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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.12.1884
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- Erscheinungsdatum
- 29.12.1884
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- Deutsch
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o« 301, 28. December. Nichtamtlicher Th eil. 6131 leine Kenntniß hatten. Diese vorstehend erwähnten Drucke, die säimntlich schöne Beweisstücke sür die Thätigkeit Stöckels in Witten berg sind, befinden sich in dem „Bibliographischen Museum" des Herrn Klemm in Dresden. Die Druckerei Stöckels in Leipzig, wo damals Marcus Brandis von 1481, Conrad Kachelofen von 1485, Moritz Brandts von 1488 und Martin Landsberg von 1480 ab druckten, bestand daselbst seit dem Jahre 1485 und existirte in dieser Stadt bis 1525. Daß Melchior Lotther, der Jüngere, (der in der Zeit von 148-—1518 in Leipzig druckte) 15l9 nach Witten berg zog und dort bis 1524 thätig war, hat vielleicht durch eine Namensverwechselung zu der irrthümlichen Meinung geführt, daß Stöckel erst im Jahre 1518 in Wittenberg als Typograph ausge treten sei und von da 1524 sein Geschäft nach Dresden verlegt habe. Stöckel war ein bedeutender Drucker und zeichnete sich durch Korrektheit in seinen Werken aus; er stand an Größe und Pracht seiner Leistungen nur wenigen der deutschen Zunftgenossen seiner Zeit nach, weshalb ihn auch Herzog Georg der Bärtige im Jahre 1523 als Hofbuchdrucker nach Dresden berief. Als Stöckel diesem ehrenden Ruf Folge leistete, errichtete er allerdings in Dres den eine neue Druckosfizin, ließ aber daneben seine typographische Anstalt i» Leipzig weiter bestehen. Es geht dies aus einigen im Be sitz des Herrn Klemm befindlichen Drucken hervor, die in den Jah ren 1523 — 1525 gedruckt sind, und deren Titel ihrer Wichtigkeit wegen hier angeführt seien. Der erste Druck lautet: „Einsers ent- schuldigung von wegen der Ehrwirdigcn Domina der Äbtissin tzu Nurmberg" und trägt am Schluß die Firma „wolffgang Stöckel" ohne Druckvrt und Jahrzahl, Panzer hat diesen Druck in seinen : deutschen Annalen wohl richtig unter 1523 aufgeführt, denn die : Broschüre von vr. Martin Luther, worin derselbe den Brief der ^Äbtissin von Nürnberg veröffentlicht, und auf welche nun Einser Isich entschuldigt, ist aus dem Jahre 1523; man kann also annehmen, daß Emser obige „Entschuldigung" noch in demselben Jahre ge- Uchrieben hat. Diese Emscrsche Schrift wird öfter als letzter Leip ziger Druck Stöckels bezeichnet, es ist dies aber unrichtig, denn Stöckel wirkte ja in Leipzig ungeachtet des Dresdener Geschäfts Iveiter, und ferner ist dieselbe auch mit anderen Typen als die ersten »atirtcn Drucke aus Dresden hergestellt. Der zweite Druck lautet: „Weyssagung von dem ende der Doerlet. Bauselligen Christen vnd vorsurunge des volcks / vonn iChristmeynedigen Mönchen vnd Nonnen, vnd nichthaltunge der iMcffen. Ablaß vnd Ban. Gedruckt tzu Leyptzick ym iar M D. xxiiij l!ar." Das dritte und vielleicht auch letzte von Stöckel in Leipzig ^gedruckte Werkchen trägt den mit einer Bordüre verzierten Titel: „Czwen Sendbrieff des Edelen vnd hochgelarten Hern Johan Picus Grauen zu Mirandel an Johan Franciscum seinen Vettern in 'ivellichen der mensch zu vor achtung der werlet / zu gedult / zur ^warheit des Evangelion / zu betrachtung des todes Christi vnd aeines eygenen sterbens / zu fleissigen lesen der heilign schlifft ver- mianet wirdt." Die Schlußschrist desselben lautet: „Getruckt zu Iteipßgk durch Wolffgang Stöckel vnd Dornstag nach Mitsasten rvolendet Im Tausend sunfshundert vnd funfsundtzwentzigsten iare." »Diese drei hier angeführten Drucke sind ein endgiltiger Beweis für 'die oben ausgestellte Behauptung, daß Stöckel bis 1525 in Leipzig 'thätig war. In dieser Zeit ist dann jedenfalls auch das Hauptgeschäft nach Dresden übergesiedelt, denn 1527 erschien daselbst neben anderen Schriften auch das gegen Luthers Übersetzung gerichtete Neue Testament Emsers, das schon im nächsten Jahre neu aufgelegt