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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1929
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- 1929-08-10
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1929
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184, 10, August 132S, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Hier handelt es sich bekanntlich in erster Linie um Kohle, worunter der englische Kohlenbergbau schwer leidet. Schwer lich wird es Frankreich gelingen, mit der Briandschen Idee der »Bereinigten Staaten Europas- die Verstimmung seiner bis herigen Freunde zu beschwichtigen. Muß es dann aber materielle Zugeständnisse machen, so wird es naturgemäß um so mehr daraus bedacht sein, sie letzten Endes von Deutschland bezahlen zu lassen. Unsere Lage ist also wenig erfreulich. Die einzige Hoffnung besteht darin, daß der Doung-Plan wenigstens unsrer seits als ein endgültiges Gebilde zu verteidigen ist und daß wir über die darin vorgesehenen Leistungen hinaus weder etwas versprochen haben noch zu versprechen vermögen und gewillt sind. Die französische Drohung, in diesem Falle die politischen Zugeständnisse nicht zu erfüllen und am Rhein und an der Saar zu bleiben, sollte uns nicht wankend machen. Die Aussicht, daß wir mit Festigkeit durchkommen, ist nicht schlecht. Auch dann aber bleibt noch die innerpolitische Auswirkung, Schon jetzt steht fest, daß die Erleichterung schwerlich schon am 1. September wirksam werden wird. Frankreich wird alles versuchen, von den höheren Dawes-Leistungen noch möglichst viel einzustecken, gerade wenn es sonst nachgeben muß. Um so ernster wird die Frage der Sparsamkeit und der Revision unserer Wirtschafts politik für uns. Was hierzu in den letzten Wochen verlautete, ist wenig erfreulich. Während die Ratifizierung des Doung- Planes in erster Linie auf eine Auseinandersetzung Frankreichs mit seinen Alliierten hinausläuft, wobei wir nur aufzupassen haben, daß wir nicht letzten Endes die Zeche bezahlen müssen, dürfte die Rückwirkung dieser Lösung auf unsere innere Lage in jedem Falle noch zu heftigen innerpolitischen Kämpfen führen. Wir gehen also ernsten und schwierigen Zeiten entgegen, gerade auch wenn außenpolitisch eine Entlastung eintritt. In diesen Wochen ruhigsten Geschäftsganges jetzt ist im engeren Interessenbereich des Buchhandels ein Plan aufgetaucht, zu dem hier doch wenigstens ein paar Worte gesagt werden mögen. Es handelt sich um den Gedanken einer Versicherung gegen das Verlagsrisiko, Daß er von einer zunächst kaum bekannten Firma ausgsht, einem Verlag Curt Müller L Co, in Leipzig, Kaiser-Wilhelm-Str, 60, der vor kurzem schon von sich nur einmal reden gemacht hat, als er ein Verleger lexikon ankündigte und dafür warb, sollte an sich keine Ver anlassung sein, darüber sofort zur Tagesordnung überzugehen. Auch ein Außenseiter kann beachtliche Anregungen geben. Ge rade aber vorurteilsfreie, ernste Prüfung der Vorschläge zwingt zu ihrer Ablehnung, Ob die Schätzungen, von denen Curt Müller L Co, ausgehen, richtig sind und ob die statistischen Vor ermittlungen ausreichen, spielt dabei keine Rolle, Der springende Punkt ist an anderer Stelle zu suchen. Der Plan geht davon aus, daß wenigstens die Herstellungskosten der deutschen Ge samtverlagsproduktion jährlich durch den Umsatz stets gedeckt sind. Um das fcstzustellen, hätte es der Berechnungen, die dazu angestellt worden sind, gar nicht benötigt. Sie sind angesichts der unzureichenden Unterlagen ohnehin nicht mehr als Schätzun gen und Vermutungen, Der Sache nach ist aber das Ergebnis richtig, und es kann gar nicht anders sein. Denn woraus soll dann die Produktion überhaupt sonst finanziert werden? Die Zu schüsse, die aus anderen Quellen fließen, wie etwa von der Not gemeinschaft der deutschen Wissenschaft, anderen Gesellschaften, ja selbst Mäzenaten und dergleichen, spielen nur eine ganz unter geordnete Rolle, Kredite sind nur Vorschüsse, Im wesentlichen kann also nur Produziert werden, wenn der Absatz die Mittel dazu liefert. Da die Produktion im großen und ganzen un eingeschränkt aufrecht erhalten wird, ist also ohne weiteres zu vermuten, daß wenigstens die Herstellungskosten immer wieder, im Gesamtdurchschnitt genommen, eingebracht werden. Eine darauf abgestellte Versicherung wäre demnach, die Zusammen fassung des gesamten Verlages im Sinne einer geschlossenen Pro duktionsgemeinschaft vorausgesetzt, in der Tat ohne Risiko, ist aber so auch gar nicht möglich. Nun geht der Plan weiter jedoch auch von der an sich sehr richtigen