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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1884
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Nichtamtlicher Theil. Eine Erinnerung an vr. Friedrich Kipp. Bekanntlich hatte die Historische Commission des Börsen vereins der deutschen Buchhändler Herrn vr. Friedrich Kapp mit Lösung der Ausgabe betraut, eine umfassende Geschichte des deut schen Buchhandels zu verfassen. Der Genannte besaß hierzu alle erforderlichen Eigenschaften und hatte seine Geeignetheit durch verschiedene von ihm bereits früher herausgegebene Werke theil- weise von hohem wissenschaftlichen Werth an den Tag gelegt. Derselbe war ferner mit großer Gründlichkeit an's Werk gegangen, hatte zahlreiche Studien in deutschen und ausländischen Archiven unternommen, um Materialien zu der großen und schwierigen Arbeit zu sammeln, wobei er mehrfach vom Glück begünstigt wor den war. und hatte in verschiedenen, im Börsenblatt regelmäßig veröffentlichten Berichten an dieHistorische Commission den jeweili gen Stand der Angelegenheit dargelegt. Leider sollte es ihm nicht vergönnt sein, den Beginn der Drucklegung zu erleben, am 27. October d. I. wurde er nach kurzem Krankenlager, und nachdem er erst wenige Tage vorher von einer Studienreise ans Holland in seinen Wohnsitz Berlin zurückgelehrt war, vom Tode ereilt. Dieser Todesfall ist um so bedauerlicher, als vr. Kapp bereits das Manuscript des ersten Bandes seines großen Werkes beinahe ganz vollendet hatte und nun im Begriffe stand, seinen Ruf durch die Herausgabe desselben zu erhöhen. Es dürste nun Wohl den Lesern dieses Blattes, welche schon seit mehreren Jahren den bisher erschienenen sechs Berichten über die Geschichte des deutschen Buchhandels mit Aufmerksamkeit gefolgt sind, von In teresse sein, einige Einzelheiten über den Stand der Sache zu e-iuhcen. Wir wollen daher, nachdem wir zunächst in Kürze auf Grund jener Berichte dargelegt haben, welchen Plan das große Werk zu befolgen bestimmt wurde, einen soeben bekannt gewor denen Brief des vr. Kapp an einen Freund im Auszugs mit theilen. worin er sich über diese seine letzte große Arbeit näher ausläßt. Der erste Band des Werkes war von dem Verfasser aus zwölf Capitel berechnet.*) Wie billig bildet Gntenberg als Einleitung den Inhalt des ersten Capitels; schuf doch dieser Meister erst den Boden, ans welchem sich eine Geschichte des Buchhandels entwickeln konnte. Das zweite und dritte Capitel enthält die Ausbreitung der Buchdruckerkunst und der buchhändlerischen Anfänge über Deutschland und die damalige gebildete Welt. Im vierten Capitel wird der buchhändlerische Geschäftsbetrieb während des ersten Jahrhunderts der Ausübung der Kunst dargelegt. Das fünfte Capitel behandelt den Buchhandel und Humanismus, das sechste Capitel Buchhandel und Reformation und das siebente Capitel die Frankfurter und Leipziger Buchhändlermcssen. Die beiden folgen den Capitel Nr. 8 und 9 waren nach dem letzten Berichte des vr. Kapp noch nicht im Manuscript vollendet; sie sollen die Censur und die Frankfurter Büchercommission zum Gegenstand haben. Das zehnte Capitel ist dem Nachdruck, das elfte dem Meßkatalog und das zwölfte der Herstellung und dem Aeußeren des Buches gewidmet. Es ist uns nicht bekannt geworden, ob im Laufe der Monate Februar bis October das achte und neunte Capitel ganz oder doch theilwcise vollendet worden ist. Jedenfalls wird Wohl mit Sicher heit angenommen werden dürfen, daß nur ein ganz geringer Theil *) Ausführliches hierüber enthält der sechste Bericht des vr. Kapp an die Historische Commission mitgetheilt in Nr. 78 des Börsen blattes von 1884. an dem Manuscript des ersten Bandes noch fehlt; wünschenswerth