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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1892
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1892
- Sprache
- Deutsch
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128, 30. M-t 1892 Nichtamtlicher Teil. 3223 und Ziele dieses Unternehmens seien allen Lesern derselben be kannt und ich dürse mich also auch ohne weitere erklärende Ein leitung mit dessen neuestem Ergebnisse, dem zwölften Bande des englischen internationalen Austauschs, beschäftigen. Dieser letztere ist, nicht ganz ohne Verschulden der englischen Leiter desselben, in Deutschland etwas in Verruf gekommen; die Zahl der englischen Austausch-Blätter, die man bei uns nicht als Muster ansehen konnte, war und blieb trotz aller dagegen laut gewordenen Klagen eine zu große; die Buchdrucker und das ganze Buchgewerbe Englands konnten wohl von den deutschen, öster reichischen und schweizerischen Beiträgen Nutzen ziehen, der deutsche Buchdrucker dagegen konnte nur in verhältnismäßig geringem Maße aus den englischen lernen. Dieser Umstand führte zur Be gründung des deutsch-internationalen Musteraustausches, und die drei Jahrgänge, welche von diesem vorlicgen, zeigen, welche willkommene Ausnahme dieses gemeinnützige Unternehmen auch in unserer graphischen Welt gefunden hat, obgleich sich auch aus dessen letztem Bande erkenne» läßt, daß selbst manche deutsche Buchdrucker, die da meinten, den Stab brechen zu dürfen über die Mehrzahl der Engländer, nicht auf unzweifelhafter Höhe der Kunst stehen und auch die Lehren, welche ihnen die zahlreichen guten Beispiele der ersten beiden deutschen Bände erteilten, noch immer nicht im volle» Maße begriffen oder beherzigt haben. Schwache und minder vollkommene Partieen werden sich übrigens auch in sonst mustergiltigen Arbeiten Nachweisen lassen, und man darf deshalb dem deutschen Austausch hieraus keinen Vorwurf machen, zumal er ja in der großen Zahl der in Bezug aus Satz, Farben wahl und Druck wirklich ausgezeichneten Blätter dem englischen Austausch bedeutend voraus ist. In Betreff zweier anderer Punkte läßt sich jedoch nicht das gleiche sagen: viele der Blätter besitzen eine gewisse Familienähnlichkeit, und der Wechsel unter den Teilnehmern ist noch immer ein zu geringer. Man begegnet fast in jedem Bande den gleiche», so zu sagen einen festen Stamm bildenden Firmen, die man allerdings, da sie meist Hervor ragendes leisten, gern immer wieder antreffen wird, die aber natürlich auch zu dem Mangel an Wechsel, zu der Familien ähnlichkeit der deutschen Muster beitragen müssen, wozu noch der weitere Umstand kommt, daß sie fast ausnahmslos auch nur deutsches Material verwenden. Diese Familienähnlichkeit würde gewiß geringer sein, wären es beim deutschen Austausch nicht meistens die Firmen selbst, die sich beteiligen, also säst immer auch die gleichen Arbeiter, deren Schöpfungen wir zu Gesicht bekommen In dieser Beziehung hat der englische Austausch einen ent schiedenen Vorzug vor dem deutschen. Hier sind die Teilnehmer nicht bloß in den Reihen der Firmen zu suchen, auch deren technische Leiter und die Setzer, Drucker und Lehrlinge stellen ein bedeutendes Kontingent hierzu. Von den 361 Blättern des zwölften englischen Austauschbandes kommen 23S aus das Vereinigte Königreich, von diesen aber wurden, soweit aus den auf- gedruckten Notizen ersichtlich, 36 von Geschäftsleitern, Faktoren und Untersaktoren, 50 von Setzern, 15 von Druckern und Maschinenmeistern und 27 von Lehrlingen geschaffen, zusammen also 128 Blätter, oder mehr als die Hälfte aller englischen, die direkt aus Arbeiterhänden stammen. Daß sich auch Lehrlinge be teiligten, muß besonders anerkannt werden; das Bedenken, es würden die von ihnen gelieferten Blätter eben nur Lehrlingsarbeiten, keine Muster sein, dürfte durch die Thatsache, daß in England die Lehr zeit in den Druckereien noch sieben Jahre währt, entkräftet werden, wenn nicht schon eine recht ansehnliche Zahl der im vorliegenden Bande enthaltene», von Lehrlingen geschaffenen Blätter dieses Be denken durch den Augenschein widerlegte. Solche Arbeiter- und Lehrlingsbeteiligung muß aber von einer ganz eminent erziehlichen Wirkung auf alle Angehörigen der graphischen Fachkreise sein, und deshalb ist sehr zu wünschen, daß allen