werden mußte, während vorher meist nur unbedeutende Emsersche Broschüren gegen Luther in Dresden gedruckt wurden. Das Dresdener Druckgeschäst, das, wie bereits erwähnt, infolge der Berufung Stöckels als Hosbuchdrucker errichtet worden war, ist jedenfalls schon im Laufe des Jahres 1523 begründet worden, denn die Etablirung einer Druckerei war zu jener Zeit wohl schwerlich so rasch zu bewerkstelligen wie heute, und ferner erschien schon im Frühjahr 1524 der erste t56 Seiten starke Druck in Dresden, dessen Vorrede vom Januar 1523 datirt ist- Dieser Dresdener Wiegendruck Stöckels lautet in seinem Titel: „Wyder den falschgenannten Ecclefiasten / vn warhafstigen Ertzketzer Mar- tinum Luther Emsers getrawe vn naive Vorwarnung init bestendiger Vorlegung aus bewerter / vnd kanonischer schlifft", und ist mit Emsers Wappen geschmückt, das auch schon in Leipzig gebraucht wurde in dem oben namhaft gemachten Schristchen „Emsers ent- schuldigung". Ein anderer in demselben Jahre aus der Presse Stöckels her vorgegangener Druck, der vielleicht noch vor dem vorstehend genannten erschienen, mehrfachen Nachrichten zufolge aber der zweite ist, trägt den mit einer Bordüre umgebenen Titel: „Ant- wurt auff das lesterliche Buch wi der Bischofs Beno zu Meissen vnd erhebung der hcylige iungst außgegägen. Emszer, äl. 1>, xxiitj". Von diesen beiden frühesten Drucken Stöckels in Dresden besitzt Herr H. Klemm je ein Exemplar, sowie auch den dritten Dresde ner Druck, der zwar am Schluffe „aus Dresden 1524" datirt, auch vielleicht in diesem Jahr gedruckt ist, bei dem aber Druckort und Firma fehlen. Panzer hat dieses Werk: „Oanonis älissas contra Ilulckriou Arvinxliinll. Ooksnslo 1524", das von Emser verfaßt ist, ebenfalls unter Dresden angeführt, und stimmen auch Typen und Titelbordüren mit den anderen Stöckelschen Drucken überein. Stöckels Thätigkeit als Buchdrucker darf gewiß als eine her vorragende bezeichnet werden, denn Panzer zählt in seinen Lnnalov tz-pozr. allein 176 Drucke auf, die aus der Leipziger Presse Stöckels hervorgegangen sind, und dürften auch unter der großen Zahl von Werken, deren Drucker Panzer unbekannt waren, noch viele der Druckerei von Stöckel entstammen. Er druckte hauptsäch lich Klassiker, wie Ovid, Priscian, Seneca, Aristoteles, später auch viele theologische Schriften, von denen die bis zum Jahre 1520 gedruckten Partei sür Luther nahmen, zum Teil auch von die sem selbst versaßt waren. Von daab wurde er ein Gegner der Refor mation, druckte eine Streitschrift des Franziskaners Alveld, eines der erbittertsten Feinde Luthers, und ferner mehrere Broschüren Emsers gegen Luther. Seine Leistungen hat der gelehrte Rektor Möller zu Freiberg 1726 in einem Programm über die dortige Bibliothek zum Gegenstand einer Abhandlung gemacht, und einen ausführ lichen Bericht über seine Thätigkeit in Wittenberg, die allerdings nur von kurzer Dauer war, enthält das Buch von Eichsfeld: „Historische Nachricht von allen Wittenbergischen Buchdruckern. Wittenberg 1746". Die Druckerei Stöckels in Dresden florirte unter seinem Namen bis 1590, mit welchem Jahr dieselbe in den Besitz der Familie Bergen überging. Im Jahre 1777 erwarb Carl Chri stian Meinhold, Sohn eines Bergmanns aus Marienberg, die Druckerei, und hatte neben verschiedenen eigenen glücklichen Ber- lagsunternehmungen die sächsischen und polnischen Staatsnoten zu drucken. Sein Sohn Christian Emanuel verband mit der Offizin eine Schriftgießerei und Stereotypie, und nahm 1855 seine Söhne Julius und Theodor zu Theilhabern aus, deren erster von 1875 ab dem Geschäft allein Vorstand. Seit 6. August 1880 sind die Besitzer Julius Meinhold's Erben; und der älteste Sohn von Julius M., Walter Meinhold, ist Theil- haber und Geschäftsleiter des Hauses, das sich in letzter Zeit besonders durch die Pflege der Chromolithographie hervorgethan hat. Wolfgang Stöckel war somit der ursprüngliche Begründer der heutigen Firma „C. C. Meinhold L Söhne" in Dresden.
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