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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-07-26
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1930
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- Deutsch
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17l, 26. Juli 1930. Fertige Bücher. Börsenblatt f. t>. Dtschn Buchhandel. 6441 Seebär Sleinerl. ahoi! Von Lehnau Bei einer richtigen „Verklarung" des Falles Willi Steinert würde mich jedes Seeamt der Welt unvereidigt lassen. Ich bin, was den be rühmten Seefahrer Steinert angeht, befangen. Hören Sie den Schluß zuerst. Mein Freund Steinert schreibt ein Buch (Seebär ahoi! Erlebnisse und Abenteuer des Seefahrers Willi Steinert, mit vielen Zeichnungen des Verfassers, 147 Seiten, drosch. 3,— M, geb. 4,— M. Ver- lag Ullstein.) Ich schicke mich an, eine günstige Besprechung des Buches zu schreiben. Mein Fall ist also wohl klar, und jetzt können wir gleich in i ^ckias res gehen, das ist, würde mir der Steinert sagen, die Kneipe gleich an d^r Ecke. Hier, wo wir gemütlich beim Grog sitzen (Sie können ihn im Sommer auch kalt mit Schlag sahne nehmen, Prost, old Sailorl), hier kann ich gebildete Welt ohnehin weiß, einer der zweit besten zeitgenössischen Seefahrer und Verfasser großer nautischer Bücher, von denen ich hier nur das Standardwerk, „Anleitung zum Schimpfen auf den Berliner Gewässern" nennen möchte. Ohne triftigen Grund würde ich also an einem anderen Seefahrer kein gutes Haar lassen. Hier aber zwingt mich die Ueberlegung dazu, daß mein Freund Willi Steinert bald eine viel besprochene Persönlichkeit sein wird, schon sein erstes Buch wird ihm, um mich gewählt auszu drücken, einen markanten Platz im Bewußtsein des deutschen Lesepublikums sichern. der sich hinstellt und sagt: Ich habe es ja gleich gewußt. Also: künftig, wenn in ihrer Kombüse die großen Garnspinner Mark Twain, Ierome K. Ierome, Ewald Gerhard Seeliger, Joachim Ringelnatz und Walther Mehring zusammen sitzen, sich eins erzählt haben, und keiner glaubt die Revolver vom Tisch zu nehmen." Antwortet Mark Twain: „Als Aeltester bitte ich darum, die Waffen noch entsichert zu lassen. Draußen ist ein gewisser Willi Steinert, ein Mann mit guten Papieren, und bittet ums Wort." Da grinsen die Alten; Walther Mehring nimmt seinen zwei Pfund schweren Cold in die rechte Hand und sieht nach, ob er das Korn auch richtig abgefeilt hat. Man schießt besser ohne Korn! Dann kommt mein Freund Willi rein und weiß: erzählt er jetzt richtig, dann kriegt er einen wichtigen Drink, wenn nicht, dann fünf schwere Brocken auf die Herztätowierung. Willi Steinert ist ein Mann, der über seinem rotgestreiften Flanellhemd einen sauberen Gummikragen trägt und dazu einen Zelluloid plastron, auf den ein kleiner Revolver aufgelötet ist. Er weiß, daß er sich in diesem besseren Anzug in jede Gesellschaft begeben kann. So hat er sich durch die Sonntage sein langes Bergmanns-, Maler> und Seemannsleben be wegt. In diesem Anzug will er begraben sein, wenn es schief geht. Er setzt sich ans Ende der Pank und erzählt die Geschichte vom doppelten Nebel: „Eines Morgens wache ich auf, da isies so neblig. Ich denke, wirst mal sehn, denk' ich, wie spät es is. Ich faß nach meiner Uhr, die auf dem Nachttisch liegt und greife vorbei. Die Uhr fällt an die Erde. Ihr habt doch alle mal eine Uhr an die Erde fallen sehen. Sie fällt runter, bums issie kaputt. Also