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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-10-11
- Erscheinungsdatum
- 11.10.1930
- Sprache
- Deutsch
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Xi 237, II. Oktober IS30. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. L. Dtschn Buchhanbel. cm Begräbnis erster Klasse bereitet worden. Alles das läßt aber doch Wohl langsam die Hoffnung zu, daß sich die Woge der bisherigen Entwicklung dem Augenblick nähert, wo sie sich über schlägt. Hoffentlich findet Deutschland di« starken Führer, die dann klug und geschickt sein Schiff durch die Brandung in siche ren Hafen steuern. Die Konjunkturberichte des letzten Monats sind vorläufig auf solche Gedankengänge noch nicht eingestellt. Sie gehen mehr allein von der augenblicklichen innenpolitischen Lage und den Ergebnissen und bisherigen Wirkungen der letzten Wahlen aus. Das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe faßt zu sammen: »Die internationale Wirtschaftslage zeigte keine Besse rung. Auch die deutsche Wirtschaft konnte ihren Tiefstand noch nicht überwinden. Der Ausfall der Wahlen führte ihr vielmehr ein neues Beunruhigungselement zu, das sich vor allem an den Börsen und in einer verstärkten Flucht aus dem deutschen An lagemarkt auswirkte. Die Kursabschläge auf dem Aktienmarkt betrugen 10 bis 50 Punkte, die Kurscinbrüche auf dem Renten markt konnten nur durch Stützungskäufe aufgehalten werden. Die Einbrüche wirkten sich auch an den Weltbörscn aus, wo die deutschen Anleihen stark zurückgingen. Im Bergbau Oberschle siens, in der Kali- und Edelstahlindustrie und teilweise in der Textilindustrie trat eine leichte Besserung ein, die nicht aus schließlich konjunkturmäßig war. Die Aufwärtsentwicklung unse res Exportes setzte sich auch im August weiter fort; die Einfuhr siel, sodaß der Aktivsaldo 175 Will. Mk. betrug. Doch bietet der Export der deutschen Wirtschaft keinen wesentlichen Ausgleich in ihrer schweren Lage. Der Arbeitsmarkt blieb weiter schlecht. Er war besonders ungünstig in Berlin, Südwestfalen und dem Lande Sachsen; aber auch in Hessen und Schlesien war der Pro zentsatz der Arbeitsuchenden im Vergleich zur Gesamtzahl der Arbeitnehmer sehr hoch.« Des weiteren äußert sich dieselbe Stelle im einzelnen wie folgt: »Die wirtschaftliche Lage im Einzel handel hat sich im Monat September gegenüber dem Vormonat im allgemeinen weiter verschlechtert. Die Umsätze liegen zum großen Teil 20 bis 30 v. H. und mehr unter denen des gleichen Monats des Vorjahres. Der Druck der hohen Arbeitslosigkeit und der vielen Feierschichten in der Industrie auf die Umsatz entwicklung hat sich weiter verschärft. Gekauft werden fast nur Dinge des unbedingt notwendigen täglichen Bedarfs unter Be vorzugung billigster Preislagen. Die Klage über sehr schlechten Eingang der Außenstände ist allgemein. Ausverkäufe aller Art im Zeichen der Notlage finden in starkem Ausmaße statt. Im Textilwareneinzelhandel sind die Umsätze im September als einem Zwischenmonat zwischen Sommer und Herbst regelmäßig verhältnismäßig gering. In diesem Jahre trat diese Tatsache infolge der schlechten Allgemeinlage erheblich stärker als sonst in die Erscheinung. Die Preise zeigen Neigung zum Nachgeben. Auch das Geschäft im Schuhwareneinzelhandel war still. Die Nachfrage richtet sich im wesentlichen auf billige und billigste Artikel. Im Lebensmittelhandel haben sich die Umsätze im Ver hältnis zum Vormonat meist vermindert; nur vereinzelt trat eine kleine Steigerung ein. Das gleiche ist über die Lage des Tabakwareneinzelhandels zu berichten. Das Geschäft im Eisen- waren-Einzelhandel war uneinheitlich, teilweise rege. Aller dings wurden meist nur billige Waren gekauft. Im Einzel handel mit Haus- und Küchengeräten trat ein weiterer Rück gang ein. Die Umsatzverhältnisse im Brennstosfhandel blieben unverändert. Die Preise zeigten die übliche Steigerung für Winterkohle.