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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1911
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- Deutsch
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55. 7. März 1911. Nichtamtlicher Teil. vvrsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2875 Vertrieb von Lchmntzliteratur. Vernrteilnng. — Der Buchhandlungsgehilfe Albert Chaumeil de Stella und der Marktfierant Johann Tomasch ek standen am 3. d. M. vor dem Schwurgerichte in Wien, unter Vorsitz des Vizepräsidenten Hof. rat vr. Wach, unter der Anklage des Vergehens gegen die öffent liche Sittlichkeit und der Übertretung der Kolportage. Sie hatten in Neulengbach in einem von ihnen gemieteten Häuschen, das ab- seits in einem Gehölz versteckt lag und dadurch unbewohnt aus- sah, daß die Fensterläden geschlossen waren und ein Vorhäng, schloß an der Tür hing, ein großes Lager von gröblich erotischen Druckschriften und Bildern aufbewahrt. Sie sandten Prospekte darüber an Personen aus, bei denen sie Vorliebe für Porno- graphische Werke vermuteten, und ließen die Antworten an die Adresse der Geliebten Chaumeils senden. Der Letztgenannte be- sorgte überwiegend den Vertrieb und ging auch zuweilen mit den Bildern hausieren. Tomaschek bezog von Händlern Platten und stellte die Vervielfältigungen der erworbenen Photographien her Sie standen auch mit einer Frau Varady in Budapest in Ver bindung, der erst im Januar ein ganzer Wagen mit verbotenen Büchern gleicher Art beschlagnahmt worden ist. Chaumeil war nach der erstatteten Anzeige flüchtig geworden und wurde seit- dem in Berlin wegen Handels mit unsittlichen Druckwerken zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die Jury sprach beide Angeklagte, der von dem Staatsanwalt vr. Mager begründeten Anklage Folge gebend, schuldig, und der Gerichtshof verurteilte Chaumeil de Stella zu sechs Monaten, Tomaschek zu vier Monaten strengen Arrests. (Neue Freie Presse.) Beschlagnahme von Tolstoi» Werke« in Rußland. — Aus St. Petersburg, 3. März, wird gemeldet: Die russische Zensurbehörde beschlagnahmte die drei letz- ten Bände der Gesammelten Schriften Tolstois, die von der Gräfin Tolstoi herausgegeben wurden, wegen Abdrucks dreier Briefe Tolstois an den Zaren. Gegen die Herausgeberin wurde ein Straf, verfahren wegen »dreister Unehrerbietigkeit gegenüber dem Zaren« und »Aufreizung zur Auflehnung gegen die bestehende Staats ordnung« eingeleitet. Zweite buchgewerbliche Ausstellung in Paris. — In Paris wird in diesem Sommer aus Anlaß des Kongresses des Verbandes der französischen Buchdruckereibesitzer eine zweite Buchgewerbliche Ausstellung stattfinden, die vom Syndikat der Maschinenbauer unter dem Patronat der Minister des Handels und der Arbeit veranstaltet wird und Maschinen und Material für die graphischen Künste und Buchindustrien umfassen soll. Zugelassen sind auch die einschlägigen ausländischen Industrien. Die Ausstellungsbedingungen sowie sonstige nähere Mitteilungen sind vom Ausstellungsbureau im Oerels äs 1a Inbrairis, 117, Boulevard Saint-Germain, Paris, zu erhalten. (Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker rc.) * Ausstellung von Kolonial-Literatrrr. — Eine Ausstellung von Kolonial.Literatur soll der Kolonial-Abteilung der Gewerbe- und Jndustrie-Ausstellung angeschlossen werden, die in Schweidnitz vorbereitet und von Mai bis Oktober d. I. dem Besuche offenstehen wird. Mit ihrer Besorgung und Anordnung ist die dortige Buchhandlung L. Heege beauftragt worden. (Vgl. die Anzeige auf Seite 2926 d. Bl.) * Galerie Del Vecchio in Leipzig. — Die erfolgreiche Kunstausstellung »Weidmannsheil« wurde soeben von der März- Ausstellung abgelöst. In erster Linie ist die Sonderausstellung des Münchener Professors Charles Palmin zu nennen, meist sind seine Motive dem Zschopautale und dem Erzgebirge ent nommen. Weiter schließt sich eine Kollektion von Gemälden und Graphiken von Professor K. Schmoll von Eisenwert - Stuttgart an, dann Adeline Körner-Chemnitz mit Landschaften und Blumen- stücken, Alfred Helberger-Charlottenburg mit norwegischen Land- schäften. Eine große Aquarell-Sonderausstellung bringt Walther Schmidt-Dresden: Motive aus der sächsischen Schweiz und dem Fichtelgebirge. Mit graphischen Kollektionen sind vertreten: Heinrich Vogeler, Hans am Ende und A. Scheuritzel. A«S Böhmen. Tschechische und deutsche Volksbiblio- theken-Pflege. — Im jüngsten Heft der »Deutschen Arbeit«, Monatsschrift für