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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1931
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- 1931-01-31
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1931
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- Deutsch
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^ 26, 3l. Januar 1931. Redaktioneller Tell. Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. Neuen Bau. Nbg. Erste Bücher: A. B. C., Funke Bilderbuch, Zeichenbuch, Blumen, Landschaften. Streit mit den Buchhänd lern, Kampf, geringe Fonds, Plan nach Leipzig. Am ersten Weihnachtstage 1802 ging ich nach Erlangen. 1804 Kauf des Bureaus für Literatur in Fürth. Dies bestimmte mein Bleiben und ich zog nach Fürth. Glückliche Existenz in Fürth. 1805 Kauf des I. M. Seligmannschen Kunstverlags für fl. 2000.—. Stiebernes Jus. Wachsende Geschäfte. 1806 Kauf der Ammer- müllerschen Buchhandelsgerechtigkeit bei offner Thür. 1807 Kauf des Hauses fl. 8500, früher Gasthaus zum römischen Kai ser. Wachsende Geschäfte. Schlachtenbilder, Cartcaturen, Ge winn vom Orbis pictus, Jügels erste Muster. Landkarten, große Geschäfte. 1814 Eos outiqus. 1819 erster Bau.« Die andern Stichworte betreffen persönliche Erinnerungen, bes. Reisen, das Weingeschäft, Magistratswahl. 2. Reise nach Paris 1806. Der Kunsthandel. In alter Zeit war der große Buchhändler regelmäßig ein Vierteljahr auf Reisen, und ein »erfahrener« Buchhändler zu sein, galt von alters her als notwendiger Ehrentitel des Buch händlers. Welche Rolle dabei begleitend, mitwirkend Lust und »eigner Trieb« spielen, steht dahin. In Campe jedenfalls lebte ein ursprünglicher Reisetrieb. »Ein innerer Trieb rief mich ab.« Wandern und Reisen geht neben den Geschäftsreisen ein her, die Geschäftsreisen selbst aber sind so breit angelegt, als sei geschäftlicher Nutzen aus Reisen zu suchen wie Gold aus dem Sand. Von seinem Aufenthalt in Königsberg (wo er promovierte) und von den Bade- und Erholungsreisen abgesehen, führten ihn Reisen 1800 nach England und Schottland, 1802 nach Holland, Brüssel, Paris, Südfrankreich, Italien und der Schweiz, 1810 nach Wien und Ungarn, 1814 mit dem Kupferstecher Friedrich Fleischmann (den er entdeckt und herangebildet hatte) wieder nach England und Holland, 1816 nach Paris und der Schweiz, 1818 nach Italien und der Schweiz, 1820 nach Wien, Italien und Tirol, 1823 wieder mit Fleischmann in die Schweiz und Norditalien, 1826 mit Heideloff nach Paris, Flandern, Brabant, 1829 nach England, die Reise nach London im Jahre 1838 ist wohl die letzte gewesen. Campe hat die Reisen, deren Tagebücher uns im Auszug vorliegen, um Paris und Umgebung und London nach Leben, Kunst, Natur in sich aufzunehmen, ausgiebig verwendet; nimmt man hinzu, wie er sie in geschäftlicher Richtung, im engern und weitern Sinne, ausnützt, so vergehen seine Tage in einer er staunlichen Rührigkeit. In Paris wird sie vom Gemälde- und Kupferstichhandel, in London von der Technik beherrscht. Die Reise nach Paris und der Schweiz dauerte vom 26. Juli bis zum 9. September 1816. Campe sieht in Paris Kunsthandlungen und Gemälde sammlung durch, besucht die Antiquare hinter dem Louvre, kauft Handzeichnungen, Kupferstiche, Karten, kaufte bei Krämern zum Teil sehr wohlseil, z. B. fünf Gemälde von Ben. Casti- glione (2 Viehstücke mit blasendem Hirten; brav), Palamedo (Wachtstube; Pas mal), Hondius (Bärenhatz; brav) und einen Kopf Johannes' zusammen für Fr. 120.—, in andern Fällen wieder war es nicht so leicht; auf einen P. Potter und 3 Bale- chous bot er vergebens Fr. 150.—. Ein Gemäldekrämer führt ihn zu Leuten, die schöne Bilder »eu vouts« haben; bei M. Simon findet er eine große Kreuzigung von Dürer, beginnt aber, um den Begleiter nicht zum Zeugen zu haben, keine Ver handlungen darüber, beim Maler Diebold den ersten Entwurf der Viorgs LUX Luges, eine heil. Familie von Tizian, Magda- lene von Leonardo u. a., bietet für einige vergebens Fr. 2000.—, kauft aber einen kleinen Christuskops von Dürer für Fr. 12.— und zwei Landschaften von Diebold für Fr. 120.