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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1875
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1875
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- Deutsch
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kleinen Zahl deutscher Buchhändler am Sv. April 18SS i» dem theologi schen Hörsaale der Leipziger Universität gegründete Börsenverein hätte ans den bescheidensten Ansängen sich nicht zu dem, den gesammten deut schen Buchhandel umfassenden und vertretenden Verein entwickeln können, würde jene Thal edeln Gemeinsinnes nicht der theilnehmenden Unter stützung und der wandellosen Gunst derjenigen Kreise begegnet sein, deren hoher und schöner Beruf Schutz und Förderung des allgemeinen Wohles ist. — Das Wort eines edeln sächsischen Fürsten: „Der Buchhandel ist ein kostbares Juwel des Landls" hat in gesegneter Tradition bei Fürst, Regierung und Ständen Sachsens fortgelebt; sie haben unser Werk mit Weis heit, Wohlwollen und Freigebigkeit gefördert. Leipzig ist die Hei- math des deutschen Buchhandels geworden! Mit diesem einen Worte ist alles gesagt, was aus Buchhändlermunde zum Lobe und Ruhme dieses Landes und dieser Stadt gesagt werden kann. — Andere Staaten reihten sich Sachsen in der Pflege des Buchhandels an. Die deutschen Universitäten, Gelehrten und Schriftsteller anerkannten in ihm die Bedingung des Daseins einer deutschen Literatur, die Presse widmete ihm ihre lheilnehmende Unterstützung und das prophetische Wort, welches Friedrich Perthes im Jahre 18t6 ausgesprochen hat: „der Buchhandel wird ein Nationalinstiwt werden, welches, soweit der deutsche Bund reicht, gehegt, geschirmt und beschützt werden müsse", hat sich ersüllt. — Und als nun der seit vier Deccnnien einheitlich gestaltete deutsche Buch- yändlerstaat in dem geeinigten Deutsche» Reiche einen mächtigen Mit kämpfer gewann, da reiste die heiß ersehnte Frucht langer und mühe- reicher Arbeit, sür welche auch der Börjenvcrein mit seiner besten Kraft eingetreten war: ein gleicher Schutz sür die Werke geistiger Arbeit, ein oberster Gerichtshos für die Entscheidung lite rarischer Rechtsstreitigkciten, ein Preßgesetz für das Deutsche Reich: da richtete der Reformator des deutschen Poslwescns mit feinem Ver- ständniß seinen Blick aus die Bedürfnisse des literarischen Verkehrs und schus Schlag auf Schlag bedeutungsvolle und dankenswerthe Erleichterungen. — Verehrte Gäste! Wir haben Sie gebeten, Teilnehmer des heutigen Festes zu sein, nicht, um demselben Glanz zu verleihen, dessen bedarf der Bürger nicht, um seine Feste zu schmücken: uns bewegle etwas Höhe res und Besseres, als wir die Vertreter des Reichs, des Königreichs Sachsen, dieser Stadl, seiner Universität und der Presse baten, heute unsere Gäste zu sein: Wir wollten uns das Bewußtsein der Gemein- schast erneuern, in welchem der Buchhandel zu Allem steht, was berusen ist, den höchsten Interessen der Menschheit zu dienen, vor allem aber wollten wir Ihnen den ehrerbietigsten und ausrichtigsten Dank aus- sprechen sür alles, was Sie sür den Buchhandel gcthan haben. So ge ring der Antheil des Buchhandels an dem gewaltigen Capital ist, i» welches sich die handeltreibende Welt theilt, so bedeutungsvoll ist sein geistiger Inhalt. Sie haben diese Bedeutung erkannt; ohne diese Er- kenntniß würde der deutsche Buchhandel nicht das Nationalinstitut gewor den sein, welches Friedrich Perthes einst im Geiste schaute, ohne diese Erkenutniß würde auch der Börsenverein das heutige Fest nicht feiern können. Haben Sie Dank! — Und nun, geehrte Collegen, bitte ich Sie, diesem Danke Ausdruck zu geben, indem Sie ein Glas aus das Wohl der Beschützer und Pfleger des Buchhandels leeren und in den Rus ein stimmen: Die Ehrengäste des heutigen Festes, sic leben hoch! Den Dank dafür übernahm Herr Staatsminister von Gerber, — Sei es schon allgemeiner Brauch, daß man als Gast Dank ans spreche, so zolle man umsomehr ehrende Anerkennung, wenn der Wirth ein Jubilar sei, und man füge dem wohl gern als äußeres Zeichen des Dankes ein Geschenk, einen Lorbeerkranz bei. Nun habe leider der Börsenverein keine Körperlichkeit, und es fehle ihm, da er nur eine juristische Person sei, der körperliche Theil, den man ge wöhnlich wähle, um ihn mit dem Kranze zu schmücken. Der Börjen- verein sei eine juristische oder, wie man in demselben Sinne sage, eine moralische Person und letzteres sei er in hohem Grade, denn er arbeite an der geistigen Förderung der Nation und das sei ein hochmoralisches Ziel. Im Namen der Ehrengäste, die in