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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1884
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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2314 Amtlicher Theil. 116, 19 Mai. Meine Herren! Ein Haupteinwand, der gegen unseren Antrag erhoben wurde, ist der, er berge die Gefahr der Sprengung des Börsenvereins in sich. Nun, es gibt viele Phrasen, mit denen jede Reform, die wir beginnen wollen, bekämpft wird; aber das ist doch die allerschlimmste und unhaltbarste. Eine Sprengung des Börsenvereins l Sowie man dem Gedanken nahe tritt, überzeugt man sich, daß davon unter gar keinen Umständen die Rede sein kann. Nehmen Sie an, es treten infolge eines von Ihnen etwa anzunehmenden Antrags 80 oder 100 oder 200 Verleger ans, oder gar alle Verleger, ist dadurch der Börsenverein gesprengt? Nein, er ist nicht gesprengt, aber — was Sic vielleicht nicht überlegt haben — er gehört dann mit Haut »nd Haar, mit Hab und Gut den Sortimentern! (Heiterkeit und Bravo,) Ich glanbe deshalb, daß die Verleger es sich doch überlegen werden, ehe sie es so weit treiben; und ich hege, wie gesagt, die Befürchtung einer Sprengung des Börsenvereins nicht. Ich glaube, wenn auch dieser doch ganz gewiß harmlose und unschuldige Antrag, der heute Ihnen vorgeführt wird, angenommen würde, daß dann die Verleger ganz gewiß z» einem Austritt in großer Anzahl sich nicht entschließen werden. Ein Haupteinwand gegen unfern Antrag ist der, er nütze nichts, er führe nicht zum Ziele. Ja, meine Herren, was das letztere anbelangt, so muß ich Ihnen gestehen: wir selbst, die wir Ihnen diesen Antrag empfehlen, glauben nicht, daß er zum Ziele führt. Nein! Es wäre auch zn viel verlangt, wenn dieser Antrag nun mit einem Male das ganze Elend, unter welchem unser Buchhandel gegenwärtig leidet, beseitigen könnte. Davon kann keine Rede sein. Wir betrachten diesen Antrag nicht als etwas, womit die Schlenderfrage gelöst, endgültig gelöst werden kann, aber wir betrachten ihn als den ersten Schritt, welcher geeignet sei, eine Linderung herbeiznsühren. Meine Herren! Meiner persönlichen Ueberzeugung nach ist für die große Mehrzahl der Verleger ein solider Sortiments buchhandel eine absolute Nothwendigkeit, Der Sortimentsbuchhandel, so viele Mängel er auch hat, und so vielen Anlaß zur Klage er auch geben mag, stellt aber doch einen weitverzweigten, großartigen Vertriebsapparat dar, wie ihn keine andere Industrie, keine andere Fabrikationsbranche besitzt. Diesen Vertriebsapparat so zu erhalten, daß er solid arbeitet und sicher fungiren kann, ist meiner Ansicht nach von allergrößtem Interesse für den Verlagsbuchhandel. Wir haben in Weimar schon diesen Satz aufgestellt; wir haben ferner damals erklärt: es ist ja sehr wohl möglich, daß der Verlagsbuchhandel, indem er diesen Satz würdigt, selbst zu der Ueberzeugung kommt, er müsse sich mit dem Sortimenter in irgend einer Weise dahin verbinden, daß der fortdauernden Schädigung ein Ziel gesetzt wird. Wir haben damals aber erklärt, der Vcrlagsbuchhandel sei zur Zeit noch nicht in der Lage, einen derartigen Schritt zu thun, weil es den Sortimentern an einer geeigneten Bereinigung fehle. Sie seien noch nicht gehörig gegliedert; sic sollten zusammentreten, Vereine bilden, Normen anfstellen und mit ihren Vereinen vor die Verleger treten, welche dann gewiß geneigt sein würden, mit diesen Vereinen zu pactiren. Meine Herren! Die Sortimenter sind dem damals an sie gestellten Ansinnen nachgekommen; sie haben ihre Vereine gebildet, haben dieselben zu einem Verband znsammcngesaßt, haben also die Vorbedingung erfüllt, welche seitens der Verleger von ihnen verlangt wurde. Aber, meine Herren, was ist nun seitens der Verleger geschehen? Ist auch