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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1929
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- 1929-07-25
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- 25.07.1929
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X- 170, 2b. Juli 1929. Redaktioneller Teil. vvrseublatt f.b.Dtlchn. Buchhandel. Wenn Herr Knoblauch meint, ein gewissenhafter Sortimenter müsse doch, um eine Schätzung zu machen, über den Absatz der einzelnen Werke Nachforschungen anstellen, so möchte ich ihm antworten, daß ich lange Jahre im internationalen Buchhandel so abgerechnet habe, daß sich keine Schwierigkeiten ergeben haben, die sich nicht selbst geordnet hätten. Erst als ich mein Geschäft abgab und mein Nachfolger das internationale Sortiment auf gab, stellte sich heraus, daß eine Anzahl Verleger zu viel be kommen hatte — ein Beweis dafür, daß die Schätzung nicht immer zum Nachteil des Verlegers auszufallen braucht. Ich habe schon einmal früher zum Ausdruck gebracht, daß man sehr wohl ständig in dieser Weise summarisch abrechnen könnte. Mißbräuchen könnte der Verleger dadurch entgegen treten, daß er erklärt, Bücher ein Jahr nach dem Datum der Lieferung nicht mehr zurückzunehmen oder durch Stellung einer anderen Frist. Hält sich der Sortimenter an die Abrechnung und zahlt er, so ist der Verleger genau so über den Absatz seiner Bücher unterrichtet; wenn er aber das Geld zum Zahlen nicht hat, so ist weder ihm noch dem Verleger durch eine noch so strenge Einzelabrechnung geholfen. Wir klagen alle über die Schwierigkeit in der Abrechnung. Wenn man aber genauer zusieht, so findet man immer, daß ent weder der Verleger keine Rechnungsauszüge hinausgehen läßt, oder daß der Sortimenter mit mehreren Semestern, nicht nur mit einem, im Rückstände ist. Die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Verleger hat zu erst den Grundsatz der halbjährlichen Abrechnung aufgestellt, der Börfenverein hat ihn wiederholt als Norm aufgestellt; wenn man jetzt noch von einem Tohuwabohu redet, so trifft das nicht die Organisationen, sondern die abrechnenden Firmen. Möge jeder sehen wie er durchkommt! München, den 18. Juli 1929. Ernst Reinhardt. Aus der Geschichte des Relse-Buchvertriebs in Amerika. Im Nahmen einer Artikelserie über den amerikanischen Verlag bis zum Jahre 1001 berichtet D. P. O'Harra in Publishers' Weekly über den Neisebuchvertrieb von den frühesten Zeiten amerikanischer Geschichte an. Wir geben seine interessanten Ausführungen aus zugsweise hier wieder. Uber die frühesten BUchervertreiber, die »pecklnrs« (Hausierer), die von einer Ansiedelung zur anderen zogen und ihre literarische Ware anpriesen, ist wenig auf uns gekommen. Das älteste Dokument findet sich im Tagebuch des Cotton Mather von 1983, wo von einem alten »davker«, d. h. Höker, die Rede ist, der das ganze Land mit erbaulichen und nützlichen Büchern versorgen werde. Im Jahre 1686, also verhältnismäßig bald darauf, beklagt sich Mather, daß Sinn und Sitten so vieler Leute durch die närrischen Lieder und Geschichten verderbt würden, die die Höker und Landfahrer mit allerlei Schriften verbreiteten. Um 1720 mußte bereits ein Gesetz erscheinen, das die Pedlars in ihrem Wandergewerbe einschränkte. Es heißt im zweiten Band von Mathers Diary: »Die Buchhändler bedürfen bei ihrer Eingabe an die Legislative der Unterstützung dahingehend, daß die Maßnahmen gegen die Pedlars nicht schließlich die eigenen regulären Kolporteure beim Vertrieb pietistischer Litera tur hindern.« Die Bostoner Zeitung News-Letter vom 9.—16. April 1705 bringt erstmalig eine Todesanzeige eines gewissen James Gray, der land auf, landab gezogen sei, Bücher verkauft und einen ansehnlichen Besitz hinterlassen habe. Um 1820 begannen englische Kolporteure die Staaten zu bereisen, die bis zu 800 000 Bibeln absetzten. Außerdem gingen Bunyan, Pilgrim's Progreß und Fox, Book of Martyrs gut. In kleinen Ortsgründungen, die keinen Buchladen lohnten, wurden reisende Buchhändler willkommen geheißen und oft waren sie die erste und einzige Bildungsmöglichkeit für die zerstreut lebenden Hinterwäldler. Da eigentliche Buchläden häufig viele hundert Meilen entfernt lagen, wäre das Lesebeöürfnis einfach unbefriedigt geblieben, hätte sich nicht der Bücherreisende von Zeit zu Zeit sehen lassen. Er war zugleich in gewissem Sinne Lehrer, Seelsorger und Literatur pionier. Interessant ist, daß sich bedeutende Amerikaner in ihrer Früh zeit als Buchagenten betätigten. So z. B. George Washington, Jay Goulö, Mark Twain, H. W. Longfellow, F. B. Collier, D. Webster, Bret Harte, Rutherford Hayes und sogar General Grant, der Union bedeutendster Heerführer, war eine Zeitlang Generalagent für Jr- ving's Kolumbus im Verlag Putnam. Das starke Verlangen der Bevölkerung nach Bildung und Er ziehung und die weitverbreitete Unkenntnis