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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.05.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-05-22
- Erscheinungsdatum
- 22.05.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. X° 103. 22. Mai 1919. Bor der Leipziger Ostermesse Der diesjährige Sonntag vor Kantate wird der Leipziger Bürgerschaft unvergeßlich vlciben. Das Wort Jubilate! mag manchem mit Sorgen beschwerten Geschäftsmann aus tiefstem Herzen entquollen sein, als er am Morgen die NoSke-Truppcn in Leipzig erblickte. Über Nacht waren sie gekommen und halten der Herrschaft der Unabhängigen das Lebenslicht aus geblasen. Ehe eine Woche später die Buchhändler in den historischen Winkeln von Aeckerleins Keller nach des Tages Last und Mühe ein Stündchen der Ruhe und Erholung Pfleg ten und dabei opferwillig der Armen und Notleidenden unseres Berufs gedachten, war General Maercker dort bereits einge kehrt und hatte seinen Namen auf die von Künstlerhand um randeten Blätter des Fremdenbuches eingezeichnet. Der Begrützungsabend im großen Saale des Deutschen Buchhändlerhauses mutz leider als verunglückt angesehen wer den. Als ich dort erschien, um Bekannte zu treffen, standen einige zwanzig Herren in Hut und Mantel in Gruppen bei einander und erörterten die Frage, ob »dies« der Begrützungs abend sei. War man doch gewöhnt, es sich dort eine Weile bequem zu machen, ehe man zu Aeckerlein, in Auerbachs Keller oder in den Ratskeller abrückte. Schuld daran trug Wohl die Hauptversammlung des Deutschen Berlcgervereins, die in einem der sonst für den Begrützungsabend bestimmten Räume tagte und ihre Mitglieder weit über die sonst übliche Zeit festhielt. So war es kein Wunder, daß man die »ungastliche« Stätte bald verließ und sein Heil anderweitig versuchte. In Aeckerleins Keller weilte der Sohn von Otto Petters diesmal im Kreise der Getreuen seines verewigten Vaters. Man war gespannt auf das Resultat der Sammlung für die Hilfsbedürftigen. Anfangs schien wenig Geberlaune vorhanden, weil man sich sagte, daß der Staat für die Notleidenden im Berufe genügend sorge und die Verhältnisse der Angestellten heute derartig seien, daß die Tätigkeit des Unterstützungsvereins weniger in Frage käme. Solchen Gedankengängen trat aber Herr vr. Georg Paetel sehr energisch entgegen mit dem Hinweis, daß die Kassen nicht nur für Gehilfen, unter denen es auch noch immer bedürf tige gebe, sondern auch für notleidende selbständige Buchhändler- vorhanden seien. Herr Hermann Hillger brachte die historische Pettershose zum Vorschein, und seinen ebenso schneidigen wie humorvollen Worten gelang es schnell, die Stimmung zu er zeugen, die geeignet ist, Herzen und Geldbeutel zu öffnen. Nach dem die Werbekraft der Pettershose erschöpft war, kam ein »mo dernes« Kleidungsstück an die Reihe, der Überzieher des Herrn Borngräber. Die beliebte Manier der amerikanischen Versteige rung erbrachte eine erhebliche Summe. Gleichwohl konnte Herr Borngräber im Hinblick auf die heutigen Preise von Herren garderobe seinen Mantel noch verhältnismäßig billig »zurück kaufen«. Dieser Teil der Sammlung bedeutete indessen nur Kleingewehrfeuer. Herr Kriedte aus Graudenz nahm sich in eindringlicher Rede der Buchhändler in den von der Fremdherr schaft bedrohten deutschen Gebieten an und erweckte, von Herrn .Hillger wirksam unterstützt, eine von vaterländischer Begeiste rung und Opferfreudigkeit erfüllte Stimmung, in der die Scheine für das Liebeswerk des Unterstlltzungsvereins nur so aus deu Taschen auf den Tisch des .Hauses »flogen«. So wurde eine Summe von über 13 000 von einem verhältnismäßig kleinen, aber desto opferwilligeren Kreise zusammengebracht. Vlvsnt ss- Man würde indessen fehlgehen, wollte man die Bedeutung der Kantatetage lediglich unter dem Gesichtspunkte dieses äuße ren Rahmens betrachten. Die Leute, die sich an der Lösung beruflicher Fragen beteiligten und deren Zahl diesmal weit größer war als in den Vorjahren, können derartiger geistiger Ab lenkungen nicht entraten, und diejenigen, die aus rein geschäft lichen Gründen die Metzstadt besuchen, nehmen diese Annehmlich keiten gern in Kauf, weil sie wissen, daß ihre geschäftlichen Zwecke nicht nur nicht darunter leiden, sondern hier und da im persönlichen Verkehr mit den Berufsgenossen sogar eine Förderung erfahren können. Die Frage, ob es nötig sei, daß der Buchhändler alljährlich