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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1929
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- 1929-10-08
- Erscheinungsdatum
- 08.10.1929
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Xr 234, 8. Oktober 1929, Redaktioneller Teil. Biirs-nblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. der Schriftsteller und Künstler und ihrer Rechtsnachfolger», die er 1838 in seinem Verlage erscheinen ließ. Damals lag den württembergischen Kammern ein Gesetzesentwurs vor, der in Ausführung von Bundestagsbeschlüsfen eine Regelung -des Rech tes am geistigen Eigentum bringen sollte. Im Gegensatz zu anderen deutschen Ländern bestand in Württemberg keine allge meine Gesetzgebung auf diesem Gebiete. Es gab nur Einzeh privilegien mit ganz kurzen Schutzfristen, und auch der nicht autorisierte Nachdruck war bis in die dreißiger Jahre geduldet worden, sodaß sich ein ausgedehntes Nachdruckgewerbe in Würt temberg ausbreitetc. Nun war Preußen im Jahre 1837 mit einer durchgreifenden Regelung vorangegangen, die eine 30jäh- rigc Schutzfrist nach dem Tode des Verfassers festsetzte; der würt- tembergische Entwurf dagegen — der übrigens nicht zur An nahme gelangte — sah nur eine Schutzfrist von 20 Jahren vor und wurde daher von Seiten des Buchhandels bekämpft. In seiner Schrift, die einen solchen Vorstoß gegen jenen Entwurf darstellte, suchte Paul Ncfs die Situation zu klären. Indem er die allgemeine Berechtigung des geistigen Arbeiters auf gesetz lichen Schutz für seine Produkte nachwies, legte er doch den Hauptton auf die wirtschaftliche Seite -der Frage und kommt zu dem Schluß: »Ein württembergisches Gesetz, das einen gerin geren Schutz gegen den Nachdruck gewährt als das preußische, ist in vielen Fällen so gut, als wenn es nicht existiert, und im anderen Falle wendet sich der Stachel gegen unsere eigene In dustrie und drängt den Verlagsbuchhandcl nach Preußen.» Wenn diese Sorge übertrieben war, so lag es nur an -der Klein heit des württembergischen Landes und an der Praxis des würt- lembergischen Verlages, der, den politischen Verhältnissen vor aus, die gesetzliche Regelung des größten deutschen- Landes prak tisch zu der eigenen machte. Im Württemberg selbst ist erst 184b, mit einem immer noch provisorischen Gesetz, die 30jährige Schutz frist wirksam geworden. Nach -dem Tode Paul Reffs im Jahre 1855 waren seine Unternehmungen ein Jahrzehnt lang in -den Händen von Jakob und Babcttc Ncff, die sie in gewohnter Weise weiterführten, bis sie 1865 ein Neffe des Gründers, wie dieser Paul Reff geheißen, übernahm. Der jüngere Ncff, der -die verschiedenen Geschäftszweige der Firma bis zu seinem Tode 1892 weitergeführt hat, gab dem Verlag eine bestimmtere Richtung. Deutlicher als bisher kon zentrierte sich die Produktion auf das Gebiet der Kunst, ohne daß darum die übrigen Berlagsgruppen vernachlässigt wurden. Aber der Hauptakzent liegt auf -dem Kunstverlag, und zwar sind es die großen Prachtwerke, die den breitesten Raum einnehmen. Nicht um Kunstwissenschaft handelt es sich dabei, sondern um eine Art Erbauungsliteratur, die, bewußt popularisierend, unter dem Leitwort »Die Kunst dem Volke» steht und von dieser Seite ihre Verdienste hat. Eine illustrierte »Goldene Bibel», von Adolf von Wurzbach hcrausgegeben, eine »Kunst für Alle» und -die »Klassiker -der Malerei» sind -da zu nennen, alle in Lieferungen erscheinend. Neben diesen Werken aber, von denen zum Teil auch fremdsprachige Ausgaben erschienen sind und -denen sich mancherlei andere populäre Ausstattungs-Literatur zugescllt, bis herunter zu Poesiealben in fast allen europäischen Sprachen, findet sich auch eine Reihe bedeutender kunstgewerblicher Publi kationen wie Jacnnickes »Grundriß der Keramik», dessen Hand bücher -der Aquarell-, Glas-, Porzellan- und Ölmalerei und Racincts Werk ü-bcr -das »Polychrome Ornament». Der entscheidende Schritt zum Ausbau und zur Abrundung des Kunstverlages nach -der wissenschaftlichen Richtung geschah 1883 mit -der Erwerbung des Berlages von Ebner L Seubert, der kurz zuvor den Buchverlag der früher in Düsseldorf an sässigen Firma Julius Buddeus in sich ausgenommen hatte. Autoren wie Bühlmann (Architektur des Klassischen Altertums), Jacob Burckhardt (Geschichte der Renaissance in Italien), Lübke (Grundriß -der Kunstgeschichte), Kugler (Geschichte der Baukunst), Schnaufe (Geschichte -der -bildenden