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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.07.1929
- Strukturtyp
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- 1929-07-30
- Erscheinungsdatum
- 30.07.1929
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- Deutsch
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174, 30. Juli 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn.Buchhandel. von Frauendorfer-Rom (Internationales Landwirt schafts-Institut) Probleme internationaler Bibliographie vom Standpunkte einer Fachbibliothek aus. Die sehr umfangreiche ö. Sektion behandelte das italienische Buch In Herstellung, Ver breitung und das italienische Bibliothekswesen usw. Hier sprach z. B. Auerbach-Berlin über das italienische Buch in Deutschland. Sehr wichtig war auch die unter dem Vorsitz von Koch - Evanston gebildete Sektion 6 für Buchherstellung und Biblio philie. In dieser Sektion kam u. a. vr. Friedrich Olden- bourg - München, der als 2. Vorsteher den »Börsenverein der Deutschen Buchhändler» auf dem Kongreß vertrat"), mit einem vorzüglich orientierenden Vortrag über »Die Organisation des deutschen und internationalen Buchhandels» zu Wort, wobei er etwa folgendes ausführte: < Obwohl Zeitschriften und Tagespresse heute in der Vermitt lung des gedruckten Wortes Buchhandel und Bibliothekswesen bei weitem überflügelt haben, liegt doch im Buch mit seiner gerin geren Abhängigkeit vom Zeitgeist flüchtigster Art, mit seiner Gründung in besinnlicherer Arbeit des Verfassers nach wie vor das Zentrum literarischer Kultur. So ist das Buch für die Biblio theken stets das Wesentliche, und da dem Buchhandel ebenfalls — freilich mehr im Sinne einer Ware — das Buch wesentlich ist, so begrüße er es dankbar, wenn ihm als Buchhändler in diesem Kreise Gelegenheit geboten sei, diesen Zweig der Vermittlung des gedruckten Wortes zu erörtern. Auch die Bibliothekare seien von der Notwendigkeit des Buchhandels überzeugt; denn kein Staat könne Bücher verschenken. Das sei selbst in der sozialistischen Sowjetunion nicht möglich, wie der Referent im einzelnen aus führte. So könne man mit Recht den Buchhandel der Welt als Einheit in seiner Kulturmission betrachten und auf eine besondere Ausscheidung nach kapitalistischem und sozialistischem System ver zichten. Die Statistik der Neuerscheinungen der verschiedenen Länder und des Papierverbrauchs auf den Kopf der Bevölkerung ergibt keinen hinreichenden Anhaltspunkt für die Ricsenmcngcn von Büchern, um deren Vertrieb es sich handelt. Der Referent wandte sich damit eingehender den Methoden des Buchvertriebes in den einzelnen Ländern zu, wobei er im besonderen die Orga nisation des deutschen Buchhandels schilderte und auf die Wich tigkeit des festen Ladenpreises hinwics, der heute für den Buch handel ganz Mittel- und Nordeuropas charakteristisch sei. Die Nachbarländer seien dabei weniger von Deutschland beeinflußt worden, sondern es läge vielmehr eine jahrhundcrtlange ähn liche historische Entwicklung vor. Der Buchhandel Mitteleuropas habe zwar zentrale Einrichtungen wie die in Leipzig befindlichen, sei aber im übrigen auch dezentralisiert und Verleger gebe es in allen Orten Deutschlands, Österreichs, der Schweiz usw. Der andersartige französische Buchhandel mit dem alleinigen Zentrum in Paris wurde darauf als Gegenstück erörtert. Es folgte die Be sprechung von Einzclfragen der Organisation des deutschen Bör senvereins, wobei auch auf die Bedeutung der jüngsten Reformen hingewiesen wurde, ebenso wie auf die wichtigsten Ergebnisse der Zusammenarbeit, z. B. der buchhändlerifchen Bibliographien und die sonstigen Veröffentlichungen des Börsenvercins. Nach einer kurzen Betrachtung der buchhändlerifchen Verhältnisse in Eng land, Italien und Nordamerika schloß das inhaltreiche Referat mit dem Hinweis, daß nicht die Grundsätze des deutschen Buch handels allein richtig seien, sondern daß auch die Eigentümlich keiten der Systeme anderer Länder ihre Berechtigung hätten. Die Vielgestaltigkeit des Buchhandels auf der ganzen Welt, die Ver schiedenartigkeit des literarischen Ausdrucks in Buchform sind ein Reichtum der Menschheit, der nicht durch Einseitigkeit geschmälert werden sollte. Es gibt kein einzig richtiges System in der Ver breitung geistiger Güter, so stolz jeder auf das System seines Landes sein mag. Jeder kann und muß vom andern lernen, um den Sinn für Buch besitz zu fördern, auf den es ankommt. Von deutschen Buchhändlern nahm meines Wissens nur noch vr. W. B. Schwa n, Prokurist des Oskar Schloß Verlages in Berlin, am Kongreß teil. Außer einigen italienischen Buch