wenigstens einmal den Mittelpunkt 416 des deutschen Buchhandels besuche, kaun heute mit stärkerer Be tonung als sonst bejaht werden. Haben sich doch die Gelegen heiten beruflicher Orientierung und geschäftlicher Betätigung ge häuft, sodaß alle Vorbedingungen vorhanden sind, einen solchen alljährlich wiederkchrenden Besuch Leipzigs in jeder Beziehung lohnend zu gestalten. Die neuerdings wieder umstrittene, in ihrer Eigenart aber nicht zu übertreffende Deutsche Bücherei des Börsen vereins war das Ziel vieler Metzbesucher aus dem Buch Handel. Der Gedanke dieser Bibliothek ist in wahrhaft groß zügiger Weise verwirklicht worden. Kostbarkeit und Zweckmäßig keit -aller Einrichtungen wetteifern miteinander. Alle Vorbe dingungen, diese Bibliothek fruchtbringend für die Allgemeinheit auszubeuten, sind gegeben. Jeder kleinliche Gedanke schwindet, wenn man die Größe der Leistung und die .Harmonie der Zu sammenarbeit aller daran Beteiligten betrachtet. Das Gefühl, vor einer Schöpfung des deutschen Buchhandels, vor einem Zeugnis der ihm innewohnenden Kraft und Bedeutung zu stehen, erfüllt den Besucher mit Stolz und Freude. Wenn wir wieder einmal geordnete wirtschaftliche und normale Verkehrs Verhältnisse haben, wenn unser deutsches Geistesleben seine Schwingen ungehindert entfalten kann, dann werden diese Räume mit regem Leben und Streben erfüllt sein, und alle Be denken, die in dieser oder jener Form heute noch zutage treten, werden besserer Einsicht Weichen müssen. Mit dem Buchhandel wetteifert das Buchgewerbe. War ans den reichen Schätzen der durch den Krieg in ihrer schönsten Blüte geknickten »Bngra« gerettet werden konnte, ist im Deut sch e n K u l t u r in n s e u m — jetzt in dein Monumentalbau des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen in der Zeitzer Straße nnlergebracht — vereinigt, ergänzt und erweitert worden. In 42 Räumen wird die Entwicklung des gesamten Schrift- und Buchwesens sinnreich veranschaulicht. Hier kann man die Vor stufen des Schriftwesens, die Entwicklung der chinesischen Schrift, ein chinesisches Gelehrtenhaus mit voller Inneneinrichtung, einen japanischen Buchladen, entsprechende Ausschnitte aus der indischen und islamitischen Kultur, einen Bnchladen ans Kairo. Bilder aus der Entwicklung der ägyptischen, babylonisch-assy rischen, griechischen und römischen sowie nordischen Schrift nnd Kultur kennen lernen. Dazu die Entwicklung des frühen und mittelalterlichen Handschriftenwesens, die Anfänge und Entwick lung der Notenschrift, die Miniaturen des Mittelalters, eine klösterliche Schreibstube, die Vorläufer der Druckkunst, einen Raum mit den schönsten deutschen Inkunabeln des Museums, einen andern mit italienischen und französischen Inkunabeln, Drucke der Okkteum ni-mtwi-uis usw., Drucke der Reformations zeit, der Blaeu, Amsterdam, und Merlan, Frankfurt, Drucke der Elzeviere, Drucke des 18. Jahrhunderts, Sondersammlungen von Bucheinbänden, Modelle zur Geschichte und Entwicklung des Bibliothekswesens, Säle mit Wechselausstellungen u. a. Räume für Lesesaal, Blattsammlung und Bücherei vervollständigen das Ganze. Kein Angehöriger des Buchhandels dürfte diese Stätte ohne großen Nutzen und Gewinn für sein fachwissenschaftlich historisches Wissen verlassen, ganz abgesehen davon, das; ihm in den Wechselausstellungen noch manche Anregung modern-gra phischer Natur gegeben wird. Während dieser Teil der Vergangenheit vorläufig aus dem Ostviertel Leipzigs ausgeschiedeu ist, fordert die Gegenwart, wie alljährlich, in der O st e r m e ß - u n d I a h r e s a u s st e l I u n g des Deutschen Buchgewerbevereins ihr Recht an gewohnter Stätte. Wer einen überblick über die Verlegerleistung des ver gangenen Jahres in ihrem ganzen Umfange - am Wichtigsten und Wesentliche» gemessen — erhalten will, hat dort die beste Gelegenheit. Umrahmt von schönen Erzeugnissen des Kunstver lages finden wir in sehr geschmackvoller Anordnung die Bücher nach folgenden neun Gruppen ausgelegt-. I. Philologie, Philo sophie, Theologie: II. Rechts- und Staatswissenschasten, Mili tärwissenschaft; UI. Heil- und Naturwissenschaft, Erdbeschrei bung, Mathematik; IV. Erziehung und Unterricht, Jugend schriften; V. Schöne Literatur; VI. Kunst-und Knnstgewerbe, Geschichte, Kultur- und Literaturgeschichte; VII. Bau und Jngenieurwissenschaft, Handel, Gewerbe und Verkehr; ^UU.
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