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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1911
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- Deutsch
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- Saxonica
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v'ck bk, 8. März 1SI1. Nichtamtlicher Teil, >LSq-»R°tt!. d. Dtsch». «llchhandel. 2gg3 deutsch gedruckter Bücher, während mir das Lesen der An - tiquaschrist die größte Anstrengung ver ursachte.« Ich bemerke, daß ich die bei mir massenhaft einlaufenden Kundgebungen zur Schriftfrage in der nach Ostern erscheinen den Nummer der »Mitteilungen des Allgemeinen Deutschen Schriftvereins« veröffentlichen werde. Wer von diesen beach tenswerten Meinungsäußerungen Kenntnis nehmen will, möge sich die Nummer von mir kommen lassen; sie steht gegen Ein sendung einer Zehnpfennigmarke zur Verfügung. Auch bin ich bereit, aus Anfragen die Namen der Einsender der Zuschriften zu vertraulichem Gebrauche bekannt zu geben*). Uber die 1908 befragten Augenärzte, von denen sich ein Teil für die Lateinschrift erklärt habe, wird Herr Verlagsbuch händler Gustav Ruprecht berichten und Windecks Be hauptung widerlegen,da er diese Sache besser verfolgt hat, als ich. Meine Angabe, daß der allgemeine Übergang zur Latein schrift für uns eine Schädigung im Weltverkehre wegen der eintretenden Gleichheit vieler deutscher und eng lischer Wortbilder für Wörter ganz verschiedener Bedeutung bedingen würde (üiuck — gütig — Kind, mist — Nebel — Mist, rage — Wut — rage usw.), ist nicht so leicht abzutun, wie es Herr Windeck zu tun sich bemüht. Auch hier liegen Belege vor. Ein zu Bedsord in England lebender deutscher Sprachlehrer schrieb mir dieser Tage: »Wer von den englischsprechenden Ausländern die deutschen Wörter bereits kennt, der erkennt sie allerdings auch wieder, wenn sie lateinisch wiedergegeben sind; wer Deutsch erst lernen muß, der lernt es geschwinder und leichter mit der deutschen Schrift.« Und der bekannte deutsch-amerikanische Schulmann und Schrift steller Professor vr. Karl Knortz <New Tarrytown, N. U.) schrieb mir neulich: »Daß die deutsche Schrift die Verbreitung der deutschen Sprache im Auslande hindere, ist einfach unwahr, wie ich aus meiner vierzigjährigen Verbindung mit höheren amerikanischen Lehranstalten bezeugen kann. Hin und wieder hat man hier versucht, in den für Anfänger be stimmten Lehrbüchern der deutschen Sprache sich des lateinischen Druckes zu bedienen; allein echte Schulmänner haben stets die Erfahrung gemacht, daß dadurch nur unangenehme Verwirrung entstand, da der amerikanische Schuljunge das i meist wie ei, das » meist wie ä, das u wie ju und das s wie i, wie im Englischen, aussprach.« Daß die Ausländer Texte in ihren Sprachen, die in Bruch- schrift (nicht bloß in Osfenbacher Schwabacher) gedruckt sind, bequem lesen können, und flott herunter gelesen haben, ist durch mehrfache versuchsmäßige Feststellungen bewiesen. Es ist auch Tatsache, daß sie zuweilen selbst längere Texte, nicht bloß Überschriften, in Bruchschrift (meist Gotisch, also nicht Offenbacher Schwabacher) setzen lassen. Erst kürzlich schrieb ein amerikanischer Professor, einen in gewöhnlicher Frakturschrift gesetzten englischen Text habe sein des Deut schen völlig unkundiges Dienstmädchen glatt ohne Anstoß lesen können. Ein anderer amerikanischer Professor konnte aus seiner Erfahrung bestätigen, daß Studentinnen am Bryn Mawr College, denen bei der Prüfung deutsche Texte in lateinischer Schrift vorgelegt wurden, sich fast immer dagegen sträubten, mit der Bemerkung, es sei ihnen leichter, deutsche Werke in deutscher Schrift zu lesen. Ein deutscher Buchhändler in Mexiko schrieb Herrn G. Ruprecht: »Die Setzer der von mir herausgegebenen .Deutschen Zeitung von Mexiko' — Vollblut-Indianer — setzen nach gedruckter Fraktur Vorlage fast fehlerfrei, ob - wohlsie kein Wort Deutsch verstehen, ohne irgendwelche Schwierigkeit. Auch habe ich in Mexiko, wo ich sünszehn Jahre als deutscher Buchhändler weilte, die Erfahrung *> Zuschriften sind an mich nach Berlin-Zehlendors, Eichka tz os, zu richten. