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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.07.1929
- Strukturtyp
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- 1929-07-13
- Erscheinungsdatum
- 13.07.1929
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Nun taucht die etwas naive Frage aus: »Warum sind nicht alle Bücher in billigen Ausgaben zu haben?- Die Antwort ist nicht schwer zu finden. Man kann nur solche Bücher in billigen Ausgaben herausbringcn, bei denen von vornherein der Absatz einer hohen Auflage möglich ist, also Bücher, die ihre Absatz fähigkeit zu höheren Preisen längst bewiesen haben bzw. Bücher, von denen bei Konkurrenzwerken die Aufnahmefähigkeit des Publikums längst festgcstellt worden ist. Zu den Kritikern des Buchhandels gehören auch GLuppen von Autoren, die nicht vom Ertrage ihrer schriftstellerischen Be tätigung leben, die man also wohl als Gelegenheits-Autoren bezeichnen könnte. Diese Autoren glauben, einen näheren Ein blick in die Verhältnisse des Buchhandels zu haben, wenn sie einmal ein Buch veröffentlichten, und schließen nun von ihren Erfahrungen in einem einzelnen Fall auf das große vielseitige Gebiet des Buchhandels. Das Gute, was sie in ihrem Verkehr mit ihrem Verleger erfahren haben, halten sie meistens nicht für erwähnenswert. Aber einige Punkte, vielleicht nur ein einziger Punkt, der zu einer Differenz mit dem Verleger ge führt hat, ein Einzelfall also, wird verallgemeinert und wird dem Gesamtbuchhandel aufs Schuldkonto gesetzt. Wenn ein solcher Autor einen Einblick in die Kalkulation seines Werkes bekommt, so fällt ihm in erster Linie auf, daß sein Honorar anteil, an dem Verkaufspreis des Buches gemessen, neben dem Betrag, den die Kalkulation als durchschnittlichen Sortimenter- Rabatt Vorsicht, gering ist. Daraus schließt er dann, daß das Sortiment zu viel verdient. Er wird folgern, daß durch Herab setzung des Sortimenter-Rabatts unbedingt eine Preisermäßi gung eintreten müßte. Wir kommen auf diese» Punkt noch später zurück. Aber nicht nur die Herstellungskosten der Bücher sind ge stiegen, sondern auch die Honorare. Früher herrschte der Modus vor, den Verfasser mit einem Pauschalhonorar entweder für alle Auslagen oder für eine bestimmte Auslage abzufinden. Heute erhält der Verfasser in der Regel eine Tantieme vom Verkaufs preis des Buches, die also mit dem Preis des Buches steigt. Der Verfasser ist also an jeder Erhöhung der Herstellungskosten ebenfalls beteiligt, wenn sich daraus eine Erhöhung des Ver kaufspreises ergibt. Auf die Kostenermittlung des Verlages im allgemeinen einzugehen, bleibt am besten einer besonderen Untersuchung über lassen. Nur bei einem Punkt wollen wir noch verweilen. Es ist in letzter Zeit öfters noch die Frage aufgetaucht: Warum müssen unsere Bücher alle gebunden in den Handel gebracht wer den, warum vertreiben wir nicht mehr geheftete Bücher? Das Beispiel Frankreichs steht hier allen vor Augen, wo fast nur ge heftete Bücher verkauft werden. Es sind in letzter Zeit wieder holt Versuche gemacht worden, das broschierte Buch mehr in den Vordergrund zu schieben. Gewiß ist das broschierte Buch billiger als das gebundene. Bei normaler und rechnerisch rich tiger Kalkulation ist die Differenz zwischen dem gehefteten und dem gebundenen Buch aber nicht so groß, daß sie tatsächlich auf den Absatz entscheidenden Einfluß ausüben könnte. Wenn bei verschiedenen Verlagen die Differenz zwischen dem broschier ten und dem gebundenen Ladenpreis größer ist, so liegen dafür vielleicht andere als rein kalkulatorische Gründe vor, über die an anderer Stelle zu sprechen wäre. An den Verlag ist nur die dringende Bitte zu richten, das Preisvcrhältnis zwischen ge heftetem und gebundenem Buch entsprechend richtigen kalkula torischen Grundlagen zu gestalten. Wenn hier eine Regulierung eingctrcten ist, wird auch von selbst der Ruf nach dem billigen broschierten Buch verstummen. Es sei hier noch darauf aufmerksam gemacht, daß diejenigen, die planmäßig das broschierte Buch bevorzugen wollen, mit einer wahrscheinlichen Gegnerschaft rechnen müssen. Das Buchbinde reigewerbe würde in verständlicher Selbstverteidigung voraus sichtlich dagegen Stellung nehmen. Es sei auch noch darauf hingewicsen, daß mit gesteigertem Verkauf gehefteter Bücher auch der Umsatz sowohl im Verlag wie auch im Sortiment zurückgehen würde. 