—. »Wie quälen mich diese herrlichen Sachen. Wenn nur irgend eine gute Gelegenheit käme, so würde Gold daran zu verdienen sehn! Erst, um 4 Uhr zog ich mich aus dem Staub der Gemälde her vor.» Am andern Vormittag geht er wieder zu Simon, sieht alle Bilder durch und stellte sich zur Seite, was ihm konve- nieren konnte. »Den Dürer beachtete ich garnicht und be- 90 theuerte bei meiner Ehre, daß es kein Cranach sei, wofür er es ausgab. Ein Bild von Dürer, mit seinem Monogramm sogar! 0 sLuctL simxlicitLs gallles! — Nachdem ich meine Auslese ge troffen, stellte ich alle 8 Stück zum Dürer und handelte en blvqus.« Er zahlte Fr. 1000.—>. »Ich hoffe einen sehr guten Handel gemacht zu haben, an dem ich meine Reise allein ver dienen kann.« Auch die andern Bilder waren köstlich, lieblich, trefflich, göttlich. (Holl. Familie von Van der Heist, edel, schön; 2 Landschaften von Breughel, gut; eine Landschaft CH. Jardin, sehr schön; Christus, Brustbild von Teerburgh, einzig schön; Opfer der Athenienser an Minerva aus Rembrandts Werkstatt, schöne Beleuchtung; S. Catharina von Guido Reni.) »Fast ungestüm in den Besitz dieser Kostbarkeiten zu kommen, ließ ich gleich in meinen Wagen bringen, was ich selbst fortbringen konnte, und den Rest übergab ich Trägern. Vor Vergnügen konnte ich kaum mein Zimmer verlassen.« Er begibt sich noch» mals zu Simon, um die Geschichte des Dürers genau zu er fahren; Simon kaufte es in Brüssel, wo es in einer Kapelle der Bsguines war, nach seiner Versicherung für Fr. 1500.—. Ein Gemäldehändler lehnt den Verkauf des herrlichen italienischen Bildes Die heilige Familie mit Johannes und Elisabeth ab. »Wie ich beim Frühstück saß, schickte er es für 300 Fr., weil er Geld braucht! Welch' schöne Composition! Welch' göttliche Formen in den Kindern! Welche Milde in der Madonna, welche Ruhe in der Elisabeth, welche Tiefe, Ernst und Weisheit in Josephs Figur, der dem Beschauer den Rücken kehrt, allein dessen Gesicht man kennt — ohne es zu sehen. Es ist ein Raphaelsches Bild, ein Bild, würdig des größten Meisters.« Als er einmal in der Rue St. Jean kleine Kupferstiche kaufte, traf er dort Rippa, der ihn bei verschiedenen Kunsthändlern ein führte, und die ihm nun dieselben Preise machten, wie Rippa. Bei Geroux eine Gemäldeausstellung mit unglaublich schönen Sachen. »Ich wurde so hingerissen, daß ich kaufen mußte«; er kaufte eine S. Catharina von Leonardo (un aussprechlich), einen Kopf von Holbein, Domherr (bekannt), Frühstück von Van Oos (edl. Natur), Blumenstück von Maleine (geistreich), Ananias und seine Frau vor den Aposteln von Frank zusammen für Fr. 800.—. »Ich kehrte mit meinen Schätzen heim, glücklich wie ein König. Es ist ein eigenes Ge fühl, in den Besitz eines wahren Kunstwerks zu kommen, und kein Freude gleicht dieser, so glaube ich auch, keinen glücklicheren Tag meines reiferen Lebens gehabt zu haben, wie der war, an welchem ich den Dürer fand!« Bei Wertheimer sieht er die Bilder, die Baron Lelorgne p'Jdeville, Privatsekretär Napo leons, bei ihm versteckt hatte, kostbare Schätze zum Staunen, Martha und Magdalena von Veronese (Kapitalbild), der tote Heiland von zwei Engeln bewacht von Van Dyck (einzig), lls jurckill äs I'gmour von Rubens (berühmtes Bild), Rembrandts Mutter (Kapitalbild). Aus Lelorgnes Notizen ging hervor, daß ihn die Bilder Fr. 35 400.— gekostet hatten, Wertheimer ver langte Fr. 19 000, »und siehe, endlich gab er sie mir für — Fr. 4000.—, wie Landsmann! Wenn das Schicksal mir einiger maßen günstig ist, dann können diese Sachen mir Nutzen schaffen.» Die Einträge aus der Schweiz, 21. August bis 3. Septem ber, gelten vor allem der Natur. Davon abgesehen wurde er von zweierlei am tiefsten bewegt: von Mad. Krüdener und den Erinnerungen an Rousseau. Mad. Krüdener ist die Hellseherin, die den Fall Napoleons und andere Ereignisse vorausgesagt hatte. »Ich mußte mich endlich losreißen. Nie werde ich diese interessanten Stunden vergessen. Einer der interessantesten und nützlichsten Tage meines Lebens.« Die Verehrung für Rousseau war in der Campeschen Familie traditionell, seit Joachim Hein rich Campe Rousseaus Erziehungsmethode zur seinigen machte. An der Rückseite der alten tempelähnlichen Laube im Campeschen Garten in Nürnberg standen die Rousseauschen Verszeilen: »Ich wandelte unter den Fruchtbäumen, unter denen ein Jean Jacques saß, ich lagerte mich im Sonnenschein; die Stimmung begeisterte mich zu einigen Versen.« I. G.
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