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. gemacht, daß der Gebildete keinerlei Anstoß nahm, deutsche Bücher in Frakturschrift zu kaufen und zu lesen.« Daß man in, Auslande meist »der Antiqua ähnliche Eckentypen« gebrauche, ist unwahr und durch die Schriftproben meines Buches gründlich widerlegt. Was hat diese sortwährende Wiederhclung unwahrer Behauptungen für einen Zweck? Daß die deutsche Schreibschrift der Schrecken aller Aus länder sei, ist maßlose Übertreibung; höchstens könnte dies von den faulen und beschränkten Ausländern gesagt werden, die immer von uns verlangen, daß wir ihnen entgegenkommen und vor dem Auslande liebedienern. Meine und anderer Leute Erfahrungen im Auslande sind andere. Unzählige Franzosen, Spanier, Amerikaner, Japaner haben sogar ausdrücklich gebeten, deutsche Briefe in deutscher, nicht lateinischer Schrist zu schrei ben, da sie die deutsche Sprache nur in unserer Schrist erlernen. In unserer Berliner Einsprnchsversammlung erwähnte der Universitätsprofessor Frhr. v. Lichtenberg, daß ihm auf seiner Auslandsreise gebildete, des Deutschen mächtige Ägypter, Türken, Araber deutsche Briese mit deutschen Schrift- zeichen geschrieben, und als er ihnen in lateinischer Schrist geantwortet habe, ihn gebeten hätten, deutsche Schrift zu ver wenden. Auch die »Hamb. Nachr.« traten dieser Tage für Bei behaltung der deutschen Schreibschrift, als der deutlicheren, ein. Die Aufzählung der vielen Einzelsälle der Bevorzugung der deutschen Schreibschrift durch Ausländer, die hier zu weit führen würde, behalte ich mir für eine zusammensassende Darstellung an anderem Orte vor. Die Nachricht der »Straßburger Post«, die von deutschen Ausschriften der nach dem Auslande gerichteten Briefe abriet, dürste ihre Entstehung kaum in einem deutschen Generalkon sulat, sondern eher in irgendeiner Zweigstelle des Lagers der Ausrotter gehabt haben; denn die »Straßb. Post« gehört be kanntlich, wie die »Köln. Ztg.«, dem Bruchschriftbekämpser Herrn du Mont-Schauberg. Möglich auch, daß irgend ein Beamter eines Konsulats, der zur Ausrotter-Partei gehört, Urheber der Nachricht war. Das Zusammenfallen von Auf- und Abstrich bei vielen lateinischen Schreibbuchstaben zu leugnen, ist ein fach spaßig. Wenn man bei der Lateinschrift denselben Weg nicht zweimal mit der Feder durchlaufen will, dann muß man eben die entsprechende Handbewegung in der Lust machen. Es handelt sich nicht darum, wie man die lateinischen Buch staben ändern und verbessern könnte, sondern darum, wie sie sind. Ein lateinisches ü in Schreibschrift ist mir noch nicht vorgekommen. Daß die deutsche Druckschrift die Unterscheidung des I und Z entbehre, ist mindestens für alle neueren Schnitte u nwah r. Auch die Schreibschrift besitzt die Unterscheidung, indem das Z unter die Zeile heruntergezogen wird. Wenn Herr Windeck seine Kronzeugen immer zu »Weli- berühmtheiten« stempelt, und die unseren herabsstzt, so darf uns das bei der Eigenart Windecks, zu übertreiben, nicht wun dern. Die Kniffeleien und Tüfteleien der mir und Wohl den meisten bis dahin unbekannten »Weltberühmtheit« vr. Adolf Weber werden von anderen Schriftforschern nicht unterschrieben und von der einfachen Wirklichkeit restlos widerlegt. Die Kurzsichtigkeit war früher, als man mehr deutsch schrieb, in weit geringerem Maße verbreitet; sie ist mit der Verbreitung der lateinischen Schreib- und Druckschrift gewachsen; sie ist heut zutage an denjenigen Schularten, deren Schüler vorwiegend Lateinschrift zu verwenden haben, am stärksten verbreitet, am wenigsten an den Volksschulen, wo die Kinder meist mit deutscher Schrist zu tun haben. Das sind einfache statistische Tat sachen, aus die ich in meinem Buche näher eingegangen bin. Die Behauptung, daß unsere Schulkinder eine schlech - tereKörperhaltung, als die Kinder Lateinschrift ver wendender Völker haben, ja, daß sie an Rückgratsver krümmungen und Schreibkrampf in ausfälligem »83
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