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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1929
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- 1929-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1929
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x° 83, II. April 1929. Redaktioneller Teil. heit über die Zukunft (bei der einzigen Hoffnung, daß die Zeit weiter für uns arbeiten könne) oder höhere Last mit absehbarem Ende? Um die Entscheidung in diesen Fragen dürste das Ringen in den nächsten Tagen, wenn nicht Wochen gehen. Wie lange das dauert, kann uns gleichgültig sein. Wir haben Zeit und dürfen nur nicht die Nerven verlieren. Die Franzosen und Engländer können weniger gut warten. Frankreich muß möglichst bald wissen, ob es am 1. August die 400 Millionen Dollar zu zahlen hat oder nicht. Denn wenn es auch dafür gerüstet ist, so muß doch die Durchführung der Leistung in Ruhe vorbereitet werden können, um Störungen zu vermeiden, die nicht zuletzt dem Lon doner Markt gefährlich werden könnten. Die englische konserva tive Regierung aber braucht einen »Erfolg« möglichst noch vor den Wahlen im Mai, um für sich Stimmung machen zu können. Frankreich wird alles versuchen, um seine englischen Freunde in dieser Richtung zu unterstützen; denn ob eine Arbeiterregierung in England die französische Politik so wie bisher fördern würde, ist mehr als zweifelhaft. Unter diesen Umständen dürfte sich das Trommelfeuer der Entente gegen uns in der nächsten Zeit noch verstärken. Um so mehr heißt es bei uns ruhig zu bleiben. Noch ein Punkt ist dabei Grund zur Besorgnis für uns. Den größten Teil unseres Tributs haben wir bisher in Gestalt von Kohle ge leistet. Gerade die deutsche Reparationskohle hat dem englischen Kohlenbergbau das Siechtum gebracht, das die englische Wirt schaft und Politik so schwer belastet. Daß sich die englischen Kohlenmagnaten trotz aller Opfer, die sie bringen müssen, bisher noch immer gegen jede Verständigung mit dem deutschen Kohlen bergbau und gegen jedes internationale Kohlenkartell gesträubt haben, ist kein gutes Zeichen. Sie streben also eine andere Lösung au und hoffen darauf. Würden die deutschen Kohlenreparations- lieferungcn ausgehoben, so wäre ihnen in der Tat Erleichterung verschafft. Frankreich braucht keine Kohlen mehr und wird sich nicht sträuben, darauf zu verzichten, wenn es in anderer Weise entschädigt wird. Der nächste Hauptinteressent ist Italien. Ist Chamberlain kürzlich deswegen zu Mussolini nach Florenz ge fahren, um ihn für ein solches Geschäft zu gewinnen? Will man unfern gesamten Außenhandel so weit durch die Tributbank »kon trollieren«, daß man bei seiner »Finanzierung« für Frankreich und Italien Ersatz für die Kohlentribute garantieren zu können hofft? Wenn man uns dann wirklich die Leistungen um so viel gnädig kürzt, so wäre für unsere Gesamtwirtschaft das ein kaum zu verwindender Schlag. Schon jetzt ist unser Kohlenbergbau notleidend. Was würde dann aus ihm? Bei den jetzt erkennbar gewordenen Absichten der Gegner schwindet auch die Hoffnung darauf, daß unsere bisherigen Tributlcistungen, die Gebietsab tretungen, die Kolonialverluste usw. gegen Teile der Gesamt forderung aufgerechnet werden könnten. Zwar sind alles das nur Vermutungen auf Grund der bisher bekannt gewordenen An deutungen, aber vertrauenerweckend ist das Gesamtbild auf keinen Fall, selbst wenn es in einigen Zügen schließlich anders aussieht. Vor allem vermißt man immer noch jede Erörterung des Haupt punktes, wieviel man uns denn überhaupt jährlich besten Falls als Tribut zumuten kann. Unter diesen Umständen bleibt uns nur die einzige Hoffnung, daß wir schließlich werden Nein sagen müssen und beim Dawesplan bleiben. Wenn das ganze deutsche Volk darin einig ist und bleibt, wird man es nicht überhören können. Würde das Ergebnis erzielt, so hätte die Aufnahme der Revisionsverhandlungen ihren besseren Zweck erfüllt und wäre die Einberufung der Tributkonferenz doch noch ein deutscher Erfolg. Für den Buchhandel im engeren Sinne ist das bemerkens werteste Ereignis der letzten Wochen wohl die Druckpreis erhöhung von b Prozent. Die Stellungnahme des Verlags ist in der Bekanntmachung des Deutschen Verlegervereins klar genug zum Ausdruck gekommen. Freilich hat man noch nie bemerkt, daß man sich auf Druckerseite durch diese ja stets voraussehbare Ablehnung des Buchverlags hätte wirklich beeinflussen lassen. Längst haben die Zeitungsdruckereien die entscheidende Stimme. Bei den Werkdruckereien verläßt man sich anscheinend darauf, daß sie mit ihren Auftraggebern vom Buch- und Zeitschriftenverlag schon zu einer