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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1908
- Sprache
- Deutsch
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^ 124, 30. Mai 1S08. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 6017 aufnahme, alias Abfütterung in Anspruch genommene Zeit wird auf die ungeschickteste Art vertrödelt. Ob man nach Hause und wieder ins Bureau fährt und sich tagtäglich im überfüllten Vehikel denselben geistlosen Betrachtungen hingibt oder ob man bei Sturm und Wetter im Laufschritt nach Hause eilt, oder ob man, nachdem man sich in einem mittleren oder kleinen Stadtrestaurant die sichere Grundlage zum Magenkatarrh geholt, sich inS Kaffeehaus setzt: das eine steht fest, daß die Pause keine Erholungspause war und daß die kostbare Zeit vernünftiger zugebracht werden könnte. Daß die Mittagspause stets pünktlich eingehalten wird, werden vielleicht der eine oder andere Beamte, aber sicherlich nicht alle Chefs behaupten. Auch dürften nicht alle imstande sein, die nötige Energie aufzubringen, um die mittags abgebrochene Arbeit sofort nach Rückkunft wieder mit Intensität aufzunehmen, insbesondere wenn das Mahl (nicht etwa opulenter) nur etwas schwerer verdaulich war oder wenn man im Sommer in der Glüh hitze mit Mühe und Not das Bureau erreicht hat. Daß an dieser Arbeitseinteilung auch heute noch festgehalten wird, liegt weder im Interesse der Prinzipale, noch der Beamten. In jedem Bureau, in dem es darauf ankommt, daß die Zeit aus genützt und etwas Tüchtiges geleistet werde, wird man einer Arbeitseinteilung, die eine intensive expeditive Arbeit ermöglicht, den Vorzug geben müssen. Man hat doch auch bei den manuellen Arbeitern die Erfahrung gemacht, daß die Länge der Arbeitszeit durchaus nicht im gleichen Verhältnis zur Leistungsfähigkeit steht. Wie eine bessere Lebensführung der Arbeiter keineswegs die In dustrie in ihrer Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigt, sondern geradezu eine Bedingung für die Entwicklung der Industrie ist (zum Beispiel in Deutschland, England, Amerika), so sollte auch die rationelle Ausnützung und Einteilung der Arbeitszeit der Be amten willkommen geheißen werden. Die stetige Steigerung der Wohnungspreise in den inneren Bezirken, die Lebensmittelteuerung daselbst bringen es mit sich, daß die Beamten so häufig ihren Haushalt nicht im Gleich gewicht halten können, und daß Gehaltszulagen nicht dem Be amten zu gute kommen, sondern von der allgemeinen Preis steigerung verschlungen werden, ohne die Lage des Beamten zu verbessern. Die englische Arbeitszeit könnte hier Wandel schaffen; sie bietet die Möglichkeit, die Wohnstätte an die Peripherie der Stadt zu verlegen; man könnte den großen Zinskasernen ent fliehen, in hygienischer Hinsicht weit besser leben, sich mit ver hältnismäßig wenigen Mitteln ein eigen Heim auf eignem Grund und Boden schaffen usw. Die freie Zeit nach der Arbeit ließe sich wirklich zur Erholung und zur Erledigung privater Angelegen heiten verwenden; jüngeren Leute bliebe Zeit, sich nach zwei- bis dreistündiger Erholung einem Studium zur weiteren Ausbildung in ihrem Berufe zu widmen. Die Vorteile können nicht weggeleugnet werden, und die Nachteile sind entweder nur in der Einbildung zu finden oder liegen darin, daß man sich in der künftigen Einrichtung seiner Lebensweise noch nicht zurechtfindet. England und speziell London lehren, daß das .Durcharbeiten- sich bewährt, und daß die Engländer praktische Leute sind, bedarf keines weiteren Be weises. Es wäre sehr zu wünschen, daß sich die hevorragenderen kommerziellen Vereinigungen um die gute Sache annähmen und die Frage bei den größeren Firmen in Fluß brächten. Dem Bei spiel einiger führenden Firmen werden gewiß viele andere folgen, die den Vorteil begreifen, aber nicht allein und zuerst Vorgehen konnten. * GesetzrKverkütt-igttNg. — Der Deutsche Reichsanzeigcr vom 26. Mai d. I. veröffentlicht das Gesetz betr. Änderungen im Münzwesen vom 19. Mai 1908. Durch dieses Gesetz wird be kanntlich das Fünfundzwanzigpfennigstück geschaffen, auch bringt es uns den beliebten Taler (Dreimarkstück) wieder. Bazar < Aktten-esellschaft in Berlin. — In der General versammlung am 26. Mai wies der Vorsitzende darauf hin, daß es diesmal zum erstenmal möglich sei, eine um 2 Prozent höhere Dividende auszuschütten, nachdem die Verwaltung jahrelang 10 Prozent zur Verteilung gebracht hat. Es gelangen also dieses Jahr 72 ^ auf den Genußschein (statt bisher 60 ^!) zur Aus zahlung. Der Status der Gesellschaft zeige einen voll erfüllten Reservefonds, hinter dem noch ein Betriebsreservefonds von Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 75. Jahrgang. 290 000 stehe. Außerdem sei noch ein erheblicher Vortrag (S7 618 ^) vorhanden, und der Wert des Grundstücks sei über den Anschaffungswert gestiegen. Die 150 000 Hypotheken könnten jederzeit zurückgezahlt werden. Wenn man ferner in Betracht ziehe, daß die Gesellschaft 100 000 preußische Konsols im Besitz habe, könne man erwarten, daß die jetzige Dividende auch in Zukunft gezahlt werde. Betrügerischer Nnnonkensammler. — Die -Leipziger Neuesten Nachrichten- berichten über folgende schwindelhafte Manipulationen: Eine Leipziger Verlagshandlung gibt ein Buch heraus, dem ein Reklameteil angefügt ist. Als man vor einiger Zeit Anzeigensammler für dieses Unternehmen suchte, meldete sich auch ein gewisser P. Da der Mann auf den Geschäftsführer einen guten Eindruck machte, und da er vor allen Dingen über eine hervor ragende Zungenfertigkeit verfügte, wurde er eingestellt. Man schien mit dem neuen Akquisiteur einen ganz besonders guten Griff getan zu haben: Die Aufträge kamen nur so geflogen. In kurzer Zeit hatte der fleißige Anzeigenjäger dem Geschäft für mehrere Tausend Mark Aufträge »zugeschanzt-. Man ging schon mit dem Plane um, daß bei einer solch glänzenden Kraft ruhig noch einige Druckbogen eingelegt werden könnten, als die Sache zum Klappen kam, der neue Mitarbeiter ließ sich nämlich kräftige Vorschüsse auf seine Provision geben und blieb dann längere Zeit weg. Dadurch wurde man stutzig und zog bei den angeblichen Auftrag gebern Auskunft ein bezw. man wollte die Rechnungen kassieren lassen. Die Überraschungen, die man dabei erlebte, waren recht unerquicklicher Art. Verschiedene der Besteller waren überhaupt nicht zu ermitteln; sie waren meist-unbekannt verzogen». Andere beschwerten sich wieder darüber, daß sie etwas bezahlen sollten, was sie gar nicht bestellt hatten. Wieder andere hatten wohl bestellt, waren auch zu ermitteln, aber — sie hatten kein Geld. So waren unter den Bestellern einige stellenlose Handlungsgehilfen als »Gene ralvertreter- usw., die ihr -Geschäftslokal- in einer hiesigen Her berge aufgeschlagen hatten, und andere ähnliche dunkle Existenzen. Die Aufträge wirklich zahlungsfähiger Kunden aber erwiesen sich als gesälscht, obwohl sie mit dem Geschäftsstempel der betreffenden Leute versehen waren. Der Betrüger hatte hier in folgender Weise gearbeitet. Nebenher vertrieb er nämlich auch Kautschuk stempel. Hatte er nun einen Auftrag auf einen solchen Stempel erhalten, so benutzte er den Stempel, ehe er ihn ablieferte, dazu, den Bestellschein für die erwähnte Verlagsbuchhandlung damit zu unterstempeln. Dadurch machte der Auftrag naturgemäß einen glaubwürdigen Eindruck. Die Buchhandlung ist auf diese Weise um große Summen betrogen worden. Der Schwindler, der sich, vielleicht noch in Leipzig aufhält, dürfte diese oder ähnliche Gaunereien auch anderwärts versuchen. Es mag deshalb vor ihm gewarnt sein, besonders auch bei der Bestellung von Ge schäftsstempeln. Personalnachrichten. Jubiläum. — Ein treuer Diener seines Herrn ist Herr Carl Stang aus Hildburghausen, der am 1. Juni auf eine fünfzig jährige Arbeitszeit im Bibliographischen Institut (Meyer) in Leipzig zurückblickt. Fünfzig Jahre! Für unsere schnelllebige Zeit fast ein unfaßlicher Begriff, der aber in der Person des in geistiger und körperlicher Frische einherschreitcnden Jubilars eine seltene und schöne Verkörperung gefunden hat. Herr Stang ver steht die Kunst, sich jung zu erhalten. Er zeigt immer un geschwächtes Interesse an allen geschäftlichen Vorgängen sowie am öffentlichen Leben und erfüllt die Pflichten seines durch Kinder und Enkel beglückten Hauses in patriarchalischer Würde und Milde. Seit 34 Jahren bekleidet er das ver antwortliche Amt des Hauptkassierers, dessen hohen Anforde rungen er, begünstigt von eiserner Gesundheit, mit muster gültiger Umsicht und Pflichttreue genügt. Deshalb konnte auch keine Gelegenheit vorübergehen, ohne daß ihm, jetzt dem ältesten Beamten des Bibliographischen Instituts, seine Chefs ihre Aner kennung, seine Kollegen ihre freundschaftliche Gesinnung bewiesen hätten, deshalb haben ihn auch der König von Sachsen und der Herzog von Sachsen-Meiningen mit Ehrenzeichen bedacht. Er ist ein vornehmer Charakter, ein Mann von klarem Denken, ent- 783
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