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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.07.1929
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- 1929-07-30
- Erscheinungsdatum
- 30.07.1929
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- Deutsch
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174, 30. Juli 1920. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhanbel. Verwaltung zu entwickeln. Dabei ist es vor allem auf orga nische Wechselwirkung abgesehen. Die breiteste und sicherste Grundlage für diese Entwicklung bildet das volkstümliche Bü chereiwesen. Das zeigt sich am deutlichsten in Beziehung auf drei andere Hauptgebiete gemeindlicher Bildungspfloge: Für die Lehrer und Schüler der Volkshochschulen ist die Bedeutung der volkstümlichen Bücherei nicht minder groß als die der wissenschaftlichen Bibliotheken für die Universitäten. Dem Theater, soweit es sich heute auf dem Gebiet des Schauspiels und der Oper noch als Kulturstätte erweist, führt sie qualifi zierte Hörer zu, indem sie die literarische und musikalische Bil dung planmäßig zu heben sucht. Für die bildungspflegliche Nutzbarmachung der Museen bietet sie die wichtigsten Hilfs mittel. Wenn das Büchereiwesen diesen Aufgaben gerecht wer den und das Herz des gesamten Organismus gemeindlicher Bil dungspflege bilden soll, muß es seine Arbeitsweise entsprechend vertiefen, seinen Aufgabenkreis entsprechend erweitern und sein Personal entsprechend ausbilden. Das bedeutet im Endergeb nis, daß der Volksbibliothekar sich nicht darauf beschränken darf, ein guter Techniker und Pädagoge des Büchereinkaufs, der Bücherverzeichnung und der Bücherverleihung zu sein, sondern daß er darüber hinaus mit den bildungspfleglichen Nachbar gebieten des Büchereiwesens theoretisch und praktisch vertraut sein muß. Für die Organisation des großstädtischen Bücherei wesens bedeutet es zugleich die verschärfte Notwendigkeit, zu dezentralisieren und zu differenzieren: Der Zentralbücherei, die in der Regel in eine Studienbücherei und in eine Volksbücherei zentrale (einschließlich einer Musikalienbücherei) zu verzweigen sein wird, müssen möglichst zahlreiche Zweigstellen (mit Lese zimmern), Jugendbüchcreicn und Kinderlesehallen die nötige Entlastung und rationelle Arbeitsteilung ermöglichen, wobei noch besonders darauf zu achten ist, daß diese Zweigeinrichtun- gen unter sich in enger Wechselwirkung stehen und daß jede zu gleich die räumlichen und personalen Voraussetzungen bietet, um Vorlosestundcn und Volkshochschulreihen in ihr zu ent wickeln. In weiteren Sektionen beschäftigte man sich mit dem Bi bliotheksbau und anderen technischen Fragen, mit dem Pflicht exemplargesetz (Feldkamp - Berlin) und der Normung (Prinzhorn-Danzig) usw. Hier erörterte z. B. auch Smital - Wien die Fragen der Photographie und der photo- mechanischen Faksimilereproduktionen. Eine wichtige Problem gruppe besprach auch die Sektion 10, nämlich den internationa len Austausch von Bibliothekaren. BishoP - Ann Arbor und Häusle - Wien hielten die Hauptreferate, zu denen sich u. a. Schnacke-New Jork und L e m a 1 tre - Paris äußerten. Die letzten Sektionen schließlich waren den wichtigsten Fra gen internationaler Zusammenarbeit gewidmet und standen meist unter dem Vorsitz von R o l an d - M ar c el-Paris. Uber den deutschen und internationalen Leihverkehr sprach Ab b-Berlin, während Jürgens-Berlin von Seiten der Notgemeinschaft neue Wege in der Beschaffung des wissenschaft lichen Buches erörterte. Dup uh-Paris und Fuchs-Ber lin behandelten die Fragen bibliographischer Nachweisstellcn und Auskunftsbüros und P r a cse n t - Leipzig (Deutsche Bü cherei) beleuchtete die Bedeutung von internationalen Biblio- thckenführern für die bibliothekarische Zusammenarbeit der Län der, wobei er als Beispiel den gerade fertig gewordenen 1. Band der »Minerva-Handbücher der Bibliotheken« dem Kongreß vor- legte*) und Mitteilen konnte, daß weitere Bände bereits in Vorbereitung seien. Fast alle Vorträge waren von Entschließungen begleitet, die in der Schlußsitzung in Venedig vorgelegt werden sollten. Aber man war mit der Redaktion anscheinend nicht rechtzeitig fertig geworden, sodaß in Venedig nur ein Teil, nämlich 1b Thesen, vorgelesen und natürlich en bloc angenommen wurden. Es mag aus ihnen erwähnt werden, daß eine Neuausgabo daß die Frage der bibliographischen Abkürzungen gefördert Wirb demnächst im Börsenblatt