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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1931
- Sprache
- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1931
- Monat1931-06
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 134, 13. Juni 1931, Redakttoneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. die Beobachtungen, daß auch untertariflich entlohnte Arbeit an genommen wird. Die Gewerkschaften spüren zum Teil selbst schon in ihrer Mitgliederentwicklung wie vor allem in ihren Ausgaben, daß 'die Lage unhaltbar wird. So las man kürzlich z. B. in dem Bericht des Verbandes der Sattler, Tapezierer und Portefeuiller für 1930: »Überschüsse wie in den Jahren 1927 und 1929 konnten nicht mehr erzielt werden, vielmehr mußten dem Vermögensbestand 211657 Mark entnommen werden, um die Ausgaben zu decken. Von den Ausgaben der Hauptkasse in Höhe von 1 269 033 Mark entfielen allein rund 525 000 Mark zur Arbeitslosenunterstützung, 97 200 Mark zur Krankenunter stützung, 78 715 Mark auf Lohnbewegungen, Streik- und Ge- maßregeltenunterstützung usw. Die Erwerbslosenunterstützung stieg z. B. von 12,80 Mark im Jahre 1929 auf 20,85 Mark pro Kopf im Berichtsjahr, obwohl die durchschnittliche Arbeitslosig keit im Jahre 1929 auch schon 21,4 Prozent betrug.« Bezeich nenderweise warnt eben der Präsident des Reichstags Paul Lobe im »Vorwärts« vor der Illusion, daß etwa die Lage der Arbei terschaft gebessert werden könnte, wenn die Sozialdemokratie die Regierung übernähme. Er weist im Gegenteil darauf hin, daß auch eine sozialistische Regierung unzweifelhaft nur werde erhöhte Lasten dekretieren können, und zwar eben auch für die Arbeiterschaft. Demgemäß waren die einschlägigen Referate auch aus dem Leipziger Parteitag jetzt auf. den Ton gestimmt, daß eine Sozialisierung der Wirtschaft nicht in Frage kommen könne. Die kapitalistische Wirtschaft müsse erhalten bleiben, um in ihr und auf ihre Kosten die Sozialpolitik weiter treiben zu können, die sich bisher als so erfolgreich erwiesen habe. Gerade aber auch wer das will, wird dann der Wirtschaft unbedingt die Freiheit geben müssen, ihre Kräfte ungehindert zu entfalten und bestmöglich zu gebrauchen; denn nur so kann sie die Mittel er arbeiten und erst verdienen, von denen Staat und Sozialpolitik mit loben können. Wirtschaftsfreiheit wird so die dringendste Parole. Um so mehr braucht die Wirtschaft Freiheit, als sie nur so auch der Gefahr begegnen kann, die ihr von der kurzfristigen Verschuldung an das Ausland droht. Auf etwa 12 Milliarden wird diese Verschuldung geschätzt. Es ist ja wohl nicht zu be fürchten, daß diese Kredite einmal Plötzlich in vollem Umfang aus Deutschland herausgezogen werden. Wo wollte man mit dem Gelds hin? Ein solcher Schildbürgerstreich würde sich an seinen Veranstaltern selbst bitter rächen. Aber diese kurzfristige Verschuldung bleibt doch ein Damoklesschwert. Der letzte Reichs bankausweis läßt einen Goldabfluß von rund 300 Millionen erkennen. Das ist nur ein Bruchteil des ganzen Betrages. Der Abzug ist reibungslos vor sich gegangen und ist keineswegs kri tisch. Aber die Möglichkeit einer Verschärfung dieses Vorgangs beunruhigt doch. Im Hinblick auf die zu erwartenden inter nationalen Auseinandersetzungen muß Deutschland gerade hier gewappnet sein. Dazu gehört aber nicht nur ein aus dem Papier ausgeglichener Staatshaushalt, sondern auch eine wider standsfähige Wirtschaft mit entsprechender Bewegungsfreiheit. Das muß die Regierung im Auge behalten und ihre Notver ordnungspolitik demgemäß einrichten. Die Konjunkturberichte über die letzten Wochen können ihrerseits diese Notwendigkeit nur noch weiter unter streichen. Die Gesamtwirtschaftslage hat sich im Monat Mai nicht gebessert. Wenn auch die Beschäftigung in einzelnen In dustriezweigen eine Belebung aufwies und dementsprechend die Arbeitslosigkeit gesunken ist, so liegen hier doch nur saison- mäßige Einflüsse vor, die noch keine Rückschlüsse aus eine kom mende konjunkturelle Belebung der Wirtschaft erlauben. Den Börsen brachte der Mai, wie wir den Monatsberichten des Preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe entnehmen, die Fortsetzung des sich seit Mitte April vollziehenden lang samen Rückgleitens des Kursniveaus. Die Erkenntnis, daß die Überwindung der nationalen wie der internationalen Wirt schaftskrise nicht allein durch einen saisonmäßigen Aufschwung erreicht werden kann, sondern nur äußerst zögernd vonstatten gehen wird, hat immer mehr Boden gewonnen. Gegen Mitte des Monats nahm die Abwärtsbewegung der Kurse