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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.06.1911
- Strukturtyp
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- 1911-06-22
- Erscheinungsdatum
- 22.06.1911
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- Deutsch
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7468 BSrl-nNatt s. b. Dtschll. Buchh-Ild-l. Nichtamtlicher Teil. ^ 142, 22. Juni 1S11. Artikel beeinflussen. Neuerdings sind verschiedene Kata loge durch zahlreiche farbige Beilagen geschmückt, die das Ganze in vorteilhafter Weise beleben. Der Fern stehende hat wohl kaum eine Ahnung, welche Unsumme von Arbeit und Kenntnissen in einem derartigen Vertriebsmittel stecken, nicht zu vergessen die großen finanziellen Opfer, die die Drucklegung beansprucht. Möchten sie deshalb ent sprechend gewürdigt werden! Die einzelnen Fächer in der obenstehenden Reihenfolge mit ihren mehr oder minder zahlreichen wichtigsten Artikeln nach Ausführung, Zweck, Anwendung und ihrem päda gogischen und Handelswerte zu besprechen, würde wohl der instruktivste Weg zur Einführung in das Gebiet der Lehr mittel sein, wenn wir dabei nicht befürchten müßten, den Leser zu ermüden. Wir halten es deshalb für rat samer, immer jeweils zu allen aktuellen Fragen unseres Themas, wie überhaupt des Erziehungswesens, Stellung zu nehmen und dabei in zwangloser Folge darüber zu plaudern, wofür wir Interesse voraussetzen dürfen. Am 14. Juni starb in Leipzig der Maler und städtische Zeicheninspektor Professor Fedor Flinzer, dessen Name als Künstler und Pädagog weit über Sachsens Grenzen hinaus bekannt geworden ist. Er war ein Schüler von Ludwig Richter, Ernst Rietschel, Schnorr von Carolsfeld, Ernst Hähnel u. a., und wir kennen ihn als Tiermaler aus seinen köstlichen Jllustrationswerken, die in Palast und Hütte gleich heimisch sind. »Tierstruwwelpeter« — »König Nobel« — »Tierschule« — »Wie die Tiere Soldaten werden wollten« — »Froschmäusekrieg-, das sind wohl seine bekanntesten Bilderbücher, die jedem Sortimenter oftmals durch die Hände gegangen sein werden. Seine größere Bedeutung aber liegt in seinem Wirken als Pädagog. Die Arbeit in der Schule wurde ihm zur Lebensaufgabe, und er hat gern das freie Schaffen des Künstlers mit der Hauptaufgabe vertauscht, als Lehrer für die bildende Kunst im Volke zu wirken. Man kann ihn als den »Reformator des Zeichen unterrichts» bezeichnen, jenes Faches, das im Lehrplan noch bis vor kurzer Zeit das Aschenbrödel spielte. Sein »Lehrbuch für den Zeichenunterricht- gilt heute noch als das beste unter ähnlichen methodischen Werken, und wir finden in ihm schon die Ideen vertreten, die heute neuere Werke über die Reform des Zeichenunterrichts betonen. Diese Reform setzte in Deutschland offiziell vor etwa zehn Jahren mit den modernen Kunstbestrebungen ein, als das preußische Kultusministerium in verschiedenen Erlassen auf die Bedeutung des Zeichenunterrichts hinwies und das erste seiner »Amtlichen Lehrmittel-Verzeichnisse« heraus gab. Seitdem sind vier dieser Hefte erschienen, und sie waren die Veranlassung, daß sich das Lehrmittelgeschäft aus diesem Gebiete außerordentlich belebte. Wir fanden diese neuen Lehrmittel zum ersten Male auf der Aus stellung eines Zeichenlehrerverbandes in Merseburg und kurz darauf in einem Katalog eines Leipziger Hauses ausgenommen. Der moderne Zeichenunterricht will das Kind zum richtigen Sehen erziehen und das Sehen fördern, deshalb sind auch die Vorlagen auf der Unterstufe seiner natürlichen Umgebung entnommen, die Mittelstufe setzt dieses Gedächtniszeichnen fort und geht zum Zeichnen nach dem Gegenstand über. Die Motive liefert meist die Tier- und Pflanzenwelt. Schmetterlinge und Käfer, gepreßte Blätter und Ranken, die schon Flinzer vorschrieb, find deshalb heute vielgekaufte Artikel. Die Oberstufe soll den Schüler der Kunst näherbringen und verlangt eine reiche Auswahl aller möglichen Formen, die sowohl der Natur und dem einfachen Hausgerät, als auch dem Kunstgewerbe