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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1906
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- Deutsch
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9322 Nichtamtlicher Teil. 225. 27. September 1906. Pers orralnachrichten. *Jubiläum. — Bei der Firma Philipp Reclam jun. in Leipzig konnte in der vergangenen Woche wieder das Jubiläum eines Angestellten begangen werden. Am Dienstag den 18. d. M. feierte der Markthelfer Herr Robert Kahl das Jubiläum seiner fünfundzwanzigjährigen Tätigkeit in diesem geachteten Hause. Mannigfache Ehrungen und Geschenke wurden dem bewährten und treuen Mitarbeiter von seiten der Chefs und der Angestellten zuteil. Am Sonnabend abend den 22. September vereinigten sich mit den beiden Chefs. Herren Dr. Ernst und Hans Emil Reclam, die Angestellten des Verlags im Restaurant von Bauers Brauerei am Täubchenweg zu einem Festmahl. Humoristische Vorträge. Tafellieder, Deklamationen. Gesang und Theateraufführungen wechselten in bunter Folge und hielten die Teilnehmer bis lange nach Mitternacht fröhlich beisammen. Eine flotte Aufführung des Nestroyschen Lustspiels »Frühere Verhältnisse- bewies das schau spielerische Talent zweier Herren und Damen, welche letzteren auch in gesanglichen Vorträgen sehr Erfreuliches leisteten. Das Fest stand unter dem Zeichen froher Laune und heitern Humors und zeugte von dem guten Einvernehmen zwischen den Chefs und ihren Mitarbeitern. vr. Eduard Bodemann. — Der Geheime Regierungsrat vr. pbil. Eduard Vodemann. Oberbibliothekar der vereinigten Königlichen und Provinzial-Bibliothek in Hannover, ist am 23. d. M. im neunundsiebzigsten Lebensjahre nach längerem Leiden gestorben. Dem Hannoverschen Tageblatt entnehmen wir folgende Schil derung seines Lebens und Wirkens: Der Verstorbene wurde am 8. August 1828 in Ohrum als Sohn des Pastors Bodemann und seiner Gemahlin, geb. v. Kalm, geboren. In seinem fünften Lebensjahre verlor er bereits seinen Vater, worauf seine Mutter mit sieben unerwachsenen Kindern in das väterliche Haus nach Braunschweig zurückkehrte, wo Bode mann das Gymnasium absolvierte und dann sich in Göttingen zunächst dem Studium der Theologie und hierauf der Philologie widmete. Nach wohlbestandenem Examen wurde er Erzieher des Prinzen Hermann zu Solms-Braunfels. Stiefneffen des Königs Georg V. von Hannover, in welcher Stellung er bis zum Eintritt des Prinzen in den Militärdienst im Jahre 1863 verblieb. Hier auf wurde er am 13. Oktober 1863 als 3. Sekretär an der König lichen öffentlichen Bibliothek in Hannover angestellt; im Jahre 1867, als der bisherige Ober-Bibliothekar Staatsrat Schaumann in den Ruhestand übertrat, erhielt er die Direktion dieser Biblio thek. die im Jahre 1899 mit der Provinzial-Bibliothek vereinigt wurde. Am 28. August 1887 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Eine besondere Ehrung bereitete ihm 1887 bei ihrer Jubelfeier die Universität Göttingen, indem ihn die philosophische Fakultät zum Ehrendoktor ernannte. Der Verstorbene war korrespondierendes Mitglied des Harzvereins und des Geschichtsvereins für das Herzog tum Braunschweig. Im Historischen Verein für Nieder sachsen, dessen Zeitschrift eine Menge Aufsätze von ihm enthält, war er lange Jahre Vorstandsmitglied. In seiner langen Tätigkeit an der Königlichen Bibliothek zu Hannover ist es dem Verstorbenen vergönnt gewesen, sich um die Ordnung. Vermehrung und Nutzbarmachung des Instituts die größten Ver dienste zu erwerben. Er bearbeitete und veröffentlichte die biblio thekarischen Werke »Lylographische und typographische Inkunabeln der Königlichen Bibliothek- und »Die Handschriften der König lichen Bibliothek-, ferner »Der Briefwechsel des Leibniz- und »Die Handschriften des Leibniz-. Als richtiger und unermüdlicher Forscher hat der Verstorbene die ihm anvertrauten handschrift lichen Schätze der Bibliothek der wissenschaftlichen Welt zugänglich gemacht; besonders Leibniz und die Kursürstin Sophie hat er in den Mittelpunkt seiner Forschungen gestellt. In den Publikationen aus den Königlich