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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1929
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- 1929-08-10
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- 10.08.1929
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184, 10. August 1920. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Ttschn. Buchhandel. flucht im April und im Mai d. I. Hai den Banken rund eine Milliarde NM. Kreditoren entzogen; wenn die Kapitalflucht auch vollkommen zum Stillstand gekommen ist, so dürfte der Rückfluß der ins Ausland abgewanderten Gelder aus breiterer Front erst nach dem Abschluß der politischen Reparationskonserenz gleichzeitig mit neuem ausländischen Kapitalangebot einsetzen. Wenn die Kre ditinstitute aber rascher ihre Kreditoren aussüllen wollen, wozu nach den letzthin verösseutlichtcu Halbjahresbilauzen bei den Groß banken überwiegend Neigung zu bestehen scheint, so können sie dies nur durch Bewilligung hoher Zinsen erreichen. So konnte sich bisher keine Verbilligung des Leihgeldes entwickeln. Neben dem Streben nach Wiedereinbringung der abgewandcrten Kreditoren lassen die Monaisbilanzen der Banken eine sehr vor sichtige Disposition erkennen; die Tendenz zur Erhöhung der Liqui dität, Einschränkung der Debitoren und Anlage des Kreditoren zuwachses in liquidesten Aktivposten. So hat der Wechselbestand bei den sechs Berliner Großbanken allein um 158 Mül. RM. unter Hinzurechnung von Schayanweisungen um 232 Mül. RM. innerhalb Monatsfrist zugenommen, eine Summe, die sich voll kommen mit der Erhöhung der Passiva in diesem Zeitraum deckt. Indem die Banken ihr Wechselportefeuille erhöhten, trugen sie wesentlich zur Entlastung der Reichsbank bei, deren Wechselbcstand in der dritten Juliwoche aus 2,1 Milliarden RM zurückging, wäh rend der Umlauf an Rcichsbanknoten sich aus 4 Milliarden, der Gesamtnotenumlaus aus 4,5 Milliarden verminderte und somit unter den Stand in der entsprechenden Zeit des Vorjahres ging. Tabei hat die Reichsbank weiter Devisen, vor allem aber Gold infolge Londoner Abgaben an sich ziehen können, sodaß der Noten umlauf zu 58,3^, unter Hinzurechnung der umlaufenden Rcnten- bankscheine zu 54,8?? gedeckt ist. Das entsprechende Deckungsver hältnis belief sich am 23. Juli 1828 auf: 58,8 bzw. 51,8??; 1827: 58,1 bzw. 43,8??. Sowohl die Kontraktion des Notenumlaufs wie die Abnahme der Debitoren bei den Banken bei gleichzeitigem Krcditorenzuwachs könnte den Gedanken nahelegen, daß die Wirtschaft sich »och zum mindesten im Auslauf einer Depression befinde. Die Produktions- zisfern der Schlüsselindustrien zeigten im Juni jedoch bereits eine merkliche Erhöhung gegenüber dem Vormonat und lagen z. B. in der Roheisenproduktion 14??, in der Nohstahlproduktion rund 12?? über denen im Juni 1828. Auch die Erträgnisse der Umsatzsteuer im zweiten Quartal 1828 halten sich ungefähr aus der Höhe des Vor jahres. Die durch geringere Ansprüche aus der Wirtschaft sestzu- stcllende Entspannung auf der Geldseite dürste daher eher mit einer rationelleren Verwendung der Gelder erklärt werden. Tritt die erwartete außenpolitische Bereinigung und als Folge auch eine Abnahme der innerpolitischen Spannung ein, so stehen die wirtschaftlichen Grundlagen einer Höherbeweriung der Essekten nicht im Wege, zumal auch die Ernteaussichten befriedigen können. Hier verdienen nicht zuletzt die Bemerkungen zur Zinslage Beachtung. Auf eine Senkung der Zinssätze ist vorläufig schwer lich zu rechnen. Die Aussichten sind namentlich infolge der Kapital- und Geldmarktlage im Ausland wenig günstig, überall ist die Nachfrage sehr groß. Amerika verfügt aber auch nicht über unbegrenzte Mittel. In London geht immer noch das Ge spenst einer weiteren Diskonterhöhung um. Bei uns aber wer den die Ansprüche der öffentlichen Hand voraussichtlich noch für lange Zeit eine Erleichterung ausschließen. Unter diesen Umständen gewinnt die Weiterentwick lung der Reparationssragen erhöhte Bedeutung, woraus ja auch die Deutsche Bank am Schluß ihrer oben mit- getcilten Ausführungen hinwcist. Von dem Ergebnis der zur Ratifizierung des Uoung-Planes berufenen diplomatischen Kon ferenz wird viel abhängcn. Das Hin und Her bei deren Vor bereitung hat in die Zusammenhänge noch weiter hineingeleuch tet. Die Isolierung Frankreichs, die dabei zunehmend offenbar wurde, zeigt, daß in Paris in erster Linie die Treiber der Kräfte der bisherigen Entwicklung saßen und daß französische Inter essen dabei zunächst ausschlaggebend waren. Man hat in Frank reich wohl erkannt, daß die Losung und Hoffnung »Is boobs xaiovn tont«, je mehr Zeit verstreicht und je weiter man sich von der Psychose von Versailles entfernt, desto mehr zur Illu sion wird. Dazu kam die