Nr. 16V (N. 89). Leipzig, Sonnabend den 13. Juli 1929, 98. Jahrgang. RÄMwuMer TA Vekanntnrachuns. Aus Sortimenterkreisen ist der Wunsch geäußert worden, durch ein Preisausschreiben einige mustergültige Werbebnefe für das Weihnachtsgeschäft zu sammeln und zu veröffentlichen. Wir erlassen deshalb folgendes Preisausschreiben: Die Entwürfe für wirkungsvolle und mustergültige Weihnachts-Werbebriefe des Sortiments müssen bis zum 31, Juli 1929 an die Geschäftsstelle eingesandt werden. Zu berücksichtigen ist die Propaganda für das Bilder- und Jugendbuch, das belletristische Buch, das Buch als Geschenk überhaupt. Nicht einzelne, bestimmte Bücher sollen in diesen Werbebriefen angeboten werden, sondern Gruppen; es soll Bezug genommen werden auf Listen, Verzeichnisse, Kataloge, Ausstellungen u, dergl. Für die besten Einsendungen, die vom Werbeansschnß unter Berücksichtigung der landschaftlichen Unterschiede und der Ansprüche des Publikums in Groß- und Mittelstädten sowie in Gemeinden mit überwiegend kleinstädtischer oder ländlicher Bevölkerung ausgewertet werden, sind folgende Preise ausgesetzt: 6 Preise zu je 50.— Mark sowie drei Trostpreise zu je 20.— Mark. Die Arbeiten müssen mit einem Kennwort bezeichnet sein, die Adresse des Einsenders ist in verschlossenem Umschlag beizu fügen, Am Kopf der Arbeit ist zu vermerken, aus welcher Provinz die Arbeit stammt und für welche Käuferschichten sie be stimmt ist. Die Arbeiten gehen in den Besitz des Börsenvereins über. Die besten davon werden nach Auswahl des Werbe ausschusses veröffentlicht. Leipzig, den 13, Juli 1929, Oer geschäftsführende Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig i, A,: Diederich, Kritik am Buchhandel. Bericht über die Wochenendzusammenkunst des Buchhändler-Verbandes Hannover-Braunschmeig. Auch die zweite Wochenendzusammenkunft des Buchhändler- hVerbandes Hannovcr-Braunschweig am 1, und 2. Juni in Gos- plar, der tausendjährigen Kaiserpfalz, bot viele Gelegenheiten zu regem Gedankenaustausch und viele, viele Anregungen, Der Einladung des Vorstandes waren Kollegen und Kolleginnen aus allen Teilen des Verbandsgcbiets gefolgt. Aus dem benachbar ten »Sachsen-Thüringen« hatten sich Herr Fr. Reineckc-Magde- burg und Herr Otto Mark-Rudolstadt eingefunden. Die Veran staltung war als Arbeitsgemeinschaft für Chefs und altere Mit- rbeiter gedacht und bot in ihrer Zusammensetzung ein buntes »ild von Alt und Jung, von Verlegern und Sortimentern, on Buchhändlern und Buchhändlerinnen, Die Aussprache über ktllgemcine und buchhändlcrische Dinge war ebenso vielseitig. Am Sonnabend nachmittag sollten Buchhändler »Kritik am Buchhandel« üben. Der I, Vorsitzende des Verbandes, Herr W, M a u s - Braunschweig, richtete einige Begrüßungsworte an die Teilnehmer, besonders an die Gäste, Das einleitende Referat hatte Herr Professor vr, Menz-Leipzig übernommen. Eine Grundregel vorweg: Das Falscheste ist, wenn der Sortimenter die Verantwortlichkeit auf den Verlag, der Verlag alle Schuld auf das Sortiment abzuschieben versucht. Nach außen hin muß der Buchhandel in geschlossener Front austreten. Die meisten An griffe der Öffentlichkeit richten sich gegen folgende drei Punkte: 1. Das Buch ist zu teuer; 2. Das Sortiment verdient zuviel; 3. Der Verlag produziert zuviel. Man sollte meinen, daß es unnötig sei, den Buchhändler darüber aufzuklären, daß unsere Bücher im allgemeinen nicht nur nicht zu teuer, sondern meistens zu billig sind. Herr Rowohlt hat in verschiedenen Tageszeitungen und Zeitschriften eine Zu sammenstellung veröffentlicht, aus der auch der Laie ersehen kann, in welchem Maße die Herstellung der Bücher in den letz ten Jahren gestiegen ist, und ein Vergleich mit den Preisen, die heute für Bücher gefordert werden, ergibt, daß an sich das Buch nicht zu teuer, sondern geradezu billig ist. Gewiß haben weit« Volksteile den Eindruck, daß sie Bücher nicht kaufen können, weil sie die geforderten Preise nicht bezahlen können. Das liegt aber nicht an der Höhe der Bücherprcise, sondern daran, daß die meisten Einkommen heute im Verhältnis zu niedrig sind. Da für kann man aber nicht den Buchhandel verantwortlich machen. Der Buchhandel hat schließlich alles getan, um auch diesen, Umstande Rechnung tragen zu können, er hat viele neue Reihen guter Bücher in niedrigen Preislagen geschaffen. Man kann die Behauptung aufstcllen, daß heute Bücher für alle Einkommen vorhanden sind.