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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1884
- Sprache
- Deutsch
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116, 19. Mai. Jtichtamtlicher Theil. 8387 er aus seinen Genossen jeden guten Gedanken, dessen Erzeuger ihn noch unentwickelt und zur Production noch unentschlossen bei sich trug, aus dem Innern heraus und an das Tageslicht befördert habe. In diesem Sinne auch übe die Mehrzahl der Buchhändler die Thätigkeit des Sokrates. Sic gehen herum und suchen, wo ein Gelehrter und Schriftsteller ein geistiges Kindlein zur Welt bringen könne, womöglich eins, das viel begehrt werde. Und dann wendeten sie alle Mittel der erhabenen Peitho, der Göttin der Ueberredung an, auf daß das Kind geboren werde, zur Förderung der Wissenschaft, zum Ruhme seines Erzeugers und nicht zum wenigsten zu ihrem eigenen Bortheil. Eine nähere Ausführung und Begründung seines Gedankens sei nun wohl kaum nöthig. Möge dieses Verhältnis; ein so inniges, nützliches und segensreiches blei ben wie bisher, möge der Buchhandel die Thätigkeit des Sokrates auch in Zukunft mit dem bisherigen Erfolge ausüben. So gelte sein Hoch den ferneren guten Beziehungen zwischen Gelehrten und Buchhändlern. Die hier angeregte Idee konnte nicht glücklicher weiter geführt werden, als durch das Bormann'sche Tafellied, welches nun in gemeinschaftlicher Thätigkeit aller verehrten Festtheilnehmer zum Vortrag kam. Unser gefeierter Localpoet hatte auch diesmal sei ner unbegrenzten Verehrung vor dem edlen Stande des Buchhänd lers in seinem „'s Hohelied von'» Buchhändler. Aus diesgeriehrten Verehrerbusen ahngestimmt von ennen alden Leibz'ger" einen präch tigen Ausdruck verliehen In eingehender Weise schildert er die Verdienste des Verlegers um die Schriftsteller, besonders aber um die Dichter: „Wer sorgt, daß der Boet »ich nur Ambrosia blos verdaut, Nich Nektar schlieft in eener Tour Un Lorbeerblätter gaut; — Nee, daß vielmehr er dann Ml wann, Sei Schälchen Heeßen drinkt, E Besssteck sich bestellen gann Un beinah Austern schluckt?" und schloß mit den begeisterten Worten: „Ns ihn sei jetzt in Frcidenstorm Diß Glas hinabgespielt —: Hoch lewe wie der Domasdorm Wer sich getroffen stehlt!" Die stürmische Heiterkeit, welche dieser Prachtleistung folgte, halte sich kaum gelegt, als Herr Oskar Bonde aus Altenburg das Wort ergriff, um zunächst zu constatiren, daß man selten größere Gegensätze beisammen sehen könne, als zur Ostermesse. Zwei klagen sich ihre Noth, und wenn man ihnen zuhört, so kommt man zu dem Resultat: „die »armen Thiere« haben kaum genug zum Leben". Auf der anderen Seite sieht inan die Herren Verleger sich ihres Lebens freuen und kann daraus nur schließen: „Die »Kerle« müssen doch ein fürchterliches Geld verdienen, der Buchhandel muß ja ein wahres Eldorado sein, hier wird ein unsinniges Geld verjubelt." Wenn man allerdings in das Leben der kleinen Leute hineinsehen könnte, so würde man finden, daß sie sich das ganze Jahr hindurch auf das Bischen Cantate freuten. Wie mancher hartbedrängte kleine Sorti menter würde für das dünne Bier und die Kartoffeln, die er zu Hause hätte, („Oho!") von seiner Frau als Entschädigung ans den Cantateschmaus verwiesen. Aber auch „wir kleinen Sortimenter" (der geehrte Redner hatte in diesem Augenblick seinen Verlag, seine Zeitung und seine Buchdruckerei gänzlich vergessen) gingen diese Messe hoch befriedigt von dannen, denn es sei doch diesmal etwas gethan, die Verleger hätten Mitleid gehabt, vor Allem habe der Vorstand Mitgefühl gezeigt mit dem armen, sein Bischen Brot unter heißen Thränen verzehrenden Sortimenter. Früh in der Generalversammlung nicht mehr zu Worte gekommen, wolle er hier nun nachträglich den Antrag stellen, daß der Vorstand zu seinen vielen Geschäften noch ein weiteres Amt erhalte: daß er in Zukunst