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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-10-08
- Erscheinungsdatum
- 08.10.1929
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- Deutsch
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X- 234, 8. Oktober 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. DIschn. Buchhandel. kunqskreis der Firma zu erweitern, wurde in einem besonderen Geschäftslokal ein Antiquariat eröffnet; dem gleichen Bestreben dient, wiederum räumlich vom Hauptgeschäft getrennt, eine Leihbücherei, die mit ihren besonderen Mitteln die Erziehung zum Buche verfolgt. Noch an einem vierten Punkte der Stadt schuf Walter Guttmann, in seiner erfolgreichen Tätigkeit unter stützt durch seinen langjährigen Mitarbeiter Hans Schcrrle, einen Bücherladen, der vor allem antiquarische wissenschaftliche Literatur zu verbreiten bestimmt ist. Die hohe Bedeutung des Neff'schen Sortiments für die schwäbische Landeshauptstadt, das in seiner Arbeit überall von volksbildenden Bestrebungen be stimmt ist, kommt auch zum Ausdruck in den von ihm veranstal teten »Kulturabenden«, die das Stuttgarter Publikum in direk ten Kontakt mit den lebenden Trägern deutschen Geistesgutes bringen. Von denen, die im Rahmen diöscr Abende zu Worte gekommen sind, seien hier, neben Gerhart Hauptmann, der sie einleitete, nur Thomas und Heinrich Mann, Hermann Hesse, Keyserling, Hofmannsthal, Karin Michaelis genannt. Verlag und Sortiment Paul Neff haben unter dem Namen ihres Gründers — auch das von diesem geschaffene Kommissions geschäft lebt noch in !wr Firma Koch, Neff L Oetinger — ein Jahrhundert lang in guten und schlechten Zeiten dessen Arbeit fortgcführt; beide sind entschlossen, auch mit einem zweiten Jahr hundert fertig zu werden. Stuttgart. vr. Karl Pagel. Neue Beobachtungen tu Albanien. Von vr. Friedrich Wallisch. (Nachdruck verboten.) Im Sommer des vorigen Jahres, am 2t. Juli 1928, habe ich im »Börsenblatt« unter dem Titel »Buch und Buchhandel in Albanien« über die Verhältnisse in jenem eigenartigen Lande berichtet. Ich gab damals eine systematische Darstellung des ganzen Themas, das gewiß auch vom deutschen Standpunkt Beachtung verdient. In zwischen habe ich neuerdings Albanien besucht, ich habe kürzlich mit dem Auto eine mehrwöchige Fahrt durchs ganze Land unternommen, mich in allen Städten ausgehalten und manche neue Beobachtungen gemacht, von denen ich annehme, daß sie für den deutschen Buchhandel von Interesse sind. Wir müssen uns ja vor Augen halten, daß Albanien, ein Land, das immerhin so groß ist wie Belgien, in Jahren und Monaten die Versäumnisse von Jahrhunderten nachholt; der un geheure Auftrieb, der hier das geistige Leben beherrscht, reißt natur gemäß alles mit, was in seine lebhafte Strömung kommt. Das deutsche Buch, für dessen Verbreitung die Vorbedingungen gegeben sind, wird bleibenden Erfolg haben, wenn wir es verstehen, den nationalen Auftrieb in Albanien uns zunutze zu machen. Daß trotz des starken italienischen Einslusses und trotz der Vor zugsstellung, die Amerika in einem beträchtlichen Teil des albanischen Schulwesens einnimmt, die Voraussetzungen für eine Verbreitung des deutschen Buches durchaus günstig sind, hängt mit dem Studien gang der Hvchschüler zusammen. Auf Kosten der Regierung studieren jahraus jahrein viele junge Leute an den österreichischen Hochschulen. Sie beherrschen infolgedessen nicht nur die deutsche Sprache ausge zeichnet, sie bleiben auch ständig mit ihren geistigen Interessen inner halb des deutschen Kulturkreises. Im Mittelpunkt des Landes, in der noch durch und durch altorientalisch anmutenden Stadt Elbas- s a n habe ich eine derartige Kolonie des deutschen Geistes gefunden. Ich muß gestehen, daß es eine» tiefen Eindruck aus mich gemacht hat, in diesem balkanischen Winkel eine Schar tapferer idealistischer Pioniere mitteleuropäischer Kultur anzutressen. Es sind die Pro fessoren der großen Lehrerbildungsanstalt von Elbassan. Sie haben ihren »Jntcllektuellenklub« und sind — durchwegs ehemalige Hörer deutschöstcrreichischer Hochschulen — geradezu daraus angewiesen, die Verbindung mit der Welt ihres Wissens durch das deutsche Buch ausrechtzuerhalten. Albanien besitzt zwei Lehrerinnen-Btldungsan- stalten, in Pogradec (früher in Korca) und Skutari, und Lehrer bildungskurse in der Hauptstadt Tirana. Eine Universität unter amerikanischer Gönnerschaft befindet sich in der mittelalbanischen Stadt Kavaja in Gründung. Es gibt eine beträchtliche Zahl von Mittelschulen im Lande. An allen staatlichen Mittelschulen ist der Unterricht der deutschen Sprache Pfltchtgegenstand. Albanische Hochschüler, die von staatswegen ins Ausland geschickt werden, kommen aber nicht nur an österreichische, sondern auch an französische, italienische und griechische Hochschulen. Das hat natürs lich auch Nachteile. Es bringt etwas Unharmonisches