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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1911
- Strukturtyp
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- 1911-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1911
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2932 Börsen«-« I. d, Dtsch», Buchhandel, Nichtamtlicher Teil, Zk SS, 8. März 1S11. Nichtamtlicher Teil. Deutsche oder lateinische Schrift. Auf an mich ergangene Anregungen will ich, endgültig abschließend, die Ausführungen des Herrn Albert Win de ck in Nr, 42 <vom 2V. Februar 1911) würdigen, und zwar in übersichtlicher Anordnung, nicht wirr durcheinander, wie Herr Windeck, Mir kommen dabei die infolge des Beschlusses der Petitionskommission des Reichstages massenhaft bei mir, bzw. dem Allgemeinen Deutschen Schriftvereine einlausenden Kund gebungen zustatten. Daß die Bruchschrist für alles Lesen, d, h, für das Erfassen des Wortbildes im mittelbaren Sehen (mit der seitlichen Netzhaut) geeigneter, als die Lateinschrift, ist, haben im Gegensätze zu Professor Meumann viele neuere physiologische und tachistoskopische Untersuchungen dargetan, R, Dodge schreibt in der Zeitschrift für Psychologie, Bd, 52, 1909, Heft 5/6 u, a,: »Trotz des Übergewichtes des wissen schaftlichen Urteiles erheben die neuen Tatsachen, über die wir in bezug auf die Fixationsbewegungen und die erhöhte Bedeutung des peripherischen Sehens verfügen, beständig die Frage, ob die überlieferte Anschauung nicht einseitig sei,» Professor Kirschmann erklärte noch dieser Tage: »Die Tatsachen des exzentrischen Sehens sind gerade von den Physio logen und Augenärzten bei der Schriftfrage außer acht gelassen worden,« Ich verweise in dieser Beziehung ferner aus die bis herigen Schriften Professor Kirschmanns, in denen er über feine Untersuchungen berichtet hat, auf die Schrift von Erdmann und Dodge »Physiologische Untersuchungen über das Lesen auf experimenteller Grundlage« (Halle 1898), auf ZZeitler »Tachistoskopische Untersuchungen über das Lesen« (Leipzig 1900) und aus Meßmer »Zur Psychologie des Lesens bei Kindern und Erwachsenen« (Leipzig I90S). Die Überlegenheit der Bruchschrift für das mittelbare Sehen, d, h, für alles Lesen, wurde letzthin auch in der für die Latein schrift eintreteudsn, also gewiß einwandfreien »Kölnischen Zeitung« von einem wahrheitsliebenden Lateinschriftler, der trotzdem den Übergang zur Lateinschrift empfiehlt, unum wunden mit den Worten zugestanden: »Es läßt sich nicht leugnen, und experimentelle tachistoskopische Untersuchungen, die ich felbst mehrere Jahre lang ununterbrochen betrieb, haben dies bestätigt, daß nach dieser Richtung hin (der deut licheren Erkennbarkeit der optischen Gesamtform der Buchstaben komplexe) die deutsche Schrift, wenn sie nicht unnötig ver schnörkelt ist, der Lateinschrift überlegen ist,« Tatsachen sollte auch derjenige anerkennen, dem sie unangenehm sind und seine Kreise stören. Denn über allem steht die Wahrheit. Die »sonstigen bedeutenden Vorzüge der Weltletter« bestehen nur in der Einbildung der Latein schriftler, Hauptaufgabe einer Schrift ist,'zum Lesen be quem geeignet zu sein, und diese Aufgabe erfüllt die Bruch schrist besser als die runde. Man lese gleich großen und guten Deutsch- und Lateindruck während der Eisenbahnsahrt vergleichsweise, und man wird sich von der Wahrheit der Überlegenheit der Durchschrift überzeugen. Ja, ein begeisterter Lateinschriftler und Kronzeuge des Herrn Windeck, Professor Hermann Cohn, gibt auch für das unmittelbare Sehen, für das bloße Erkennen einzelner Buchstaben, zu, daß die deutschen den lateinischen in der Deutlichkeit nicht nachstehen. In seinem »Lehrbuche der Hygiene des Auges« (Wien und Leipzig 1892) heißt es: »Soennecken, dessen Verdienste um die Rundschrift ich völlig anerkenne, behauptete, daß man