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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1930
- Strukturtyp
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- 1930-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1930
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- Deutsch
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x° 213. 13. September 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Sehr anregend verlief die wieder von Herrn Reinecke ge leitete Arbeitsgemeinschaft »Wie ist ein Sortiment zeitge mäß einzu richten?« Unter Ausnutzung aller Werbemöglich keiten, welche die Entwicklung der Technik und des Geschmackes bie ten, wurde noch berücksichtigt, was auch bei bescheidenen Mitteln möglich ist und geschehen sollte. Das dürfte das Wertvollste gewesen sein; denn nur wenig sehr Begüterten ist es möglich, jede Neuerung und das Teuerste auszuwählen, wie manche der vorgelegten Photo graphien zeigten. Aber im Rahmen des Möglichen den Verkaufs raum praktisch, anheimelnd und zeitgemäß den heutigen Forderungen anzupasscn, muß nach unseren Erörterungen zum Besten des Ge schäftes auch durchgcführt werden. Schließlich weihte uns Herr Nein ecke noch in die »Wirt schaftliche Lagerhaltung und Bewertung« ein. »Ein- wcihen« dürfte hier das einzig richtige Wort sein: denn uns allen war das ein völlig neues Gebiet. Es gab zum Teil auch heftigen Widerspruch: aber der lag wohl nur daran, daß wir uns erst einmal in Ruhe und Abstand von dem Besprochenen mit all dem Neuen ver tiefen und recht vertraut machen müssen. Ich hörte noch manchen Teilnehmer sagen, daß er seinem Ehef nach diesen Vorträgen doch viele und ernste Anregungen zu zeitgemäßen Dingen geben würde. Sollte das nicht der schönste Erfolg und beste Lohn fiir das Besuchen- lasscn einer Freizeit sein? Bei diesen praktischen Vorträgen wurde recht viel gefragt — ein Beweis, wie wenig bekannt manche dieser wichtigen Dinge waren —, aber auf keine Frage ist der Vortragende eine Antwort schuldig geblieben: diese Bereitwilligkeit und Be schlagenheit wurden dankbar anerkannt. Ein letzter Vortrag des Herrn Max G e p p e r t - Leipzig: »Amerikanische Geschäftsorganisation im Einzel handel« war in seinen Darlegungen außerordentlich interessant. Als Muster konnte leider nur die Tcxtilbranche herangezogen wer den. Von der Überlegung ausgehend, daß bei ungefähr gleichem Einkommen sich die Ausgaben für den Lebensunterhalt ganz von selbst einander anpasscn, teilt man die Käufer nach ihrem Ein kommen in 3 Gruppen ein und nimmt aus der Erfahrung heraus bei jeder Gruppe eine Einteilung in 3 Preislagen vor: eine niedrigste, eine mittlere und eine hohe, innerhalb derer sich bei jeder Cinkommensgruppe der Einkauf vollzieht. Hierbei wurde festgestellt, daß beim Verkauf die höchste Preislage, bis zu der die untersten Ein kommen gingen, gleichzeitig mittlere Preislage des mittleren Ein kommens und unterste Preislage der obersten Einkommen war. Nach diesem Überblick wird das Lager eingerichtet und ergänzt. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die großen Kaufhäuser nur rentabel bleiben, wenn sie sich aus nicht mehr als 3 Normalpreislagen ein stellen. Neben sehr preiswerten Lockartikeln, an denen fast nichts verdient wird, sind gewinnbringende durchaus nötig. Um festzu stellen, was in der kommenden Saison gefallen wird, stellt man probeweise Einzelstücke aus, beobachtet die Kunden, ihr Urteil usw., verkauft aber diese Probestücke nicht. Die Größe des Lagers wird dem Verkaufskalender angepaßt und richtet sich nach den Halbjahrs plänen der Saison, das heißt, es wird die liegenbleibende Ware allmählich immer billiger verkauft und, wenn nötig, sogar in großen Posten an Wohltätigkeitsorganisationen verschenkt. Der Vortrag gipfelte in der Feststellung, daß man die Produktion möglichst dem Geschmack des Publikums anpassen muß, mn den jeweils möglichen höchsten Absatz zu erzielen. Der deutsche Buchhändler wird aber doch die unwägbaren Dinge Geschichte, Kultur, mit einem Worte: Tradition nicht so leicht und unbekümmert beiseiteschieben können und wollen und das »6u8in«88« so unbedingt beherrschend in den Vordergrund stellen, wie es der Amerikaner ohne weiteres zu tun vermag. Gewiß soll man zeitgemäße Verkaufs- und Wcrbemethodcn wie auch moderne Gcschästspraxis gebührend beachten und pflegen, sofern sie dazu dienen, dem Buch immer weitere Käuferschichten zu erobern, aber maßgebend bei der Erwägung und Auswahl der Stoffe der herauszubringenden Bücher sollte das in diesem Umfange in Deutschland niemals werden. »Im Anfang war der Geist« — der Dollar kam erst erheblich später. Dies mag in kurzen Zügen eine Andeutung der Arbeit sein, die uns während der Freizeit in Wernigerode beschäftigte. Und nun der zweite Teil, der vielleicht für jeden Teilnehmer von nicht geringerer Bedeutung ist: das Leben in der Gemeinschaft während einer Woche. Wenn aufnahmefähige Jugend die Gemein schaft der geistigen Einstellung, des Erlebens, des Lebens überhaupt zu tiefst verspürt, was