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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1911
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- Deutsch
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- Saxonica
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O 56, 8. März 1911 Nichtamtlicher Teil, Börsenblatt s. b. Ltjchn. Buchhandel. 2d35 ten« mögen die Ansichten verschieden sein. Bei Wetekamp,') Kerschcnsteiner, Bertha v. Suttner und manchen sonst ausge- sührten weiß ich die »hohe Angesehenheit« und den »Patriotis mus« wahrscheinlich nicht recht zu würdigen. Herr Windeck hat, wie ich eben bemerkte, oft betont, man dürfe daraus, wie jemand seinen Namen schreibe, nicht auf seine Stellung zur Schriftfrage schließen. Die Deutsche Kaiserin dürfte recht ungehalten sein, wenn sie einmal erführe, daß Herr Windeck sie in einer Gesellschaft von wirklichen und vermeintlichen Aus- rottern unserer tausendjährigen Landesschrift, der sich die Hohenzollern nachweislich seit fünfhundert Jahren bedient haben, anfsührt. Und wie steht es mit dem Grafen Zeppelin? Der »Deutschen Kanzlei«, die demnächst neue Schreibmaschinen mit deutschen Schriftzeichen in den Verkehr bringen wird, und dies dem Grafen mitteilte, antwortete Graf Zeppelin, daß »die Absicht, Schreibmaschinen in den Verkehr zu bringen, welche die deutsche Schrift, im Gegensätze zu an deren Schreibmaschinen, wiedergeben, anerkennens wert sei, und er diese Bestrebung begrüße«, Jnsolge die ser Nachricht forderte ich den Grafen aus, die Leitsätze des Allgemeinen Deutschen Schristvereins mitzuunterzeichnen, wo raus mir Graf Zeppelin antwortete: »Vermutlich im großen Arbeitsdrange habe ich mich seinerzeit ohne vieles Überlegen, den Spuren anderer folgend, dem Allgemeinen Vereine sür Altschrist angeschlossen. Da ich auch jetzt keine Muße zur ordentlichen Prüfung der Frage habe, kann ich mich nicht entschließen, mich nunmehr öffentlich zur gegenteiligen Auffassung zu bekennen.« Ich bin auf alle Fälle erfreut, daß der von mir so sehr verehrte Bezwinger der Lüfte, dem ich seinerzeit, nach seinem Unglück, sreudig mein Scherf lein spendete, nicht zur Ausrotterpartei gehört. Und diesen Mann stellte Herr Windeck in seiner unvorsichtigen Art als seinen Hauptkronzeugen hin! — Von toten Männern läßt sich vieles behorchten. Ich fürchte, daß Männer wie Richard Wag ner, Viktor von Scheffel und andere, die Windeck für die Ausrotterpartei in Anspruch nimmt, sich ähnlich wie Zeppelin, d, h, überhaupt nicht, zur Schristfrage gestellt haben mögen, Herr Windeck hat sür seine Behauptungen Beweise durch Aussprüche der betreffenden Personen zu erbringen, wie ich es in meinem Buche getan habe. Sonst sind die Behauptun gen über die genannten Männer als nicht beweiskräftig zu be zeichnen, Freilich: Aus die Aussprüche der deutschen Dichter und anderen großen deutschen Männer zugunsten der deut schen Schrift kommt es nicht an — nach Windeck; aber die Kron zeugen sür die Lateinschrift sind maßgebend — nach Windeck! Natürlich haben die »angesehensten», die allerangesehensten Schulmänner, Arzte, Verleger, die »größten«, die allergrößten Handelsfirmen usw, die Ausrottungseingaben unterzeichnet. Das ist Windeckscher Stil, Die sehr angesehenen Universitäts professoren, Schulmänner, Arzte, Richter, Osfiziere, Schrift steller, Verleger usw., die unsere Leitsätze unterzeichnet haben, werden sich natürlich nicht darüber aufregen, daß Herr Windeck sie nicht zu den »angesehensten« rechnet. Wie es sich mit den Unterschriften der Windeck-Eingaben vielfach verhält, zeigt die Erklärung des Verbandes deutscher typogra phischer Gesellschaften ssiehe Börsenblatt vom 22. Februar 1911). Aus einer am 12. Februar lSll zu Frank furt a, M, abgehaltenen Versammlung der Vorstände des Krei ses 3 dieses Verbandes wurde allseitig bedauert, daß der Verbandsvorstand die Ausrottungseingabe unterzeichnet hat, ohne vorher die