762 Befassen wir uns mit dem zweiten Vorwurf: Das Sorti-I ment verdient zu viel. Die Jahres-Abschlüsse unserer Sortimcnts- buchhandlungcn beweisen, daß der Gewinn unserer Sortimentei durchaus nicht höher ist als der anderer Einzelhandelsgcschäftc. Selbst der Bruttogewinn dürfte in vielen Fällen nicht höher sein als der in anderen Handelszweigen. Der Durchschnitts- rabatt eines Großstadt-Sortiments beträgt etwa 38?s. Eine Rabatt-Herabsetzung wäre nur dann zu verantworten, wenn sich die Umsatzgeschwindigkeit im Buchhandel wesentlich steigern ließe» Die meisten Sortimenter setzen ihr Lager jährlich höchstens», dreimal um. Auch der Vorwurf, der gelegentlich erhoben wurde, daß die Kartellierung im Buchhandel und die dadurch mögliche hohe Rabattierung dem Sortiment zu große Gewinnmöglich keiten bietet, ist falsch. Seit den 90er Jahren haben wir einen Zug zum festen Ladenpreis, auch überall da, wo eine Kartellie rung nicht festzustellen ist. Wir feilschen und markten nicht mehr, wenn wir uns etwas kaufen. In allen Einzelhandelsgeschäften gibt es feste Ladenpreise. Die Käufer haben auch gar nicht mehr die Zeit dazu, etwa wie im Orient, mit dem Verkäufer eine Stunde zu handeln, um den zuerst geforderten Preis aus das annehmbare Drittel heruutcrzuhandcln. Die Gegner des Buch handels rechnen sich besonders hohe Sortimentsgewinne aus, indem sie auf den Nettopreis den Rabatt aufschlagen. So kom men sie zu Bruttogewinnen von 80 bis 100"/». Diese Berech nungsmethode ist aber völlig falsch; denn sie ist nirgends im Einzelhandel üblich, überall berechnet man den Bruttogewinn ^ vom erzielten Umsatz, also vom Verkaufspreis. Was nun die Überproduktion betrifft, so ist die Bibliogra phie der Deutschen Bücherei die immer genannte Quelle der allgemeinen Meinung, daß wir unter einer schrecklichen übers Produktion leiden. Von der letzten Jahresproduktion, dieV 30 000 überstieg, kam aber für den Buchhandel nur knapp die Hälfte in Frage. Man sollte deshalb im Buchhandel nicht mit der Gesamtziffer operieren, sondern mit der der Wahrheit näher kommenden halbierten Zahl. Die amtliche Bibliographie weist nämlich jeden Handclskammerbericht, jede Denkschrift usw. aus, also unendlich viele Drucksachen, die nichts mit dem Buchhandel zu tun haben. Gewiß haben wir eine Überproduktion. Es ist aber die Frage, ob sie schädlich ist. Worin erblickt man die Überproduktion? Bei uns in erster Linie darin, daß wir viele - Parallclausgabcn nebeneinander haben. Man kann Hunderte von Faustausgaben kaufen, von 40 Pfg. angefangen bis zu dem gangbarsten bibliophilen Druck. Das ist aber demnach nur die wünschenswerte Anpassung an alle Geschmacks- und Kauskraft- abstufungen. Dann beanstandet man überhaupt die große Zahl der Erscheinungen. Schließlich ist die Produktion für den Ver leger aber unbedingt nötig, wenn er seinen Betrieb im vollen Umfange aufrecht erhalten will. Bei vorsichtiger Kalkulation ist die Überproduktion sowohl für den Verlag als auch für das Sortiment erträglich. Auf die Preisbildung wirkt sie nivel lierend; solange sie aus eigenen Mitteln finanziert wird bzw. aus langfristigen Licferantenkreditcn, ist sie an sich nicht unga" sund. Gefährlich wird sie erst, wenn der Verleger mit Banll kredit arbeitet und durch immer übertriebene Angebote seiiw Ware verschleudern muß, um die fälligen Zinsen bzw. Rückzah lungen decken zu können. In einem Punkte ist unbedingt Kritik erforderlich. Es hat sich der Brauch herausgebildet, die Auf- lagenhöhe so hoch wie möglich zu schrauben, um die günstigsten Herstellungskosten bei der Kalkulation zugrundelegen zu können Dabei wird oft übersehen, daß die Absatzmöglichkeit nicht i^ Verhältnis zu der gedruckten Auflage steht und durch die ho Auflage keine Verbilligung, sondern eine Verteuerung der HeD stellungskosten eintritt. Der Rest der Auflage wird dann häufig verramscht, wodurch sich der Verleger oft den Markt für weiteres Novitäten selbst verstopft. Also auch der Vorwurf der Über- » Produktion, den nicht nur das Publikum, sondern auch das Sor timent dem Verlage macht, ist nur zum kleinsten Teil berechtigt. Jedenfalls wird das Sortiment und das Publikum durch diese Überproduktion nicht geschädigt, ja es bieten sich hier Vorteile, die nicht vorhanden wären, wenn wir keine Überproduktion hätten.
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