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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1930
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- Deutsch
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92, 22, April 1930, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. und Rundfunk von dir seldst? Wie helfen sie dir in schweren Stunden, Jrrtümer zu erkennen und den rechten Weg einzu schlagen? Wie weisen sie dich aufwärts zur Klarheit vor dir selbst? So blendend weiß die Kalkwand im Kino dir entgegen leuchtet, so technisch vollendet der Film ist, der llber sie hinweg läuft, so wunderbar die Tatsache dich berühren muß, daß du in deiner Stube mit Hilfe eines winzigen Apparates die Stim men aus fernen Ländern an dein Ohr zwingst — auf die eben gestellten Fragen müssen dir alle technischen Wunder unserer Zeit die Antwort schuldig bleiben. Man kann natürlich die Achseln zucken und sich trösten: »Ich bin mir selbst genug, und wenn ich mir nicht raten kann, dann kann es auch kein anderer,« Wer so sprechen kann, muß sich selbst kennen. Damit hat es in den meisten Fällen gute WMe, die Alten hätten sonst nicht das Wort: »Erkenne dich selbst« über die Tempeltür geschrieben. Menschliche Schwächen, unter denen die Eitelkeit nicht die kleinste ist, versperren uns den Weg zur Selbsterkenntnis, und oft genug sind wir auch gar nicht imstande, das verstrickte Netz verborgener Regungen und Antriebe zu entwirren, nach denen wir handeln und die in ihrer Gesamtheit das Bild eines Menschen bestimmen. Wir wären hilflos vor uns selbst, wenn eine gütige Vorsehung Nicht Menschen unter uns gesetzt hätte, die Mit empfindlichen Sinnen und der Gabe, hinter das Wesen der Dinge zu schauen, von ihr bedacht sind. Wir nennen sie Dichter, Sie mögen ihrer Zeit noch so eng verbunden sein, was sie uns zu sagen haben, ist zeitlos, weil es menschlich ist, weil es den Menschen und seinen ewigen Schmerz, seine Luft und seine Qual angcht. Der Mensch, den die Dichterphantasie gestaltete, lebt uns das Leben vor, nach dem wir unser Handeln lenken. Wir tun es fast immer unbewußt, aber wir tun es häufiger, als wir denken. Wir brauchen zuweilen eine Bestätigung unsers eigenen Wesens, wenn wir in Zweifel gefallen sind, wir brauchen diese Bestätigung unsers Menschentums heute wie vor Jahrtausenden, Darum hat die Welt noch nie den Dichter und sein Werk entbehren können. Wenn wir am Leben krank geworden sind, verzichten wir auf Film und Rundfunk, Dann greifen wir aber zu Shake speare und zu Reuter. Führer zur Erkenntnis der Welt — Führer zu mir selbst ist mir das Buch, und nur das Buch, Dafür gibt es keinen Ersatz, Dazu gibt es aber eine Voraussetzung, und die heißt: Lesen können. Das heißt nicht, Buchstaben in hörbare Laute umsetzen und diese zu Wörtern und Sätzen zusammenstellcn, das heißt den geistigen Gehalt eines Buches erfassen und ausschöpfen können, Soll ich das tun, und ich muß es können meiner gei stigen Haltung wegen, dann muß ich ein Buch zur rechten Zeit in die Hand bekommen. An dem falschen Buch zerbricht häufig genug das Verhältnis des Jugendlichen zum Buch, denn weil er in dem Buch nichts fand, weil es ihn leer ließ, verdammt er sie alle miteinander und brüstet sich: »Ich brauche keine Bücher«. Es bleibt ein Irrtum, Kein Mensch, der überhaupt einen An spruch an sich und an das Leben stellt, kommt auf die Dauer ohne Bücher aus. Unsere Zeit steht unter dem Zeichen der Reklame. Sie führt einen ständigen Krieg mit unfern Augen und Ohren, Wir unter schreiben in diesem Kampfe viel häufiger eine Kapitulation, als daß wir einen Sieg davontragen. Den Tag des Buches wollen wir nicht zu einem Reklametag werden lassen. Wenn an ihm Bücher gekauft werden, und mehr Bücher als sonst, dann ist es gut. Wenn nur an ihm Bücher gekauft werden sollten, dann wollen wir ihn schnell wieder abschaffen. Nicht ein Tag der Reklame, sondern ein Tag der Besinnung sei uns der Tag des Buches, ein Tag der Besinnung darauf, was wir dem Buch ver danken. Ein Tag der Besinnung sei der Tag des Buches auch für die Jugend, Und wenn sie erkannt hat, was sie in den Büchern findet! kann, dann wird sie die Frage: »Braucht die Jugend von heute noch Bücher?» mit einem lauten »Ja!