schärferes Tempo an. Die Börsenpause durch das Pfingstfest brachte keine Erholung, im Gegenteil trat am Dienstag nach dem Fest allent halben ein empfindlicher Kurssturz ein. An diesem Tage fand auch die Festsetzung der Liquidationskurse statt, und ein Ver gleich dieser Kurse mit denen des Vormonats zeigt die schweren Einstürze, die das Kursgebäude im Laufe des Mai erfahren hat. Am schwersten betroffen wurden die Papiere, die von der »Hausse» des letzten Monats besonders profitieren konnten. Sucht man nach den Gründen, die zu dem neuen Verfall des Kursniveaüs geführt haben, so ist zu bedenken, daß die relativ günstige Entwicklung, welche das Börsengeschäft in Deutschland in den Vormonaten genommen hatte, sich größtenteils gesondert von der Bewegung an den internationalen Plätzen, insbesondere von New Dork, vollzogen hat. Während im Auslande der unverändert starke Druck der Wirtschaftskrise nach wie vor läh mend auf die Börsen wirkte und das Kursniveau weiter absank, herrschte an den deutschen Börsen alles in allem eine freundliche Stimmung, obwohl auch in Deutschland das Frühjahr kaum eine Erleichterung des Krisendruckes gebracht hat. Der fort schreitende Kursverfall an der New Parker Börse führte auch an den deutschen Märkten in zunehmendem Maße zu Realisa tionen des Auslandes. So mußten u. a. amerikanische Invest ment Trusts im Interesse ihrer Liquidität ihre deutschen Wert papiere an den deutschen Börsen verkaufen. Unglücklicherweise wurde die wachsende Abgabeneigung des Auslandes noch ver stärkt durch die Ereignisse auf dem Wiener Platze. Die Schwie rigkeiten der Österreichischen Kreditanstalt hatten insbesondere das amerikanische Publikum mißtrauisch gegenüber den mittel europäischen Börsen gemacht, wobei es aus der amerikanischen Perspektive gesehen wenig Unterschied ausmacht, ob die Schwie rigkeiten in Österreich oder Deutschland eingctreten sind. Die Nachricht von den Zahlungsschwierigkeiten eines weiteren ange sehenen Wiener Bankhauses, die am Dienstag nach dem Fest bekannt wurde, steigerte die durch die Auslandabgaben hcrvor- gerusene Nervosität an den deutschen Börsen noch mehr. Zu allem kam dann noch die jüngste politische und die wirtschaft liche Entwicklung. Einmal verstimmten die außenpolitischen Er eignisse, so die französische Präsidentenwahl und vor allen Din gen die Gestaltung, welche die Frage einer Zollunion mit Öster reich durch die Genfer Tagung erfahren hat. Innenpolitisch und zugleich innerwirtschaftlich sind es die neuen Sorgen über die Entwicklung der deutschen Finanzen unter dem Druck der trotz der Saison nur gering weichenden Arbeitslosigkeit, die den Ausblick und die Hoffnungen auf die Zukunft stark trüben. Auch die zahlreichen Dividendenenttäuschungen, welche die Börse im letzten Monat erlebt hat, wirkten verstimmend. Während fo an der Börse sich, nach den Monaten der aufsteigenden Sonder bewegungen, im Mai die Verbundenheit mit den ausländischen Plätzen wieder Geltung verschaffte, verharrte der deutsche Geld markt immer noch in bemerkenswerter Isolierung von den fremden Märkten. Die Herabsetzung der New Dorker und Lon doner Diskontrate ist auf die Gestaltung des deutschen Zins fußes ohne Einfluß geblieben. Die Reichsbank hat auch deshalb davon abgesehen, ihren Satz ebenfalls zu ermäßigen, obwohl er jetzt 3V-Ä über dem New Dorker und 3?S über dem Londoner Satz liegt. Das Versagen des Funktionierens des Zinsgefälles ist ebenfalls ein Zeichen, wie mißtrauisch man im Ausland den deutschen Verhältnissen gegenüber eingestellt ist. Die wirtschaftliche Lage des Einzelhandels hat im Mai im allgemeinen ebenfalls keine Besserung erfahren. Obgleich das Pfingstfest in den Berichtsmonat siel, wurde der Umsatz des Bergleichsmonats des Vorjahres nicht erreicht. Auch unter Berücksichtigung der inzwischen einaetretenen Preissen kungen lagen die Umsätze im Mai niedriger als im gleichen Monat des Vorjahres. Das Pfingstgeschäft war zwar in den letzten Tagen vor dem Fest im allgemeinen lebhafter. Im gan zen hat es die bescheidenen Erwartungen jedoch nicht erfüllt. Gegenüber dem vorjährigen Pfingstgeschäft ist ein erheblicher Umsatzrückgang festzustellen. Nach dem Fest ließ das Geschäft stark nach. In weit stärkerem Umfange als die Zahl der Käufer hat der Umsatz je Kunde sich vermindert. Daraus ergibt sich, daß die Nachfrage sich fast ausschließlich auf billigste Artikel und niedrigste Preislagen erstreckte. Die Zahl der Ausverkäufe hat sich erhöht. In weit größerem Ausmaße als in den Vormonaten 575
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