diesem Falle doch wohl zugleich Vertreter des deutschen Publicums seien, bringe er dem Börscnverein einen symbolischen Lorbecrkranz dar und wie dieser möge gedeihen, blühen und leben der deutsche Buch handel. Herr Stadtältester Rahmund Härtel erinnert in seinem Trinkspruch aus den Buchhandel an den Vergleich, den in der Früh versammlung einer unserer niederländischen Gäste gemacht habe, indem er den Buchhandel mit einem weitragenden, Früchte tragen den, nach allen Seiten Schatten und Schutz verleihenden Baume vergliche» habe. Ja, er sei ein Baum, den unsere Vorfahren ge pflanzt, den die folgenden Geschlechter mit Liebe gepflegt, der, nun erstarkt, seine Beste schützend breite über Land und Meer, in dessen Schatten wir wohl geborgen ruhten. Und zu unserem Gefühle der Dankbarkeit und Verehrung für ihn wie sür eine Mutter geselle sich ein solches der Liebe und Fürsorge wie sür ein theures Kind, über dessen Wohlergehen ivir wachen, von dem wir alles Schädigende ängstlich abwenden. Darum Dank, Ehre, Liebe und ein kräftiges Hoch dem deutschen Buchhandel! Herr Geheimerath von Pape, der Präsident des Obcrhandels- gerichtes, führt in seiner Rede aus, wie der hohe Gerichtshof, dem er vorstehe, sich dem Buchhandel verwandt fühle. Denn er habe bald nach diesem, bald nach jenem Theile unseres weiten Gebietes Recht zu sprechen, bald diese, bald jene Landesgcsetzgcbung zu prü fen und bei seinen Entscheidungen anzuwenden und es folge daraus leicht, wie schwierig die ihm gestellte Aufgabe sei. Aber alle Hinder nisse würden überwunden, denn dem Gerichtshöfe stehe die Thatsache zur Seite, daß Deutschland niemals nur ein geographischer Begriff gewesen sei, daß wir wirklich eine Nation seien und daß diese deut sche Nation völlig cigengeartet dastehe unter den Völkern der Erde: in ihrer geistigen Entwicklung, in Sprache und Sitte, in der Aus bildung ihrer Rechtsanschauungen stets selbständige Wege verfolgend. Börsenverein, wie Rcichsoberhandelsgcricht seien beide derselben Idee entsprungen, hätten die gleiche Aufgabe: der Nation einen Halt und eine Stütze zu geben. Der erst in neuster Zeit aber ins Leben getretenen glorreichsten Verkörperung der nationalen Idee, dem Deutschen Reiche selbst, gelte sein Glas. Nach dem stürmischen Beifall, der diesen Worten folgte, erhob sich Herr Gencralpostdirector Stephan und knüpfte an die Rede des Herrn Böhlau an, der den fremden Gästen Blumen geboten und dabei auch ihm, dem Redner, eine Rose und diesmal eine dornenlose eingeflochten habe. Nach einem Ausspruche Luther's sei jedes Lob genau so viel Werth, wie Der, von dem es ausginge; die Versammlung würde ihm daher bcistimmen, wenn er sich durch das Lob aus Herrn Böhlau's Munde hoch geehrt fühle. So anerkannt zu werden, sei überreiche Belohnung, doch müsse er es ablehnen, das gespendete Lob auf sich allein zu beziehen, er müsse es auf die 106,000 Schultern seiner Mitarbeiter verthcilen und könne für sich nur den S3,000ten Theil — höchstens mit einer kleinen Arbeitszulage - acceptiren. Unter Verwandten bedürft es wohl keiner Complimcutc und er habe die Post immer als einen weiblichen Verwandten des Buchhandels angesehen. Der Redner gibt nun einen humoristischen Ueberblick über die Geschichte des Buchhandels und seine Verbindung mit dem Verkehrstvescn seit den Zeiten der Griechen und Römer. Er über schüttet die Versammlung mit einer Fülle gelehrter Reminisccnzcn aus dem elastischen Alterthum, welche zum Theil mit einer etwas skeptisch gefärbte» Heiterkeit ausgenommen werden. Er geht dann zum Mittelalter über, erinnert dankbar an die wichtige Rolle, welche Pilger und Mönche in der Verbreitung der Literatur gespielt haben, und wünscht, daß sie doch niemals etwas anderes gcthan haben möch ten. Es kommt dann das Aufblühen der deutschen Städte, die Er findung des Buchdrucks und damit das Entstehen des eigentlichen Buchhandels, das Gedeihen Leipzigs, seiner Heimath, das wohl heut zutage nicht mehr nach der zweifelhaften Ehre strebe, „Klein Paris" genannt zu werden. Seit dem mächtigen Aufschwung der neuen Zeit sei man wohl berechtigt, Presse, Buchhandel, Post und Eisenbahn das Viergespann au dem Sonncnwagen der Wissenschaft zu nennen. Der Laden des Sortimenters aber sei eine, oft zu wenig gewürdigte Bil dungsstätte sür Biele. Er selbst erinnere sich, daß er sich in seiner Jugendzeit in dem Laden des einzigen Buchhändlers seiner kleinen Hommerschen Vaterstadt gleichsam in Permanenz erklärt, daß er dort seine ersten und einzigen Schulden gemacht habe. (Es habe 208*
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