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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1929
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- 1929-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1929
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X- 186, 13, August 192S. Redaktioneller Teil, BSrs-nblatt s.d.D>schn.«uchhand-I. muß die Frage nach der geistigen und persön lichen Bedeutung und Stellung des Buch händlers in unserer Zeit in den Vordergrund rücken. Daß diese Forderung richtig ist, bewies unsere dies jährige Tagung. Nachdem die Teilnehmer im allgemeinen bei der Durchnahme des Kerntcilcs unseres Programms, den prak tischen Themen, wenig Interesse gezeigt hatten, waren sie am letzten Tage, als die Verantwortung des Buchhändlers gegen über dem aktuellen Buche zur Debatte stand, mit einer so regen Anteilnahme dabei, daß diese Diskussion für uns alle unbestritten der Höhepunkt der ganzen Tagung war. Und doch hätte dieses Ergebnis noch viel fruchtbarer sein können, wenn cs in seinen Voraussetzungen nicht allein von der praktischen, sondern auch von der geistigen Seite her eine Vor bereitung gefunden hätte. So interessant die Debatte war, sie zerslattcrtc oft unter dem Ansturm des Vielen, was jeder Per sönlich beizutragen hatte, sie blieb unabgcschlosscn, da es un möglich war, in den letzten Stunden diese Fülle von Anregungen, die ein Wochcnprogramm ausgefüllt hätten, zu bewältigen, und sie bereitete oft unnötige Schwierigkeiten, da die einfachsten Be griffe nicht klargestelll waren. Dieser letzte Punkt ist für die Sommerakadcmie, wenn sie ein geistiges Problem lösen will, besonders wichtig. Die Teilnehmer, die sich auf ihr zusammen finden, sind wohl alle junge Buchhändler, aber doch Lehrlinge, Gehilfen und sogar Chefs, Jungen und Mädel, aus Großstadt und Kleinstadt, stille und lebhafte Naturen, alle regsam und gern bereit, ihr Teil an der gemeinsamen Arbeit bcizutragen, und doch merken sie schon bei den ersten Debatten, daß sie viel fach aneinander vorbeireden, nicht nur das, was sic unklar fühlen, schwer allen verständlich machen können, sondern sich auch über grundsätzliche Fragen und selbstverständliche Begriffe nicht einig sind. Soll aber ein gewisses Ziel erreicht werden, so muß cs nicht nur sachlich, sondern auch pädagogisch vorbereitet sein. Vom Leichteren aus muß das Schwerere erarbeitet, erst wenn eine Frage klargestcllt, die nächste angeschnitten werden. So war cs vielleicht in diesem Jahr ein Fehler, ein sachlich einführendes Thema: »Die literarische und kulturelle Bedeutung des aktuellen Buches« -voranzustellcn, das inhaltlich beträchtliche Schwierigkeiten bot. Die Besprechung siel nicht befriedigend aus, denn vielfach blieb sic in einer unfruchtbaren Auseinander setzung über allgemeine Wertungen und Begriffe stecken. Daß die Themen am besten nicht in der Form eines Vor trags, sondern als Arbeitsgemeinschaft dargebotcn werden, zeigte sich auch dieses Mal wieder mit aller Deutlichkeit. In freiem Meinungsaustausch konnte sich jeder den Stoff per sönlich erarbeiten. Es schadete gar nichts, wenn einer gelegent lich mit seiner Ansicht über das Ziel hinausschoß; er forderte nur um so eifrigeren Widerspruch heraus und regte die Geister um so lebhafter zur Stellungnahme an. Allerdings erwies es sich nötig, daß der Leiter der jeweiligen Arbeitsgemeinschaft das Gespräch fest in seiner Hand hatte, um ein gewisses Ergebnis zu erzielen und sich nicht in die zahlreichen Abschweifungen, so verlockend sie auch sein mochten, zu verlieren. Daß das Thema nicht allemal einen regelrechten Abschluß fand, obgleich es sich mitunter über einige Tage fortspann, ist ein Beweis dafür, wie gründlich es erörtert wurde. Als ein anderes Referat dagegen nur als Bortrag geboten wurde und wegen der späten Abend stunde nicht mehr besprochen werden konnte, hinterließ es ein leeres Gefühl. Doch ist cs die Arbeit nicht allein gewesen, die den Teil nehmern einen Gewinn gebracht hat. Mindestens ebensosehr, ja vielleicht sogar noch mehr war es die persönliche Gemein schaft, die eine Woche lang alle zusammenband und die hier und da diese Tagung auch überdauern wird. Auf den Wande rungen durch das Lauenburger Land, bei den Deichspaziergängen fand man genug Gelegenheit, sich gegenseitig auszusprcchen. Das tägliche -Bad in der Elbe bot nicht nur Erholung und Erfrischung, sondern lockte auch zu manchem