vom richtigen Werte von Büchern veranlaßten unternehmungslustige Leute bald, mit allen möglichen Literaturerzeugnissen auf den Handel zu gehen. Abzusetzen war fast alles. Das lesehungrige Publikum hatte noch nicht gelernt, zwischen Werken großer Autoren und solchen bedeutungsloser Skri benten zu unterscheiden. Zu jener Zeit des Ungeschmacks machte man manche Bücher doppelt so umfangreich als nötig, steckte sie in einen überladenen Einband und scheute vor der Verwendung billigen Druckpapiers nicht zurück. Die Holzschnitte waren häufig unter aller Kritik. So konnte es dann Vorkommen, daß Bücher, die in einfachen, hübschen Ausgaben im regulären Handel mit § 1.50 ver kauft wurden, so aufgeputzt zu 5 § umgingen. Wenige nur kannten die korrekten Preise und die tadellose Beschaffenheit der Ausgaben des legitimen Buchhandels, viele wurden sich der erlittenen Über vorteilung garnicht bewußt. Hinzu kam bei der schlechten und teuren Hausierliteratur noch der Umstand, daß sich manches unmoralische Buch darunter befand, z. B. die »Mysteries of life in the city of Satan«. Häufig handelte es sich bei der unterwertigen Kolportage literatur um sensationelle Geschichten von Mormonen, Mönchen, Wil den, Schatzsuchern und allerlei Wundern. Ausnahmen gab es natür lich, die meist auch von gebildeteren Reisenden vertrieben wurden. Das waren dann encyklopädische Bücher, Kunstliteratur und gesammelte Werke bedeutender Schriftsteller, auch Populärwissenschaftliches fand Absatz. Der Bücher-Agent ist eine der am meisten mißbrauchten Per sönlichkeiten im damaligen Buchhandel gewesen. Die Verleger, die für den Neisevertrieb berechnete Literatur pflegten, nahmen für gewisse Bezirke des Landes Vertreter an, die dann auf eigene Faust Hausierer kolonnen umhcrziehen ließen. Als »King of book agents« galt R. C. Barnum aus Cleveland, der schon als Student in den Sommerferien mit Büchern von Tür zu Tür gelaufen war. Nach und nach bildete er selbst etwa 25 000 »stuöent bookagents« heran und im Jahre 1921. besaß oder kontrollierte er sechs große Gesellschaften. Eine Beauf sichtigung der Verkaufsmethoden der draußen befindlichen Reisenden durch den Verlag fand nicht statt, liefen Klagen ein, so wurde der Beschwerdeführer an den einschlägigen Distrikts-Vertreter verwiesen. Mit dem Abschluß des Bürgerkrieges (1861—64) hatten die Bücher- Reisenden auch starken Zuzug von verstümmelten Veteranen. Diese Periode wird als die der »sob-story-agents« bezeichnet, d. h. der Schluchzer-Reisenden, denn konnten die Heeresentlassenen von sich aus keine rührsamen Abenteuer berichten, so instruierte man sie, etwas Packendes zn erfinden. Nachdem sich dies System überlebt hatte, folgte die Periode des durch die Generalagentur oder den Ver lag planmäßig vorgebildeten Reisenden. Alle Verkaufsgespräche wurden sorgfältig geübt, auch die Praxis der Annäherung an den mutmaßlichen Käufer, die Verschleierung des Besuchszwecks, um un erwünschte Störungen auszuschalten und möglichst zu einer kauf befugten Person vorzndringen, kurz, eine förmliche Verkäufer-Wissen schaft entstand durch die Erfahrungen im Hausierverkehr. Um das Jahr 1901 konnte der Durchschnittstyp des neuen guten Bücherreisenden als feststehend gelten, der geschmackvoll gekleidet und mit hinreichender Bildung dem Geschäft nachging. Bereits 1896 gründeten die Bücherreisenden in New Dork einen eigenen Schutzverband zum Zwecke der Vertretung dem Verlag gegen über. Die Hauptzentren für »Subscription publishers« waren Hartford, Cincinnati, Philadelphia und Chicago, Hartford besonders 1861—68, in welcher Zeit ungefähr 10 000 Reisende für 14 dortige Verleger tätig waren. Teuerere Werke wurden lieferungsweise im Ratengeschäft ver kauft, obwohl sich das auf die Dauer als ziemlich kostspielig und müh sam erwies. »Masterpieces of modern German art«, »Picturesque America« und »Appleton's Cyclopedia« waren bedeutende »Sub scription books« ihrer Zeit. 1872 brachte Appleton auch eine voll ständige Cooper-Ausgabe mit den verschiedensten Einbandarten (je nach Wunsch der Subskribenten) heraus. Für manche Gattungen von Werken war der Erfolg im Reisevertrieb dem Absatz im Ladengeschäft über. Von der 9. Ausgabe der bekannten »Lnexelopaeckia kritanniea« wurden vor ihrer Einführung in den Neisevertrieb 10 000 Exemplare, danach 150 000 verkauft (allerdings in England und U. S. A. zusam men). Ein Schlager für die damalige Zeit war Greeleys »American Conflict«, das bis 1871 in 225 000 Exemplaren durch Reisende an den Mann gebracht wurde, ähnlich wie »The Physical Life of Woman«, das es etwas später auf 250 000 brachte. Abgesehen von den ebenfalls in die Hunderttansende gehenden, zu neun Zehnteln im Reisevertrieb abgesetzten Familienbibeln waren in den achtziger Jah ren die Memoiren des bereits erwähnten Generals und nachmaligen 807
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