nur ein Versuch gemacht worden, das Ziel zu er reichen? Ist nicht seitens der Verlegervercine ganz starr der Standpunkt festgehalten worden: alle diese Fragen gehen die Verlegervereine nichts an? Die Verlegervercine seien nur dazu da, die pecuniären Interessen der einzelnen Mitglieder zu vertreten, und sowie man weiter ginge, würden die Verlegervercine gesprengt werden? Ich habe verschiedene Versuche gemacht, hierin etwas zu ändern. Aber es ist mir nicht gelungen. Ich habe schon vorgestern in der Delegirtenversammlnng Gelegenheit genommen, auf dieses Thema zu sprechen zu kommen. Ich habe damals meine Ansicht vielleicht in etwas harte Worte gekleidet; aber meine Herren, ich kann nichts von denselben zuriilknehmen. Die Schleudereifrage ist unter allen Umständen, möge man über sie denken wie man wolle, eine eminent wichtige Frage für jeden intelligenten Verleger, und wenn drei Verlegervereine da sind, welche erklären: Wir kümmern uns nichts um diese Frage — so ist das in hohem Grade ausfällig, und ich glaube, daß auf die Dauer die Verlegervereine sich der Ausgabe nicht werden entziehen können, diese Frage, welche von einem bekannten Mitglied neulich nicht mit Unrecht die sociale buchhäudlerische Frage genannt wurde, in den Bereich ihrer Berathung und Wirksamkeit zu ziehen. Meine Herren! Daß uns der Ihnen heute vorgelegte Antrag nicht zum Ziele führt, das habe ich schon im Anfänge meiner Ausführungen erklärt. Es wäre ja thöricht, diesem Antrag eine solche Bedeutung zuzumcssen. Es wird ja unter allen Umständen früher oder später eine organische Reform in's Werk gesetzt werden müssen, die in der Hauptsache aus das hinauslanfen wird, was in einem uns neulich leider nicht ganz zur Verlesung gekommenen Schriftstück des Bayrischen Buchhändlervereins „die gleiche Vertheilung von Licht und Luft" — so hieß es ja wohl — genannt wird. Die gleiche Vertheilung von Licht und Luft allerdings ist cs, welche allein eine radikale Aenderung der Verhältnisse hcrbeiführen kann. Aber gleichviel wie man sich dieselbe auch denken möge, ob in Form der zwar theoretisch richtigen, aber praktisch, meiner Ansicht nach, nicht durchführbaren Zoneneintheilung des Deutschen Buchhandels mit ent sprechender Rabattscala, oder aber in Durchführung einer der verschiedenen Varianten des Programnies: Francolieferung an alle Sorti menter bei entsprechend gleicher Rabattminderung, — es wird immer Leute geben, welche mit Preisunterbietungen auf weite Strecken hin die Bücherfreunde an sich zu locken suchen und, ohne doch das Bedürfniß jener Strecke aus der Entfernung ganz und voll decken zu können, die aus derselben arbeitenden Sortimenter schädigen und eventuell ruiniren. Solche, für alle Theile schädliche Concnrrenz könnte gemacht werden, auch wenn Sie die Zoneneintheilung und die Francolieferung allgemein durchgeführt, und den Rabatt auf ein Minimum heruntergesetzt hätten. Setzen Sie ihn aus 20, aus 15A herunter, Sie können dadurch nicht verhindern, daß es Leute geben wird, welche versuchen, ein Geschäft dadurch zu machen, daß sie dem Publicum von diesem geringen Rabatt noch einmal 10—15"/„ anbielen und für sich einen großen Umsatz durch die Zersplitterung der Kundschaft von so und so viel anderen Sortimentern herbeiznsühren suchen. Ich führe das nur an, um zu zeigen, daß nach jeder etwa dnrchzusührcnden organischen Reform wir noch dafür zu sorgen haben werden, daß unser Vertriebsapparat nicht durch solche störende Eingriffe beeinträchtigt und in seiner gleichmäßigen, sicheren Arbeit behindert wird Also auch nach der zu erhoffenden organischen späteren Reform werden Sie immerhin die Ihnen durch den jetzigen Antrag vorgeschtagenen Ein richtungen sehr wohl brauchen können.
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