Künste) wurden damals -dem Neffschen Verlage zugeführt, der sich damit zu einem der ersten aus seinem Gebiete erhob. Naturgemäß treten bei solcher Ent wicklungstendenz andere Arbeitsgebiete etwas in den Hinter- 1080 grund, aber man findet auch dort beachtliche Leistungen. Na mentlich die sprachwissenschaftliche Gruppe erweiterte sich be trächtlich. Sie ist später an die Langenschei-dtsche Verlagsbuch handlung gekommen. Als der jüngere Paul Neff 1892 starb — auch er hat wie der ältere in -der Berufsorganisation mitgearbeitet und ins besondere dem Württembergischen Berlegervcrein als Vorstand angehört —, hat noch bis zum Jahre 1895 seine Witwe die ver schiedenen Geschäftszweige — Verlag und Sortiment waren seit 1870 selbständige Firmen — weitergeführt. 1895 ging das Sortiment an den Kgl. Hofbuchhän-dler Karl Barth über, der Verlag an E. H. Moritz und Carl Büchle, während das Kommis sionsgeschäft bis 1907 in -den Händen von Paul Nesss Witwe geblieben ist. Der Verlag, der 1899 in eine Kommanditgesellschaft mit Carl Büchle als persönlich haftenden Gesellschafter umgewandelt wurde, konnte sich unter dessen Leitung einer stetigen und ge ruhigen Entwicklung erfreuen. Boi schärferer Konzentration auf den Kunstverlag ließ er vor allem der Lübkeschen Kunstgeschichte seine Pflege angodeihen, die in diesen Jahren eine völlige Umge staltung und Abrundung erfuhr. Er legte auch den Grundstock zu Hosste-de de Groots Werk über die holländischen Maler -des LVII. Jahrhunderts, von dem im »origen Jahr, durch Krieg und Nachkriegszeit hinausgezögert, der zehnt« und letzte Band erschienen ist; ein Standardwerk auf seinem Gebiet. Im Jahre 1905 ging -der Verlag an Max Schreiber über, der mit ihm nach Eßlingen übersiedelte, wo er bis zum Jahre 1927 ansässig gewesen ist. Von den Neuerwerbungen dieses Zeit raumes ist vor allem die Münsterbcrgsche Chinesische Kunst geschichte zu nennen und -die schöne Sammlung »Führer zur Kunst». Als sich Hofrat Schreiber 1927 von der Leitung des Verlages z-urückzog — sein Sohn, -der sein Nachfolger hätte sein sollen, war aus -dem Kriege nicht heimgekehrt —, wurde die Firma in eine G. m. b. H. umgewandelt und zugleich nach Stuttgart zurückgeführt. Die Paul Neff G. m. b. H. ist heute im Besitz von Herrn L. A. Pfenning st orff, dem es nun obliegen wird, -den Verlag, der heute auf ein Alter von 100 Jahren zurückblickt, mit jungen Kräften in -das neue Jahrhundert zu führen. Die Basis, von der er ausgeheu kann, ist breit und solid. Die große sechsbändige Lübkesche Kunstgeschichte, seit ihrer Entstehung immer wieder neu aufgelegt und durch Neubearbeitung von Fachgelehrten von Rang dem Fortschreiten -der Wissenschaft an gepaßt, steht noch heute in nngeminderter Bedeutung -da. Neben -ihr, für weitere Kreise bestimmt, erfreut sich -die einbändige Kunstgeschichte von Wickcnhagen-Uhde (in neuer Bearbeitung von Ühde-Bernays vor kurzem -in 17. Auflage erschienen) eines guten Ansehens, die Münsterbergsche Chinesische Kunstgeschichte liegt in zweiter Auflage vor; -die »Geschichte der neueren Bau kunst» ist ein Werk von höchster wissenschaftlicher Geltung, und in -der ku-nsttechnischcn Bücherei ist eine Anzahl von Arbeiten von großem Praktischem Wert vereinigt. Aus -derselben unbestrit tenen wissenschaftlichen Höhe steht eine Reihe von Einzclwerken aus verschiedenen Gebieten der bildenden Kunst, von denen nur Habichs großes Moda-illcnwerk, Hausenstcins Carpaccio und Sempers Pacherwerk genannt seien und denen sich noch im Laufe des nächsten Monats eine Frans Hals-Biographie von Franz Dül-berg anschlidßen wird. Der Verlag will unter seinem jetzi gen Inhaber in -der durch die bisherige Entwicklung heraus gebildeten Richtung Weiterarbeiten und dabei vor allem die Ge biete der angewandten Kunst bevorzugen, indem er seine ver legerische Arbeit in -den Dienst von Kunsttechnik, Kunstgewerbe, Kunsthandel und Sammelwesen stellt. Das Sortiment und Antiquariat von Paul Neff, das wie oben erwähnt 1895 an Karl Barth überging, ist seit 1912 im Besitz seines jetzigen Inhabers Herrn Walter Gutt- mann. Im Stuttgarter Buchhandel ist -das Neffsche Sorti ment eines der ersten und rührigsten. Neben -der schöngeistigen Literatur werden von ihm einige Son-derge-biete besonders stark gepflegt, wie Philosophie, Psychologie, Kunst, Sprachwissenschaft, Länder- und Völkerkunde und Jugendliteratur. Um den Wir-
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