händlern scheinen sonst kaum noch Buchhändler teilgenommen zu haben, obwohl der Kongreß ausdrücklich nicht aus Bibliothekare be schränkt war. Stadtbibliotheksdirektor H o f m a n n - Leipzig sprach über die von ihm seit Jahren geförderte Katalogisierung alter bedeu tender Bucheinbände und empfahl die Ausdehnung der bisher auf Deutschland und Österreich beschränkten Bearbeitung durch fol gende, einstimmig angenommene Resolution: Der bibliothekarische Weltkongreß in Rom erkennt die Notwendigkeit an, im Dienst der Forschung ebenso wie der Werterhaltung und der Wertsteige rung des Bibliotheksbesitzes die alten bemerkenswerten Buchein bände in allen Bibliotheken der Kulturstaaten der Welt zu inven tarisieren nach dem Muster der vom Verein Deutscher Biblio thekare begonnenen Bucheinband-Inventarisierung in den deut schen und österreichischen Bibliotheken. In -dieser Sektion hielt ferner Rodenberg-Leipzig (Deutsche Bücherei) einen sehr anregenden Vortrag über »Natio nale und internationale Tendenzen in der Buchkunst der Gegen wart». Ec ging von einer Definition der Kunst überhaupt aus, um dann zu zeigen, daß aus die Buchkunst trotz ihrer engen Bin dung an die Technik doch eben alle Wesensmerkmale der Kunst überhaupt zutreffen. Wenn aber Buchkunst Kunst sei, aus der sie nur einen Miniaturausschnitt darstelle, so hätte sie nichts mit nationalen oder internationalen Tendenzen zu tun, sondern sei übernational. Aber wie Malerei und Bildhauerkunst, überhaupt die sogenannten höheren Künste, ihre Formgebung durch di« große Persönlichkeit, die zwar national gebunden, aber die den Natio nalstil, den sie am vollkommensten verkörpere, zum Weltstil um schaffe, so gelte dasselbe von den großen Druckergestalten der Vergangenheit und Gegenwart. Die Buchkunst empfange also ihr Pathos und ihre tiefste Wirkung aus dem Nationalen, das die Grundlage jeder Kunst sei. Je stärker dieses Nationale vorhanden sei, um -so stärker seien anch die Wirkungen nach außen, nicht nur im eigenen Lande des Künstlers oder des künstlerischen Typogra phen, sondern auch im Ausland. So sei das Nationale auch wie derum die Grundlage der internationalen Wirkungen, die nach außen strahlten und von außen kämen. Aber man müßte hier den feineren Unterschied zwischen wirklichen und zufälligen inter nationalen Übereinstimmungen machen. Solche zufälligen Über einstimmungen seien z. B. die in verschiedenen Ländern hervor tretenden Bestrebungen, die wir heute unter der Bezeichnung »Old Face Revival» zusammenfassen, und die zuerst in England in, zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts aufgetreten sei. Auch das in vielen Ländern auftrctende Streben nach Schaffung einer Nationaltype (besonders stark in der Tschechoslowakei, in Italien, Schweden und Polen) sei mehr zufälliger Art. Als wirkliche internationale Übereinstimmungen stellten sich nach dem Redner vor allem fünf heraus: I. das allgemeine Streben nach einer künstlerischen Hebung der gesamten Buchproduktion mit Ein schluß der Zeitschriften und Zeitungen, 2. das Betonen einer großen Einfachheit im Stil, 3. die Synthese von Kunst und Tech nik (das Ideal des 18. Jahrhunderts: Kunst, und das Ideal des 19. Jahrhunderts: Technik, sind nach dem Kriege zu einer Syn these vereinigt), 4. der Kampf zwischen Handsatz einerseits und Maschinensatz andererseits, der allen Ländern gemeinsam ist und in England z. B. zum völligen Sieg der Setzmaschine geführt hat, während in Deutschland noch der größte Teil — wenigstens der Bücher — im Handsatz hergestellt wird, 5. die allgemeine Er kenntnis, daß für die gleichmäßige technische und künstlerische Ausbildung des Nachwuchses zu sorgen ist. Auf diese Weise sind schon vor dem Kriege, besonders aber nach dem Kriege, in den Hauptkulturländern zahlreiche Fachschulen entstanden. Ein Zeichen dafür sind die häufigen Sondernummern der ange sehensten Fachzeitschriften in diesen Ländern, die der Frage der Lehrlingsausbildung gewidmet sind. In der 7. Sektion, die u. a. der Arbeit der Volksbüchereien gewidmet war, erregte besonders der Vortrag von Acker- knccht - Stettin Aufmerksamkeit, der allgemein »Das Bücherei wesen und gemeindliche Bildungspflcge» im Hinblick auf die deutschen Verhältnisse behandelte. Im kulturpolitischen Pro gramm der deutschen Stadtverwaltungen bildet heute einen Hauptpunkt die vor allem von den führenden Großstädten klar erkannte Aufgabe, außer dem Volksschulwesen auch die wich tigsten Einrichtungen der allgemeinen Volksbildung, der Bil dungspflege, in eigener, überparteilicher und überkonfessioneller 823
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