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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1875
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1875
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- Deutsch
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nämlich damals noch keine Pvstmandate gegeben.) Wer dann, wie er, viel hcrumgekommen sei, vieler Menschen Städte gesehen habe, der wisse, daß i» aller Herren Ländern der Laden der deutschen Buch händler vielfach der einzige sreundliche Stern an dem leider oft so trostlosen Himmel des geistigen Lebens dieser Völker sei. Auf einen Stand, der einen Cotta, einen Brockhaus, einen Vieweg, einen Campe und wie seine Koryphäen alle heißen mögen, unter den Sci- nigen zähle, dürfe die Nation stolz sein. Und was die Patriarchen begonnen hätten, das setzten die Neueren sort, eingedenk des Wor tes: „Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen." Aus die deutschen Buchhändler, die Pionniere der Cultur und Gesittung, die Missionare in Hellem Rocke, leere er sein Glas. Herr Consistorialrath Baur, derzeit Rector der Universität, benutzte die letzten Worte zur Anknüpfung seiner längeren höchst geistvollen, theils ernsten, theils humoristischen, von den Hörern mit stürmischem Beifall aufgenommcncn Rede. — Wenn die Buchhänd ler sich auch mit Vorliebe Missionare in Hellem Gewände nennte», so könne er doch nicht glauben, daß sie grundsätzlich gegen alle Missionare in schwarzem Gewände seien. Er habe in der Früh- vcrsammlung sehr gut aufgepaßt, habe auch mit großem Nutzen das ihm dcdicirte Exemplar der Frommann'schen Schrift studirt und erlaube sich daher daran zu erinnern, daß eine Corporation nicht antitheologisch sein könne, die ihre ersten Anfänge in ein theolo gisches Auditorium zurückversetzen müsse. Er gestatte sich daher als alter Theologe seine Rede auch in theologischer Weise zu gliedern und könne natürlich als Thema nur finden: Wissenschaft und Buch handel. Nach altem Brauche zerfalle die Disposition in drci Thcile: I. Wissenschaft ohne Buchhandel. II. Buchhandel ohne Wissenschaft. III. Die beiden in inniger Eintracht. Wolle er nun diese Thcile in wünschenswcrther Vollständigkeit aussühren, so müsse er bis zum andern Morgen reden, das ginge aber nicht, denn bekanntlich würde der Saal schon nach einer Stunde zu anderen Vorstellungen gebraucht. So wolle er nur in Kürze berühren, wie sein I. Theil: die Wissenschast ohne Buchhandel, sich am leichtesten in die Worte zusammcnsassen lasse: ein Autor ohne Verleger, ein Mann der Wissenschaft, der gleich Papageno in der Zauberflötc mit einem Schlosse vor dem Munde umherginge. „Gestatten Sie mir, über dieses düstere Bild den Mantel christlicher Liebe zu breiten." Was nun II. den Buchhandel ohne Wissenschast beträse, so könne das ja auch eine Weile gehen, cs gebe ja eine schöne Literatur von Schauer romanen und sogenannten „populären Artikeln" bis zu den Brief stellern für Liebende beiderlei Geschlechts. Doch möchte er daraus Hinweisen, daß alle großen Namen in der Geschichte des Buchhandels zugleich Name» von schwerem Klange in der Geschichte der Wissen schaft seien. Nur wer sich hohe Ziele stecke, den, falle auch alles zu, was zwischen seinem Ausgangspunkte und diesen Zielen liege, und er dürse hier an das Bibclwort erinnern: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird Euch solches alles zufallen. Und damit sei er unvermerkt schon in seinem III. Theil, bei dem wichtigen Verhältniß von Wissenschaft und Buchhandel angelangt. Lange Zeit habe sich der Buch handel mit berechtigtem Stolz das Verdienst zugeschrieben, daß er zu den wenigen Institutionen gehöre, die den Gedanken des einigen Deutschlands nicht nur i» idealer Weise pflegten, sondern auch praktisch verkörperten. Aber auch die Universitäten hätten von jeher das einige Deutschland repräsentirt. Der französische Eroberer habe Wohl gewußt, wer der Stärkere sei, der einst über ihn kommen würde, als er in blindem Haß die deutschen Ideologen und die deutschen Buchhändler verfolgt