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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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45, 22. Februar 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. 2059 legenheit hatten, einen solchen erstklassigen Rezitator in irgend einem obskuren CafS, das weder von den Reisebüchern erwähnt, noch von Cooks und Stangens Kurieren ausgesucht wird, zu hören, machen sich eine Vorstellung von seiner vollendeten Fertigkeit, von seiner Kraft und Leidenschaft, von der wunderbaren Modulationsfähigkeit seiner Stimme, von der Poesie seines ganzen Wesens, die sich trotz seines scharfgezeichneten, gefurchten und bärtigen Gesichts in seinen Mienen widerspiegelt. Bis vor etwa zehn oder fünfzehn Jahren bestanden die Einnahmen des Berufs-Rezitators ausschließlich aus dem Ergebnis der Sammlungen, die während des Abends und spät in die Nacht hinein unter den Zuhörern gemacht wurden. Seitdem aber in den 6s,k68 okantsnts die weib lichen Sänger und Tänzer nach jeder Programm-Nummer einen Teller zum Sammeln herumreichen, steht diese Art Sammlung in schlechtem Rufe. Demzufolge beziehen jetzt viele Erzähler festes Gehalt von dem Besitzer des Cafes, und bei einigen von ihnen ist dieses durchaus nicht so ganz unbedeutend, da ihre Kunst die Kunden weit wirksamer anlockt, als es der Kaffee, der Tee oder die Limonade des Wirts vermögen. Aber ob er ein festes Ge halt hat oder ob er von der Freigebigkeit der Gäste ab hängt, immer liegt es im Interesse des Rezitators, sich mit aktuellen und unterhaltenden Neuigkeiten zu versehen. Er ist somit der beste, ja tatsächlich der einzige Kunde und Schutzherr des Verfassers kurzer Geschichten, von dem er ebenfalls fast immer das Originalmanuskript ersteht. Auch hier wieder wird der Name des Autors kaum jemals erwähnt. Mr. von Herbert hat nahe an hundert kurze Geschichten, die von öffentlich Vortragenden an der Hand der Manuskripte vorgelesen wurden, angehört, und nur in einem einzigen Fall kann er sich erinnern, daß der Verfasser genannt wurde, hier anscheinend nur deshalb, weil der Autor gleich zeitig ein Staatsmann und der Zuhörerschaft bekannt war. Bekanntlich ist der Türke verschwiegen und geheimnis voll; in noch weit höherem Grade besitzt jedoch der Syrier diese Eigenschaft, so daß es außerordentlich schwer ist, zu verlässige Angaben in bezug auf Honorare eines Autors zu erhalten. Einmal indessen ist es Mr. von Herbert ge lungen, in die Geschäftsgeheimnisse einzudringen, und zwar handelte es sich um einen Roman von 40 0o0 Worten, dessen Verfasser genügenden Einfluß und reich liche Verbindungen hatte, um ohne einen Mittelsmann fertig zu werden. Er selbst hatte drei Abschriften seines Werks hergestellt, von denen er zwei an Freunde, hohe Würdenträger des Staats, für je 40 1. verkaufte, — das türkische Pfund entspricht ungefähr 18 Das dritte Exemplar wunderte leihweise von einer Familie zur andern und brachte ihm etwa 10 F 1. Endlich gab er noch das Original-Manuskript zwecks weiterer Reproduktion an einen Mittelsmann ab und erhielt hierfür weitere 10 Dieser Roman, einschließlich der Abschriften, machte die Arbeit eines Jahres aus, und das finanzielle Resultat dieser Jahresarbeit belief sich somit auf 100 F N. — 1800 Hierbei muß man bedenken, daß der Türke im allgemeinen träge ist; insbesondre war dieser Herr mehr als müßig; er hätte mit Leichtigkeit seine Jahres-Einnahme verdoppeln, ja verdrei fachen können; er besaß genügend Ansehen und war auch genügend öffentlich bekannt, um über alles, was er schrieb, verfügen zu können. Noch in einem andern Fall konnte Näheres über ein Honorar in Erfahrung gebracht werden, obgleich die ge machten Angaben sich nicht ohne weiteres als völlig glaub würdig bezeichnen lassen. Mr. von