung des Vortrages waren ringsum im prächtigen Festsaale des Architektenhauscs Diplome und Plakate verschiedenster Her kunft, Ursprungszeit und Ausstattungsart ausgestellt. Am besten waren Plakate für Kunst- und Gewerbe-Ausstellungen vertreten, die in den letzten Jahrzehnten vielfach in großen Formaten und vortrefflicher künstleri- icher Ausstattung angefertigt wurden. Daneben fanden sich nicht minder sorgfältig ausgeführte Empfehluugstafeln für Brauereien, Dampfschiff- fahrtsgesellschas'ten und die erwähnten einfachen, durch Anordnung und Farbe die Aufmerksamkeit unwiderstehlich erzwingenden amerikanischen Plakate. Das Ganze bot eine so reiche Gelegenheit zu Anregung und Belehrung für den Fachmann, wie sie niit Bezug auf Erzeugnisse des wichtigen Sondergebiets selten irgendwo geboten wird. Fernsprech wesen. — Die Nationalzeitung schreibt: Eine oemerkenswerte Entscheidung, die in den weitesten Kreisen Auf sehen erregen dürfte, hat die kaiserliche Oberpostdirektion gegenüber der Petition eines Fernsprech-Angeschlossenen soeben getroffen, die uns im Original vvrliegt. Der Betreffende, ein Buchdruckereibesitzer, in dessen Verlage eine große Anzahl Fachzeitungen erscheinen, hatte sich an die obige Behörde mit der Bitte gewandt, die einzelnen Namen seiner Jour nale unter den entsprechenden Buchstaben des Fernsprech-Registers mit einem Hinweis auf den Namen des Verlegers eintragen lassen zu dürfen. Es handelt sich dabei um insgesamt 6 Eintragungen, und dieser Wunsch 963 Neunundfünfzigster Jahrgang.
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