Einigung zu kommen wissen würden. Daß die letzten Preiserhöhungen hier nicht überall durchgesetzt werden 392 konnten, ist ja schließlich auch kein Geheimnis. Ist das aber nicht Vogelstraußpolitik bedenklichster Art? In den letzten Lohnver handlungen im Druckgewerbe sind nach der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« bereits Vergleiche mit dem Ausland gezogen worden. Sie sind nicht zu Deutschlands Gunsten aus gefallen. Geht nicht das Sinken der nicht so lohnenden Ausland- aufträge darauf zurück, daß Deutschland auch hier zu teuer ge worden ist und immer teurer wird? Fehlende Aufträge bedeuten ungenügende Ausnützung der Kapazität und demgemäß Beein trächtigung der Rentabilität. Beim Papier hat sich schon die Lage ergeben, daß Auslandabsatz nur zu unlohnenden, wenn nicht gar verlustbringenden Preisen möglich bleibt, daß er aber um jeden Preis getätigt werden Wutz, um nicht durch Verschlechterung der Kapazitätsausnutzung die Betriebe völlig zum Erliegen zu bringen. Man tröstet den Jnlandverbraucher, der allein noch verdienen läßt, dann damit, daß er ja andernfalls noch teurer kaufen müßte. Der Drucker kann aber selbst bei noch so großen Anstrengungen einen derartigen Ausgleich überhaupt nicht er reichen. Er ist im wesentlichen allein auf den Jnlandmarkt an gewiesen. Um so mehr muß er ihn schonen. Er darf sich dann aber auch nicht scheuen, sich über die tatsächlich möglichen Preise offen Rechenschaft zu geben, und sollte seine Preis- wie Lohn tarife dieser Sachlage wirklich anpassen. Der »Tag^es Buches- kürzlich wäre umsonst gewesen, wenn schließlich die Herstellungs verteuerung der Verbreitung des guten Buches im Inland wie im Ausland wachsend Schwierigkeiten macht. Der Aufsatz »Das Sortiment als Vertriebsfaktor« neulich (Nr. 64 und 66 des Bbl.) war geeignet, erneut die Aufmerksamkeit des Sortiments vor allem auf das Lagerproblem zu lenken. Selbstverständlich reichen die Beobachtungen aus einem einzigen, überdies besonders gelagerten Betriebe, wie sie in jenem Aussatz niedergelegt waren, nicht aus, um ein abschließendes Ur teil zu erlauben. Sie erstreckten sich auch auf zu kurze Zeit und im wesentlichen allein auf den Verkehr in einem wissenschaftlichen Sortiment. Auch stammen sie nur aus einer Universitätsstadt. Sie müssen also für andere Sortimentstypen und für Orte ver schiedenen Charakters angcstellt und zum Vergleich gebracht werden. Erst dann werden sich beachtliche Schlüsse ziehen lassen. Zur Anstellung derartiger Beobachtungen aber sollten sie unbe dingt anregen. Das Schema kann wesentlich vereinfacht werden. Im Grunde genügten zunächst schon Feststellungen rein über das Verhältnis zwischen Verkäufen vom Lager und Bestellungen auf Wunsch der Kundschaft im Gesamtumsatz, wie wir sie im Anschluß an die Beurteilung des Weihnachtsgeschäfts zuerst vorschlugen. Sie sind in jedem Betrieb sehr einfach zu sammeln, da ja nur der prozentuale Anteil des umsatzsteuerfrei bleibenden Umsatzes lau fend festgestellt zu werden braucht. Das scheint uns um des willen wichtig und vorteilhaft, weil dieser Umfatzanteil vom Lagerrisiko frei ist und auch sonst eine andere Unkostenbelastung aufweist. Bon der Größe dieses Umsatzanteils hängt also die Gesamtrentabilität sehr merklich ab. Die Hauptgefahr für allen Handel ist das Lagerrisiko. Bei den heutigen Zinssätzen und Ge samtbelastungen frißt dieser Unkostenbestandteil auch äußerlich sehr hohe Rabatte ungeahnt schnell auf. Zur genaueren Fest stellung der Zusammenhänge empfiehlt sich ferner laufend zu verfolgen, wie lange die Lagerartikel auf dem Lager bleiben. Wird das Einstellungsdatum bei der Auszeichnung mit vermerkt, was keine besondere Mühe verursacht, so kann bei der Inventur oder sonst in stiller Geschäftszeit leicht die Probe aufs Exempel gemacht werden. Unter Umständen genügen bereits ein paar Stichproben. Werden ihre Ergebnisse ergänzt durch eine genauere Durch prüfung der Bestellungen der Kundschaft, so können daraus be achtliche Schlüsse auf die Möglichkeit einer Verbesserung des Lager aufbaues gezogen werden, die der Hebung der Rentabilität nur förderlich sein wird. Solche Untersuchungen werden jetzt allent halben im Einzelhandel angcstellt. Der Buchhandel sollte sich davon nicht ausschließen, war er bisher dem übrigen Einzelhandel in solchen Dingen in der Regel doch ein gut Stück voran. Für Überlassung derartiger Ermittlungen zu getreuen Händen, wie das dankenswerterweise verschiedentlich bereits geschehen ist, wären wir dankbar, um auf Grund ihrer Verarbeitung etwaige weitere Anregungen geben zu können.
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