so is die Uhr nich gefallen, sondern sie schwebt so im Zickzack durch die Luft, so als wenn die Luft eine Treppe wäre, und sie trudelt, humstibumsti, langsam die Treppe runter, von Stufe zu Stufe. Unten legt sie sich ganz weich auf die Erde. Ich denke, nanu denke ich, soll denn die Luft über Nacht so dick geworden sein, daß eine schwere Uhr nicht mal glatt durchfallen kann. Ich zieh mir meinen Treuer über und geh raus. Wie ich das Deck betrete, schwimmen mir lauter Fische um die Ohren rum, Flundern und Aale und so. Ich denke, sollten wir vielleicht er soffen sein, denk ich, und es gar nicht gemerkt haben? Wissensie waswa, meine Herren? Also wir waren in einen doppelten Nebel gekommen, in eine Gegend waren wir gekommen, wo keine Sonne hinkam und wo also der Nebel vom vorigen Tag nicht Weggehen konnte. Da legte sich nun immer ein Nebel über den andern worden, daß die Fische nicht mehr wußten, wo das Wasser a u f hörte und die Luft a n fängt. Die schwammen nun immer im Nebel rum... tja,... eigentlich bin ich ja Taucher, das heißt, ich war Leichtmatrose auf dem „Gustav Dünge näs", und wir fuhren Kohlen zwischen Hüll und Galvestone. Wie wir da nun immer da rum fahren auf dem Roten Meer... Walther Mehring (mit gespanntem Hahn): Was hat der „Bungenäs" auf dem Roten Meer zu suchen, wenn ihr zwischen Hüll und Gal vestone fahrt? Willi Steinert (leicht gekränkt): Tja, das habe ich mich auch immer gefragt, Käptn, Hab' ich gesagt, was haben wir eigentlich auf dem Roten Meer zu suchen? Also da waren Stürme auf dem Roten Meer, nicht zu sagen. Das Wasser war so aufgewühlt, daß man die Felsen spitzen vom Grunde des Meeres sah. Die Fische, die auf den Felsenspitzen lagen, wurden klein Sache in Ordnung bringen. „Steinert", sagte unser Käptn, „Sie tauchen." Ich hatte noch nie getaucht. Aber die andern zieh'n mir den Taucheranzug an, drücken mir einen alten Sack in die Hand und schrauben mir den Taucher helm auf. „Du wirst schon sehen", sagen sie, „und wenn dir was zustößt, dann ziehst du an der Leine." Ich komme runter auf den Grund und finde auch gleich das Ventil. Ach, denke ich, das werden wir gleich haben, und will mir nun ordentlich in die Hände spucken, um an die Arbeit ran zu gehen. Ich spucke also, was ich kann, im Nu, ist die ganze Scheibe von dem Helm voll Spucke, ich kann nischt mehr sehen, ich muß an der Leine ziehen, und die andern hieven mich an Deck. So bin ich Taucher ge worden. Was Käptn Elmerson war, der hat mir das nicht übelgenommen, der Mann hat ein Herz gehabt für seine Leute; da wurde nicht gespart mit dem Gin " Es knackt sechsmal in der Kombüse. Die fünf großen Salzwassererzähler haben ihre Colds gesichert. Aber auch Willi Steinert, der ein richtiger „Zweihandsman" ist, hat seinen zweiten Revolver, den er in der Achselhöhle trägt, ein- schnappen lassen. Er wird sich doch nicht so ohne den mindesten Revolver in die Literatur begeben. Prost Steinert, so, mit hohen Ehren wirst du ausgenommen werden in den internationalen Bund seemännischer Lügner e. V., dem im übrigen jeder als förderndes Mitglied beitreten kann, der dein Buch erwirbt. verickt 6er über 6ie ^uknsbrne Zleinerts slsLkrenrnitglieü in <len„8un<k seeinsnniscker bügner L. V." kür sein lrürrlick im Verlsg Ullstein ersckienenes kucb 6en neuen Zcblsger kür kreun- 6e von bloritsten unü ksuder- pislolen. Ist es suk bsZer?
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