- Eine deutliche Kennzeichnung hat die Gesamtlage im letzten Augenblick jetzt auch noch durch die Diskonterhöhung erfahren. Sie ist politisch notwendig, die Wirtschaft aber wird davon schwer getroffen. Aus dem Bereich des Buchgewerbes und der Papierwirtschaft lauten die Berichte ebenfalls wenig ermutigend. Die Lage auf dem ostpreußischen Zellstosfmarkt hat sich noch verschlechtert. Ob gleich die Preise unter dem Druck der ausländischen Konkurrenz bereits sehr niedrig sind, herrscht bei den Papierfabriken, die fast überall eingeschränkt arbeiten, große Zurückhaltung. Die Pa pier- und Pappensabriken arbeiten nach wie vor mit einge schränktem Betriebe. Besonders schwach ist die Aufnahmefähig- 982 keit des Jnlandmarktes; immerhin sind vereinzelt schwache Zeichen einer Belebung erkennbar. Der Absatz nach dem Aus lande zeigt teilweise eine leichte Besserung. Die Beschäftigung im Buch- und Steindruckgewerbe erfuhr nur aus Anlaß der Reichstagswahl eine vorübergehende Belebung; im allgemei nen ist der Auftragseingang zu gering, um eine volle Ausnutzung der vorhandenen Anlagen zu ermöglichen. Das übergroße An gebot drückt dabei stark auf die Preise. Eine Besserung der Marktlage ist noch nicht abzusehen; selbst die saisonmäßige Be lebung des Geschäftsganges läßt noch ganz aus sich warten. In der Briefumschlagindustrie war das Geschäft ein wenig lebhafter als im August, doch ist noch immer nicht annähernd von einem normalen Umsatz zu sprechen. Die Verhältnisse in den Schrift gießereien haben keine Änderung erfahren, sodaß trotz der in der Zwischenzeit durchgeführten Einschränkung durch Entlassungen weiter verkürzt gearbeitet werden mußte. Auch der Geschäfts gang in den chemigraphischen Anstalten ließ sehr zu wünschen übrig, obgleich jetzt eine Neubelebung staltfinden müßte. Die Neuproduktion des Buchhandels hat gleichwohl auch im Sep tember noch eine weitere Zunahme gegenüber der Lage im Vor jahre erfahren. Es wurden 1380 erstmalige Neuigkeitsankündi gungen im Börsenblatt gezählt gegen nur 1278 im September 1929. Die Gesamtneuproduktion dieses Jahres ist demnach bis jetzt auf 9424 Titel angewachsen gegen 9475 in den ersten drei Vierteljahren 1929. Damit gewinnt natürlich auch wieder das Problem der erfolgreichen Verbreitung dieser Erzeugung an Bedeutung und Interesse. Von befreundeter Seite wird uns hierzu gerade rechtzeitig nachstehender Ausschnitt aus »Das Evan gelische Deutschland« zugestellt: Buchpslege. Zweieinhalb Kilo Prospekte. In einer schweizerischen Kirchenzeitnng wird die auch für Deutschland recht aktuelle Klage über die Überschwemmung mit Prospekten erhoben, die in ihrer Massenhastigkeit nicht mehr als Empfehlung, sondern fast als Abschreckung wirken. Der Schreiber berichtet sKirchenbl. s. d. reform. Schweiz 183V/18>: »Ein schweize rischer Landpfarrer schickte mir ein 214 Kilo schweres Paket mit Druck sachen. Es enthielt alles, was er i» der Zeit vo ml. November bis zum 31. Dezember 1828 von Buchhändlern und Ver legern gratis erhalten hatte, um ihn zum Bücherkauf zu ermuntern. . . . Dreizehn Sortimenter und 152 Verleger haben sich um den einen Kunden bemüht. Von den Berlagsfirmcn waren 41 schwei zerisch und 111 deutsch.« Vielfach kamen dieselben Bllchcrangebote, ja sogar dieselben Prospekte von verschiedenen Selten an denselben Kunden; vielfach haben auch dieselben Verlage in zahlreichen diesem einen Kunden zugegangenen anderen Prospekten inseriert. Mit Recht wird dazu geurteilt: »Die Überfütterung mit Kauf angeboten macht den Kunden überdrüssig. Ein guter Katalog würde vielleicht noch angeschaut, 214 Kilo davon werden weg geworfen, und nur im allerfeltensten Fall, wie dem vorliegenden, zu einer Betrachtung verwendet, die den Schade» dieses ganze» Unwesens Nachweisen möchte.« Handelt es sich auch um eine Nachricht aus der Schweiz, so dürfte der Fall doch auch im Reich nicht anders liegen. Die Dinge sind auch nicht neu. Ähnliche Klagen hat man schon oft gehört. Immerhin ist es gut, sich diese Tatsachen doch einmal wieder vor Augen zu halten. Rationalisierung der Werbung ist unumgängliches Gebot. Dafür spricht auch eine weitere Ein sendung, die uns gerade in diesem Augenblick zugeht. Sie be zieht sich auf die Werbung innerhalb des Buchhandels, während die obige die Publikumswerbung betraf. Es heißt da in An knüpfung an die Sprechsaalnotiz in Nr. 229 des Börsenblattes: Wir haben im verflossene» Jahr während einiger Monate einmal alle Prospekte, die uns von deutschen Verlegern zugefandt wurden, gesammelt. Wohlgemerkt nur in je einem Exemplar. Es waren im Monat durchschnittlich 8 leg 85V g. Dazu waren mo natlich im Durchschnitt fast vier Kilo Börsenblätter und andere deutsche Fachzeitschriften durchzuarbeiten und 211 Kilo Vcrlags- verzeichnisse usw. burchzusehen. Das sind zusammen 15 Kilo im Monat. Wenn ein Sortimenter alle diese Ankündigungen so gründlich liest, wie die betr. Verleger es wünschen, so dürste er wohl kaum allzuviel Zeit übrig haben, um das zu tun, was Ihm in allen Prospekten nahegelegt wird: sich für den Verkauf der angekündigten Werke einzusetzen oder sich gar mit ihnen vertraut
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