das geistige Leben der Deutschen in Böhmen, hat der Konzipist des statistischen Landesbureaus des Königreichs Böhmen vr. Wilhelm Winkler im Anschluß an eine kürzlich erschienene Veröffentlichung dieses Amtes eine vergleichende Über sicht über das Museen- und Volksbibliothekenwesen bei Deutschen und Tschechen veröffentlicht, die ein sehr bezeichnendes, freilich für die Deutschen keineswegs besonders erfreuliches Licht auf das Maß des Eifers wirft, mit dem sich die beiden so hartnäckig um den Lebensraum ringenden Volksstämme Böhmens der Pflege dieses wichtigen Mittels völkischer Selbsterhaltung und Ausbreitung widmen. Berücksichtigen wir an dieser Stelle nur das natürlicherweise im Vordergrund stehende Volksbibliothekenwesen, so ergibt sich, daß im Jahre 1906, für welches die erwähnte Zustammenstellung gilt, an allgemein zugänglichen Volksbibliotheken in ganz Böhmen 3208 vorhanden waren, von denen 2718 tschechisch und nur 490 deutsch waren. Zieht man nun selbst in Betracht, daß die Erhebungen in den deutschen Bezirken nicht mit genügender Vollständigkeit gepflogen wurden, und erhöht man im Verhältnis der fehlenden Bezirke die Zahl der deutschen Bibliotheken auf 850, so beträgt die Zahl der tschechischen Volksbibliotheken doch immer noch mehr als das Dreifache der deutschen. Scheidet man diese Bibliotheken nach ihrer Bedeutung in drei Gruppen, nämlich 1. solche, die von autonomen Körper- schäften verwaltet, erhalten oder unterstützt werden, 2. andere von mehr als 600 Bänden, und 3. alle übrigen, so findet man in der ersten Gruppe 834 tschechische und 91 deutsche, in der zweiten 100 tschechische und 69 deutsche, in der dritten 1784 tschechische und 330 deutsche Volkbibliotheken. Am besten sieht es also für die Deutschen in der zweiten Gruppe aus, traurig aber in der ersten und dritten Gruppe, und besonders betrübend wird dieses Zurückbleiben der Deutschen durch die Tatsache, daß es nicht auf Lässigkeit und Verständnislosigkeit der völkischen Schutzvereine beruht, sondern aus der Gleichgültigkeit der deutschen Allgemeinheit hervorgeht, die die deutschen Volks bibliotheken und ähnlichen Veranstaltungen bei weitem nicht in dem Maße fördert wie die Tschechen die ihrigen. So gab es im Jahre 1905 im ganzen Lande 26 Bezirke, in denen keine einzige Gemeinde eine Volksbibliothek erhielt oder unterstützte, und von diesen waren 22 deutsch, und das gleiche Verhältnis kehrt wieder, wenn man jene Bezirke betrachtet, in welchen nur eine Gemeinde eine Volksbibliothek erhielt oder unterstützte. Mit diesem verschiedenen Eifer hängt es denn auch zusammen, daß bei den tschechischen Bibliotheken der ersten Gruppe die Beiträge der Gemeinde 60,1 Prozent, bei den deutschen dagegen nur 19,1 Prozent betrugen, gewiß ein beschämendes Mißverhältnis, das aber leider auch auf anderen Gebieten der Selbstbesteuerung zu völkischen Zwecken festgestellt werden muß und das auch durch eine größere Reihe von Spenden und Zuwendungen Einzelner auf deutscher Seite nicht ausgeglichen werden kann. Von der Gesamtzahl der vorhandenen Bände, die auf 1 073 838 angegeben wird, entfallen 849 788 auf tschechische und 224 060 auf deutsche Volksbibliotheken. Allerdings ist diesen Zahlen gegenüber Vorsicht am Platze, und es dürfte sich empfehlen, zum Vergleich nur die vollständig erhobenen Bezirke heranzuziehen, woraus sich ergibt, daß auf 100 tschechische Einwohner durch- schnittlich 21,6 Bände, auf 100 deutsche 11,6 Bände in den ent sprechenden Bibliotheken entfallen. Das Verhältnis ist also in dieser Beziehung für die Deutschen erheblich günstiger, was sich natürlich dadurch erklärt, daß die deutschen Bibliotheken im all- gemeinen größer sind als die tschechischen. In der Tat liegt bei den tschechischen Bibliotheken die Hauptkraft in den kleinen mit 1—1000 Bänden, bei den deutschen dagegen in jenen mit 201 bis 3000 Bänden. Dies Verhältnis ist indessen gerade ein schlagender Beweis für die eifrige völkische Kraftanspannung der Tschechen, denn diese kleinen Bibliotheken finden sich vor allem da, wo Tschechen in der Minderheit in deutschen Bezirken leben und wo allemal tschechische Bibliotheken, ob auch anfänglich noch so klein, gegründet werden, während in den Fällen, in denen deutsche Minderheiten in tschechischer Umgebung leben, zumeist gar keine Volksbibliotheken vorhanden sind. Es kann daher gar nicht zweifelhaft sein, daß da- tschechische System: möglichst viele 376*
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