preußischen Staatsarchiven erschienen von ihm: »Briefwechsel der Herzogin Sophie von Hannover mit ihrem Bruder. dem Kurfürsten Carl Ludwig von der Pfalz-, ferner »Briefe der Kurfürstin Sophie an die Naugräfinnen und Raugrafen zur Pfalz- und -Briefe der Herzogin, späteren Kurfürstin Sophie von Hannover an ihre Oberhofmeisterin Frau von Harling-. Durch Bodemanns Arbeiten über Herzog Julius von Braunschweig haben wir erst die Persön lichkeit dieses Fürsten und seine Verdienste auf kirchlichem, staats- und volkswirtschaftlichem Gebiet in ihrem ganzen Umfang kennen gelernt. Auch die Literaturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts hat der Verstorbene durch Werke über Julie von Bondeli, Georg Zimmermann und Albrecht von Haller bereichert. Erwähnen wollen wir noch das historische Werk: »Die älteren Zunfturkunden der Stadt Lüneburg- als Band I der -Quellen-Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens-. Der Verstorbene war bis in sein hohes Alter von erstaunlicher Frische, und noch im Februar dieses Jahres ist von ihm sein letztes Werk »Briefwechsel der Kaiserin Katharina von Rußland- erschienen. Franz Freiherr von Lipperheide-j- (Vgl. Nr. 212 d. Bl.) Zur Richtigstellung. — In dem Aufsatze des Herrn F. v. Zobeltitz über Franz von Lipperheide (Börsenblatt Nr. 212) be finden sich in der Darstellung des Lebenslaufes einige Ungenauig keiten, die für die Charakteristik Lipperheides freilich nicht wesentlich sind, deren Richtigstellung unfern Lesern aber doch willkommen sein dürfte. Franz Lipperheide hat seine buchhändlerische Laufbahn nicht im Geschäft des Kommerzienrats von Schäfer-Voit begonnen; als er im Jahre 1862 in dieses Geschäft eintrat, war er ja schon 24 Jahre alt. Lipperheide hat, wenn ich mich recht erinnere, seine Lehrzeit in der Groteschen Buchhandlung in Hamm unter Carl Müller-Grote bestanden. Im Jahre 1861 war er Gehilfe bei F. Volckmar in Leipzig, zu welcher Zeit er unter dem Pseudonym Ludwig Horst eine Gedichtsammlung »Lieder und Sagen vom Rhein- herausgab, die in Amelangs Verlag erschienen ist. Die letzte Abteilung des Buchs hat den Titel »Lieder zu Schutz und Trutz-, den Lipperheide später bekanntlich noch einmal für eine besondre Veröffentlichung benutzt hat; das letzte Gedicht der Sammlung ist die -Wacht am Rhein-, ein damals wohl noch wenig bekanntes Lied. Als ich Lipperheide Anfang des Jahres 1862 in Berlin kennen lernte, war er bei dem Sprachlehrer Charles Toussaint, Mitherausgeber der Toussaint-Langenscheidtschen Unterrichtsbriefe, beschäftigt; in demselben Jahre trat er als einer meiner Nach folger bei Louis Schäfer ein. Seine spätere Gattin. Frieda Geste feld, war Mitglied der Redaktion des Bazar. Der später zum Kommerzienrat ernannte und noch später ge adelte Louis Schäfer war wie Lipperheide, ein sehr tüchtiger Buchhändler. Als Sortimenter in Magdeburg hatte er freilich keine Erfolge, was wohl zumeist an seinem persönlichen hoch fahrenden Wesen lag; er verkaufte sein Geschäft an Hugo Kräh, der es später an A. Rüdiger abgab. Schäfer ging nach Berlin und gründete 1855 die Zeitschrift »Der Bazar-, die ursprünglich in Groß-Oktavsorinat zum Besten des JnvalidcndankL in Potsdam (nicht identisch mit dem jetzigen Jnvalidendank) erschien. Im Jahre 1857 erhielt die Zeitschrift das jetzige Format, das so ziemlich für alle späteren Modezeitungen Muster geworden ist, auch für die Lipperheidesche Modenwelt. Damals war Julius Rodenberg übrigens noch nicht Redakteur des Bazar; das war bis zum Jahre 186l ganz allein Louis Schäfer selbst, der dabei, genau so wie Lipperheide, in staunenswerter Weise von seiner Frau unterstützt wurde. Der Lebensgang der beiden großen Konkurrenten Schäfer und- Lipperheide bietet dem, der beide gekannt hat, viele Ähnlichkeiten. Beide fingen klein an, obendrein auf gleichem Gebiete, und beide erfreuten sich schon nach verhältnismäßig wenigen Jahren groß artiger Erfolge ihrer genialen und rastlosen Arbeit. Beiden stiegen, aber auch ihre Erfolge schnell und etwas stark zu Kopfe. Adolf Titze.
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