erscheint uns allerdings, daß hier eine Ergänzung recht bald ein- tretcn möge, damit der Druck des ersten Bandes, welcher schon lange Zeit erwartet wird, nunmehr bewerkstelligt werden könne. Für die Fortsetzung des Werks wird dann eine recht tüchtige Kraft gewonnen werden müssen, ist Wohl schon von der Historischen Com mission in's Auge gefaßt worden; wir wünschen von Herzen, daß es der letzteren gelingen möge, eine ganz geeignete Persönlichkeit zu finden. Die Ausgabe ist allerdings keineswegs leicht zu lösen, doch werden gewiß sich auch hierfür gute Kräfte finden lassen. Auch vr. Kapp hat Gelegenheit gehabt, die mannigfachen Schwierigkeiten des Unternehmens kennen zu lernen. Er schätzte den Umfang der „Geschichte des deutschen Buchhandels" auf etwa 100 Druckbogen und sprach die Hoffnung aus, sie bis zum Jahre 1888 vollenden zu können. Wie emsig er der liebgewonnenen Auf gabe sich widmete, die bei dem Mangel an Vorarbeiten, Vorstudien und theilweise auch an Quellenmaterial mit ganz eigenthümlichen Schwierigkeiten verbunden war, ist allgemein bekannt geworden. Der nachfolgende Auszug aus einem Schreiben, welches er an einen Freund (den bekannten Schriftsteller Julius Duboc) gerichtet hat, gibt hierüber nähere Auskunft. Dasselbe ist datirt Charlotten brunn,*) 31. August 1884 und beginnt so: „Verehrter Freund! Herzlichen Dank für Ihren liebenswürdigen Brief vom 28. d. M. Mit meiner Gesundheit steht es allerdings so schlimm nicht, als es nach meinem Brief an die Wähler wohl scheinen möchte. Ich muß mich aber schonen und vor allem Aerger, aller unangenehmen Aufregung hüten, wenn ich meine geschichtliche Arbeit ununterbrochen zu Ende führen will. Zudem muh ich sie erledigen, sobald ich kann; denn ich bin moralisch und rechtlich dazu verpflichtet. Zwei Eisen im Feuer zu haben, ist. wenn man KO Jahre alt geworden, zu viel; die Arbeit dauert verhältnißmäßig viel länger, weil man seine Zeit zwischen zwei Gegenständen theilen muß. In Berlin zersplittert man sich ohnehin zu viel, man wird zu sehr von ohnehin ganz gleichgültigen Personen für ebenso gleich gültige Dinge -in Anspruch genommen, und deshalb kommt man auch so schwer zum Genuß der eigenen Zeit. Ich weiß nur hier, was methodisches Arbeiten ist. Von Morgens Kist Uhr bis Mittags Ist, Uhr bringt man schon etwas fertig. Wo man gestern ansgehört hat, fängt man heute wieder an. Nicht einmal der Gedankengang ist unterbrochen; im Gegen- theil, er wird vertieft und aus Spaziergängen weiter gesponnen, und dabei wird man von keiner Seite gestört; die Zeit verrinnt in ebenmäßigen« gleichen Laufe. Dieses Glück genieße ich alljährlich drei Monate in meiner prächtigen hiesigen Waldeinsamkeit. Mit meinem ersten Bande hoffe ich im Laufe dieses Jahres fertig zu werden, so daß im Januar mit dem Druck begonnen werden kann. Ich bin mir selbst noch nicht darüber klar, ob das Buch eine Bereicherung unserer Literatur bilden wird. Manchmal glaube ich cs. aber öfter auch nicht. Wenn es das nicht ist, dann transoat vum cstoris und ich olonm st oxsram xorckickj. Ich bewege mich auf einem Felde, das mit Ausnahme einzelner vor trefflicher Kirchhoff'scher Aufsätze bis jetzt noch gar nicht bekannt ist. Und dabei ist das Ganze aus lauter kleinen Steinchen auszubauen, das Gesetz der Entwickelung ohne einen greifbaren Helden nachzuweisen und so Vieles der Conjectur, ich möchte sagen der Intuition überlasten. Gleichwohl reizt mich der Stoff mächtig oder vielmehr grade aus diesen Gründen. So viel hoffe ich doch *) Charlottenbrunn ist ein kleiner srenndlicher Badeort in Schlesien. Er liegt an der Eisenbahn Dittersdors-Görlitz und im Kreise Waldenburg.
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