Scherz und Spiel, an die man sich gern erinnert. Die Morgengymnastik kam zwar nicht so tatkräftig zustande wie im letzten Jahr, und wenn ebenfalls nicht mit der gleichen Begeisterung musiziert und konzertiert wurde, obgleich Herr Kapellmeister Maaß wieder die Regie führte, so lag es daran, daß nicht so sangeskundigc und sanges- lustige Seelen unter uns waren wie früher. Aber immer gab es genug zu tun und zu erleben, sodaß niemals eine tote Stunde eintrat. Die Sommerakadcmie wurde In diesem Jahr von den drei Buchhändlerverbänden gemeinsam veranstaltet. Die Vorberei tungen begannen schon zu Anfang des Jahres, im März wurde das Programm zum ersten Mal veröffentlicht, doch die Mel dungen liefen nur langsam ein. Ihre Zahl stieg erst kurz vor der Tagung auf 18, -für eine Arbeitsgemeinschaft sicherlich eine sehr günstige Anzahl — als Höchstgrenze war 25 festgesetzt wor den —, und doch, wenn man die etwa 500 buchhändlerischen Firmen, die den drei Verbänden angcschlofsen sind, berücksichtigt, keine besonders starke Beteiligung. Wie im vorigen Jahr wurde wieder versucht, die Teilnehmer durch Rundbriefe, von denen drei in ungefähr dreiwöchent lichen Abständen erschienen, auf die Freizeit vorzubcreitcn. Eine Preisaufgabe, die zu dem Hauptthema in Beziehung stand: »Wie kann ich ein gutes Buch verkaufen, wenn es nicht mehr aktuell ist?« sollte die Buchhändler anregcn, sich schon vorher mit dem in Frage kommenden Stoff zu beschäftigen. Doch gingen anfangs nur sehr wenige Arbeiten ein — vielleicht war das Thema nicht klar und ausführlich genug formuliert — und auch auf die Rundbriefe hin, so gern sie auch ausgenommen wurden, erhielten wir nur ein paar Anfragen und Zuschriften. Als Tagungsort war wieder Hohnstorf an der Elbe gewählt. Das kleine Fischcrdörschen, das sich hinter dem Deich hinzieht, die weite Flachlandschaft, über die man hinwegschaut, der breite Elbstrom, die Nähe Lauenburgs und vor allem auch Basedows Gasthaus mit seinem großen Saal und schönen Garten hatten so viele Vorteile geboten und waren noch in bester Er innerung, daß man gern zum zweiten Mal zu ihnen kam. Es hat niemand bereut, und die im vorigen Jahr schon hier ge wesen waren, freuten sich, die alten Stätten wiedcrzusehen. Am Sonntag, dem 16. Juni, kamen die Teilnehmer von allen Himmelsrichtungen her angereist. Schon zur Mittags tafel waren wir fast vollzählig, die letzten trafen im Laufe des Nachmittags ein. Abends eröffnete Herr Janssen die Sommer- akademie, und nach altem, bewährtem Brauch mußte jeder von seinem Leben erzählen. Am Montag leitete Herr Mrugowski die erste Arbeits gemeinschaft über die literarische und kulturelle Bedeutung des aktuellen Buches. Er versuchte, nach Statistiken und Bestseller- Listen eine Aufstellung über das aktuelle Buch zu geben, es literarisch zu bewerten und in den heutigen kulturellen Zu sammenhang einzureihen. Aus den schon erwähnten Gründen und wegen der Kürze der Zeit wurden die hier angeschnittenen Fragen nicht weiter ausgeführt und vertieft. Von einer andern Ebene aus wurde das Thema des aktuellen Buches in den nächsten beiden Tagen behandelt. Herr Martin Maasch und Herr Riegel, beide aus Hamburg, stellten seine Be deutung vom Sortimenterstandpunkt aus dar. Herr Maasch sprach über die Werbetätigkeit und den Dienst am Kunden, Herr Riegel an Hand von Lichtbildern und anderem Anschauungs material über das Buch im Laden. Sie bemühten sich nach gründlicher Vorbereitung, diesen schwierigen und spröden Stoff ihren Zuhörern zugänglich zu machen. Ihre Ausführungen standen jedoch vielfach in zu loser Beziehung zu dem Haupt thema und wurden von den Kleinstadtbuchhändlern, die wieder sehr zahlreich vertreten waren, als zu sehr auf Großstadtver hältnisse zugeschnitten empfunden. Herr Müller vom Ad. Spon- holtz Verlag, Hannover, befaßte sich mit der Herstellung des modernen Buches und verstand es, feine Darlegungen durch eine Fülle von Beispielen interessant und lebendig zu machen. Für diejenigen, die durch seine Ausführungen besonders angeregt waren, gab Herr Müller in kleinem Kreise Einblick in die Art, wie der Verleger zu kalkulieren Pflegt. Für die Prsisaufgabe war während der Freizeit doch noch eine Anzahl von Arbeiten angefertigt worden, die teilweise sehr brauchbare Vorschläge enthielten, sodaß die Be sprechung am Donnerstag vormittag viel Anregendes brachte. 871
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