Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1929
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19290411
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192904117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19290411
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1929
- Monat1929-04
- Tag1929-04-11
- Monat1929-04
- Jahr1929
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X- 83, 11. April 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.v.Dtschn. Buchhandel. Beabsichtigt ist, damit am Mittwoch, dem 1. Mai, Vorträge über Schaufenstertechnik, Kundenpsychologie undRationalisierungzu verbinden. Der Besuch dieser Vorträge ist kostenlos. Sie können natürlich nur stattsinden, wenn sich genügend Hörer melden. Anmeldungen sind deshalb bis 17. April an die Weroestelle zu schicken. Leipzig, den 9. April 1929. Geschäftsstelle des Bärsenvcrcins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. vr. Heß, Generaldirektor. Zur Wirtschaftslage. Von Professor vr. G. Menz, z. Zt. Kissingen. iDie allgemeine Konjunkturlage — Die Pariser Tributkonscrenz — Druckprciserhöhung — Das Lagerproblem-s In der allgemeinen Konjunkturlage ist keine Besserung eingetreten. Man muß schon zufrieden sein, daß wenigstens auch keine augenfällige Verschlechterung fcstzustellen ist. Dank.offenbar sehr weitgehender Hilfe der Banken ist es dem Reich gelungen, den gefährlichen 1. April glücklich zu über winden. Werden aber die Steuereingänge jetzt wirklich so aus reichend sein, daß eine Wiederkehr der gespannten Kasscnlage nicht zu befürchten ist? Die zunehmende Schwächung der Wirtschaft läßt nicht ohne weiteres darauf hoffen. Das Defizit des Reichs ist im Februar bereits auf über 260 Millionen angewachsen. Was etwa ein Rückgang der Arbeitslosigkeit an Entspannung bringen könnte, wird vermutlich durch die Zinsverpflichtungen für die jetzige Bankhilfe ausgewogen. Die Schwierigkeiten sind also offen kundig nur verschoben, nicht tatsächlich behoben. Daß der Wirt schaft wirklich keine weitere Steuerbelastung zugemutet werden kann, geht am deutlichsten daraus hervor, daß Reichstag und Regierung sich an einen Abbau des Etats haben machen müssen. Am beachtlichsten ist dabei, daß auch der Sozialetat zu Abstrichen hat hcrhalten müssen. Dazu hätte man sich sicherlich nicht ver standen, wenn die Not nicht wirklich zum Himmel schrie. Freilich lauert hinter dieser Wendung des Reichs zur Vernunft für die Wirtschaft immer noch das Gespenst einer Erhöhung der Real- steuern durch die Gemeinden. Hier müßte ein Riegel vorge schoben werden, wenn die Wirtschaft nicht schließlich nur aus dem Regen in die Traufe kommen soll. Besorgnisse muß es auch er regen, daß offensichtlich eine neue Lohnbewegung im Gange ist. Selbst die Streikgefahr bei der Reichsbahn ist ja nur vertagt, nicht beschworen. Wohin soll das führen? Wie es in der Wirtschaft aussieht, das schildert das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe in seinem letzten Monatsbericht so: Die Wirtschaftslage war im März nach wie vor schlecht. Der Absatzmarkt im Bergbau besserte sich zwar etwas, doch zeigten sür den Ruhrbergbau die auf Veranlassung des Reichswirtschafts ministers abgesaßten Denkschriften eine krisenhafte Lage, die durch die Kündigung des Lohnabkommens seitens der Bergarbeiter noch eine Verschärfung zu erhalten droht. Auch in der Eisenindustrie war die Nachfrage nach einigen Erzeugnissen etwas lebhafter; für eine dauernde Besserung fehlen jedoch auch hier alle Voraus setzungen. In der Maschinentndustrie konnte der Rückgang der Beschäftigung für den Inlandmarkt durch die Steigerung der Ausfuhr nicht ausgeglichen werden. Die Lage der Textilindustrie war nach wie vor gedrückt, ebenso die der Automobilindustrie. In der elektrotechnischen Industrie herrscht starke Zurückhaltung. Die chemische Industrie konnte ihren im allgemeinen befriedigen den Stand ausrecht erhalten. Der Arbeitsmarkt lag noch sehr darnieder. Die Entwicklung des Baugewerbes und der Landwirt schaft wird ganz besonders durch die Lage aus dem Kreditmarkts gehemmt, die sich trotz des Rückganges in Industrie und Handel bisher nicht gebessert hat. Die Devisennachfrage war gegen Ende bes Monats besonders stark. Sollen von dieser sinkenden Konjunktur allein die Löhne aus genommen sein? Man kann natürlich Lohnerhöhungen jederzeit beschließen. Vermag man aber auch einfach im Wege des Be schlusses oder des Schlichtungsentscheids zu erreichen, daß die Lohnausschüttungen vorher verdient