in die neue albanische Kultur. Anderseits ist es ja auch nützlich, wenn die Grundlage der nationalen Kultur aus internationalen Elementen zu sammengesetzt ist. Die Albaner haben sehr viel Verständnis sür das Deutschtum und sehen es besonders gern, wenn ihre Söhne in Öster reich studieren. Immer wieder hört man hierzulande das Bekenntnis, die Schulung und Erziehung in deutschem Geist sei für den Albaner die geeignetste, der Albaner sei seinem Wesen nach kein rechter Süd länder, er sei ruhiger, schwerer als der Südländer und deshalb ge höre der albanische Student am ehesten aus die deutsche Hoch schule, unter Menschen, die ihm im Charakter uäherstiinde» als die Bewohner südlicher Länder. In Durazzo, dem HaupthafeU des Landes, der jetzt raschen Ausschwung nimmt, besuchte ich diesmal das neue große Industrie unternehmen Stamles. Ursprünglich war diese Firma nur Ziga rettenfabrik, jetzt hat sie aber in ihrem neuen Betrieb auch eine Druckerei eingerichtet, die einen sehr guten Eindruck macht. Eine moderne Buchbinderei ist daran angeschlossen. Uber Buchhändler und Verleger in der Hauptstadt Tirana habe ich im vorigen Jahr aus führlich im »Börsenblatt» berichtet. Auch von den leistungsfähigen Verlagsanstalten in der großen nordalbanischcn Stadt Skutari ist damals die Rede gewesen. Skutari bildet den geistigen Mittel punkt des katholischen Nordalbaniens, das seinerzeit mit dem alten Österreich in enger Kühlung gestanden hat. Einen überraschend abend ländischen Eindruck macht die Stadt Korea (oder Koritza) in Slld- albanien. Sie besitzt drei private Druckereien sür Zeitungen und Bücher. Eine von ihnen, die »Zeri i Karges«, betreibt auch einen Buchladen, in dem aber nur die von ihr selbst hergestellten albani schen Werke der schönen Literatur (Romane und Novellen) und ihre Schulbücher verlaust werden. Die einzige allgemeine Sorti mentsbuchhandlung von Korea ist die der Firma »Devea«. Hier findet man ein verhältnismäßig reichhaltiges Lager der Lite ratur in albanischer Sprache, Klassiker, Romane, Epik und wissen schaftliche, in erster Linie national-geschichtliche Werke. Sie sind teils im Inland, teils im Ausland verlegt. In Nordamerika, wo es eine starke albanische Kolonie gibt, besaßt sich ein Verleger, und zwar eine Firma in Boston, mit der Herstellung wissenschastlichcr Werke in albanischer Sprache, die dann zum Einzelverkaus den weiten Weg nach Albanien gehen. Auch in Österreich wird in albanischer Sprache gedruckt. Das buchtechnifch schönste Werk, das ich im Sortiment »Devea» gefunden habe, stammt aus Graz. Gebundene Bücher sinket man selten; das meiste ist broschiert. Der größte Schulbücherverleger das Landes Ist das Unterrichts ministerium selbst. Die Buchhändler beziehen vom Ministerium die Schulbücher zum Weiterverkauf. Aber da es wohl überall Schulen, aber nur in fünf Städten Sortimenter gibt, liefert der Verlag des Ministeriums das meiste an die Direktionen der Unterrichtsanstalten. Man trisst zwar in Korea ziemlich viel Deutsche und deutschsprcchende Albaner, aber doch weniger als in Mittel- und Nordalbanicn. Es werden hier nur selten deutsche Bücher verlangt, mehr noch deutsche Zeitungen. Man beklagt sich in Korea bitter, daß die deutschen Blätter an und für sich und infolge des teuren Versands viel mehr kosten als französische und italienische. Mit ein bißchen Mühe und ein bißchen Reklame zvürde es, wie man mir wiederholt versichert hat, nicht schwer sein, deutsche und österreichische Zeitungen und Zeit schriften hier ständig abzusehen. In der südalbanischen Hafenstadt Valona fand ich auf der Suche nach einer Buchhandlung das Sortiment des Ibrahim Shyti, das einzige am Ort, mit einem ganz ansehnlichen Lager von alba nischer Belletristik, Fachliteratur und von Schulbüchern. Unter den Schriftstellern, Dichtern und anderen geistigen Führern des jungen Albaniens, die ich diesmal bei meiner Rundreise durch das Land ausgesucht habe, sei nur der Dichter Hil Mosi erwähnt, der gleichzeitig eines der höchsten Staatsämter bekleidet. Er ist Präfekt von Korea. Wenn man heute Albanien besucht, kann es einem nicht selten widerfahren, daß man plötzlich und ganz un- erwartetcrweise ein deutsches Volkslied hört. Dann aber, wenn man näher hinhorcht, erkennt man, daß es nur die alte deutsche Melodie ist; der Text ist albanisch. Hinter dieser merkwürdigen akustischen Erscheinung steckt der Dichter Hil Mosi. Als alter »Deutscher« — er spricht deutsch so gut wie seine Muttersprache — ist er aus den Einfall gekommen, unseren schönen deutschen Volksliedern neue albanische Texte zu unterlegen. Und dieses Liederbuch von Hil Mosi ist binnen kurzem ein im ganzen Lande verbreitetes echtes Volksbuch geworden. Unsere lieben deutschen Melodien auf neuen fruchtbaren Boden zu verpflanzen, — das ist wahrhaftig der Gedanke eines Dichters! 1081
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