besonders angezeigt werden. Die Schriftleitung. werden soll. Ferner soll der internationale Austausch von Bi bliothekaren nach Möglichkeit erweitert und Bibliothekarschu len sollen in den Ländern gegründet werden, in denen noch keine bestehen. In jedem Lande soll eine, in größeren Ländern mehrere Bibliotheken das nationale Schrifttum vollständig sammeln <!). Ein internationaler Leihverkehr soll direkt und auf Gegenseitigkeit durchgeführt werden, Bibliotheksbücher sol len zollfrei sein und vieles andere ist als wünschenswert for muliert und angenommen worden. Das bisherige Komitee hatte sich in eine »IntsrnMional d'o-torutlon ok lüboai-x ^ssocla- tions« mit neuen Statuten umgewandelt, die nun die Geschicke der folgenden Kongresse lenken wird. Endlich wurde die Be deutung der Bibliotheken überhaupt durch die folgende Resolu tion unterstrichen, die seitens des Präsidiums in Venedig vor- gcbracht wurde: »Vor dem Auseinandergehen erklären die Mit glieder des 1. Weltkongresses für Bibliothekswesen und Biblio graphie in feierlicher Weise, daß im Bereich von Kultur und Wissenschaft wie im Bereich der Volkserziehung den Bibliothe ken unter den diesen Zwecken dienenden Institutionen mit die erste Stelle gebührt, da es ohne die Bibliotheken nicht möglich wäre, die Grenzen der menschlichen Erkenntnis durch gelehrte Arbeit zu erweitern und dem Bildungsstreben des Volkes zu ge nügen, daß infolgedessen den Regierungen und sonstigen öffent lichen Gewalten jedes Landes die unbedingte Pflicht obliegt, die Bibliotheken in gleicher Weise zu fördern wie die Universitäten und Schulen, sowohl in ihren finanziellen Bedürfnissen wie in ihrer Ausgestaltung nach geistiger, technischer und sozialer Rich tung, daß nur durch Erfüllung dieser Voraussetzungen die Na tionen sich das volle Rüstzeug schaffen können, das für den Fort schritt auf geistigem Gebiet, das höchste Ziel aller menschlichen Zivilisation, unbedingtes Erfordernis ist«. Überblickt man auch nur die hier teilweise erwähnten Re ferate und Resolutionen, so wird man gern zugeben, daß der Kongreß es an Anregungen nicht hat fehlen lassen, und man wird den Wunsch haben, daß es der neuen Föderation gelingen möge, wenigstens einen Teil der Beschlüsse in die Tat umzusetzen. Im übrigen hatte man auch auf diesem Kongreß den früher schon oft gehabten Eindruck, daß die überaus kostspieligen Kom missionen, die der Völkerbund und das Institut für geistige Zu sammenarbeit in Paris auf bibliothekarischen und ähnlichen Ge bieten seit Jahren unterhalten, im Vergleich zu dem Aufwand bisher herzlich wenig geleistet haben, und daß der eigentliche Fortschritt nur von einzelnen tatkräftigen und arbcitslustigen Fachleuten aus verschiedenen Ländern zu erwarten ist. So wird auch ferner jede Nation für sich selber sorgen müssen und sol chen Kongressen nur die Anregung entnehmen können. Es liegt schließlich die Frage nahe, wie der Stand des deut schen Bibliothekswesens gegenüber den anderen Ländern zu be werten ist. In dieser Beziehung konnte man mehr als einmal die erfreuliche Tatsache erkennen und es darf gewiß einmal aus gesprochen werden, daß die deutschen wissenschaftlichen Biblio theken keinen Vergleich mit denen anderer Nationen zu scheuen brauchen, ja in mancher Beziehung sogar an der Spitze stehen. Einrichtungen wie der Preußische Gesamtkatalog und das Aus kunftsbüro der deutschen Bibliotheken, der Ausbau des deutschen Leihverkehrs, die verschiedenen Bibliographien unseres natio nalen Schrifttums und vorbildliche Spezialbibliographien aller Art, die Ausbildung des bibliothekarischen Nachwuchses in den deutschen Ländern und manches andere wird von keiner ande ren Nation übertroffen, oft jedoch zur Nachahmung empfohlen. Auch das deutsche Volksbüchereiwesen, so bunt seine Schattierun gen im einzelnen sind, steht, wie mir Kenner der ausländischen Verhältnisse versichern, durchaus auf der Höhe. Bei alledem ist zu bedenken, daß alle diese Erfolge in Deutschland mit beschei densten finanziellen Mitteln erzielt und aufrecht erhalten wer den müssen, während dem Auslande, vor allem den sogenannten Siegerstaaten, viel größere Etats zur Verfügung stehen. Dieser Eindruck, den der Verlauf des Kongresses in Rom immer wieder bestärkte, darf uns mit berechtigtem Stolze erfüllen und wird uns veranlassen, das bisher Erreichte noch weiter zu verbessern. (Schluß folgt.) 824
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