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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1929
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- 1929-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1929
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x° 190, 17, August 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Dtschn. Buchhandel. gelegt wird, auf welchem Wege wird er allein einwandfreie Re sultate gewinnen können? Die Beantwortung dieser Frage hat sich Goldschmidt, ausgehend von d-em geplanten deutschen Einbandkatalog, als Aufgabe gestellt und kennzeichnet zu diesem Zweck zunächst die Fehlerquellen, die »einen so bedenklich hohen Prozentsatz von Fehl datierungen und falschen Zuschreibungen in der Einbandliteratur verursacht haben«. Seine erste, nachörücklichst hervorgehobene These lautet: Der Einband eines Buches rührt fast niemals vom Drucker oder Verleger her, sondern ist am Wohnsitz des ersten Besitzers entstanden. Nach Goldschmidt gibt es also keine Verlegerbände, auch nicht, wie man bisher allgemein annahm, von Koberger und Aldus. Der Buchdruck kulminiert an den großen Handelszentren, der Ein band wird in den Universitätsstädten hergestellt. Diese Gegenüber stellung hat ohne Zweifel etwas bestechendes, ob sie durchaus richtig ist, scheint mir fraglich. Wenn z. B. von Universitätsstädten wie Wittenberg und Leipzig behauptet wird, sie hätten im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert »gar keine oder geringe Bnchproduktion« gehabt, so ist das, wie jeder Kenner der Druckgeschichte weiß, zweifel los unzutreffend. Beide Städte sind als Erzeugungsstätten sowohl für den Einband als auch für den Buchdruck von Bedeutung. Um so beachtlicher erscheint mir dafür die Folgerung, die Gold'schmidt aus seinen Beobachtungen zieht: der erste Besitzer ist, wenn irgend möglich, vor allem andern festzuftellen. Es ist keine Frage, daß die strikte Befolgung dieses Grundsatzes sich -als außerordentlich fruchtbar für die Einbandforschung erweisen wird. Goldfchmidt selbst hat in seinem unlängst erschienenen großen Einbandwerk (Gothic and Renaissance Bookbindings, London 1928) alle alten Besitzver merke sorgfältig geprüft, bei den Einbandbeschreibungen mit ange führt und sie schließlich in einem besonderen Index vereinigt. Er stellt hier die Gesichtspunkte, die für seine Methode bestimmend waren, nochmals klar, übersichtlich und eindrucksvoll zusammen und gibt Hinweise für ihre Prüfung. Kurz schildert er auch seinen wesent lichen Anteil an der Lösung der Maioli-fMahieujFrage, die lediglich der Beobachtung dieses Grundsatzes zu verdanken ist. Erst wenn sich keinerlei Anhalt über die Person des ersten Besitzers aus dem Buch gewinnen läßt, soll nach Goldschmidt die Prüfung des Ein bands, seiner Stempel und sonstigen Verzierungen erfolgen. Den bisherigen Resultaten der Einbandforschung, die nur von der äußeren Gestaltung des Einbandes selbst ausgeht, steht Goldfchmidt allerdings sehr skeptisch gegenüber, skeptischer als irgendein anderer Ein bandforscher. Diesem inhaltreichen, höchst anregenden und glänzend geschrie benen Einleitungsaufsatz Goldschmibts folgen eine Anzahl wertvoller Einzeluntersuchungen, auf die ich leider nur mit wenigen Worten eingehen kann. Fr. Bock stellt in einer außerordentlich gründlichen Studie das Einbandwerk des Nürnberger Dominikaners Konrad Förster zusammen, der durch seine schon 1433 geübte Praxis, In schriften mit Einzelbuchstaben auf den Einband zu pressen, in der Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst eine bedeutsame Rolle spielt. Sein Lebensgang wird geschildert, seine Einbandtechnik, besonders die eigenartigen »Klappenbände«, dargelegt und durch gut ausgewählte Illustrationen erläutert. Sehr brauchbar ist vor allem Bocks Liste aller von Förster benutzten Stempel mit genauen An gaben der Zeit ihrer Verwendung. G. D. Hobson behandelt die bisher nicht bekannte Verwen dung von Stempelmustern des zwölften Jahrhunderts auf Einbänden des fünfzehnten Jahrhunderts, die er sowohl für deutsche als auch für englische Einbände Nachweisen kann. Die Frage ist zu beant worten, ob in diesen Fällen alte Stempel wiederverwandt oder neue nach Mustern auf alten Einbänden hergestellt worden sind. Für England liegt nach Hobson die Möglichkeit der Wiederverwen dung alter Stempel vor, während in Deutschland neue Stempel nach alten Vorbildern geschnitten wurden. O. Le uze liefert die sorgfältige Beschreibung eines neuauf- gefundenen Lederschnittbandes in der Eßlinger Kirchenbibliothek. Ob gleich der schöne Einband den für Nürnberger Arbeiten charakteristi schen Schmuck, auf dem Vorderdecke! Lederschnitt, auf dem Hinter decke! Einzelstempel, aufweist, läßt er sich doch nicht der Werkstatt des Buchbinders Mair zuteilen, die Herbst (Die Bibliothek und ihre Kleinodien, Leipzig 1927, S. 83 ff.) in Nürnberg festgestellt hat. Die Einzelstempel des Hinterdeckels weichen von den von Herbst beschriebenen durchweg ab, höchstens könnte der Lederschnittkünstler bei beiden Einbandgruppen der Gleiche sein. Uber kaum einen alten Buchbinder ist so viel geschrieben worden wie über den Geislinger Kaplan Johannes Richenbach, der gleich Förster seinen Namen in Einzelstempeln auf den Einband zu pressen pflegte. Nachdem O. Glauning in einer ausgezeichneten Studie (Die Bibliothek und ihre Kleinodien, S. 96 ff.) sämtliche bisher be kannten Arbeiten des Meisters zusammengestellt und seine Technik eingehend geschildert hatte, vermag O. R e st nach kaum Jahresfrist wieder »Neues« Uber den Meister mitzuteilen und die Zahl der bekannten Richenbachbände um einige wesentliche Stücke aus der Studienbibliothek in Salzburg zu vermehren. Das Neue, das Rest bringt, besteht vor allem in dem aus Urkunden geführten Nach weis, daß Richenbach von 1463—1486 Kaplan zu Geislingen war. Diese Daten entsprechen ziemlich genau den Jahreszahlen, die aus seiner Bindetätigkeit bereits erschlossen waren. Richenbach hatte die Kaplaneipfrllnde auf dem Allerheiligenaltar der Pfarrkirche inne, über deren Einkommen und die mit ihr verbundenen Verpflich tungen Rest allerhand interessante Mitteilungen macht. Er unter sucht sodann den Kreis der Personen, für die Richenbach Bücher gebunden hat. Sie gehören fast ausschließlich dem geistlichen Stand an und lassen nach Rest darauf schließen, daß der Kaplan seine Bände »mehr aus Freundschaft und Gefälligkeit für ihm beruf lich Nahestehende« hergestellt habe. Rest erblickt in Richenbach über haupt keinen Berufsbuchbinder, sondern einen »bibliophilen Buch künstler«, der sich in einzelnen Fällen auch mit der inneren Aus stattung der von ihm geb-undenen Bände befaßte. So soll Richen bach die nach Rest ungewöhnlich schöne Ausmalung der Holzschnitt initialen der beiden Salzburger Bibelbände (Basel, Bernhard (nicht Bertholdj Richel 1475) ausgeführt haben. Ich glaube kaum, daß Rest mit dieser Annahme das Richtige trifft, wir kennen bisher meines Wissens keinen Fall, in dem ein Buchbinder sich auch mit der Ausmalung von