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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1904
- Sprache
- Deutsch
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4020 Nichtamtlicher Tett 105, 7. Mai 1904. Meine hochgeehrten Herren! Fürchten Sie nicht, daß ich Ihre gehobene Stimmung noch mit einem Toast störe. — Das soll keine Kritik sein aus die schönen Tischreden, die wir schon gehört haben. Ich empfinde nur ein Gefühl der Dankbar keit geczeil^ einen Mann, den Sie^ alle kennen und den Sie Vorstand diesem lieben Peter Rosegger als Ausdruck der Sym pathie des deutschen Buchhandels ein Glückwunschtelegramm nach Graz gesendet werden möge. (Bravo!) Sind Sie ein verstanden? (Allfeitige Zustimmung.) Dann bitte ich Herrn Albert Vrockhaus, dieses Telegramm gütigst veranlassen zu wollen. (Bravo!) Die Tafelgenüsse hatten mit der Zeit ihr Ende erreicht. Schon züngelten hie und da die bläulichen Wölkchen der Zigarren und Zigaretten, die in hübscher Verpackung vom Festausschuß gereicht worden waren, in die Höhe. Wehe dem, der seinen Platz bei der Verteilung gerade verlassen hatte, er ging leer aus, denn bei solchen Sachen gibt es keine »Superrevifion -. Allmählich zogen sich einzelne Gruppen zum Kaffee in die Nebensäle zurück oder strebten hinaus in den herrlichen warmen Maiabend, um sich von der milden Luft den Festtrubel von der Stirn wehen zu lassen. Der Montag-Abend. Schon von weitem grüßte das an seinen Zinnen prächtig illuminierte Gebäude des Palmengartens die in Hellen Hausen ihm zuströmenden Buchhändler. Die geschmack volle (von Fr. Richter-Leipzig) gedruckte Einlaßkarte hatte einen »Bierabend» angekündigt: -für den Eintrittspreis (1 -O) Pilsener Bier und Spatenbräu nach Belieben». Das hatte gezogen, besonders natürlich beim Jungbuchhandel, ganz abgesehen davon, daß für Montag jedesmal etwas besonders Schönes erwartet wird. Der große, herrlich mit Fahnen und Wimpeln geschmückte Saal war samt seinen Neben räumen bald dicht gefüllt mit einer erwartungsvollen Menge von gegen 1400 Personen, die sich mit Hingebung nach des Tages Last und Hitze an dem Genuß des kühlenden Gerstensafts labten. Die Kapelle des 2. Königlich Sächsischen Ulanen-Regiments Nr. 18 brachte mit ihren munteren Weisen freudige Stimmung in die Massen und bald ertönte der erste gemeinsame Gesang, der den »Buchfink-Liedern« entnommen war. Der erste Schatzmeister des Börsenvereins, Herr Rudolf Winkler-Leipzig, sprach im Namen und im Auftrag des Vorstands des Börsenvereins dessen tiefe Befriedigung darüber aus, daß die vereheliche Gehilfenschaft sich so zahlreich zu diesem feuchtfröhlichen Schlußabend der Kantatefeier einge funden habe, und er fügte hinzu, daß er in der Ausführung des ihm zuteil gewordenen Auftrags nicht nur die Er füllung einer Amtspflicht zu erblicken bitte, sondern daß er sich sehr freue, dabei seine eignen per sönlichen Gefühle zum Ausdruck bringen zu können. Er wies darauf hin, daß jeder der periodisch wiederkehrenden Stürme gegen die Organisation des Deutschen Buchhandels, wie wir einen solchen von ungewöhnlicher Stärke ja gerade im verflossenen Vereinsjahr über uns hätten ergehen lassen müssen, sich in erster Linie gegen die Zentral- stellung Leipzigs im Buchhandel richte, denn diese Stellung stehe und falle ja mit unsrer »Organisation«. Und wenn zu unsrer tiefen Befriedigung auch diesmal von unfern Gegnern schließlich habe anerkannt werden müssen, daß in absehbarer Zeit an dieser viel angefochtenen Organi sation nicht zu rütteln sein dürfe, da etwas besseres an ihre Stelle nicht zu setzen sei, so stelle das der Leistungs fähigkeit des Leipziger Platzes, seiner Fähigkeit, den ununterbrochen an ihn gestellten, oft