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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1931
- Sprache
- Deutsch
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112, 18. Mai 1931. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. 3197 Anscheinend kommt er dadurch wieder ins Gleichgewicht. Er schaut zwar noch immer im Kreis herum, ob ich wirklich allein bleibe, will aber bereitwillig seinen Brotsack abliefern. „Idlon — non — c'est menaze pour toi", sage ich schon halb versöhnt. «Schau, daß d' weiter kommst — ä nos trnnckees — tout -ie suite! ka zuerre knie!" Da lacht er mich an und schiebt nach hinten ab. Ich schaue ihm nach, ob sich der Spitzbube nicht seitwärts in die Büsche drückt. Was hat er denn für eine große Flasche an der Seite hängen? Eine Feldflasche? Herrgott — ich habe ja einen unheimlichen Durst! Vielleicht hat der Kerl gar einen Wein dabei. „Halt!" schreie ich ihm nach. Er wendet sich um. „Iffix stu vin?" „Oui, oui!" „Allons — her damit!" Lächelnd kommt er wieder her und gibt mir einen quabbligen Sack mit einem Stöpsel. Ah, ein Bocksbeutel — nicht ohne. Er will den Stöpsel ziehen. „Halt! Zuerst komme ich!" sage ich, ihm das Ding aus der Hand reißend. Da muß man ja schrauben — und —, was soll denn das Löchlein, das ist ja viel zu klein zum Trinken. „Lamme ?a!" meint der Franzmann belehrend, hebt den Beutel hoch, drückt vor meinen neugierigen Augen, daß ein Strahl aus dem Loch schießt und läßt ihn vergnügt in sein offenes Maul rinnen. So geht das! «Halt, Freund — nicht soviel!" sage ich, ihm in den Arm fallend. Jetzt drücke ich einmal und gurgle, daß dem Franzmann die Augen immer größer werden. Ein saurer Rotwein ist das, g'rad recht für den Durst. „Siehst d', so trinkt man bei uns daheim in Bayern." ,,^LK, tu es un Lnvarois?" meint er freudig erstaunt, und ich schlage ihm auf die Schulter: „I on vin esl Kon — trös Kon!" Wir lachen einander an wie zwei alte Spezln. Wir kennen uns ja seit drei Minuten. Abwechselnd trinken wir den Beutel leer, einmal ich, einmal er. Ich bin ganz gut aufgelegt und gebe ihm einen Rempler in die Seite: „Istix oizareties?" „Oui — oui!" „Sixt, so g'fallst mir, wennst immer oui — oui sagst." Hat der Kerl die ganze Tasche voll runder Zigarettenpäckchen. Er gibt mir gleich eine Hand voll und meint geringschätzig: „Lon ooup cizurettes!" Ein ganz zünftiger Franzmann. Erst wollen wir einander umbringen, und nachher stellt sich heraus, daß es so bester war. Behaglich stäube ich eine Zigarette und schaue ihin nach, wie er immer kleiner wird in der Entfernung. Da — was ich erwartet habe —, einer von uns, der erste Kamerad seit vier Stunden, springt aus dem Ge büsch auf den Franzmann los und haut ihm eine Handgranate auf den Kopf. Der nimmt meinen Franzmann noch einmal gefangen. Da muß ich gerade hinauslachen, wie ich sehe, daß der Franzmann gegen diese doppelte Behandlung recht lebhaft protestiert, und schreie zurück: „He — laßt d' ihn nicht steh' — der g'hört ja mir!" Und jetzt sehe ich, daß das unser Adjutant ist, und winke ihm, er soll her zu mir. „He — Herr Leutnant — he, Herr Leutnant!" Aus dem Kapitel Dev „Svivden" Die Fahnen sind jetzt zwar eingerollt und in die Speicher gestellt, das Heer ist aufgelöst, und trotzdem spüre ich, daß der Eid noch steht! Und immer stehen wird für den, der damals keinen Meineid schwur. Denn das erkenne ich jetzt deutlich — und scharf steht es vor dem grauen düsteren Hintergrund des Zusammenbruches: Nicht Kaiser und Königen galt dieser Eid. Hoch über allem haben wir ihn gesprochen und gemeint, daß wir ehrliche Soldaten sein und unser Volk und sein Laqd mit unserem Leib schützen wollen. Das Land, das uns Leben gewährt und die Werke der Ahnen als köstliche Schätze birgt. So wie es schon Hunderttausende vor uns getan haben. Das war doch nichts Neues? Über Fürsten und Fahnen hinaus haben wir das Höhere gemeint, dem alles zu dienen hat, Fürsten und Sol daten mit ihrer Fahne, früher einst, in diesem grausamen Krieg und auch wieder in Zukunft, wenn Deutschland nicht versinken und sein Name von den Landkarten verschwinden soll. — Da nehme ich von einem Schauer gezwungen meine zerschossene Mütze ab mit der alten Kokarde, um die Kugeln gezischt und Granaten geklirrt haben in den letzten Schlachten. Und um mich herum reihen sie sich an, die längst vermoderten und verschollenen Kameraden von einst, zum riesigen Viereck. Immer mehr drängen sich herein in die Glieder. „Nach links abrücken! — Nicht euch! — Augen gerade — aus!" „Zum Fahneneid erhebt die rechte Hand!" Wie damals als Rekruten erschauern wir ein wenig dabei. Inmitten steht hoch zu Roß im grauen Glanze der Wehr und dem Geklirre der Waffen der Geist des Vaterlandes und spricht vor, was wir im grollenden Chor nachsagen: „Ich schwöre — bei Gott dem Allmächtigen niemals treulos zu verlassen — in Stürmen und Schlachten — im Krieg — wie im Frieden ." Der Krieg ist aus. * Der Kampf um Deutschland geht weiter! Freiwillige vor die Front! — Denn — wir müssen ja das Licht in die dunkle Welt tragen . Börsenblatt f. Deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. 447
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