« be antworten und hinzusetzen: »Wir wollen viele Bücher haben!» ErichSielasf, Der Tag des Buches 1930. (Veranstaltungen im Reich. S. a. Nr. 77, 83, 85 u. 89.) Bunzlau (Schlesien). Die Bildung eines Arbeitsausschusses für den Tag des Buches Hütte auf meine Veranlassung Herr Kreisschulrat Gantzer, als Vor sitzender des Deutschen Lehrervereins und Mitglied des Haupt arbeitsausschusses, übernommen. Leider hat er bei den Behörden und den höheren Schulen keine Unterstützung gefunden. Es fand nur eine Aussprache innerhalb der Lehrerschaft und der beiden Buch handlungen statt. Eine Büchsensammlung auf Straßen und in Häusern wurde allgemein als nicht lohnend abgelehnt. Das Programm beschränkte sich nur auf eine Lehrprobe und Jugendbücher-Ausstellungen durch die beiden Buchhandlungen. Herr Schulrat Gantzer hielt in sehr geschickter Weise mit Kindern der ersten Klassen eine Lehrprobe über das gute Buch am 21. März abends in Gegenwart einer ansehnlichen Zuhörerschaft ab, die ihm reichlich Beifall spendete. Anschließend wurden in den der Aula gegenüber liegenden Räumen die Jugendbücher-Ausstellungen besichtigt. Appun's Buchhandlung hatte Bilderbücher und die billigen Sammlungen ausgestellt, während ich Jugendbücher vom 8. bis zum 26. Jahre, nach Altersstufen und Sachgebieten geordnet, in etwa 450 Bänden mit freundlicher Unterstützung der Herren Verleger aus stellen konnte. Selbstverständlich sind alle Schulen reichlich un rechtzeitig mit Plakaten un- Postkarten versehen worden, und die Fenster der beiden Buchhandlungen waren mehrere Tage für den Tag des Buches ausgestattet. So großes Interesse der erste Aben heim Publikum fand, war am folgenden Sonntag, an dem vormittags 3 Stunden und nachmittags 4 Stunden für die Besichtigung der Aus stellung festgesetzt waren, die Zahl der Besucher, anscheinend infolge des sehr schönen Frühlingswetters, nur gering. Die Zeitungen verschiedener Richtungen sin- durch gemeinsame Inserate unterstützt wor-en und haben über den Tag des Buches eigene oder übersandte Artikel gebracht. Es sind Bücherbestellungen (ein Verkauf war ausgeschlossen) auf Listen gemacht worden, die aber zu der aufgewandten Mühe und den Unkosten wenig in Einklang standen. Eine Zuwendung seitens des Magistrats zur Stärkung der städtischen Schülerbüchereien soll allerdings noch erfolgen. Ich möchte wünschen, daß der Buchhandel den Tag des Buches, so denkbar ungünstig auch der gewählte Zeitpunkt ist, nicht fallen läßt, sondern ihn weiter unterstützt, bis ihm der nötige Erfolg be schert und er zur Dauereinrichtung wird. E r n st M u s ch k e t. Essen. Das Zustandekommen des »Tags des Buches« in Essen ist auf er hebliche Schwierigkeiten gestoßen. Zunächst lag es an den großen Sparmaßnahmen der Kommunen und dem Widerstand bestimmter Kreise der Schulverwaltung. Wenn es dennoch zu einer großen und eindrucksvollen Feier gekommen ist, so verdanken wir das in der Hauptsache der hingebenden Arbeit des Ausschusses und seines Vor sitzenden, des Herrn Beigeordneten vr. Hüttner. Mußten wir auch von öffentlichen Sammlungen für die Schülerbüchereien, da sie nicht gestattet worden sind, absehen und machte die ganze Struktur der Stadt einen öffentlichen Verkauf auf Straßen und Plätzen un möglich, so konnten wir doch die große öffentliche Veranstal- tung im Städtischen Saalbau als einen vollen Erfolg buchen, mußten doch Hunderte von Menschen wieder umkehren, da sie in dem bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Saal keinen Platz finden konnten. Die Feier leitete das Schülerorchester der Folkwangschule unter Leitung von Generalmusikdirektor Schulz-Dornburg mit einem Choralspiel von Bach in der Regerschen Bearbeitung ein. Eine Oberprimanerin sprach Verse von Stefan George und leitete so zu dem Hauptteil der Veranstaltung, den Referaten, über. Es ist der sehr gelungene Versuch gemacht worden, zwei Damen und zwei Herren zum Thema Jugend und Buch sprechen zu lassen, die aufeinander aufbauten, sich überschnitten, und doch ein sehr lebendiges Ganzes ge schaffen haben und damit großen Beifall fanden. In einer Pause sind Lichtbilder, Illustrationen moderner Bilder- und Märchen bücher darstellend, gezeigt worden. Die Stadtverwaltung, die den Saal unentgeltlich überlassen hatte, stiftete für 500 Volksschüler und -schülerinnen für ein Jahr Freibenutzungskarten für die Abteilung Jugendbücherei der Essener Stadtbibliothek, um so praktisch der För derung des guten Buches zu dienen und seiner Hineintragung in weiteste Volkskreise die Wege zu ebnen. Ganz besondere Beachtung fand die von der Buchhändlervn- einigung veranstaltete Buchlotterie, sodaß nach kurzer Zeit alle Lose vergriffen waren. Um die Besucher der Veranstaltung tn die 373
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