Alles erledige, vor Allem aber die Baarconti und Zahlungslisten der Sortimenter. Dafür solle Leipzig zum Ehrenplatz des deutschen Buchhandels ernannt werden. Vorläufig aber wollten wir Alle hoffen, daß mit den heute Morgen beschlossenen Maßregeln endlich ein Halt aus der schiefen Ebene gemacht werde, auf welcher der Buch handel in neuerer Zeit so bedenklich in's Gleiten gekommen sei, damit man mit Attinghausen sagen könne: „das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen." Des halb sei es aber auch Ehrenpflicht, dem hochverdienten Manne noch mals zu danken, der durch seine unermüdlichen Anstrengungen, seine wohlwollende Berücksichtigung aller Interessen, sein warmes Herz am meisten zu diesem ersten Erfolge beigetragen habe, — unser Vorsitzender, Herr A. Kröner, lebe hoch! Herr Kröner bezeichnet in seinen dankenden Worten die eben gehörte Rede als ein doppeltes Attentat: auf seine Bescheiden heit und aus seine Stimmbänder. Denn mit dem, was er als Vor steher geleistet, habe er nur seine Pflicht und Schuldigkeit gethan, nebenbei habe er aber seit gestern einen so starken Katarrh und habe so viel reden müssen, daß er sich glücklich gefühlt habe, das Reden hinter sich zu haben. Man möge ihm deshalb verzeihen, wenn er sich kurz fasse. Wie wir alle wüßten, sei es das Verhältnis! zwischen Sortimenter und Verleger auf der einen, und das zwischen Leipzig und dem Gesammtbuchhandel auf der anderen Seite, welches in den Verhandlungen immer wieder erörtert werden müsse. Nun seien wir wohl alle einverstanden, daß nur die Einigkeit zwischen Sorti mentern und Verlegern zum Gedeihen führen könne, wie es allge mein bekannt sei, daß nur Leipzig und der andere Buchhandel zusammen Gutes wirken könnten. In diesem Sinne habe der Börsenvereinsvorstand den Leipziger Verein s. Z. bei dessen Jubiläum beglückwünscht, und cs sei dabei das Bild gebraucht worden, daß Leipzig das Herz des Buchhandels sei. Nur wo das Herz gesund sei, befänden sich auch die übrigen Glieder wohl; anderer seits ströme aber auch dem Herzen der nöthige Lebensstoff nur zu, wenn die Glieder in Ordnung seien. Hoffentlich werde unter seinen medicinischen Zuhörern Niemand fein, der das Bild auf seine physiologische Richtigkeit prüfe und richtig stelle, jedenfalls aber sei es gut gemeint, und so bitte er, es auch so anfzunchmcn und mit ihm zu trinken auf die Einigkeit zwischen Sortimenter und Verleger und zwischen Leipzig und dem Gesammtbuchhandel. Die Stimmung hatte nunmehr die Höhe erreicht, bei welcher es den Rednern sehr schwierig wird, sich Gehör zu verschaffen, doch konnten die beiden folgenden Herren noch ziemlich gut durchdringen, da sie Themata behandelte», die der allgemeinen Sympathie sicher waren. Herr vr. Ed. Brockhaus lenkte die Aufmerksamkeit aus die dieses Jahr in so überraschender Weise verjüngte und ver schönerte Ausstellung, sprach dafür dem Vorstand und im Besonderen den Herren Liebcskind und Grunow, welche sich darum ein ganz specielles Verdienst erworben hätten, den Dank Aller aus und brachte endlich ein Hoch auf den Mann aus, der durch die bereitwillige Darleihung seiner unvergleichlichen Schätze einen so großen Antheil an dem Gelingen des Werkes habe, Herrn Commissionsrath Hein rich Klemm aus Dresden. Herr vr. O. Hase hatte in diesem Jahre übernommen, die Festversammluug an die gute alte Sitte zu erinnern, daß wir in den Stunden der Freude auch der in Noth befindlichen College», sowie der Wittwen und Waisen nicht vergessen. Er forderte zu der üblichen Sammlung zum Besten des Uuterstützungsvercins auf und schloß seine Ansprache mit einem Hoch aus die Männer, welche in der Leitung des Vereins Jahr aus Jahr ein in selbstlosester Weise Kraft und Zeit dem Gemeinwohl zum Opfer brächten. Was nun erfahrungsmäßig in diesem Stadium der Fidelitas 329"
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