Notwendigkeit der Ratifizierung der französischen Schuldenabkommen mit England und Amerika. Endlich machte die immer deutlicher erkennbar werdende Un möglichkeit der Durchführung des Dawes-Plans eine Revision ohnehin nötig. Aus Angst, später zu wenig bekommen zu 882 können, und aus dem Bestreben, jetzt seine Forderungen »end gültig» zu sichern, wie Briand in Genf ausdrücklich betonte, hat Frankreich infolgedessen auf Biegen und Brechen den Doung- Plan beschließen lassen. Den Kern seiner Rechnung bilden dabei die 600 Millionen ungeschützter Zahlung, die Deutschland jährlich zu übernehmen hatte und die die Grundlage für die berühmte »Kommerzialisierung» abzugcben haben. Zu bst-?? kapitalisiert sind das rund 11 Milliarden. Der Anteil Frank reichs daran würde genügen, um seine Schulden abzudccken. Sie würden durch die Kommerzialisierung in eine von Deutschland zu verzinsende und zu tilgende international handelbare An leihe umgewandelt, die politisch nicht mehr zu verändern oder zu beseitigen wäre. Das wäre Briands »endgültige» Regelung des Reparationsproblems. Daß Frankreich auch noch an den geschützten Leistungen Deutschlands beteiligt bleiben soll, spielt daneben nur eine untergeordnete Rolle. Nun hat aber die fran zösische Rechnung einige Haken. Für die Kommerzialisierung rechnete man bekanntlich zunächst auf Amerika. New Dork scheint sogar eine Zeit lang einmal schon Vorbereitungen auf lange Sicht für die entsprechenden Anleiheoperationen getroffen zu haben. Aus welchem Grunde diese Lösung Plötzlich preis gegeben worden ist — von einer solchen amerikanischen Anleihe ist seit langem nicht mehr die Rede —, ist nicht klar erkennbar. Vielleicht hat aber England, dem an einem französischen »Sieg» nichts gelegen sein kann, mit dom Angebot einer Verständigung in der Rüstungsfrage (vermutlich auch auf noch anderen Gebieten) die Zurückhaltung Amerikas erkauft. Die Abkühlung in den Be ziehungen zwischen London und Paris spricht ohne weiteres dafür. Damit schwimmt für Frankreich ein großer Teil der Felle fort. Denn nun kann es nur noch an eine Teilkommer zialisierung seiner eigenen Quote wahrscheinlich im Wege der Konvertierung seiner inneren Kriegsschulden denken. Diese Möglichkeit hat cs sich im Statut der kommenden Tributbank ausdrücklich gesichert. Da aber die zu konvertierenden Anleihen einen Zinssatz von 6—7?? haben, während die deutschen Zahlun gen nur mit OV-?? anzusetzen sind, macht Frankreich schon dabei ein schlechtes Geschäft. Die starre Haltung in der Rheinland frage usw. im Gegensatz zu den Versprechungen von Thoiry und Genf läßt befürchten, daß Frankreich infolge dieser Verschiebung versuchen wird, auf Kosten Deutschlands eine Entschädigung herauszuschlagen. Zwar sind auch noch andere Ausgleichsmög lichkeiten denkbar. Ein nicht unwichtiger Punkt ist die Frage, wo die kommende Tributbank ihren Sitz haben soll. Frankreich hat London als Konferenzort nicht zuletzt deswegen so hartnäckig bekämpft, weil es befürchtete, daß dann London auch Sitz der Bank werden würde. Bei einer Bank in London glaubt es aber keine besonderen Aussichten für seine Kommerzialisierungsplänc zu haben. Vielleicht spielt in diesem Zusammenhang auch der jetzige Angriff auf den Pfundkurs, der in erster Linie von Paris ausgeht, eine Rolle. Frankreich ist nach Amerika heute relativ das reichste Land. Es zwingt seit langem England zu dauernden Goldabgabcn, und dieser Druck hat bisher stark mitgewirkt, die englische Politik den französischen Wünschen gefügig zu machen. Würde England Sitz der neuen Bank, so wäre zweifellos seine finanzielle Stellung wesentlich verbessert. Möglicherweise sucht Frankreich jetzt daher durch die Schwächung des PfundkurstS England zu diskreditieren oder wenigstens zum Verzicht auf die Bank zu zwingen. Gelingt ihm das indessen nicht — das ent scheidende Wort wird auch hier natürlich Amerika sprechen, viel leicht unterstützt durch die mißvergnügt gewordenen Ententemit glieder —, so wächst natürlich die Gefahr, daß sich Frankreichs Zorn gegen Deutschland wendet und daß es schon aus Prestige bedürfnis für Ersatz suchen wird. Vermutlich wird sich aber zunächst Frankreich des Beistandes Deutschlands für seine Pläne zu versichern suchen, um es dann zum Prügelknaben machen zu können und den Ärger Englands auf uns abzulenken. Diese Befürchtung bestärkt sich noch durch ein weiteres Moment. In seinem rücksichtslosen Egoismus hat sich Frankreich von den deutschen Leistungen möglichst viel gesichert, und zwar auf Kosten Englands und Italiens, aber auch Polens, der Tschechoslowakei und Jugoslawiens. England ist noch besonders durch die Bei behaltung der Reparationssachlieferungen vor den Kopf gestoßen.
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