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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1911-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1911
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- Deutsch
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R 55, 7. März 1911. Nichtamtlicher Teil. SörsenblaU 1. d. Dtschn Buchhandel. 2877 20 Jahre dargetan. Am leichtesten aber werden diejenigen Wörter erkannt, die Buchstaben von verschiedener Gestalt haben. Es ist falsch, wenn man meint, die lateinischen Großbuchstaben seien fürs schnelle Lesen am geeignetsten; ein einzelner mag noch so deutlich sein, wenn aber ganze Wörter oder gar Sätze aus gleich hohen Buchstaben hergestellt werden, so mutet man dem Auge und Hirn viel mehr zu, als wenn man große und kleine Buchstaben benutzt. Nun hat aber die deutsche Schreib und Druckschrift weit mehr eigenartige Buchstaben als die lateinische, und — was sehr wichtig ist — die auffallend ge- formten deutschen Buchstaben gehören zu denen, die in der deut schen Sprache am häufigsten sind. Unser Sprachbau macht ein langes s neben einem runden s wünschenswert, ebenso ein ß, des gleichen ein langes h. Daß ck, ch, tz dicht zusammengerückt sind, ist vorteilhaft; ebenso nützt es, daß k und d oben abweichend ge staltet sind, und der viel gelästerte u-Bogen ist ein treffliches Mittel, flüchtig geschriebene Worte leserlich zu machen. Man schreibe doch einmal »ist, hat, sind muß, Hund, preußisch, Höhen- schichten« deutsch und lateinisch nebeneinander, oder man ver gleiche deutsch und lateinisch gedruckt »Nußschale, Waschschüssel, Schießhausstraße, Maßstab«! Wer will leugnen, daß die deut schen Buchstaben deutlichere Wortbilder liefern? Dazu tritt, daß die deutschen Buchstaben schmäler sind als die lateinischen. Das ist von großem Werte, weil die deutschen Wörter länger sind, als etwa die englischen. Es ist daher verkehrt, zu behaupten, was fürs Englische gut sei, müsse auch fürs Deutsche taugen. Druckt man deutsche Wörter lateinisch, so werden sie zu breit, also bekommt das überblickende Auge mehr Arbeit. Da man beim Lesen nicht die einzelnen Strichlein und Ecken betrachtet, so wenig wie man, um einen Menschen zu erkennen, nötig hat, alle seine Umrißlinien und Gesichtszüge zu verfolgen, so kann von einer Augenschädlichkeit der deutschen Buch- staben keine Rede sein. Was von Ärzten bisher gegen sie vor gebracht wurde, stützte sich auf Sehproben, die aber keine Lese proben waren. Derjenige Fachwissenschaftler, den die Latein- schriftler besonders oft nennen, Professor vr. Cohn in Breslau, erklärte schließlich, der Nachweis sei nicht gelungen, daß die deutsche Schrift den Augen mehr schade als die lateinische, und Professor vr. Eulenberg in Bonn weist ebenfalls solche An schuldigungen zurück. Nur wenn schlechter deutscher Druck neben guten lateinischen gestellt wird, dann allerdings siegt der lateinische. Unzutreffend ist auch der Hinweis aufs Ausland, dem wir unsere Schrift nicht zumuten dürften. Die Latein- schriftler verschweigen, daß bei Engländern und Romanen die deutsche Schrift als Zierschrift gilt. Man findet sie in Zeitungen und Büchern, auf Neujahrskarten und Fest ordnungen, auf Staatspapieren und Banknoten. Die Brüsseler Weltausstellung versandte ein längeres Schreiben, das französisch abgefaßt, aber deutsch gedruckt war! Meint man, Goethe wäre im Auslande bekannter geworden, wenn man seine Gedichte lateinisch gedruckt hätte? Als die preußische Akademie, die eben Kants Werke neu herausgibt, ausländische Gelehrte fragte, ob bei Lateindruck ein größerer Absatz in Aussicht stünde, da gab man verneinende Antworten! Durch Versuche wurde in den letzten Jahren bewiesen, daß jeder Franzose, Italiener, Amerikaner seine Muttersprache ohne Anstoß liest, auch wenn man sie ihm deutsch gedruckt vorsetzt. So ist auch die Rücksicht auf die Fremden kein Grund, von der deutschen Schrift zu lassen, die für uns Deutsche die zweckmäßigere ist. Mit Recht ist gesagt worden, daß das, wovor der Ausländer zurückschrickt, nicht unsere Buchstaben sind, die ja nur im Stile von den lateinischen abweichen, sondern die Schwierigkeit unserer Wortbiegung, Wortbildung und Wortstellung. Grimms sieben Vorwürfe gegen die deutschen Buchstaben, die er »widerwärtig, verknorzt, Mißgestalt« usw. nennt, ließe man am besten unwiederholt; unsere Lateinschriftler erweisen dem Andenken dieses sonst so großen Mannes einen schlechten Dienst, wenn sie seine hinfälligen Ansichten immer wieder ans Licht ziehen. Man muß wissen, daß Grimm auch kein Ver ständnis für den gotischen Baustil hatte; ein Gebildeter der Gegenwart aber, der nicht wie Grimm regelmäßige Steinkästen an schnurgeraden Straßen für die schönste Bauart hält, braucht auch vor Grimms Urteil über die deutsche Schrift nicht die Waffen zu strecken.