habe. Ein deutscher Buch händler sei im Jahre 1808 diesem Hasse zum Opfer gefallen, aber schon am Grabe Palm's sei das Virgil'schc „klxvrinrs! uliguis uostris ex ossidus ultor" gestanden, in demselben Jahre 1808 sei Arndt's „Geist der Zeit" in die Welt gegangen, ohne Druckort und Verleger in weiser Vorsicht und der sieben jährige Jahrestag der Ermordung Palm's sei der Tag der Schlacht an der Katzbach gewesen. Was damals die Besten unseres Volkes erstrebt haben in unablässiger, nicht erlahmender Arbeit und Sorge, der treue Gott hat cs herrlich über alles Bitten und Verstehen zum Ziele geführt. Wissenschast und Universität aber, Literatur und Buchhandel mögen auch ferner an ihrem Thcile weiter daran helfen, daß das mühsam Errungene in Zukunst auch bewahrt bleibe. Er könnte nun mit einem Wunsche sür den Buchhandel schließen, er sei aber fürs Concrctc und er suche darum ein Haus, an welches er seine guten Wünsche anknüpsen könne. Und cs sei den Hörern gewiß allen recht, wenn er sein Glas leere aus das Musterbild des ehrenfesten deutschen Hauses, auf das Frommann'sche Haus in Jena. Nachdem sich der stürmische Beifall, den diese säst halbstündige Rede hervorrief, gelegt hatte, verlas Herr A. Enslin die soeben ein- gegangcne Antwort auf einen Glückwunsch, welche» der Börsen vorstand an den Nestor der deutschen Buchhändler, Herrn W. Hein richshofen in Magdeburg gesandt hat. Mit Sensation wurden die Worte vernommen: „Herzlichen Dank und freundliche Grüße von W. Heinrichshosen, S3 Jahre alt, seit 1797 im Buch handel." Herr Fr. Müller ans Amsterdam knüpste an das Wort Nie- buhr's an: „nächst den heiligen Stätten von Hellas und Latium gibt es sür den Philologen keinen heiligeren Ort als die Universität Leyden". So sage auch er, sür den Buchhändler, namentlich sür den gläubigen Buchhändler, gibt cs keinen heiligeren Ort als Leipzig. Darum habe er und sein College (Herr Sijthofs aus Leiden) den Pilgerstab genommen und ihre Wallfahrt nach der heiligen Stadt vollbracht. Gleichwie der gläubige Muselmann den Tag seines Lebens segne, an dem er das heilige Grab zu Mekka besucht, und es den gläubigen Israeliten dränge, die heilige Mauer des Tempels zu berühren und dort sein Gebet zu verrichten, so auch habe cs sie gedrängt, als gläubige Buchhändler Leipzig zu besuchen: Ja, als gläubige Buchhändler. Denn der erste Artikel ihres Katechismus lautete: wer den Buch handel nur treibt aus Gewinnsucht und nicht auch aus Liebe, ist seiner nicht Werth, er wird den gehofften Gewinn nicht finden und der Buchhandel verliert nichts an ihm und er nichts am Buchhandel! Man solle den Buchhandel nicht des Gewinnes halber ehren, man solle ihn lieben, fast wie Weib und Kind, denn er sei mit allen höheren Interessen eng verknüpft. Während des alten Bundes sei Jerusalem so lange die heilige Stadt gewesen, als die Bundeslade da war und mit ihr der Geist Gottes. Unsere Bundesladc sei die Buchhändler-Börse und sie würde sür uns so lange die gleiche sym bolische Bedeutung haben, als der bisherige Geist des Börsenvereins sie behüte. Möge Leipzig jetzt und immerdar die heilige Stadt des Buchhandels bleiben! Hierauf verabschiedete sich Herr Gcneralpostdirector Stephan von der Versammlung, da er genöthigt sei, in Berussgeschäften noch heute nach Lindau am Bodensee abzureisen. Er möchte sür den Buchhandel noch seine innigsten Wünsche zurücklassen, die sich haupt sächlich in dreien gipfelten: Sein Fortschritt sei nie behindert durch Krebse — seine Entwickelung sei nie gehemmt von Druck, vorzüglich von Nachdruck — und er möge sich stets aller und jeder Freiheit er freuen, mit Ausnahme der — Portosreiheit! Nachdem dem all verehrten Gast von allen Seiten glückliche Reise zugerufen worden war, brachte Herr Schultheß aus Zürich einen schlichten, einfachen Gruß ans dem Schwcizerlande. Der deutsche Buchhandel sei von jeher ein Vorbild gewesen für den schweizerischen, und so bringe er denn ! iin Namen des letzteren den deutschen Brüdern die herzlichsten Glück-
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