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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1929
- Strukturtyp
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- 1929-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1929
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- Deutsch
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X! 162, 16. Juli 1929. RsdaktionÄlor Teil. Börsenblatt s.d.Dtschn.Buchhandel. leger und Buchhändler auf der anderen, bei ihnen bleibt ein Irrationales, ein durch Verstand und Vernunft nicht aufzu lösendes Etwas, das in ethische und geistige Gebiete reicht, das nicht zu bezahlen und nicht zu kalkulieren ist. Das traf zu bereits bei meiner ersten Begegnung mit dem Buchhandel auf der Universität. Der wissenschaftliche Buch händler betreute mich als Laien voll Hingabe, Beratung, ohne viel nach seinem nächsten Vorteil zu fragen, der sich doch auch automatisch einstellte nach dem Gesetz, daß der Idee innewohnt; denn ich blieb ihm, wie von selbst, treu bis zum Ende meiner Studienzeit. Es soll nicht verschwiegen werden, daß es auch andere Typen gab, die Jacob Burckardt nicht bringen konnten, weil sie ihn nicht kannten, die der Schulbücherbeschaffung hilflos gegenüberstanden und die notwendige Kenntnis der Kanäle, die zur Beherrschung der Lage führen, nicht meisterten. Lag das an der mangelhaften Spezialisierung des Buchhandels? Lag es an der unvollkommenen Bildung des einzelnen, der eben mit der — auch oft nicht idealen — kaufmännischen Bil dung hier allein nicht auskommt? Auch der Ausbau des guten Antiquariats und der Leihbibliothek gehört in diese Sphäre und trat mir so — vollkommen und dürftiger — bereits früh ent gegen. Damit erhöbe sich die Forderung nach wissenschaft licher Beratung jeder Art nicht nur des Verlegers, auch des Sortimenters, der Kritik und Kenntnis besäße, eine Art Symbiose, wie sie die Natur kennt. Das bedeutete nicht den Mangel solcher Kenntnisse bei dem Verleger oder Buchhändler selbst, im Gegenteil, richtige Auswahl, Kenntnis der Psyche und der Zeitgeist würden es verhindern und unterlassen, an diese Stelle ältestes und verkalktes Mcnschengut zu setzen. Je höher die Bildung des Händlers mit geistigen Produk ten steht, desto gerechter wird er seiner Arbeit und Aufgabe, Förderer des Kulturguts seines Volkes, ja der Menschheit an vorderster Stelle zu sein. Damit soll nicht gesagt sein, daß etwa allein die Forderung der Reifeprüfung hier Heil schaffen könnte, ganz im Gegenteil, die Bildung des Nachwuch ses muß früh bereits beim Verleger und Sortimenter selbst unter Benutzung guter Fach- und Volkshochschulen erfolgen. Daneben muß die oft vernachlässigte exakteste Ausbildung im Kaufmänni schen, die eben eine Reifeprüfung niemals nachweist, hergehen. Ich kann mir vorstellen, daß diese Bildung sich weiter er streckt auf Beherrschung der Psychologie der Käufertypen in ihren besonders wichtigen Arten des Gelehrten, des Schrift stellers, des fernerstehenden Käufers, des Lehrers, des Beamten. Erlernung und Übung der Fähigkeit, Menschen geistig zu erfas sen und die Geisteslage seines Kundenkreises abzugrenzen und auszuspüren. Das wird sich weiter dokumentieren in der Fähigkeit, An sichtssendungen klug und geschickt auszuwählen, exakte Listen anzulegen, die den Austausch kontrollieren und über wachen. Dem Katalog- und Buchanzeigenwesen wird ernsteste Aufmerksamkeit zu widmen sein. Wilde, unübersichtliche Kata loge sind wertlos; knappe, gut gedruckte, geschmackvolle, über sichtlich gegliederte Kataloge wie Prima Vista und Bücheranzei gen der Frankfurter Zeitung und der Wridmannschen Literatur zeitung und Buchkarten fördern den Absatz. Schnelle Anzeige, die die Wünsche des Käufers, den man innerlich kennt, zum Ausdruck bringt, hat immer Erfolg. Man hat ihn, weil man dem Werlgefühl des Kunden, es steigernd, fördernd entgegenkommt. Der in be stimmter Richtung gebildete Kunde —der gute Buchhändler wird ihn kennen — will in seinem Ressort gut und schnell bedient sein, sein geistiges Gut und Betriebskapital gefördert wissen. Er wird »unnütze- Sendungen uneröffnet zurücksenden, wilde An zeigen in den Papierkorb tun. Kürze der Anzeige und Seelen kunde am Käufer schaffen Erfolg. Dadurch entfällt sehr, sehr viel vom heutigen Katalogwesen, das durch seine Länge