« Die Handels - Sachverständigen bei den Kaiserlichen Konsularbehörden. — Als Handelssachverständige bei den Kaiserlichen Konsularbehörden sind zurzeit tätig: in Kalkutta: Gösling, in Johannesburg: Renner, in Sydney: W. de Haas, in Schanghai: Zickermann, in Uokohama: vr. Brauer, in St. Petersburg: Wossidlo, in Valparaiso: vr. Gerlach (für die Westküste von Süd- amerika), in Konstantinopel: Jung (beurlaubt), in Bukarest: vr. Müller (z. Zt. in Belgrad), in New L)ork: Waetzoldt, Königlich preußischer Gewerberat, und Leonhardt, in Chicago: vr. Quandt, in Mexiko: Bruchhausen. Anfragen usw. an die Sachverständigen sind zweckmäßig, namentlich im Hinblick auf etwaige Beurlaubungen, nicht unter deren persönlicher Adresse, sondern unter der äußeren Adresse der betreffenden Konsularbehörde zu richten. Die Adressen und Amtsbezirke der Kaiserlichen Konsulate sind dem vom Auswärtigen Amt im Januar jeden Jahres neu aufgestellten Konsulatsverzeich nis, das im Verlage von Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin, erscheint und auch bei den Handelskammern eingesehen werden kann, oder dem Handbuch für das Deutsche Reich zu ent nehmen. (Aus den im Reichsamt des Innern zusammen gestellten »Nachrichten für Handel und Industrie«) * Postscheckverkehr. — Im Postscheckverkehr kommt dem nächst ein neues verbessertes Scheckformular in Kartenform zur Ausgabe, das der Größe des Normalbriefumschlags angepaßt ist und sich also, abweichend von dem bisherigen, aber weiter gültig bleibenden Formular, ungefaltet in den Briefumschlag legen läßt. Bei dem neuen Formular ist außerdem der im Scheckheft ver bleibende Stamm, den Wünschen des Publikums entsprechend, verbreitert, sowie der Raum für die Quittung des Zahlungs empfängers vergrößert worden. Das neue Formular hat den weiteren Vorteil, daß der Druck auf der Vorderseite in der Längsrichtung, also nicht mehr quer verläuft. Post. Beförderung der Abendpost Frankfurt a. M.- Berlin. — Die Berliner Handelskammer hatte vor einiger Zeit angeregt, die Abendpost aus Frankfurt a. M. nach Berlin wegen der häufigen Verspätungen des Zuges 179 nicht mit diesem, sondern mit dem über Bebra-Eisenach verkehrenden, in Berlin etwas früher eintreffenden Zuge v 1 zu befördern. Wie der Staatssekretär des Reichspostamtes der Handelskammer mitteilt, wird diesem Wunsche vom 6. d. M. bis zur Durchführung der von der Eisenbahnverwaltung zur Vermeidung der Verspätungen des Zuges 179 in Aussicht gestellten Fahrplanverbesserungen ent sprochen werden. (Vossische Zeitung.) * Post. Briefsendungen nach Madeira. — Brief- fendungen nach Madeira werden von jetzt ab außer über Lissabon (Abgang von Lissabon am 10. und 26. jedes Monats) auch über Southampton (Abgang von Southampton jeden Sonnabend mit Dampfer der Union 6s.3tls Llail Ztearngbip 6om- pa.nz') abgesandt. Säumige Schuldner in Amerika. — Auf meinen Reisen in den Vereinigten Staaten von Amerika wurde mir von einem deutschen Konsulat eine Mitteilung gemacht, die ich für wichtig genug halte, um sie im Börsenblatt zur Kenntnis des deutschen Buchhandels zu bringen. Häufig sind die Klagen, daß es nicht möglich sei, die Be zahlung gelieferter Bücher in Amerika zu erreichen. Es mag hier dahingestellt bleiben, ob nicht die Kreditgewährung seitens des deutschen Buchhandels vielfach zu weit geht. Nennt sich ein Amerikaner nur »Professor« oder gar »Professor an einer Staats universität«, so kann er sicher sein, jeden beliebigen Kredit zu finden. Und doch ist drüben »Professor« jeder Tanzlehrer, und auch die Stellung an einer staatlichen Anstalt gibt keine Gewähr, 376 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang.
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