Herbert hörte eine Er zählung von den Lippen eines Rezitators, der angab, 15 für das Manuskript gegeben zu haben. Ihm lag jedoch daran, die Summe höher erscheinen zu lassen, als sie tat sächlich war, so daß man 10 F M als der Wahrheit mehr entsprechend annehmen kann, also nach unserm Gelds 180 ^ und zwar für eine Erzählung von 6000 Worten. Diejenigen, die die Verhältnisse nicht genauer kennen, sind geneigt zu glauben, daß die gewöhnliche Unwissenheit des Türken, soweit sie die Liebe zwischen Mann und Weib und das Courmachen betrifft, die Prosadichtung ernstlich beeinflusse; ein Roman ohne »Liebe« ist doch bei den europäi schen Völkern ein Ding der Unmöglichkeit. — Der Türke steht seine zukünftige Lebensgefährtin zum erstenmal an seinem Hochzeitstage; die Heiraten werden unter den Vätern abgemacht. — Wie kann also der Kampf des männlichen um das weibliche Geschlecht, der für den Abendländer das Hauptereignis seines Lebens ist, eine führende Rolle spielen in der Dichtung eines Volks, das einen solchen Kampf nicht kennt? Trotzdem tut er es; der Türke kann ab schreiben, umstellen, anpassen und zurechtmachen wie es kein andrer kann, und bei den Türken sind wie bei den Euro päern die Mehrzahl der Geschichten Liebesgeschichten. Mr. von Herbert glaubt indessen annehmen zu dürfen, daß manche der jetzigen Einrichtungen und Gebräuche binnen kurzer Zeit der Vergangenheit angehören werden. Der Berufserzähler findet es mehr und mehr in seinem Interesse, seiner Zuhörerschaft die Zeitungen vorzu- lesen, indem er das gediegene Türkisch der Beamten- und Journalistenwelt, das sich zur Hälfte aus arabischen und persischen Ausdrücken zusammensetzt, in das reine Türkisch des gewöhnlichen Volkes überträgt. Es wird nicht mehr lange dauern, und das Schicksal der kurzen Geschichten des öffentlichen Rezitators wird besiegelt sein. Der gedruckte Roman, der bereits, freilich bisher nur in beschränkter Zahl, seinen Einzug in die Türkei gehalten hat, wird ohne Zweifel nach und nach den Manuskript-Roman aus dem Felde drängen. Der Türke wird dann, wenn er überhaupt Ver langen nach Prosadichtung in sich fühlt, die europäische Art der Zirkulation adoptieren müssen. Ob er sich hierbei glücklicher fühlen wird? Ob sich dem türkischen Autor eine rosigere Zukunft öffnet? Paris. Ernst Schmersahl. Zur weiteren Ausgestaltung der »Deutschen Musiksamnrlung « bei der Königlichen Bibliothek in Berlin (^. 56, Schinkelplatz 6). (Vgl. Börsenblatt 1906, Nr. 35, 64, 102, 127, 135.) Seitdem in Nr. 6 und 17/18 des 8. Jahrgangs von »Musikhandel und Musikpflege« Listen der Verleger veröffent licht worden sind, die in liberalster Weise ihren Verlag der »Deutschen Musiksammlung« zur Verfügung gestellt haben, sind dafür noch folgende (auch zahlreiche außerdeutsche) ge wonnen worden: Ackermann L Lesser, Dresden. I. W. Acquistapace, Varel i. O. 'Albert Ayn, Köln. Max Andorff, Markncukirchen. E. Ascherberg L Co., London. Ednnn Ashdown, London. Charles Avison, London. Max Babenzien, Rathenow. I. P. Bachem, Köln. Rich. Banger Nachf, Würzburg. Fritz Baselt, Frankfurt a. M. Hugo Bauer, Berlin. Bruno Bendix, Halberstadt. Josef Blaha, Wien. John Blockley, London. Joh. Aug. Böhme, einst Hamburg (jetzt — Aug. Cranz, Brüssel). Georg D. W. Callwey, München. Jul. Chmel, Wien. R. Claus, Waldshut. Mariin Cohen, Regensburg. P. Coitallat L Cie., Paris. Aug. Cranz, Brüssel. W.Deirers(A.Pontzen),Düsseldorf. Diabelli L Co., einst Wien (jetzt — Aug. Cranz, Brüssels. Rudolf Dietrich, Leipzig. S. Dottke, Berlin. Dresdener Musikschule, Dresden. Carl Ebling, Mainz. Cnoch L Sons, London. Eugen Feuchlinger, Regensburg. Fritz Fiedler, Görlitz. Georg Fischer,Wittlich(Rgb.Trier). I. Fischer L Bro., New Jork. A. Freyschmidt, Kassel. 870»
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