für das heutige Tempo ebenso hinderlich und gegenstandslos ist wie das überfüllte Schaufenster der früheren Zeit. Damit geht Hand in Hand exakteste Rechnungs legung. Förderung der Barzahlung -wenn nötig; sie kann — ungeschickt bei sicheren Kunden ausgemacht — bei kleinen 774 Summen als taktlos empfunden, sehr abstoßend wirken; Kredi tierung, wo angängig, und Kenntnis des Verkehrs mit Behör den, deren Rechnungsgang naturgemäß langsamer, aber dafür sicher ist. Aufmerksame Beachtung -der Feinde des festen Kunden kreises, sorgliches Studium des Reisendenwesens sind notwendig für die Unterrichtung über die Preisbildung, die leicht als zu hoch empfunden wird, wenn Aufklärung fehlt. Dabei taucht die Frage auf, welcher Art die Speziali sierung des Buchhandels sein soll, ob sie möglich ist, ob emp fehlenswert, wie weit sie in kleinen oder großen Städten durch zuführen ist, wie weit die Zusammensetzung etwa konfessioneller oder politischer Verhältnisse durch kluge Beachtung der Lage ge nutzt werden kann. Das Verlagsdepot, die Schulbücherbuch handlung, die Kunstbuchhandlung, technische und wissenschaftliche Zweige, der vollständige Reclam und andere bedeutende, immer geforderte Zyklen, alles das ist klüglich zu beachten. Wichtige Änderungen müssen bekannt sein, die Bürokratie eingeschränkt, Schreibwesen vermindert werden. So scheint z. B. die Ver schiebung des Termins der Bestimmung der Lektüre für höhere Lehranstalten auf den 15. Mai statt 1. Februar nicht genügend bekannt zu sein. Die Höhe und den Gipfel bilden natürlich engere und feste Beziehungen zum Kundenkreis, wie sie bei Cotta, Kurt Wolfs, Hirzel, Teubner, Diederichs, Rowohlt, Bondi Vorlagen und ge pflegt werden. Eine Situation, aus der natürlich leichter Schlüsse auf Wert und Unwert der Leistung zu ziehen sind, der Spiclcharakter vertieft werden und klare Erkenntnis dem Va- -banquespiel Platz machen kann. Die Bedeutung der Bibliotheken für den Buchhandel hat sich grundlegend geändert. Die Masse drängt herein. Hier liegen ungeahnte Möglichkeiten. Die Betreuung der großen Bi bliotheken bietet ein ständiges, gesichtetes Absatzgebiet, verlangt aber Kenntnisse. Sehr wichtig sind die Volksbibliotheken, Ge- wcrkschafts- und Jugendbibliolheken aller Bünde und Jugend- gruppcn. Spezialkenntnis allein vermag das scheinbare Chaos zu ducchdringen; intimes Wissen läßt mannigfaltige Beteiligung und starken Absatz zu. Vorschläge für gut zusammengestellte kleine Privat- und Zwergbibliotheken fördern Absatz und schaf fen flotte Beziehungen. Volk und geistiger Besitz sind das Arbeitsfeld des Buch handels. Großer Umsatz, kleiner Nutzen, exakteste und beste Bedienung, gute, klare und knappe Kataloge sind notwendig. Werbung und Erfassung aller Volksschichten unter klüglicher Berücksichtigung der wirtschaftlich gedrückten Lage fördern und helfen. Bücherdienst ist Dienst am Geist, an der Kultur des Volkes. Sie zu fördern ist die stolzeste Aufgabe des Buch handels; er soll sie nicht vergessen. Er soll das Panier für geistige Pflege und Lebenskultur festhalten und nicht sinken lassen auch in veränderten Zeiten trotz -der wirtschaftlichen Lag«: Verleger, Autor, Sortimenter, Käufer sollen darin einig sein, daß sie wissen, am Besten zu arbeiten, was das Volk hat; denn der Geist macht lebendig: dem Tüchtigen ist die Welt nicht stumm. Nicht zurück, sondern vorwärts in zähester Arbeit! Dar fünfzig Jahren! Rückblicke eines Herdcrschen Zöglings. Von I. W., Krbg. Philipp Dorneich, der Generaldirektor und Teilhaber des heuti gen Herderhauses zu Freiburg, übersandte zu seinem Svjährtgen Be- russjubiläum seinen Freunden Riickerinnerungen aus seiner sechs jährigen Zöglingszcit. Wie er selbst schreibt, wollte er damit zunächst der heutigen Jugend zeigen, wie sich vor einem halben Jahrhundert so etwa ein Lchrlings- leben abwickelte, weiter wollte er dartun, baß man sehr wohl straffe, wohlorganisierte Kausmannsarbeit leisten könne, ohne bas Allge- meingetsttge, ja bas Seelenleben dabei zu vernachlässigen, wie man also immer doch Mensch bleiben könne! Der Schutzhcrr alles literarischen Lebens, der große Ofscnbarer Johannes, wird meist abgebtldet mit einem Buch, einer einem Kelch sich entwindenden Schlange und mit einem zum Flug anhebenbcn Adler. -
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