Handschriften oder Drucken befaßt hätte. Mangels jedes sicheren Beweises steht diese Annahme Rests also auf äußerst schwachen Füßen. Trotzdem sei dankbar anerkannt, daß Rest durch seinen Beitrag unsere Kenntnis der Lebensumstände Richenbachs wesentlich vermehrt hat. E. Gratzl, einer der besten Kenner islamischer Einbandkunst, ist in der Lage, eine Buchbinderin-schrift aus dem Jahre 14L8/29 auS Karaman in Kleinasien nachzuweisen. Die Inschrift befindet sich auf der Innenseite des Steges der Klappe eines orientalischen braunen Lederbandes, dessen Ornamentik einem bei Sarre beschrie benen Band sehr ähnlich ist. Die Inschrift ist aber um 396 Jahre älter als jede bisher bekannte, ihr Fund gibt vielleicht Veranlassung, daß weitere Beispiele dieses Brauchs bekannt werden. Th. Gottlieb hat durch seinen vorzeitigen Tod (15. Januar 1929) seine umfangreichen »Grolierstudien« nicht mehr zum Ab schluß bringen können. Die Herausgeber des Jahrbuchs haben es aber für ihre Pflicht gehalten, diese Arbeit, die eine Fülle inter essanter und neuer Beobachtungen enthält, aus seinem Nachlaß her auszugeben. Der hier vorliegende Teil der Arbeit Gottliebs ist im wesentlichen eine sehr ausführliche Besprechung des inhaltreichen und wichtigen Buches von Höbfon, »Maioli, Canevari and others«, London 1929, das Gottlieb veranlaßt hat, seine Aufzeichnungen über den gleichen Gegenstand zusammenzustellen. H. Loubier bietet eine Studie über einen Pariser Buchbinder des siebzehnten Jahrhunderts, Florimond Badier, dessen bisher wenig bekannte und seltene Arbeiten um zwei weitere sehr reich ausgestattete Einbände aus Kassel und Stuttgart vermehrt werden, die eine klare Anschauung von seiner Kunst ermöglichen. T. de Marinis zeigt aus seiner eigenen kostbaren Samm lung sechs italienische Einbände aus der zweiten Hälfte des sech zehnten Jahrhunderts, die für den Kardinal Michael Bonelli teils in Nom, teils in Florenz gearbeitet wurden. Die schöne Einbandausstellung, die die Leipziger Stadtbibliothek zu ihrem 259jährigen Jubiläum 1927 veranstaltete, bot auch eine Übersicht über den Bibliothekseinb-and der Stadtbibliothek, auf die I. Hofmann näher eingeht. Da sich die alten Buchbinderrech nungen in den Bibliotheksakten erhalten haben, ist Hofmann in der Lage, ein wertvolles und interessantes Material über den Buch einband des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts in Leipzig zu veröffentlichen. Wir erfahren die Namen der Buchbinder, die von ihnen gebrauchten Fachausdrücke, die Preise der Einbände, und sehen, welche verhältnismäßig bedeutenden Mittel damals in Leipzig für die Einbände der Stadt biblivthek aufgewendet wurden. Zum Teil liegt dies allerdings, wie Hofmann ausdrücklich betont, in dem Museumscharakter der Bibliothek begründet, sobald im neunzehnten Jahrhundert die Benutzung durch die Allgemeinheit zunimmt, ver liert auch der Einband sein eigenes Gepräge und wandelt sich in den einfachen Gebrauchsband, wie wir ihn aus allen deutschen Bibliotheken kennen. H. Schreiber macht nähere Mitteilungen über ein von ihm auf Anregung Loubiers geplantes Repertorium der Bucheinband abbildungen, das sich bei der schwer übersehbaren Fülle des Ma terials als ein unentbehrliches Hilfsmittel der Forschung erweisen wird. Auf die sechzehn wertvollen und interessanten Arbeiten, die sich mit der neuen Einbandkunst beschäftigen, näher einzugehen, ist leider unmöglich. Ich verweise nur im besonderen auf die sehr 889
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