angehören. Eine der wichtigsten pädagogischen Forderungen, die verlangt, daß beim Unterricht stets den künstlerischen Hilfen die natürlichen Objekte, die sogenannten Stoff- Lehrmittel, vorzuziehen sind, wenn dies im Bereiche der Möglichkeit liegt, hat sich beim Zeichnen besonders durchgesetzt. Deshalb ist es auch erklärlich, daß graphische Vorlagen und Wandtafeln seit Einführung des modernen Zeichenunterrichts so gut wie nicht mehr gekauft werden, einige Werke für den gewerblichen Zeichen unterricht vielleicht ausgenommen. Auf diesem Gebiete gibt es also für die Verleger nicht die bekannte Lücke auszufüllen. Es sind seinerzeit für die ersten Anschaffungen er hebliche Summen bewilligt worden, und daher kam es auch, daß verschiedene Firmen dieses neue Geschäft be sonders poussierten und Spezialfirmcn entstanden. Heute ist es etwas ruhiger geworden, wenn auch im Lehrmittel etat jeder Schule Zeichnen mit an erster Stelle steht. Besonders typisch für den neuzeitlichen Zeichenunterricht ist der Block und der Blockständer, die dem Reißbrett anfäng lich erhebliche Konkurrenz gemacht haben. Man kann jetzt mit gutem Rechte von einer »Blockindustrie« sprechen, denn der Zeichenblock wird jährlich in Millionen in den Schulen gebraucht. — Wer Gelegenheit gehabt hat, das gut aus gestattete Zeichenkabinett einer Schule zu sehen, der wird es vielleicht nicht für möglich gehalten haben, daß dieses Sammelsurium eine Buchhandlung geliefert hat, denn ein Warenhaus su miniature tut sich vor uns auf. Wer aber die Skizzenbücher unserer Kleinsten ansehen konnte, oder die erstaunlich künstlerischen Leistungen am Vierzehn jährigen bewunderte und dabei an die eigenen Leistungen seiner Schulzeit mit ihren starren Holzkörpern, toten Gipsen oder kalten Eisenstahlmodellen dachte, der wird den hohen pädagogischen Wert des modernen Zeichenunterrichts für das praktische Leben begreifen. Denn er erzielt nach Altmeister Flinzer -einen der gewaltigsten Faktoren der allgemeinen Menschenbildung, das denkende Auge«. Gustav Rietzschel. Monographien des Buchgewerbes. So nennt der Deutsche Buchgewerbeverein kleine von ihm herausgegebene Publikationen, von denen jetzt der vierte Band, wie die für ein Sedezbändchen von 100 Seiten gewählte etwas kühne Bezeichnung lautet, erschienen ist. Er behandelt den Titelsatz, seine Entwicklung und seine Grundsätze, ist verfaßt von Reinhold Bammes, Hauptlehrer an der Fachschule für Buchdrucker zu München. I9l1. Preis broschiert 1 ^ ord., und kann im vorhinein als eine dankenswerte Publikation an erkannt werden. Die Entwicklung des Titelsatzes wird uns durch 36 (verkleinerte) Faksimiles vorgeführt, die eine interessante Zusammenstellung bilden, bei deren Betrachtung wir uns im Hinblick auf die Gegenwart damit trösten können, daß alles schon dagewesen ist: unbegreifliche Widersinnigkeiten und Geschmack losigkeiten, die man indes zu ihrer Zeit wahrscheinlich auch als Schönheitsmuster gepriesen hat, wie dies heutzutage gelegent lichen Unbegreiflichkeiten gegenüber seitens Hochweiser »Buchkunst- gelehrter« auch geschieht. Erdrückend vollgekramten Titeln folgen andere mit weitester Sperrung, in welcher Be ziehung der Titel zu der bei Cotta 1808 erschienenen Ausgabe von Goethes Faust (Seite 45 des Buches) das Menschen möglichste leistet, denn das Wort Faust, aus einer Doppelmittel. Fraktur gesetzt, ist auf-die ganze Seitenbreite gesperrt mit 3*/g Cicero zwischen den Buchstaben, ja sogar zwischen dem s und dem t(!) und verschönt mit noch drei plumpen sogenannten englischen Linien; daß auch die einst beliebten »Röschen« bei der Ausschmückung der Titel eine nicht zu übersehende Rolle gespielt haben, zeigen uns hier die Beispiele. — Der Verfasser erläutert in sachlicher Weise die verschiedenen Phasen der Entwickelung des Titelsatzes, der bei dem außerordentlichen Aufschwung, welchen das Druckgewerbe in der ersten Hälfte des vorigen Jahr hunderts infolge der Erfindung der Schnellpresse und der
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