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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1929
- Strukturtyp
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- 1929-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1929
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- Deutsch
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aber die, welche er entläßt, zu beraten, damit sie aus der Verfälle des Gebotenen das ihnen Gemäße wählen und die Liebe um selbständigen Lesen ihnen erhalten bleibt. Die Vorlesungen haben in Cuxhaven lebhaftes Interesse gefunden, sodaß sich die Einrichtung von Seminarübungen, die im inneren Zusammenhang mit den Vorlesungen stehen, als notwendig erwiesen hat. Or. Sieve- king berichtete kürzlich über die Themen der Vorlesungen und Übungen u. a. wie folgt: »Einzelwerke, deren Form oder Stoff zu gesonderter Betrachtung Anlaß bietet, werden eingehend behandelt. Hesses Steppenwolf hat uns lange beschäftigt; für weitere Stunden ist Franz Kafka in Aussicht genommen, daneben Romane anderer Art. In den Vorträgen gingen wir von Stehr aus: auf ihn, den großen Lehrer, kann man gerade die Lehrerschaft nicht oft genug Hin weisen. Rach Stehr kamen wir über Hauptmann, die Brüder Mann und den englischen Gesellschaftsroman zu Wassermann. Hier brachte uns das Erziehungsproblem in »Oberlins drei Stufen« auf Andr6 Gides »Falschmünzer«. — Nach den Sommerferien werden wir mit Döblin, Schickele und Flake den Weg zu den jüngeren Dichtern suchen. Ich hoffe, so aus dem großen Gebiet das Charakteristische herauszuheben und damit auch das Interesse am Roman als Gat tung zu steigern und zu vertiefen«. Dem Börsenverein wären Nachrichten willkommen, ob ähnliche Veranstaltungen andernorts beobachtet worden sind. Wst. Das Wochenendtrefsen des Sächsisch-Thüringischen Buchhändler- Verbandes hatte nicht weniger als 45 Teilnehmer nach Dornburg in das historische Gasthaus zum Blauen Schild gelockt. Eine stattliche Zahl, die beweist, daß sowohl die Themen wie auch vor allem Uni- versitätsprofessor Or. Hahne-Halle und Professor Or. Menz-Leipzig ihre alte Anziehungskraft auf die Sachsen-Thüringer wieder aus. geübt hatten. Nach der Begrüßung der Erschienenen begann Herr Friedrich Re in ecke am Sonnabend nachmittag pünktlich damit, die Vor schläge und Auseinandersetzungen über die Vereinfachung des Geschäfts- und Bttrobetriebes im Buchhandel ein zuleiten. überaus reiches Material wurde an den Tag gebracht, ein Beweis, daß vielerorts im Verborgenen gute Systeme angewendct werden, die dem Gesamtbuchhandel großen Nutzen durch Verein fachung, Klarheit und Sicherheit bringen würden. Vom Bestell wesen, verbunden mit den Unterlagen für die Kartei und auch mit gleichzeitigem Ausschreiben der Lieferrechnung bei anderem System gingen wir über zum Behandeln der eingehenden Sendungen, zum Warenausgang, zur Kartei, zu dem Rechnungswesen von Verlag und Sortiment, der Buchhaltung, dem Neuigkeitenvertrieb, der Boten kontrolle, Rücksendung, den Geschäftspapieren, der Zeitschriftenkartei, dem Zusammenschluß für Werbung und erfolgreiche Verkaufsmah- nahmen, zu Fragen, wann das Fahrrad, wann ein kleiner Liefer wagen, wann ein größeres Auto wirtschaftlich ist. Und noch vieles andere wurde lebhaft besprochen. Wenn auch überwiegend für das Sortiment praktisch erprobte Varschläge gemacht wurden, so gab doch auch der Verlag deutlich zu erkennen, daß auch er dem primitivsten Verfahren