Feststellung aus, daß dieser Ausgleich ja nur im Gesamtdurchschnitt vorhanden ist, daß aber beim einzelnen Verlag die Dinge oft ganz anders aussehen. Die Erfahrung bestätigt in der Tat, daß mancher Verlag bei mangeln dem Absatz nicht mehr die zur Fortsetzung der Produktion er forderlichen Mittel einbringt; die Folge ist dann eben, daß er die Produktion einstellen oder wenigstens einschränken muß. Kann und soll nun hier eine Versicherung helfen? Hier muß auf die Einzelheiten des Planes etwas näher eingegangen wer den, Die Versicherung soll sich darnach nur auf Neuerschei nungen in Erstauflage erstrecken; Neuauflagen sind ausgeschlos sen, Sie soll freiwillig sein und für einzelne Werke nach Wahl oder SU dloe für die Gesamterzeugung eines Verlages einge gangen werden können. Das hätte spätestens 6 Wochen nach Erscheinen zu geschehen. Der Versicherungsschutz soll 3 Fahre darnach erlöschen. Spätere Ansprüche werden nicht mehr be rücksichtigt, Frühestens können Ansprüche nach Ablauf des ersten Versicherungsjahres gestellt werden. Die Höhe der Ansprüche wird auf 6000 Mark höchstens begrenzt. Als Schaden wird die Differenz zwischen Herstellungsaufwand und Erlös aus dem Ab satz bis zur Anspruchsanmeldung betrachtet, 20?S davon hat der Verleger selbst zu tragen. Zur Milderung ihres Risikos will sich die Versichcrungsstelle die Auflagenreste übereignen lassen, um sie nach Möglichkeit selbst zu verwerten. Man sieht, daß der an sich nicht ungeschickt entworfene Plan steht und fällt mit der Zusammensetzung der Versicherungsnehmer, Wenn nicht mehr der Gesamtverlag erfaßt wird, hat natürlich die ganze obige, an sich richtige Rechnung mit dem natürlichen Ausgleich im Gesamtdurchschnitt keine Berechtigung mehr. Die Wahr scheinlichkeit bei freiwilliger Bersicherungsnahme in Auswahl geht dahin, daß überwiegend reine Risikoobjekte zusammengefaßt werden ohne jeden Ausgleich, Wenn sich aber nur Schwache zu Schwachen finden, ist schwerlich eine Gesundung zu erwarten. Der starke, richtig geleitete Verlag sucht und findet den Aus gleich in einer Art Selbstversicherung bei entsprechender Kalku lation im eigenen Unternehmen, indem erfolgreiche und minder erfolgreiche Werke sich gegenseitig stützen müssen. Er kann von schwächeren Konkurrenzbetrieben eine Verbesserung dieses Status nicht erwarten, wird es sich aber auch nicht nur sehr überlegen müssen, sondern sogar überhaupt nicht leisten können, seinen inneren Ausgleich dadurch zu verschlechtern, daß er sich auch noch das fremde Risiko in doppelter Form aufbürdet, einmal indem er in Gestalt der Versicherungsprämien neue Ausgaben über nimmt, zum andern indem er seine Konkurrenz dadurch fördert und die Überproduktion, die seinen eigenen Erfolg gefährdet, stützt, statt sie sich natürlich selber korrigieren zu lassen. Der ganze Versicherungsplan ist daher betriebswirtschaftlich auf falschen Voraussetzungen aufgebaut und deshalb aussichtslos; er ist aber vor allem auch volkswirtschaftlich abwegig und des wegen zu bekämpfen. Überall wird über die Überproduktion des Buchhandels geklagt. Hier würde geradezu eine Lebens versicherung für diese Überproduktion geschaffen. Vor solchen Experimenten muß daher dringend gewarnt werden. Der Buch handel selbst ist wohl sachverständig genug, um sich sofort darüber klar zu sein. Es wäre aber schade, wenn bei Außenstehenden etwa durch solche Vorschläge Verwirrung angerichtet würde. Das italienische Buch im 2V. Jahrhundert. Von vr. Julius N o d e n b e r g, Deutsche Bücherei. Zum Verständnis des italienischen Buches der Gegenwart ist es nötig, einen kurzen Blick auf die Geschichte der Druckkunst in Italien zu werfen. Von deutschen Meistern der Friihzcit nach Italien gebracht*), fand Gutenbergs Kunst den günstigsten Boden. Verständnis und Förderung durch Gelehrte und Gönner, glückliche materielle Bedingungen ließen bald, besonders in Venedig, zahl reiche Offizinen erstehen, in denen italienische Meister wie Aldus Mauritius und viele andere glänzende Erzeugnisse der neuen Kunst fertigkeit schufen. *) Es darf hier erwähnt werden, daß die Nenaissanceform der Antiqua — von uns mit der irreführenden (aus England stammen den, aber von Engländern nicht gebrauchten) Bezeichnung Eeckiae- val« genannt — obwohl sie sich von der italienischen Humanisten- schrift ableitet und genuin italienischen Ursprungs ist, als Druck schrift zum erstenmal nicht in Italien, sondern im Norden, in Druckwerken des Straßburger Druckers Adolf Nusch seit 1464 Ver wendung fand. 863
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