lateinische Buchstaben weiter als deutsche lesen könne. Das ist sicher ein Irrtum; wenn die Buchstaben gleich groß und gleich dick sind, werden sie gleich weit gelesen, mögen sie nun lateinisch, deutsch, arabisch oder japanisch sein. Nach meiner Überzeugung ist der Nachweis nicht geliefert und würde auch schwer zu liefern sein, daß gerade die deutschen Buchstaben für die Augen gefährlicher seien als die lateinischen. Für meine Unterschrift des Ausrufes des Lateinfchriftvereins stellte ich zur Bedingung, daß zunächst aus dem Entwürfe die Stelle gestrichen werden müsse, daß die deutschen Buchstaben gefährlicher seien als die lateinischen,« Wie würde sich dieser Mann erst zu der Frage stellen, wenn er die neueren physiologischen und tachistoskopischen Untersuchungen über das fortlaufende Lesen, d, h. über das mittelbare Sehen, noch erlebt hätte! Er würde die Überlegen heit der Bruchschrift rückhaltlos zugestehen. Zum Erweise der besseren Lesbarkeit der Bruchschrift möchte ich einige Zeugnisse anführen. Herr Pfarrer Mader (Eschelbach, Württbg.) bemerkt in Nr. 40 des »Württembergischen Schul-Wochenblattes« (vom 2. Oktober 1909), daß er während einer Augenkraukheit, die nicht weichen wollte, die Entdeckung gemacht habe, daß er das Lesen des Lateindruckes nur kurze Zeit aushalteu konnte, während ihn: die deutsche Schrift wie eine Erholung für seine Augen erschien, und sie bei weitem nicht so ermüdete. Der früher lateinisch gedruckten Zeitschrift »Bolkskraft« teilte ein Leser, der kein Gegner der Lateinschrift ist, mit, daß er den Bezug des Blattes wegen seiner kranken Augen einstellen müsse, weil dieses lateinisch gedruckt sei, und er z u»r S^chonung seiner Augen nur Bruchschrift lesen könne. Noch einige Bekundungen, die mir während des gegen wärtigen Schriftstreites zugekommen sind. Ein bekannter und viel begehrter Berliner Arzt schrieb: »Ich bin entschiedener Anhänger der Bruchschrift, weil ihre ausgezeichnete Architektonik das Lesen so überaus erleich tert.« Ein österreichischer Pfarrer schrieb: »Nichts er müdet so sehr, als das Lesen der so wenig charak teristischen Lateinschrift mit ihren gleich mäßigen Rundungen.« Ein Kunstmaler bemerkt: »Vor etlicher Zeit habe ich den Schmerz erlebt, eine sonst vor treffliche Schillerausgabe des Jnselverlages in die Hände zu bekommen, die in Lateinschrift gedruckt ist, und wahrscheinlich den Zweck erfüllen soll, vom Lesen Schillers abzuhalten. Mir flimmerte es schon beim Daraussehen vor den Augen; ein Lesen ist vollkommen unmöglich.» Ein süd deutscher Gerichtsassessor weist darauf hin, daß die deutsche Druck- und Schreibschrift ganz bedeutend deut licher und leichter lesbar sei als die lateinische Schrift, wegen der vielen Ober-, Unter- und Ganzlängen ihrer Buchstaben, Der Münchener Verleger, Herr Georg Müller, schreibt mir: »Es steht für mich ohne weiteres fest, daß die deutsche Schrift weit leser licher ist, als die Antiqua, Vergleiche mit einzelnen Buch staben find hierfür durchaus keine Beweise, sondern das, was hierfür zum Maßstabe genommen werden muß, ist das Wort - bild im Sinne des Ganzen.« Ein Archivrat erklärt: »Die Nachteile des Antiquadruckes kennt der am besten, der von Amts wegen Berge von Büchern lesen muß. Bei dem angegriffenen Zustande meiner Augen kann ich kleine Antiqua bei künstlichem Lichte nur mit Schmerzen lesen, jede Fraktur ohne Mühe.« Der Berliner Universitätsprosessor vr, Karl Zeumer (Mit glied der Zentraldirektion der slomimouta derrnaniao bistorioa) schreibt mir: »Seit dem Beginne eines schweren Augen leidens, das schon feit Jahren zur völligen Erblindung gefühlt hat, lernte ich den Segen der deutschen Druck schrift erkennen. Die Leichtigkeit, mit der diese das Wort- bild erkennen läßt, ermöglichte mir noch jahrelang die Lektüre
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