den Vorzug gibt; so anstelle der stark propagierten Durchschreibebuchführung-Systeme voll und ganz mit einem Original und zwei Rechnungsdurchschlägen auskommend, von denen der eine nach laufenden Nummern geordnet als »Journal« und der andre, alphabetisch geordnet, als »Kontoblatt« gleich der Kontrolle und dem Verbuchen der Zahlungen dient, somit alle llbertragungsarbeiten überflüssig machend. Mancherlei Muster neuer Art wurden vorgelegt, und es muß fcstgestellt werden, daß gerade alte Praktiker seit langem Vereinfachungen in ihren Betrieben eingeführt haben und weit mehr Vorschläge brachten als die jungen Kollegen. Vor allem aber muß der große Eifer anerkannt werden, mit dem überhaupt die Anwesen den nicht müde zu werden schienen, das Thema zu behandeln; denn erst gegen )412 Uhr nachts wurde die um 5 Uhr nachmittags be gonnen« Aussprache geschlossen, die nur vom Abendbrot unterbrochen war. Einem kleinen Kreis war auch das noch nicht genug. Er grup pierte sich um das historische Neutersofa, plauderte weiter innerhalb und außerhalb des Berufs. Die schmucke Goetheweste im Wandschrank dör »klassischen« Stätte ließ uns mit Freuden an den nächsten Mor gen denken, der uns den Goetheschlössern einen Besuch abstatten ließ. Fesselnd wie immer begann darnach am Sonntagmorgen Herr Professor Hahne seine Ausführungen über Menschentypen, denen wir 3 Stunden, den Lauf der Zeit vergessend, folgten. Wertvoll waren dabei vor allem die Ratschläge und Anweisungen für unser Verhalten: hier die Entwaffnung des »Maske« tragenden, dort die Ruhe dem Nervösen gegenüber, bald stramme Haltung, bald gemüt liches Mittun. Was sagt uns das Auge, der Mund, was das Gesicht, die Kopfform? Was das ganze Auftreten, die Geste? Es ist unmög lich, die als erste Anleitung gedachten Ausführungen hier auch nur annähernd wiederzugeben. Eindruck machte schließlich die am Schluß angeführte Bemerkung, daß wir ja nicht vergessen möchten, wie viele unserer Kunden doch als Bittende zu uns kämen, in deren Augen wir die beneidenswerten Besitzer so vieler Schätze wären, welche die Kunden nur zum allergeringsten Teile sich erwerben könnten, so gern sie es auch möchten. Wir wünschten alle, daß die Zahl dieser »Bittenden« täglich größer werde. Nach dem Mittagessen ging Herr Friedrich Neinecke auf die praktische Seite der Verkaufskunde ein, die ja auch eine Nationalisie rung bedeute, da wir mit Hilfe der Menschenkunde psychologisch ver kaufen lernen wollten; d. h. rationell verkaufen, weil mir dadurch Zeitverlust und unnötigen Kraftaufwand vermeiden werben. Auch hier zeigte sich wieder rege Beteiligung der Anwesenden, unter denen fördernd ein junger Kollege sich besonders auszeichnete. — Nachhal tige Aufmerksamkeit erzielten dann die Ausführungen von Herrn Professor M e n z, die psychologische Verkaufskunde mit dem erforder lichen Wissen über die Typologie der Kunden wesentlich ergänzend. Allseitig großes Interesse wurde den von unserem Ehrenvor sitzenden Walther Jäh-Halle vorgelegten Probebildern aus dem Werk »Menschentypen« von Hans Stein entgegengebracht, das im Verlage von Carl Marhold in Halle erscheinen wird. Ein Abschnitt aus dem Werk wurde vorgelcsen. Schließlich erfuhr das Werk noch Erläuterungen von Professor Hahne, dessen Schüler der Verfasser ist, ein mehrfach glückliches Zusammentreffen für unsere Veranstal tung; die Teilnehmer hatten alle den Wunsch, bas Werk bald zu besitzen. Alles in allem dürfen wir bas Treffen in Dornburg wieder als wohl gelungen betrachten, zumal sich — ein Zeichen der Befriedi gung — sofort Mitglieder meldeten, die wieder um regelmäßige Ver anstaltung der Treffen baten. — Daß sich die im Dornburger Treffen behandelten Themen in der Sommcrfreizeit Bad Berka wiederholen, geschieht mit voller Absicht. Wir wollten in Dornburg den Mit gliedern (Chefs) zeigen, wie wesentlich, abgesehen von den anderen Themen und dem aufweckenden, läuternden Einfluß überhaupt, fiir unsere Mitarbeiter der Besuch einer Freizeit ist; denn immer noch glauben manche Mitglieder nicht an Nutzen und Zweck, obgleich wir der einzige Verband sein dürften, der in einer Freizeit 20 Frei stellen vergibt und außerdem noch Reisezuschuß zahlt. Wenn leider der regnerische Tag auch unsere Wanderung am Nachmittag nach Tautenburg vereitelte, so fanden wir uns doch auf kleinem Spaziergang wieder zusammen und verließen schließlich nur ungern das liebliche Dornburg, noch in der Bahn über Rationa lisierung, Menschentypen, Verkaufskunde weiter plaudernd. F. N. Dichter — Volk — Buchhändler. — Auf Einladung des Jungbuch händlerkreises Frankfurt a/M. und Umgebung sprach am Sonntag, dem 7. Juli, Rudolf G. Binding in Königstein (Taunus) über dieses für die Sendung des Buchhändlers am deutschen Volke so wichtige Thema. Aus Bonn, Marburg, Gießen, Darmstadt war außer denen aus Groß-Frankfurts Kreis eine stattliche Schar be geisterter junger Buchhändler und Buchhändlerinnen aller Konfes sionen und Parteien herbeigeeilt, um den vortrefflichen Worten und Richtlinien des Dichters zu lauschen und in der für den Nachmittag angesetzten Aussprache ihre Meinung zu dieser wichtigen Frage zu äußern. Von der »älteren Generation« bemerkte man die Verleger Karl Robert Langewiesche und Otto Reich! (Darmstadt) sowie Or. Bergmann (Frankfurt a/M). Ausgehend von der im Thema ge gebenen Dreiteilung: Dichter, Volk, Buchhändler betonte Rudolf G. Binding die große Verantwortung, die bei der gewaltigen Zahl der Neuerscheinungen dem Buchhändler an dem neuen, geistigen Auf bau des Lebens unseres deutschen Volkes übertragen ist. An seine eigenen Dichtungen anknüpfend, stellte Binding fest, daß der Dichter als erstes Glied dieser Dreiheit (Dichter, Volk, Buchhändler) der Gestalter wahren Lebens- und Menschentums sei und daß das wahr haft dichterische Kunstwerk wie der Diamant fest als Einheit vom Autor gestaltet ist, und so gäbe es nur den einen Hamlet, den einen Faust und den einen Wallenstein. Der Dichter ist der Gestalter des wahren Lebens; erst wenn das Erschaute im Wort gedichtet ist, tritt es in die Erscheinung. Die zweite Einheit des Dreigestirns, das Volk, steht im bewußten Gegensatz zum Dichter. Während der Dichter in seinem Roman oder seiner Novelle das Leben zur Wirklichkeit ge staltet, sucht das Volk nach einer neuen Lebensgestaltung. Zwischen diesen steht der Buchhändler als Vermittler. Die Sendung des Buch händlers in diesem Brennpunkte ist es, den Inhalt des gesamten Lebens, das vom Dichter gestaltete Leben, zur Verteilung zu bringen und damit ein gut Stück zur Volksbildung beizutragen, denn der Hun ger des Volkes nach gestaltetem Leben ist groß. Millionen Menschen sind dem Buche entzogen oder zum mindesten entfremdet; diese gilt es für das Buch zu erwärmen und zu den vom Dichter gestalteten Schätzen hinzuführen. Hier wartet eine gewaltige Aufgabe für den 1
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