will es da heißen, daß kein Tag ohne ein Quentlein Regen vorüberging? Es blieb doch neben der Arbeit noch Zeit genug, auch dem Körper zu seinem Recht zu verhelfen und das herrliche Harzland in seiner sommerlichen Schönheit zu ge nießen. Nach fleißiger, oft anstrengender Arbeit hatten wir die Freude, in unserem Leiter einen guten Kenner des Harzes zu haben, 888 der uns manch prächtigen, zum Teil so gut wie unbekannten Weg führte. Ich erinnere nur an den prächtigen Brockenabmarsch über den »Postbotcnstieg«. Wer noch ein Auge und ein Herz hat für unberührte, gewaltige, bauernderbe Natur, dem ist das Staunen und Wundern angegangen über dieses Stückchen allerwildesten Ur waldes, das er so nahe der »Fremdenkultur« niemals vermutet hätte. Felsblöcke und Wasser, Strauch und Baum und gefallene Baumriesen — alles so, wie es gerade wachsen will, oder wie es gerade stürzt. Ein Erlebnis packender Art. Der vorletzte Tag war dem Besuch der Marktfcstspiele Vorbe halten: »Katharina Knie«. Ter malerische Marktplatz von Werni gerode mit dem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert gibt jedenfalls derartigen Veranstaltungen einen reizvollen und nicht gewöhnlichen Hintergrund. Und dann kam der Sonntag und Abschiedstag. Acht Tage Leben in der Gemeinschaft sind freilich keine lange Zeit, aber dennoch war es schwer, den so vertraut gewordenen Kreis verlassen zu müssen. Ein großer Teil der Teilnehmer blieb bis zur Abfahrt in Wernigerode, während der andere Teil frühmorgens nach Blan kenburg fuhr und von dort über Altenbrak und Treseburg nach Thale wanderte, zum Abschluß der Harztage noch die zerklüftete Schönheit des Bodetales genießend. Auch für die letzten Getreuen war in Thale das Ende des Beisammenseins gekommen und nach herzlichem Handschlag ging cs heimwärts. Wenn noch ein kritisches Wort zu dieser Freizeit gesagt werden soll, so dies: Die Tagung stand mit ihrem reichen Programm nicht unter einer eng umrissenen Problemstellung, der man bis zu irgendeiner Lösung nachging, sondern sie brachte vielfache Anregun gen geistiger und praktischer Art, die fiir jeden einzelnen Teilnehmer gewinnreich und verwertbar sind. Als natürlicher Ausgleich stand daneben eine gesunde körperliche Betätigung und Ausarbeitung, die für den meistens an den Laden gebundenen Buchhändler überaus wichtig ist. (Der Verbands-Faustball ist bestimmt nicht geschont worden. Und unsere Schwergewichte beim »Drittenabschlagen« — das war ein besonderer Genuß.) Und dann die »Gemeinschaft«, die über aller Arbeit und über allem Erleben stand. Das sind seelische Eindrücke, die ihren Wert haben und nicht so leicht vergessen wer den. Und gerade deshalb dürfte diese Art von Freizeiten ihre be sondere Berechtigung haben und immer ihr Ziel: anregend und bildend auf den buchhändlerischen Nachwuchs einzuwirken, die Ge danken- und Erlebniswelt zu weiten und neue Freude am Beruf zu wecken, stets erreichen. Dem vorbildlichen Leiter der Freizeit, Herrn Friedrich Neinecke-Magdeburg, dem ernsten und sachlichen Arbeiter, der es doch so fein versteht, zur rechten Zeit mit den Jungen jung zu sein, soll zum Schlüsse noch einmal besonders gedankt werden für seine vielfachen Mühen wie für die vorbildliche Zusammenstellung des Programms und die Gewinnung maßgeblicher Vortragender. Ihm und Euch allen ein herzlich »Buchheil« und zum Schluß das alte Harzwort: Es grüne die Tanne, Es wachse das Erz. Gott schenke uns allen Ein fröhliches Herz! Neinhold Vesper. Wiegle r, Paul: Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 1: Von der Gotik bis zu Goethes Tod. Mit 24 Tafeln. Berlin: Ullstein (1930). (VIII, 730 S.) gr. 8° Lw. NM. 22.—. Das letzte Jahrzehnt hat uns eine überwältigend große Zahl deutscher Literaturgeschichten beschert Seit 1921 zähle ich nicht weniger als 15 neue Geschichten der deutschen Literatur und 11 Neu bearbeitungen älterer Werke. In erster Linie, wenn auch durchaus nicht ausschließlich, für die Haud des wissenschaftlichen Forschers bestimmt sind nur vier von ihnen: die drei Sammelwerke »Geschichte der deutschen Literatur nach Gattungen« herausgegeben von Karl Niötor, »Epochen der deutschen Literatur« Hrsg, von Julius Zeitlcr, »Die Geschichte der deutschen Literatur« Hrsg. v. Köster f und Peter- sen, und die einbändige »Geschichte der deutschen Dichtung nach Ge danken, Stoffen und Formen, in Längs- und Querschnitten« von Julius Wiegand. Alle übrigen wenden sich ausschließlich an den gebildeten oder bildungsdurstigen Laien. Wie darf er sich freuen, so wohl versorgt zu sein! Zweifellos ist, daß die heutige Zeit stärke reu Bedarf nach derartigen zusammendrängenden Übersichten hat (die Gründe mögen hier unerörtert bleiben): es ist jedoch durchaus zu bezweifeln, daß der Bedarf so stark ist, jährlich drei neuen Litera turgeschichten Absatz zu verschaffen. Nur ein Teil der 26 Literatur geschichten hat also Aussicht, siegreich den Konkurrenzkampf zu be stehen und ihrem Verleger die Freude zahlreicher nachfolgender Auf-
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