wahrlich nicht leicht zu erfüllenden Anforderungen zu genügen, gewiß kein ungünstiges Zeugnis aus. -Wenn wir das aber fertig bringen, wenn wir die vielfachen Anerkennungen, die uns gerade in den Meßtagen erfreulicherweise von so vielen unserer Geschäftsfreunde entgegengebracht werden, mit dem Gefühl annehmen können, daß sie nicht ganz unverdient sind, so verdanken wir das in erster Linie unserm arbeits- freudigen, opferwilligen, gutgeschulten, auch in schwerer Zeit niemals versagenden Personal, dem am heutigen Festtag dafür unfern herzlichsten Dank zu sagen unsere freudig er füllte Ehrenpflicht ist«. Der Redner schloß mit dem Wunsch, daß dieses Verhältnis immerdar erhalten bleiben möge und forderte die Anwesenden auf, darauf ihr Glas zu leeren. Daß es keine leeren Worte waren, wenn cs in dem Kantate-Lied »Leipziger Meßführer- hieß: »Und abends sorgt der Festausschuß für höhern Blödsinn und Genuß-, sollte man bald erfahren. Herr Gaston Demme, Mit glied des Leipziger Stadttheaters, betrat das Rednerpult, um der andächtig lauschenden Versammlung eine Vor lesung über den Buchhandel zu halten. Diese -kantatemontägliche Betrachtung- verbreitete sich über alle Zweige und Spezies des Buchhandels, über die Gangbarkeit der verschiedenen Literaturgattungen, die sie in sehr gelungener Weise, den Zeitverhältnissen Rechnung tragend, klassifizierte, alles mit witzigen Anspielungen und Anzapfungen reichlich durchsetzt. Viel Spaß erregte die Charakterisierung des Kommittenten, der »sehr nutzbringend, nahrhaft und billig ist, weil er nur einmal im Jahre ge füttert zu werden braucht, bei dem sogenannten Kommitten- ten-Essen». Alle die »Raubritter» (Verleger), die »Lehns leute» (Sortimenter), die »Zwischenglieder- (Kommissionäre) hatten ihre Freude an der witzigen Darstellung der Interna des deutschen Buchhandels. Der allgemeine Gesang eines zweiten Festliedes von Ludwig Hamann über »Das moderne Sortiment-, das nur noch bestehen könne, wenn es nach dem Vorbild der Waren häuser zur Erhöhung des Absatzes »Mädel anschaffe«, hatte die Kehlen ausgetrocknet. Keuchend schleppten die Jünger Ganymeds ungezählte Gläser für die vielköpfige Menge auf großen Tabletten herbei. Oft hatten Durstige Mitleid mit den Schwerbeladenen und erleichterten ihnen ihre Last, noch bevor sie an den Ort ihrer Bestimmung kam. Den Kellnern hätte man Athletenkräfte wünschen mögen, denn bei der großen Menge der Gäste wurden große Anforderungen an sie gestellt, — aber alle wurden gelabt. Nach der ersten Löschung des Durstes konnte sich jeder dem gemütlichen Bier genuß ohne Sorgen hingeben, er brauchte keine Bieruhr oder zählende Streichhölzchen, denn das lästige Abrechnen mit dem Kellner war ihm heute erspart. Herr Albert Kunze, ebenfalls Mitglied des Leipziger Stadttheaters, erfreute darauf die Versammlung durch Vortrag eines sehr lustigen Liedes »Kontradiktorisches oder Wie es neulich in Berlin herging«. Herr Kunze forderte die Ver sammlung auf, seinen Gesang des schönen Liedes (nach der Melodie: Als die Römer frech geworden) im Refrain (»Wau, wau, wau re.») zu begleiten, welchem Wunsch in der aus giebigsten Weise entsprochen wurde. Die Verse hatten Herrn Buchhändler Max Weg-Leipzig zum Verfasser, der von den beiden letztjährigen Kantate-Montagen her noch allen als geschickter und glücklicher Festdichter bekannt sein dürfte. In den siebzehn Versen wurden die hervorragendsten Vertreter der Berliner Verhandlungen hergenommen und ihnen irgend eine Liebenswürdigkeit gesagt, für die der Dichter stets die Lacher auf seiner Seite hatte. Der Schluß möge hier Platz finden, um den drastischen Witz des guten Couplets zu zeigen:
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