werden? über der deutschen Wirtschaft hängt immer noch das Damoklesschwert einer neuen Diskonterhöhung. Nachdem sich Holland und Italien dazu haben entschließen müssen und die Lage in Paris, London und New Jork eher Zeichen weiterer Anspannung als endgültiger Ent lastung zeigt, ist sorgenloser Optimismus in dieser Frage nicht mehr möglich. Auch die Goldverluste der Reichsbank, die in den letzten Monaten insgesamt fast eine halbe Milliarde betragen haben, reden eine unmißverständliche Sprache. Unter diesen Umständen ist Besinnung aus die Wahrheit, mag sie noch so bitter sein, unumgänglich. Man darf sich auch nicht etwa dadurch darüber hinwegtäuschen wollen oder lassen, daß es der Sozial versicherung auch im letzten Jahre wieder gelungen ist, neues Kapital in Höhe von fast einer halben Milliarde anzusammeln. Daß eine solche Kapitalbildung an dieser Stelle möglich war, während die produktive Wirtschaft dazu nicht kommt und teures Auslandkapital bis zur Gefahr völliger Überfremdung (Opel!) heranziehen muß^ist ja ohnehin schon ein Zeichen nur dafür, daß in unserem Organismus etwas nicht in Ordnung ist. Außerdem ist zu bedenken, daß Kapital kein Ding an sich ist. Es wird »an gelegt- und ist von diesem Augenblick nicht mehr stabil sür alle Fälle. Es behält seinen Wert nur, wenn die Wirtschaft gesund genug bleibt, um es verzinsen und amortisieren zu können. Da für, daß dies geschehen kann, ist noch keine Versicherung er funden. Jene Verlagerung der Kapitalbildung kann sich also sehr leicht einmal bitter rächen. Eine wirkliche Sanierung unsrer Gesamtwirtschaft nicht nur hinsichtlich ihrer augenblicklichen Lage, sondern mehr noch nach ihrer grundsätzlichen Organisation ist doppelt notwendig, nachdem ihr offenbar von Paris her neue Gefahren drohen. Das Bild der Tributkonferenz fängt an etwas deutlicher zu werden. Die schon früher genannte Gesamtforderung von rund 32 Mil liarden Goldmark setzt sich zusammen aus 25 Milliarden für die Abdeckung der interalliierten Schulden, rund 6,5 Milliarden für Wiedergutmachungskonto in Frankreich — die Franzosen möchten noch 25 Prozent mehr, soweit geht aber der Amerikaner Houng, der Vorsitzende, auf keinen Fall mit — und einem Restbetrag für sonstige Konten (amerikanische Besatzungskosten usw.). Davon sollen die 25 Milliarden für sich behandelt werden und lediglich in Jahresraten amortisiert werden. Da man Deutschland auf keinen Fall höhere Zahlungen dieser Art als gegenwärtig nach dem Dawesplan zumuten kann, käme man dabei auf Verpflich tungen bis auf die Dauer von 50—60 Jahren. Der Rest ist Gegenstand der Kommerzialisierungspläne, weil vor allem Frank reich möglichst sofort Bargeld sehen möchte. Man wird sich dazu zu erinnern haben, daß amerikanischerseits schon vor einiger Zeit 7 Milliarden etwa als Höchstbetrag einer augenblicklich möglichen internationalen Anleihe genannt worden ist. So weit der Plan unserer Gegner, in erster Linie Frankreichs. Einig ist man sich dann darüber, daß die Kommerzialisierung unter allen Um ständen nur mit Hilfe der geplanten Tributbank möglich wäre. Schon dieser Gedanke aber wird nicht überall mit ungeteilter Freude ausgenommen. Amerika fürchtet zum Teil, daß diese Bank England eine führende, wenn nicht überragende Rolle ver schaffen würde. Um die Bank wird es jedenfalls, wenn sie kommt, noch Kämpfe geben. In England aber steht man vor allem dem Gedanken des Ausbaus der deutschen Sachliefcrungen mit Hilfe der Bank noch sehr skeptisch gegenüber. Immerhin wird man um diesen Ausbau der Sachlieferungen nicht herumkommen, wenn überhaupt etwas erreicht werden soll. Danach jedoch tauchen nun erst recht Schwierigkeiten über Schwierigkeiten auf. Deutscher seits wird die Ausdehnung der Tributverpflichtung über 37 Jahre auf 60 unbedingt abgelehnt. Dazu sind wir weder nach dem Versailler Diktat noch nach dem Dawesplan verpflichtet. Wir befinden uns aber dabei in einer Zwickmühle. Kürzung der Zahlungsdaucr bedeutet Erhöhung der Jahresrate. Was ist das kleinere übel: niedrige Raten auf längere Zeit oder höhere Raten für kürzere Zeit? Es droht dabei sogar noch eine weitere Gefahr: setzen wir die Anerkennung durch, daß wir nur niedrige Raten zu tragen vermögen, und daß wir auf keinen Fall über 37 Jahre zu frohnen verpflichtet sind, so ist zu befürchten, daß man auch diesmal wieder nur auf eine Teillösung hinauskommt. Was ist denn das kleinere übel: augenblickliche Entlastung und Ungcwiß- 391
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder