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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1892
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- 1892-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1892
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3226 Nichtamtlicher Teil. HS 123, 30. Mai 1892. darunter eine ganze Reihe von Blättern, die ein hervorragendes kunst historisches Interesse beanspruchen dürfen. Von der Kolportage. — Mit welchen (vielfach unterschätzten) Geldmitteln die Verleger von Kolportage-Romanen zu arbeiten haben, schrift »Hinlertrcppcn-Romane« in einer ihrer letzten Nummern veröffent lichte. Der betreffende Verleger schreibt: .Berlin, Ende April 1892. »Tie Papier-Zeitung hat in ihrem letzten Vierteljahrgang mancherlei Mitteilungen über Kolportage-Littcratur und Kolportage-Verlag gebracht, di> im wesentlichen zur Klärung der schwebenden Frage bcigetragen haben, im einzelnen aber nicht durchweg richtig waren, wenigstens nicht mehr den durch die außerordentliche Konkurrenz, die auch auf diesem Vcrlagsgebiete eingezogen ist, geschaffenen neueren Verhältnissen ent sprechen. So muß ich es als gänzlich veraltet bezeichnen, wenn ein Bericht erstatter meint, die Kosten für einen Kolportage-Roman der 10-Pfennig- Litteratur-Richtung mit einem Gesamtbeträge von 25 000 aufbringen bach (1859—1865^, Walde und Breycr in Löbau (in den fünziger Jahren) rc., kann aber ein für den Berliner Millionen-Markt und von Berlin aus für den andern Millionen-Markt im Reiche arbeitender Groß-Kolportagc- Verleger nicht mehr rechnen. Denn die Einzelverkäufer solcher Littcratur sind arg verwöhnt, und wo sie merken: cs hapert an irgend etwas, so lassen sic von vornherein das Unternehmen liegen. Ein in Berlin im vorjährigen Sommer begonnener und bis zum Roman wurde in ^l^nde^Aufla^c Druckt „ 2: 215000 „ „ „ 3: 190000 „ „ 4: 180000 „ ., „ 5: 175 000 Von Heft 1—5 zusammen: 2 260 000 Stück. Die in so außerordentlich hoher Auflage gedruckten ersten 5 Hefte bilden das sogenannte Sammel - Material, das Anlage-Kapital ge wissermaßen, aus welchem nunmehr erst der Gewinn herauswachsen soll. Der Gewinn hängt ab von der Ausnahme, welche der Roman bei dem Lese-Publikum findet. Diese Aufnahme hängt wiederum von dem Inhalte ab, von der Art und Weise, wie die Handlung fesselt. Schlägt d.r Roman nicht durch, so ist bei reichlich 90 von 100 Fällen das ganze erste Anlagekapital verloren; denn bei einem Kolportage- Roman läßt sich der Erfolg nicht, wie bei Unternehmungen für das Sortiment, nach und nach heranzichen. Kein Kolporteur nimmt ein Liefcrungshcft zum zweiten Mal in die Hand, mit dem sich beim ersten Mal nichts hat machen lassen. Wie stellt sich nun der Verkauf beziehungsweise die Auflage der Fortsetzungshcftc vom 6. Heft an bis zum Schlußheft? Der Roman, von welchem ich hier spreche, hat 150 Hefte oder 145 Fortsetzungen zu den Anfangshcstcn 1—5 gehabt. Es wurden gedruckt: Von Heft 6 bis Heft 8 zwischen 75 und 70 000 9 „ 15 70 60 000 16 „ 26 60 50 000 29 „ 45 50 40 000 46 „ 70 40 30 000 71 „ 110 30 20 000 111 „ 120 20 18000 121 „ 130 18 16000 131 » 136 16 15 000 137 „ 146 15 14000 „ 147 „ . 150 14 „ 13000. Die Auflage zeigt von einer im Anfang vorhandenen Bezicherzahl von 75 000 einen Rückgang bis zu 13000 beim Schlußheft (150), also bis auf etwa '/§ herunter. Die Gesamtzahl der von Heft 6—150 ge druckten Hefte beziffert sich auf etwa 4600 000 bis 5 000 000 Stück, — mit der Sammelauflage von Heft 1—5 zusammen auf etwa 8 bis 9 Millionen Hefte eines einzigen Romans — freilich eines solchen, der in den einschlägigen Fachkreisen als ein sogenannter «Durchschläger« bezeichnet wird. Der Handelswert dieser, nehmen wir rund an, 5 Millionen ver kauften Hefte beziffert sich, zu 5 H das Stück, also mit Abzug von 50"/« Verkaufsrabatt, auf 250 000 Vielfach hat aber die starke Konkurrenz den Verkaufspreis von 5 H auf 4^/, ^ herabgcdrückt. Ist der Verleger zu dieser Preisernicdrigung genötigt worden, dann stellt der Handels- Wert dieser 5 Millionen Hefte für ihn nur einen Betrag von 225000 ^ dar. Was kostet nun die Herstellung dieser 8'/, Millionen Hefte? Jedes Heft ist l'/z Bogen oder 24 Druckseiten stark und liegt in einem farbigen Umschlag, aus welchem ein Titelbild befindlich ist, das auf! zum Nomantext gehöriges Bild. Die Hefte sind broschiert. Satz- und Papicrformat sind bei allen diesen Romanen ziemlich gleich. Zu diesen 8*/, Millionen Heften wurden gebraucht: 12 750 000 Druckbogen nebst 1 pCt. Zuschuß, also zusammen Mark. 12 877 500 Bogen zu 2 40 ^ für tausend Bogen 30906 8 500 000 Umschläge mit 1 pCt. Zuschuß, also zusammen 8 585 000 Umschläge, zu 5 auf den Bogen gerechnet, ergicbt 1 700 000 Bogen zu 8 ^ für tausend Bogen 13 600 8 500 000 Illustrationen mit 1 pCt. Zuschuß zusammen also 8 585 000 Illustrationen zu 10 auf den Bogen gerechnet, ergicbt 850 000 Bogen zu 8 ^ für tausend Bogen 6800 12 750 000 Drucke Tcxtbogen zu 1 .X 50 H das Tausend . . 19125 8 500 000 Umschlag-Drucke zu 1 ^ das Tausend .... 8500 8 500 000 Illustrationen zu I das Tausend 8 500 8 500 000 Hefte zu broschieren für 1000: 2 17 000 für 225 Bogen Satz zu 18 4050 „ 225 Bogen Stereotypie zu 12 2 700 „ 225 Bogen Schriftsteller-Honorar zu 30 ... 6 750 „ 150 Illustrationen dem Zeichner zu 10 ^ das Stück 1 500 „ 150 Actzungcn zu 10 ^ 1 500 Emballage für je 1000 Hefte 30 H 2 500 Geschäftsunkosten 20 000 Summe der Ausgaben . . . 143 431 Ein Kolportage-Licfcrungsroman großen Stils verlangt also heute ein Anlage-Kapital von etwa 150 000 .^.*) Dieser Ausgabe von 150 000 ^ steht eine Einnahme von etwa 250 000 ^ gegenüber, wenn man die abgcsetztcn Heste mit 5 H be rechnet, oder, wenn man sie nur mit 4>/, H berechnet, eine Einnahme von 225 000 Ter Gewinn beziffert sich also entweder auf 106 579 ^ oder auf 81 579 ^ aus einem solchen Roman. Die Gewinn-Rechnung stellt sich, wie diese Zahlen ersehen lassen, ziemlich günstig. Sie wird sich aber noch wesentlich günstiger gestalten, wenn man sich vergegenwärtigt, daß in der vorstehend ausgestellten Absatz-Reihe der verschiedenen Heftfolgcn die erste Hälfte sich auf 30 000 Stück hält, und erst die zweite Hälfte (von Nr. 71 an) sich zwischen 20 000 und 13 000 abwärts bewegt. Es steht also insofern ein nicht unerheblicher Gewinn-Zuwachs zu erwarten, als hieraus hervorgeht, daß der Roman in der Zeit seines Erscheinens, zwischen September und Mai, erst teilweise in der ersten Hälfte von den Kolporteuren vertrieben worden ist, und daß noch starke Nachbezügc für die zweite Hälfte (von Heft 70 bis Heft 150) gemacht werden dürften. Daß bei Unternehmungen, die einen solchen Kapital- und Arbeits- dicjenigen Klassen, an welche sich die Unternehmungen richten, haben wollen, ist klar. Denn welcher Verleger möchte Lust haben, solche Summen zu wagen für Bücher, die voraussichtlich keiner freundlichen solche zu finden? Das 10 H-Litteratur-Publikum ist von der Nervosität unseres Jahrhunderts nicht verschont geblieben: ihm gewährt jetzt nur der Superlativ des Gruselns und der Leidenschaft noch Befriedigung. Mit Ausgrabung älterer Schriften, wie der amerikanische Berichterstatter I. E. S. in Nr. 28 vorschlug, ist bei früheren Versuchen immer nur ein negatives Ergebnis gezeitigt worden. Sogenannte »Durchschlägcr« hat die Kolportage im Roman-Gebiet in der Hauptsache nur erreicht mit Schriften, welche sich die Behandlung zeitgenössischer Fragen oder Ereignisse zum Borwurf genommen haben. Herr I. E. S. machte in seinem Aufsatz den Vorschlag, Prüfungs- Ausschüsse zu wählen. Wie wär's, wenn noch ein Schritt weiter ge gangen würde, — wenn man die ganze 10 H-Litteratur verstaatlichte?« Die Pariser Stadtbibliothcken. — Dem letzten Jahresbericht der Pariser Stadtbibliothcken ist folgendes zu entnehmen: Im ganzen wurden 1 277 436 Werke verlangt, von denen weitaus die meisten ausgeliehen und nur 161 303 in den Lesezimmern benutzt wurden. Mehr als die Hälfte dieser Wecke sind Romane. Am meisten wurden Dumas, Sue, Zola und Verne gelesen. Die Lyrik nimmt den zweiten Rang in der Bändezahl ein, Länder- und Völkerkunde, Natur wissenschaften und Kunst folgen ziemlich dicht dahinter. Die Geschichte ist mit 113 120, die Musik mit 59 737 Bänden vertreten. Bücher in fremden Sprachen fanden, wie bei Volksbibliothckcn kaum anders zu erwarten, nur verhältnismäßig geringen Begehr; daß sie aber überhaupt vorhanden sind, beweist eine anerkennenswerte Fürsorge der Stadtver waltung für die Fremden. Die »Akademische Druckerei» in Berlin. — In Berlin ist vor kurzem die »Akademische Druckerei« aufgelöst worden. Die Arbeiten derselben fallen künftig der Reichsdruckcrci zu. Dagegen ist das wisscn- *) Hier dürfte doch zu erinnern sein, daß in obigem Beispiel die eigentliche Anlage des Kapitals sich auf die ersten 6 Hefte beschränkt, wozu allenfalls noch das 7. und 8. Heft kommen mag, da von da an die Beträge bar wieder hercinkommcn. Red.
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