Meinung der dem Verbände ange- schlossenen Vereine zu hören, die in einer einseitigen Bevorzugung der Antiqua eine erhebliche Schädigung der Interessen aller Angehö- Direktor eines Realgymnasiums in Berlin-Schöneberg, der leine Schüler nur lateinisch schreiben läßt und zu Lateinschrist lern heranbildet. rigen des blühenden deutschen Buchge werbes erblicken. Dann wurde folgende Entschlie ßung angenommen: Die am 12. Februar 1911 in Franksurt versammelten Vertreter des Kreises 3 im Verbände der Deut schen Typographischen Gesellschaften bekennen sich nach vor aufgegangener längerer Aussprache als entschiedene Anhänger der Frakturschrift, und werden m i t allen ihnen zu Gebote st ehe »den Mitteln jedweden Bestrebungen der sogenannten Frakturgegner, insbesondere des Vereins für Altschrift energisch entgegentreten. So sehen die Unterzeichner dieser »machtvollen Kund gebung«, aus Deutsch dieser in jahrelangen krampshasten Be mühungen zusammengepreßten angeblich SO OOV Unterschriften aus! Mindestens die Hälfte hat sich wohl überhaupt nicht ernst lich überlegt, was da zu unterzeichnen war. Wie dieser große Verband die Unterzeichnung bedauert und restlos zurücknimmt, wie der vielbeschäftigte Graf Zeppelin die übereilte Partei- ergreisung in der Schristsrage bedauert, so werden zahllose Unterzeichner den unbedachten Schritt bedauern, z, B. alle die gepreßten Geschäftsleute, Stamtischgenojsen, Fußballklub- Mitglieder und Maskenballbesucher, »Unter den Schulinspek toren in manchen Bundesstaaten«, die sich auf amtlichem Wege an der Unterschriftensammlung beteiligt haben sollen, wird wohl ein mehrfach hervorgetretener Herr in Württem berg zu verstehen sein, der in der Verwendung der Bruch schrift den Keim zu Verbrechen entdeckt haben will!! Die »tausende und abertausende Lehrer«, die nach Windeck für dieLateinschrift eintreten, bildeten ja längst ein gutes Werbe- Zugmittel für die Herren Ausrotter, Wir werden auch bald mit abertausenden Volksschullehreru der Gegenseite aufwarten können, die den Unsinn von der großen »Belastung der Schuljugend durch die deutsche Schrift« aufzeigen werden. Wir haben noch nicht Jahrzehnte lang eine krampfhaste Wer bung betrieben, wir verschmähen überhaupt eine Werbung mit Schlagworten und Phrasen. Für uns beginnt nunmehr die ernste Arbeit, Die Versuche der Abschaffung der Brnchschrist in den Schweizer Kantonen sind aus Rücksichten aus die Bedürfnisse des praktischen Lebens gescheitert, sagt Herr Windeck, Nun wohl, mehr ist auch nicht behauptet worden. Der Geschmack und die »deutsche Gesinnung« mancher Schweizer Lehrer be rührt uns nicht. Was Herr Windeck über die neuen deutschschriftigen Schreib maschinen sagt, ist wieder sehr vorschnell, schnell fertig und un vorsichtig, da er die im Bau befindlichen neuen Maschinen mit der meisterhaften Gebhardtschen Erfindung noch gar nicht kennt. Schlechtere Schreibmaschinenschrift, als die der jetzt meist gebräuchlichen und der z. B, von Windeck gebrauchten Maschine, ist schwer auszudenken. Mit einem Eingehen auf den Erguß über die Abschaffung der deutschen Schrift in den Volksschulen will ich die Leser nicht langweilen. Das ewige Wiederholen von Einseitigkeiten und krampfhaften Wünschen wirkt aus die Dauer nicht einmal mehr spaßig, sondern erzeugt Beileid oder Unmut. Aber eins will ich zum Schlüsse hier sagen, wobei ich nicht an Herrn Windeck persönlich, sondern an die Gegenpartei im allgemeinen denke. Wir befanden uns Jahrzehnte lang gewissermaßen in einem mehr oder weniger lehrhaften und bei aller häufigen Schärfe doch verbindlichen Meinungs streite. Wir sind seit einem Monat jäh aufgerüttelt worden, und haben erschreckt gesehen, daß wir es mit einem fanatischen Gegner zu tun haben, der rücksichts lose Unterdrückung und Vergewalti gung nicht nur der Sachgegner, sondern des ganzen deutschen Volkes anwenden will. Es gibt keine 38Z'
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