Druckereiangehörigen von den Geschäftsinhabern die Möglichkeit der Beteiligung nicht nur am deutschen, sondern auch am eng lischen Austausche gewährt werde. Der Nutzen daraus wird ein doppelter sein: er wird wieder zu edler Rivalität anspornen unter den Arbeitern, und zugleich den echten Stolz, den, ein tüchtiger Mann zu sein in seinem Berufe, darin seinen Platz voll auszusüllen und auch die Früchte meisterlicher Arbeit zu ernten, wieder wecken. Daß dies der Musteraustausch allein erzielen könne, solch eitler Hoffnung wird sich allerdings kein verstän diger Mann hingeben, aber er wird sein Teil beitragen zur Lösung der sozialen Frage und ein Fingerzeig sei» sür viele Arbeiter, wenn sie erst einmal zurückgekommcn sind von der Verblendung, zu der sozialistische Hetzer, ost selbst nur trübselige Stümper in ihrem Beruse, sie verleitet haben. Eine schwache Seite hat übrigens der englische Austausch gemein mit dem deutschen: die der Jnteinationalität. Beteiligt haben sich an ihm nur 62 nichtenglische Beitragende, und zwar kamen 33 Blätter aus Deutschland, 18 aus Oesterreich, 4 aus Amerika, je 2 aus der Schweiz, Holland und Australien und je I aus Frankreich, Belgien und von der Insel Trinidad, und es ist namentlich überraschend und bedauerlich zugleich, daß Amerika, das Geburtsland des Austauschgcdankens, das nach dem Jnslebentreten desselben in Europa gleich mit drei oder vier Austausch-Unternehmen Vorgehen wollte, jetzt sich säst ganz von der Beteiligung am Austausch zurück gezogen hat. Seine graphischen Künstler^ obwohl manchmal recht excentrischen Ideen huldigend in ihren Entwürfen, sind meist sehr tüchtige Satz- und Drucktechniker, und es wäre deshalb wieder eine lebhaftere Beteiligung derselben lebhaft zu wünschen in ihrem eigenen, wie im allgemeinen Interesse. Unter den Blättern aus Deutschland befindet sich vieles Vortreffliche, und die aus Oesterreich stehen aus gleicher Höhe; von den beiden schweizer Blättern kann aber nur das eine darauf Anspruch machen, ein Muster zu sein; Frankreich, Belgien und Holland sind an Zahl und Wert schwach vertreten; originell und schön aber ist das eine der aus Australien gekommenen Blätter. Was nun die die große Mehrzahl bildenden englischen Beiträge anbelangt, so kann man gern zugestehen, daß sich ihr Wert gegen früher außerordentlich gehoben hat; die englischen Kollegen haben ganz ohne Zweifel großen Nutzen gezogen aus dem Austausch, sie haben den Amerikanern Kühnheit und Originalität des Ent wurfs, den Deutschen Sauberkeit der Ausführung und Mäßigung in der Wahl der Farben abgelernt und sich daraus, unter gleich zeitiger Verwendung von englischem, deutschem und amerikanischem Satzmaterial, gewissermaßen einen eigenen Stil geschaffen, der wohl unsere Beachtung, vielfach auch unsere Anerkennung verdient in seinen Ergebnissen, die mit nur wenig Ausnahmen tadellos gedruckt sind aus seines Papier, meist sogenanntes ärt xaxsr. Als eine Quintessenz des englischen Könnens möchte ich die zweiund zwanzig Blätter bezeichne», welche allein die Firma Raithbh, Lawrence L Co. zu Leicester, in deren Händen sich jetzt die Leitung des Austausch-Unternehmens befindet, beigetragen hat; sie bieten vielfach Treffliches im Satz und sind durchweg mit hoher Meisterschaft gedruckt. Für denjenigen, der sich über den Stand des Accidenzsatzes und -Druckes in England unterrichten will, kann es wohl kaum eine günstigere Gelegenheit geben als die, welche der englische Musteraustausch bietet; der Buchhändler wird nicht minder wie der Buchdrucker oft überrascht werden durch die Schönheit der darin enthaltenen Arbeiten und sich angeregt fühlen zu Nach bildungen und Nachschöpsungcn. Im Interesse der Fortbildung der graphischen Gewerbe ist daher auch seitens der deutschen Druckerwelt — und mancher Verleger könnte vielleicht eine zweck dienliche Anregung geben — eine recht lebhafte Beteiligung, be sonders auch aus den Kreisen der graphischen Arbeiter, zu wünschen; über den daraus entspringenden Nutzen kann kein Zweifel obwalten. Die Vermittelung der deutschen Beiträge, die bis zum 15. August d. I. einzulieser» sind, hat Herr Hermann Hoss mann in Steglitz bei Berlin, Albrechtstraße Nr. 2, übernommen, der auch alle weiteren Auskünfte erteilt. Theod. Goebel. 43«'
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